Berlin steht vor der Herausforderung, Flächen für Windenergie auszuweisen. Das sieht ein Bundesgesetz vor, dem der Senat nachkommen muss. Im Rahmen dieser Verpflichtung wurden insgesamt acht potenzielle Standorte identifiziert. Einer dieser Standorte sorgt bereits für Diskussionen: die Rieselfelder Karolinenhöhe in Gatow.
Das Gebiet gilt als Landschaftsschutzgebiet und wird als „Idylle pur“ für Mensch und Tier beschrieben. Doch gerade hier könnten in Zukunft Windräder entstehen, die bis zu 230 Meter hoch aufragen würden.
Die Pläne stoßen bei Anwohnern auf geteilte Meinungen. Heike Baldauf und Renate Dullek zeigen sich wenig begeistert, räumen aber die Notwendigkeit ein. „Wenn es direkt bei uns wäre, würde ich es nicht schön finden“, sagt Renate Dullek, fügt aber hinzu: „Na ja, ich finde es nicht gut, aber wir brauchen es halt. Irgendwoher muss ja der Strom kommen. Und wir können ja nicht einfach sagen: aus der Steckdose!“. Urs-Vuyo Frese, der bewusst ins Grüne gezogen ist, äußert sich ebenfalls kritisch: „Ich bin tatsächlich so egoistisch… dass ich keine Lust darauf hätte, direkt aus dem Fenster darauf zu gucken. Ich würde schon lieber auf die Natur schauen.“.
Pragmatischer sieht das Ralph Schmidt von der Laubenkolonie Sonnental. Er betont, dass es sich noch um eine Diskussion handelt und noch keine Beschlüsse gefasst wurden. Zudem sei der Prozess in Berlin oft langwierig, und vielleicht gebe es bis dahin schon andere Alternativen zur Windkraft.
Im Abgeordnetenhaus versucht man zu beschwichtigen. Es wird klargestellt, dass die Auswahl der Standorte eine erste Vorauswahl sei und lange nicht bedeute, dass am Ende wirklich gebaut werde. Zwar gebe es eine bundesrechtliche Vorgabe zur Flächenausweisung, doch ein ausgewiesenes Gebiet erhalte nicht automatisch eine Genehmigung. Es könne immer noch festgestellt werden, dass eine Realisierung nicht möglich ist.
Gleichwohl sei das Verfahren notwendig. Würde Berlin diese Schritte nicht unternehmen, könnte laut Bundesgesetz ganz Berlin auf einmal als geeignete Fläche gelten – etwas, das niemand wolle.
Ob auf den Rieselfeldern in Gatow tatsächlich Windräder aufgestellt werden können, soll spätestens in zwei Jahren geklärt sein. Bis dahin bleibt die Zukunft des Naturgebiets und anderer potenzieller Standorte ungewiss.