Die geheimen Mordermittler der Stasi

In der DDR galt offiziell: Im Sozialismus gibt es keine Serienmörder. Gewaltverbrechen seien „wesensfremd“, ein Produkt des Kapitalismus. Doch hinter der glänzenden Fassade des sozialistischen Staates operierte eine Elite der Stasi, die im Verborgenen die brutalsten Verbrecher jagte – Serienmörder, Kinderschänder, Giftmörder.

Die Existenz dieser „Spezialkommission“ zeigt den paradoxen Kern des Systems: Die Wahrheit über ein Verbrechen war gefährlicher als das Verbrechen selbst. Jeder Mord drohte, die Illusion des perfekten Staates zu zerstören.

Die Spezialkommission war eine Luxusabteilung der Kriminalpolizei. Während reguläre Ermittler unter Mangelwirtschaft und Spritknappheit litten, verfügten Stasi-Ermittler über modernste westliche Technik. Doch selbst dieses Privileg nützte wenig, wenn das oberste Ziel die Geheimhaltung war.

Nichts offenbart die perverse Logik besser als der Fall der vergifteten Säuglinge in Leipzig 1986. Statt die Polizei zu rufen, alarmierte ein Arzt die Stasi. Die Täterin wurde überführt, die Eltern jedoch zum Schweigen verpflichtet – und monatelang überwacht. Die Opfer wurden so doppelt gezeichnet: einmal durch den Verlust, ein zweites Mal durch den Staat, der sie mundtot machte.

Fehler blieben nicht aus. In Neubrandenburg 1983 wurde ein unschuldiger Mann verurteilt, während der wahre Serienmörder weiter mordete. Erst Jahre später entlarvten Zeugen den Täter – doch selbst dann weigerte sich die lokale Polizei, den Irrtum einzugestehen. Die Stasi musste eingreifen, rehabilitierte den Unschuldigen stillschweigend und verschloss den Fall.

Politische Macht stand stets über Recht. Die Todesstrafe für den jugendlichen Kindermörder Erwin Hagedorn war ein Machtdemonstration der SED: Der Staat wollte zeigen, dass er hart gegen Verbrechen durchgreife, die es offiziell gar nicht geben durfte. Später, unter Honecker, blieb die Justiz formell bestehen, doch das Instrument der Kontrolle war stets die Partei, nicht das Gesetz.

Die Stasi-Mordermittler waren am Ende kein Werkzeug der Gerechtigkeit, sondern der Illusionspflege. Sie jagten Verbrecher, um das Bild eines makellosen Staates zu bewahren. Die Wahrheit wurde zum Feind, Opfer zu Aktenzeichen und Justiz zu einem politischen Instrument. Die gefährlichste Tat war nicht das Verbrechen selbst, sondern das Wissen darüber.