Die jüngste Studie des IW Köln zur Kaufkraft in Deutschland zeigt auf, dass vor allem die Städte Jena, Weimar und Erfurt in Thüringen mit einer besonders niedrigen Kaufkraft kämpfen. Jena belegt dabei einen besorgniserregenden Platz 384 von 400 untersuchten Kommunen. Diese niedrige Kaufkraft ist vor allem auf die teuren Mieten und die hohen Nebenkosten zurückzuführen. Trotz des Rufes als Universitätsstadt und dem damit verbundenen wirtschaftlichen Potenzial gehört Jena zu den 60 teuersten Kommunen Deutschlands, während das Einkommen in der Stadt unter den 50 schwächsten Städten rangiert.
Ein wesentlicher Grund für die stagnierende Kaufkraft und die steigenden Lebenshaltungskosten ist der dramatische Mangel an Wohnraum. In den letzten Jahrzehnten hat Jena versäumt, ausreichend Wohnraum zu schaffen. Neubauprojekte sind im hochpreisigen Segment angesiedelt, was die Lage für junge Familien und einkommensschwächere Bürger weiter erschwert. Der Wohnungsmarkt in Jena ist zielstrebig verknappt worden, was zu einer Abwanderung junger Familien führt.
Der Weg aus der Krise: Förderung des Wohnungsbaus und bessere Vernetzung mit dem Umland
Die Lösung des Problems liegt in einer aktiven Förderung des Neubaus, einer Beschleunigung der Bauverfahren und einer engeren Vernetzung von Stadt und Umland. Der Wohnungsbau muss in den benachbarten Gemeinden vorangetrieben werden, um der wachsenden Nachfrage gerecht zu werden. Jena hat die Chance, den Wohnungsbau auf das Umland auszudehnen, anstatt weiterhin nur auf städtische Projekte zu setzen.
Dies ist eine Aufgabe, die nur mit einer engen Zusammenarbeit von Verwaltung, Politik und Unternehmen gelöst werden kann. Die Infrastruktur muss ausgebaut und Pläne für die Zukunft entwickelt werden. Jena hat diesbezüglich in den letzten Jahren kaum Fortschritte erzielt. Zwar war das Thema der interkommunalen Zusammenarbeit und der Wohnraumförderung bereits bei der ersten Wahl des Oberbürgermeisters Thomas Nitzsche ein zentrales Thema, jedoch sind seitdem kaum Maßnahmen umgesetzt worden.
Ein Problem, das Zusammenarbeit verlangt
Die steigenden Mieten und der Mangel an bezahlbarem Wohnraum in Jena, Erfurt und Weimar sind ein ernstzunehmendes Problem, das nicht nur die Kaufkraft, sondern auch die Lebensqualität der Bürger beeinträchtigt. Um dem entgegenzuwirken, muss der Wohnungsbau aktiv gefördert und die Zusammenarbeit mit dem Umland intensiviert werden. Dies erfordert eine langfristige Vision und vor allem ein Handeln, das bislang zu oft auf die lange Bank geschoben wurde.