Willkommen in der Sackgasse! Wahlkampf in Thüringen. Ja wo denn nun genau, und wo kann ich das erfahren. Natürlich im Internet, wo denn sonst! Am Schnellsten stößt man aktuell dann im Netz über die Werbevideos der Parteien, denn diese werden mit viel Geld durch den Äther gejagt, um möglichst viele potentielle Wähler zu erreichen. Zielgruppengenauigkeit spielt dabei keine Rolle. Reichweite ist der neue Wahlkampf. Möglichst ohne Inhalte. Inhalte interessieren doch sowieso niemanden mehr. Der Glaube der Bürger an eine inhaltliche Auseinandersetzung ist schon lange verpufft. Auch wird nicht mehr die Partei präsentiert, sondern am Besten nur noch der Kandidat. Wer wird also der neue Schönheitskönig in Thüringen! Gut, seit kurzem steht auch eine Königin mit auf der Liste.
Ausnahmsweise finden auch einige Wahlforen statt, die dann auch ins Internet übertragen oder mindestens im Anschluss hochgeladen werden. Einige TV Regionalsender hatten sich dazu auch schon zusammengefunden, um eine Elefant:innen Runde abzuhalten. Diese kam dann jedoch ziemlich mutlos daher und langweilte eher, als dass man dahinter einen Wahlkampf vermuten konnte. Ich denke mir das so, dass unsere Politiker gar keine Politik mehr können, vielleicht noch nie konnten? Das Geld ist ja auch knapp, eigentlich auch nicht mehr vorhanden, weshalb man dann lieber schnell nicht mehr über die regionalen Probleme sprechen möchten, sondern gleich die große Politik in Berlin und Brüssel ins Visier nimmt. Und ermüdend wirkt es auch, wenn man in den Antworten merkt, dass es doch überhaupt nicht mehr um den Bürger, sondern nur noch um die eigenen Interessen geht.
Nach der Wahl wird jedenfalls vor der Wahl sein. Das ist vielleicht auch das wirklich Neue. Man wartet einfach ab, wer dann das Sagen haben wird und schießt dann einfach gegen den Neuen im Lande. Zu beneiden ist diese Person definitiv nicht. Dabei geht es uns alle an. Wir können uns gerne noch weiter „nur noch verwalten“ oder wir machen wirklich wieder Politik. Dazu brauchen die Damen und Herren in Erfurt aber die Bürger. Das ist noch nicht angekommen, wie man auch aus den Wahlprogrammen zu entnehmen ist. Dort findet sich nämlich nichts zum Thema Mehr Demokratie oder direkte Bürgerentscheide, sowohl auf Landes- als auch auf der Kommunalebene.
Es geht doch schon lange nicht mehr darum, wer hier regieren wird, sondern nur wie das demokratische Gemeinwesen in Zukunft noch funktionieren kann. Diese Debatten fehlen aber völlig und werden leider auch nicht gewünscht. Bleibt dies so haben wir bald eine Regierung ohne Bürger und die Bürger werden sich immer weiter aus dem Gemeinwesen zurückziehen. Im Internet gibt es doch dafür genügend Möglichkeiten. Erst wenn das „richtige“ Leben wieder spannender als das Internet ist, werden wir wieder ein Gefühl von Gemeinschaft entwickeln. Solange das aber nicht gewollt ist, werden die Menschen sich immer weiter zurückziehen und das Gemeinwesen wird darunter leider. Wie lange das so gehen kann, wissen DDR Bürger noch viel zu gut. Die Erinnerungen daran verblassen nicht im Alter, nein sie werden sogar wieder stärker. Und das ist die eigentlich Hoffnung! Denn diese stirbt bekanntlich erst zuletzt!