Dresden/Rom/Tokio – Im Sommer 1960 verzauberte sie ganz Deutschland und wurde über Nacht zum Weltstar: Ingrid Krämer-Gulbin, damals noch Ingrid Krämer, eine 17-jährige Oberschülerin aus Dresden, gewann bei den Olympischen Spielen in Rom zweimal Gold im Wasserspringen. Nun feiert die dreimalige Olympiasiegerin ihren 80. Geburtstag und blickt auf eine einmalige Karriere zurück, die sie zum ersten „Cover-Girl der DDR“ machte.
Ein kometenhafter Aufstieg in Rom
Die Spiele von Rom 1960 markierten den Durchbruch für die junge Dresdnerin. Mit 17 Jahren, jung, hübsch und blond, beendete sie die Dominanz der amerikanischen Springerinnen, indem sie das schwierigste Wettkampfprogramm der Welt sprang. Ihr Erfolg war so überwältigend, dass sie in ihrer Heimatstadt Dresden bei ihrer Rückkehr empfangen wurde, als wäre „nahezu die ganze Stadt“ auf den Beinen gewesen. „Ich wurde auf dem Altmarkt empfangen mit Pauken und Trompeten, und wirklich ganz Dresden schien auf den Beinen, als die Doppel-Olympiasiegerin von den Spielen in Rom zurückkehrt“, erinnert sie sich.
Ein Beweis ihrer Popularität und ihres sportlichen Ausnahmezustandes: Ingrid Krämer-Gulbin wurde 1960 sowohl in der DDR als auch in der Bundesrepublik zur Sportlerin des Jahres gewählt – eine Leistung, die bis heute keinem anderen Sportler und keiner anderen Sportlerin gelungen ist.
Angst als Triebfeder und harter Trainingsaufwand
Dabei war ihr Weg zum Erfolg keineswegs einfach. Die gebürtige Dresdnerin, die mit zwölf Jahren mit dem Wasserspringen begann, musste sich stets selbst überwinden. „Anfangs sei die kleine Ingrid nämlich ein großer Angsthase gewesen, bin ich eigentlich auch immer geblieben, aber ich glaube, das ist eigentlich in unserer Sportart gar nicht so unüblich, denn wer sehr viel Angst hat, der überlegt auch genau, bevor er einen neuen Sprung probiert“, erklärt sie. Diese vorsichtige Herangehensweise kam ihr im Sport zugute.
Der Trainingsaufwand war enorm. Um die schwierigsten Wettkampfserien der Welt einzustudieren und eine gewisse Sicherheit zu erreichen, musste sie an einem Tag einen Sprung über 200 Mal wiederholen.
Fortsetzung des Erfolgs in Tokio und bleibendes Vermächtnis
1964 setzte Ingrid Krämer-Gulbin ihre Erfolgsgeschichte fort. Bei den Olympischen Spielen in Tokio führte sie das gemeinsame deutsche Team als Fahnenträgerin an. Sie verteidigte ihren Olympiasieg vom Brett und holte zusätzlich Silber vom Turm.
In ihrer Heimatstadt Dresden hat sie ihre Sportart populär gemacht. Dort wurde sogar eine Springerhalle gebaut, auf deren Dach ein lebensgroßes Bronzedenkmal von ihr steht – eine bleibende Erinnerung an die Sportlegende.
Heute feiert die dreifache Olympiasiegerin ihren 80. Geburtstag und kann auf eine Karriere voller Glanz und wegweisender Erfolge zurückblicken, die sie zu einer der größten Sportlerinnen der deutschen Geschichte macht.