Das Schweriner Schloss – Von der Residenz zum politischen Zentrum

Mit seinen zahlreichen Türmen, Giebeln und prunkvollen Fassaden wirkt das Schweriner Schloss wie aus einem Märchen entsprungen. Einst die Residenz der mecklenburgischen Großherzöge, ist es heute das politische Herz von Mecklenburg-Vorpommern und Sitz des Landtages. Doch das imposante Bauwerk blickt auf eine lange und bewegte Geschichte zurück.

Ein Schloss mit jahrhundertealter Geschichte
Die Ursprünge der Schlossinsel reichen über 1000 Jahre zurück. Bereits im 10. Jahrhundert befand sich dort eine slawische Burg, die der Fürst Niklot im Jahr 1160 selbst in Brand setzte, um sie nicht den Truppen Heinrichs des Löwen zu überlassen. Nach der Eroberung entwickelte sich die Insel zur Residenz der mecklenburgischen Herrscher, die sie über Jahrhunderte hinweg stetig erweiterten und umbauten.

Sein heutiges Erscheinungsbild verdankt das Schloss maßgeblich dem 19. Jahrhundert. Unter Großherzog Friedrich Franz II. wurde es zwischen 1845 und 1857 im Stil des Historismus umgestaltet. Architekten wie Georg Adolf Demmler und Gottfried Semper ließen sich dabei von französischen Vorbildern inspirieren, allen voran vom Schloss Chambord an der Loire. Das Ergebnis: ein prachtvolles Bauwerk, das Elemente der Renaissance, des Barocks und der Neogotik vereint.

Vom Herrschersitz zum politischen Zentrum
Mit der Abdankung des letzten Großherzogs nach der Novemberrevolution 1918 endete die Zeit der Monarchie. Erste Teile des Schlosses wurden für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht und als Museum genutzt. Während des Zweiten Weltkriegs diente es als Lazarett und später als Flüchtlingsunterkunft.

Nach 1945 erlebte das Schloss eine wechselvolle Nutzung: Es war Ausbildungsstätte für Kindergärtnerinnen, Kulturstätte und ab 1948 für einige Jahre wieder Sitz des Landtags von Mecklenburg. Erst mit der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde es erneut zum parlamentarischen Zentrum des Landes. Der Plenarsaal, ursprünglich im dritten Obergeschoss eingerichtet, entsprach jedoch nicht den Anforderungen eines modernen Parlaments. Daher wurde 2017 ein neuer Sitzungssaal im Schlossgartenflügel eröffnet – ein Symbol für Demokratie und Transparenz.

UNESCO-Welterbe und Besuchermagnet
Neben seiner politischen Funktion ist das Schweriner Schloss auch ein bedeutendes Kulturdenkmal. 2024 wurde das Residenzensemble Schwerin in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen – eine Würdigung seiner außergewöhnlichen architektonischen und geschichtlichen Bedeutung. Besucher können heute über 30 historische Wohn- und Festräume besichtigen, darunter den prunkvollen Thronsaal. Auch die Schlosskirche, die bereits 1563 als erste protestantische Kirche Mecklenburgs geweiht wurde, ist Teil des Ensembles.

Die malerische Lage am Schweriner See und der von Peter Joseph Lenné gestaltete Schlossgarten machen das Schweriner Schloss zu einem beliebten Ausflugsziel. Wer das Bauwerk erkundet, bewegt sich auf den Spuren einer bewegten Vergangenheit – und mitten durch das Zentrum politischer Entscheidungen in Mecklenburg-Vorpommern.