Am 27. Januar 2025 fand ein besonderer Gedenkgottesdienst anlässlich des 40. Jahrestages der Sprengung der Versöhnungskirche in der kleinen Kapelle der Versöhnung statt. Die Veranstaltung war gut besucht, und es nahmen auch Gäste teil, die weite Wege auf sich genommen hatten. Der Gottesdienst erinnerte an die bewegte Geschichte der Versöhnungskirche und schlug eine Brücke von der Zeit der DDR bis in die Gegenwart.
Die evangelische Versöhnungsgemeinde gedenkt der Sprengung ihrer damals im Todesstreifen des „Antifaschistischen Schutzwalls“ stehenden Kirche durch das SED-Regime. Pfarrer Thomas Jeutner, Jörg Hildebrandt und andere Zeitzeugen sprachen über den Verlust ihres „Gotteshauses“, das als „Zeigefinger Gottes“ inmitten der sowjetsektoralen Todeszone an die Unmenschlichkeit des SED-Regimes mahnte.
Begrüßungen und besondere Gäste
Zu Beginn wurden die Anwesenden herzlich begrüßt. Unter den Gästen befanden sich Axel Klausmeier, Direktor der Stiftung Berliner Mauer, und Frank Bröger vom ECO-Bauamt. Auch Einmuth Bellmann, die Subvententin des Kirchenkreises, sowie Vertreter aus Wiesdorf, Marzahn und Hohenschönhausen nahmen teil. Krankheitsbedingt konnten einige Gäste aus Hohenschönhausen jedoch nicht anwesend sein. Besonders hervorgehoben wurden die Familie Hildebrandt und Jörg Hildebrandt, der als Zeitzeuge über die Geschichte der Kirche sprach.
Erinnerung an die Sprengung
Die Versöhnungskirche wurde am 22. Januar 1985 (Kirchenschiff) und am 28. Januar 1985 (Kirchturm) gesprengt. Der Gottesdienst erinnerte an die massiven Planungen des ostdeutschen Staates und die symbolische Bedeutung der Kirche. Die Sprengung, ein Resultat des Drucks auf die brandenburgische Kirche, ermöglichte einen Grundstückstausch, der neue Gemeindegründungen in Ost-Berlin förderte. Viele Zeitzeugen erinnerten sich an den Staub, der nach der Sprengung über Stunden in der Luft hing.
Die Kirche wurde nicht nur als Gebäude, sondern als Symbol für den Geist Gottes und als Mahnung gegen die Unmenschlichkeit wahrgenommen. Der Verlust wurde von vielen als Zäsur empfunden, die auch auf die politische Situation während des Kalten Krieges hinwies.
Verbindungen zur Wendezeit und aktuelle Relevanz
Die Veranstaltung zeigte die Bedeutung der Kirche als Ort der Versöhnung. Regine Hildebrandt, die Frau von Jörg Hildebrandt und ehemalige Volkskammerabgeordnete, wurde zitiert: In einem Vorwort betonte sie die Notwendigkeit von Versöhnung in Deutschland und darüber hinaus. Diese Botschaft ist auch heute von zentraler Bedeutung, angesichts von Kriegen und gesellschaftlichen Spannungen.
Die Glocken der alten Kirche, die vor der Sprengung gerettet wurden, läuten noch immer als Mahnung. Ein Glockenteam, bestehend aus Hassan und Maximilian, kümmert sich um diese wichtige Aufgabe. Sie symbolisieren die Verbindung zwischen den Generationen und die bleibende Botschaft der Kirche.
Die Kapelle der Versöhnung
Die Kapelle der Versöhnung, die heute an der Stelle der gesprengten Kirche steht, dient als spirituelles Zentrum und Gedenkort. Der Altar und die von Kaiserin Auguste-Victoria gestiftete Bibel der alten Kirche werden weiterhin genutzt. Der Gemeinschaftsgarten, in dem Menschen aus 18 Ländern zusammenarbeiten, ist ein weiteres Symbol für Versöhnung und Verständigung.
Die Rolle der Versöhnung
Im Gottesdienst wurde die Versöhnung als theologisches und praktisches Konzept hervorgehoben. Sie wurde mit aktuellen Herausforderungen wie den Kriegen in der Ukraine und Hassparolen in Verbindung gebracht. Die Kollekte des Gottesdienstes war der Aktion Sühnezeichen gewidmet, einer Initiative für Verständigung und Frieden.
Ein besonderes Element war die Rede des Sprengmeisters Jürgen Lippock, der als gläubiger Christ die Sprengung der Kirche durchführen musste. Sein Satz „Es ist niemand gekommen“ verdeutlichte die Ohnmacht der Zeit und rief zu aktivem Engagement gegen Unrecht auf.
Der Gottesdienst schloss mit einem Lied und einem Gebet für Frieden und Versöhnung. Die Botschaft bleibt: Aus Verlust und Zerstörung kann etwas Neues entstehen, das Hoffnung gibt und mahnt.