Jenaer Stadtrat beschließt Einrichtung einer Nachtkulturvertretung

Vermittler und Förderer für die Nachtkultur gesucht

Jena. Zu einer jungen Stadt wie Jena gehören auch abendliche Kulturveranstaltungen und Partys unter freiem Himmel. Gleichzeitig haben Anwohnende ein Recht auf eine ruhige und sichere Nacht. In diesem Spannungsfeld soll künftig die so genannte Nachtkulturvertretung agieren. Der Stadtrat hat in seiner jüngsten Sitzung der Beschlussvorlage zugestimmt, wonach für diese Aufgabe eine Personalstelle eingerichtet werden soll. Die Finanzierung der jährlich 107.000 Euro für Personal- und Materialkosten teilen sich die Dezernate 2 (Finanzen, Sicherheit und Bürgerservice) und 3 (Stadtentwicklung und Umwelt) und der Eigenbetrieb JenaKultur.

Insbesondere in den Jahren 2020 bis 2022 zog es nachts sehr unterschiedliche Gruppen in den Paradiespark, wo sich – vor allem an der Rasenmühleninsel, der Kegelbahn und dem Glashaus – Konflikte entwickelten. „Das war der Ausgangspunkt für eine ganze Reihe an Aktivitäten“, sagt Sicherheitsdezernent Benjamin Koppe. Um alle Interessengruppen an einen Tisch zu holen, wurde im Juni 2021 die Lenkungsgruppe Paradies 21 ins Leben gerufen. Vertreterinnen und Vertreter der Verwaltung und von freien Trägern und Initiativen tauschten sich aus und entwickelten Ideen. „Schnell hat sich hier die Vielfältigkeit der Themen gezeigt, die Jena mit gemeinsamer Kraft und viel Ideenreichtum angehen musste und muss, um jungen Menschen als attraktiver Lebensraum erhalten zu bleiben“, so Koppe.

Begleitet von der Kulturwissenschaftlerin Kordula Kunert folgten fünf Workshops mit allen relevanten Akteuren. Die Ergebnisse sind in das jetzt vorliegende Konzept zur Nachtkulturvertretung eingeflossen. Die Herausforderungen rund um die Nachtkultur und -ökonomie sind vielfältig und recht komplex. Berührt werden unter anderem die Themenfelder Recht, Ordnung, Stadtentwicklung, Wirtschaft, Kultur und Sozialarbeit.

Eine wichtige Anforderung an die neue Stelle ist daher die Kompetenz, zwischen diesen verschiedenen Bereichen vermitteln und Konflikte moderieren zu können. Ziel ist es, die Kommunikation zwischen den Veranstaltenden, den Anwohnenden und den Verwaltungsbereichen wie der Immissionsschutz- und der Ordnungsbehörde zu verbessern. Weitere Zielstellungen sind, das subjektive Sicherheitsgefühl zu erhöhen, junges Engagement zu fördern und zu unterstützen und sich bei diesen Fragen regional zu vernetzen.

Zu den Aufgaben zählt aber auch, das Nachtleben strukturell zu stärken. „Dabei soll es nicht nur um Angebote draußen gehen, sondern auch darum, Nachtkultur drinnen zu fördern“, betont Friedrun Vollmer, Werkleiterin von JenaKultur. Von einem einst vielfältigen Angebot nachtkultureller Einrichtungen bestehe derzeit nur noch ein Bruchteil.

Als Universitätsstadt zieht Jena jedes Jahr zahlreiche junge Menschen an, von denen allerdings auch viele nach Ende des Studiums wieder abwandern. „Die Abend- und Nachtökonomie zu stärken und jungen Menschen Möglichkeiten der abendlichen Freizeitgestaltung im Freien zu ermöglichen, kann Jena gerade für diese Bevölkerungsgruppe auch langfristig attraktiver machen“, betont Bürgermeister und Dezernent Christian Gerlitz.

Organisatorisch ist angedacht, die neue Stelle der Nachtkulturvertretung gemeinsam mit der Kulturberatung und der Zwischennutzungsagentur Blank in einem neu gegründeten Verein Kultur.Resonanz.Raum e.V. zusammenzufassen.

Titelfoto: v.l.: Inga Riedel (Leiterin des Jugendzentrums Polaris), Friedrun Vollmer (Werkleiterin von JenaKultur), Christian Gerlitz (Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt) und Benjamin Koppe (Dezernent für Finanzen, Sicherheit und Bürgerservice)

Autor/Redakteur: Arne Petrich

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