Das Dorf Passee in Mecklenburg-Vorpommern, mit seinen rund 200 Einwohnern, hat in den letzten 30 Jahren eine turbulente Geschichte erlebt. Seit dem Mauerfall 1989 kämpft die Gemeinde gegen zahlreiche Herausforderungen, einschließlich Gerichtsverfahren, Rückschlägen und falschen Versprechungen, die ihren Fortschritt behindern.
Nach der Wende erlebte Passee erste Konflikte mit dem Lübecker Immobilienmakler Christoph W., der 1992 versuchte, das Dorf zu räumen. Christoph W. hatte kurz nach der Wende große Teile des Dorfes, einschließlich des Gemeindehauses und des Konsum-Ladens, erworben. Diese Besitztümer waren ursprünglich durch die Bewohner in Eigenleistung während der DDR-Zeit erbaut worden. Der Streit zwischen den Dorfbewohnern und Christoph W. eskalierte und führte zu zahlreichen gerichtlichen Auseinandersetzungen, in denen die Grundsatzfragen des Eigentumsrechts geklärt werden mussten. Am Ende konnte die Gemeinde den Rechtsstreit gewinnen und sogar eine Gesetzesänderung erreichen, doch der Konflikt hinterließ tiefe Wunden zwischen den Bewohnern und prägte das kollektive Gedächtnis des Ortes nachhaltig.
Die Familie von Maik Schröder war eine der Betroffenen. Der ständige Rechtsstreit zwang sie schließlich, ihr Haus zu verlassen und in eine Nachbargemeinde zu ziehen. Ihr einstiges Zuhause brannte später ab, und das verlassene Grundstück blieb ungenutzt. Maik Schröder erinnert sich mit Wehmut an die Zeiten, als das Haus der zentrale Treffpunkt seiner Familie war. Nun plant er, in den nahegelegenen Wohnblock zu ziehen, um einen Blick auf das alte Grundstück seiner Eltern zu haben.
Ein Lichtblick für Passee war die Errichtung eines Haustierparks im Jahr 1994, der über Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen realisiert wurde und schnell zu einem Besuchermagneten avancierte. Doch auch dieses Projekt scheiterte, als die Maßnahmen ausliefen und die Gemeinde einen Investor benötigte. Die Gesellschaft für Gesundheit und Pädagogik (GGP) versprach, den Park für therapeutische Zwecke zu nutzen, doch ihre eigentlichen Absichten waren eigennützig. Der Park vernachlässigte und die Tiere wurden verkauft. Die Gemeinde kämpfte erneut gerichtlich und gewann, aber der Park war verloren.
Bürgermeister Adolf Wittek gibt jedoch nicht auf und hat den Traum, den ehemaligen Tierpark touristisch zu nutzen. Vor vier Jahren verkaufte die Gemeinde die Flächen an einen Investor, der einen Naturerlebnispark errichten möchte. Doch inmitten des Gebiets steht noch ein Haus, das der GGP gehört und an den Leiter der Kommunalaufsicht, Yann-Christoph C., verkauft wurde. Dieser plant, dort zu wohnen, was rechtlich problematisch ist, da das Gebiet als touristisches Sondergebiet ausgewiesen ist. Wieder steht die Gemeinde vor einem Gerichtsstreit, diesmal gegen einen einflussreichen Beamten.
Bürgermeister Wittek zweifelt, ob er den ersten Spatenstich des Naturerlebnisparks noch erleben wird. Bei den Kommunalwahlen 2024 tritt er nicht mehr an, doch der Eindruck bleibt, dass Passee mehr als einmal unrecht widerfahren ist.