Es begann im Haus des Dissidenten Robert Havemann in Grünheide. Hier, am Rande Berlins, trafen sich Ende der 70er Jahre Ulrike Poppe und Bärbel Bohley. Es war der Start einer Freundschaft, die selbst den Zersetzungsstrategien der Stasi trotzte. In einem Zeitzeugen-Interview blickt Poppe nun auf die Gründung der „Frauen für den Frieden“ zurück – ein Lehrstück über Zivilcourage.
Auslöser war die geplante Verschärfung des Wehrdienstgesetzes, das auch Frauen militärisch stärker in die Pflicht nehmen sollte. „Damit begaben wir uns ganz bewusst auf einen illegalen Pfad“, erinnert sich Poppe. Sie verfassten Eingaben und sammelten Unterschriften. Die Gründung einer reinen Frauengruppe war dabei eine Zäsur in der oft männlich dominierten Opposition der 70er Jahre. Statt Hierarchien erlebten sie hier eine offene Kommunikation und ein starkes „Gruppengefühl“ gegen die Militarisierung.
Der Staat reagierte mit Härte. Ein Treffen mit der britischen Aktivistin Barbara Einhorn diente als Vorwand für den Zugriff. Poppe und Bohley kamen ins Stasi-Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen. Poppe beschreibt die totale Desorientierung: „Ich wusste nicht mal, dass ich in Hohenschönhausen saß.“ Obwohl sie ahnte, dass Bohley ebenfalls dort war, sahen sie sich nie. Im Verhör blieb sie eisern: Aussagen nur zur eigenen Person, niemals über Dritte.
Die schwerste Prüfung folgte jedoch nach der Haftentlassung. Die Stasi setzte auf „Zersetzung“: Anonyme Briefe suggerierten, die Frauen seien IMs, da sie freigelassen wurden. Gezielt streuten Spitzel Gerüchte, die Freundinnen würden schlecht übereinander reden. „Das ist eine gefährliche Taktik“, resümiert Poppe. Die Verunsicherung wirkte temporär, doch der Versuch, einen Keil zwischen sie zu treiben, scheiterte letztlich.
„Befreundet waren wir immer noch, solange die DDR existierte“, betont Poppe. Auch wenn sie 1989 politisch unterschiedliche Wege im „Neuen Forum“ und bei „Demokratie Jetzt“ gingen, riss der Kontakt nicht ab. Poppe würdigt die 2010 verstorbene Bohley als „mutige, unbeirrbare Persönlichkeit“. Ihre Geschichte beweist, dass Solidarität auch in einem System des Misstrauens überleben kann und gibt noch heute die „Zuversicht, dass die Welt gewaltfrei veränderbar ist“.