Forstwirtschaft in der DDR – Einblicke in die planmäßige Holzproduktion

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Die Wälder der Deutschen Demokratischen Republik, die rund 2,9 Millionen Hektar oder 27 Prozent der Landesfläche ausmachen, sind von entscheidender Bedeutung für die Volkswirtschaft und die Erholung der Bevölkerung. Dank der weitsichtigen Politik der Partei- und Staatsführung konnte eine planmäßige Anreicherung der lebenden Holzvorräte erreicht werden. Doch die sozialistische Gesellschaft stellte der Forstwirtschaft zwei wesentliche Aufgaben: erstens die kontinuierliche Versorgung der Volkswirtschaft mit Holz und anderen Waldprodukten unter Erhaltung und Mehrung des Waldbestandes, und zweitens die Bewirtschaftung der Wälder zur Erhaltung ihres positiven Einflusses auf die Landschaft und zur Befriedigung des wachsenden Bedürfnisses der Bevölkerung nach Erholung.

Intensivierung und wissenschaftlich-technischer Fortschritt als Gebot der Stunde
Um die gesteckten Ziele zu erreichen und die Volkswirtschaft stabil mit Holz zu versorgen, war eine weitere Intensivierung der Leistungsfähigkeit der Forstwirtschaft unerlässlich. Die Direktive des zehnten Parteitages der SED forderte eine Steigerung der Rohholzbereitstellung auf 10 bis 10,2 Millionen Kubikmeter bis 1985. Dies erforderte einen notwendigen Leistungsanstieg, der nur durch die Anwendung des wissenschaftlich-technischen Fortschritts realisiert werden konnte. Eine wesentliche Erhöhung des Rationalisierungsmittelbaus war die Voraussetzung dafür, um die jährliche Produktion bis 1985 im Vergleich zu 1980 nahezu zu verdoppeln.

VEB Kombinat Forsttechnik Waren – Das Herz der Mechanisierung
Ein Großteil dieser dringend benötigten Rationalisierungsmittel wurde im VEB Kombinat Forsttechnik Waren entwickelt und produziert. Das 1976 gebildete Kombinat hat sich hervorragend entwickelt: Bisher wurden 19 Maschinen und Geräte in die Serienproduktion überführt und 20 Patente angemeldet. Etwa 2000 Lizenzinhaber, Schlosser und Ausbildungsberechtigte erhielten durch dieses Kombinat ihre Qualifizierung. Die Entwicklung und Produktion von Rationalisierungsmitteln zielte darauf ab, die Effektivität zu steigern, den Arbeitszeitaufwand sowie den Energie- und Materialeinsatz zu verringern und die ökonomischen Ergebnisse sowie die Arbeits- und Lebensbedingungen zu verbessern. Ein herausragendes Beispiel hierfür ist die maschinelle Entastung von Bäumen, die die Produktion in der Rohholzbereitstellung steigert, den Arbeitszeitaufwand und die körperlich schwere Arbeit reduziert sowie die Unfallgefahren senkt.

Moderne Technik im Einsatz: Von der Saat bis zum Transport

Die Quellen geben einen umfassenden Einblick in die Modernisierungsschritte in der DDR-Forstwirtschaft:

• Pflanzenproduktion: Die Forstwirtschaft war für die Bereitstellung von ausreichendem, qualitätsgerechtem Saatgut verantwortlich. Immer mehr Saatgut stammte aus speziell angelegten Samenplantagen. Jährlich wurden etwa 8000 kg Nadelholz- und 90.000 kg Laubholzsaatgut in Forstbaumschulen ausgebracht, um etwa 550 Millionen Forstpflanzen heranzuziehen. Die Aufforstung auf Traktoren befahrbaren Flächen wurde zunehmend maschinell durchgeführt. Maschinen wie die Räumpflanzmaschine „Universal“ des VEB Kombinat Forsttechnik Waren pflanzten mit einer Leistung von 1,4 bis 2,2 Hektar pro Schicht. Auch die Tanzmaschinenbau aus dem Bezirk Dresden ermöglichte eine platzweise Pflanzung von 1,5 Hektar pro Schicht.

• Bestandspflege und Holzernte:
– Chemische Pflege: Nach dem Institut für Forstwissenschaften Eberswalde erfolgte die Ausbringung chemischer Mittel zur Schädlingsbekämpfung überwiegend durch Bodengeräte (z.B. das ungarische Care-Team-Talk-Gerät auf dem W 50) oder bei Großflächen und schwer zugänglichen Gebieten per Flugzeug.
– Jungbestandspflege: Rund 50 Prozent der Wälder waren Jungbestände, deren rationelle Pflege entscheidend für zukünftige hohe Volumen- und Qualitätsleistungen war. Dabei konnten 30 bis 40 Kubikmeter Holz pro Hektar aus diesen jungen Beständen gewonnen werden. Die Bestände wurden in jeder zweiten Reihe bis etwa zwei Meter Höhe vorgehackt, um sie für nachfolgende Arbeiten begehbar zu machen und die Unfallgefahr zu mindern.
– Kleine Traktoren aus der ČSSR mit Umsturz- und Vorhaltungsrahmen erreichten eine Leistung von circa 2 Hektar pro Schicht.
– Die kombinierte Jungbestandspflege begann mit der Entnahme jeder fünften Reihe, wobei Motorsägen mit hochgezogenem Griff die Körperhaltung verbesserten. Die maschinelle Entastung und Bündelung gefällter Bäume konnte mit einer Entastungs-Bündelmaschine mit einer Leistung von bis zu 2 Kubikmetern pro Stunde erfolgen.
– Dort, wo das kombinierte Verfahren nicht anwendbar war, wurden Bäume nach dem Fällen mit Motorsägen gerückt, oft mit handlichen kleinen Seilwinden (ca. 40 kg, 60 m Seillänge, 10 kN Zugkraft, 1,3 m³/h Leistung).
– Eine besonders effektive Entastungsmaschine wurde im VEB Militärforstwirtschaftsbetrieb Zühlsdorff entwickelt und erfolgreich erprobt, mit einer Leistung von durchschnittlich 1,9 Festmetern pro Stunde.

• Ganzbaumhackverfahren: Eine der effektivsten Technologien der Dünnholzbereitstellung war das Ganzbaumhackverfahren, das die vollständige Verwertung allen gewachsenen Holzes ermöglichte und die Arbeitsproduktivität erheblich steigerte. Die Hackmaschine wurde aus Polen importiert, während Manipulator, Einzug und Teilabsichtung im VEB Kombinat Forsttechnik Waren gefertigt wurden. Die Leistung betrug 4 Kubikmeter pro Stunde, wobei durch Teilabsichtung mineralische Beimengungen, Rinde und etwa 50% der Blatt- bzw. Nadelmasse ausgesondert wurden.

• Moderne Rücketechnik: Der Film zeigte den Einsatz modernster Rücketechnik zur Verminderung von schwerer körperlicher Arbeit und Unfallgefahren.
– Eine finnische Maschine konnte sowohl das Fällen als auch das Entasten übernehmen, einsetzbar auf Flächen mit bis zu 1700 Stämmen pro Hektar und 25 cm Stammdurchmesser.
– Der Universal-Traktor 445 V aus Rumänien war mit Walter-Schild und Rückezange ausgestattet, die vom VEB Kombinat Forsttechnik Waren gefertigt wurden. Seine Leistung betrug 2-3,5 Kubikmeter pro Stunde.
– Der Forstspezialrücketraktor EU 451 war durch geringe Breite, Knicklenkung und Allradantrieb besonders für die Bestandspflege geeignet und erreichte mit Funkfernsteuerung eine Leistung von durchschnittlich 4 Kubikmetern pro Stunde.
– Der Traktor DF vom VEB Kombinat Nutzfahrzeuge Ludwigsfelde mit Manipulator und Klemmbank ermöglichte die Einmannbedienung direkt vom Fahrerstand aus, ebenfalls mit 4 Kubikmetern pro Stunde.
– Der Universal-Traktor 445 V konnte auch mit der finnischen Anbauseilwinde JL 306 kombiniert werden, die das Rücken in nicht befahrbarem Gelände ermöglichte und von nur einer Arbeitskraft bedient wurde.
– In Nadelholzbeständen der Endnutzung kam die Entastungsmaschine EA 60 zum Einsatz, die Bäume bis 60 cm Durchmesser entasten konnte. Ein Kollektiv des staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Kyritz entwickelte eine elektronische Baueinheit zur Steuerung der Entastungsmesser, die alle bestehenden EA 60 Systeme nachrüstbar machte. Die Leistung betrug 9 m³/h bei Fichte und 6 m³/h bei Kiefer.

• Holztransport: Das dominierende Fahrzeug für den Schichtholztransport war der Lkw W 50 Pritsche mit Fünf-Tonnen-Anhänger. Eine wesentliche Effektivitätssteigerung und Verbesserung der Arbeitsbedingungen wurde mit der Entwicklung eines Schichtholzfahrzeuges Kamaz 5320 aus der UdSSR mit Aufbau-Ladekran erreicht, das die Lademenge von 12 auf 18 Kubikmeter erhöhte. Auch der Langholztransport, bisher mit dem W 50 FA 2 mit Nachläufer körperlich schwer und unfallgefährdet, wurde durch die Entwicklung eines Forstaufbaus mit Aufbau-Ladekran auf dem Kamaz-Fahrgestell revolutioniert, was die Leistung von 12 auf 20 Kubikmeter pro Fahrt steigerte.

• Zentrale Holzaufbereitung und Schienenverkehr: Die Holzformung auf zentralen Anlagen spielte eine entscheidende Rolle zur weiteren Erhöhung der Effektivität. Ziel war es, bis 1985 etwa 4 Millionen Kubikmeter auf solchen Anlagen zu bearbeiten und umzuschlagen. Die Verlagerung eines Teils des Holztransports von der Straße auf die Schiene durch Ganzzugprogramme wurde als zwingend notwendig erachtet, um die Effizienz zu steigern und die Arbeitsbedingungen denen der Industrie anzugleichen.

Holz: Ein ständig reproduzierbarer Rohstoff
Holz nimmt als einer der wichtigsten Rohstoffe weltweit den dritten Rang nach Kohle und Erdöl ein und wird für etwa 12.000 Erzeugnisse eingesetzt. Angesichts des steigenden Rohstoffbedarfs, der mit der Bruttoproduktion der Volkswirtschaft zunimmt, kommt es darauf an, den Holzbedarf immer besser aus den einheimischen Wäldern zu decken. Bei intensiver Waldwirtschaft wird Holz zu einer nicht versiegenden Rohstoffquelle, da es im Gegensatz zu Erz, Erdöl oder Kohle ständig reproduziert wird. Der steigende Bedarf erforderte die Erschließung aller Holzressourcen und die vollständige Verarbeitung des Holzes.

Die DDR-Forstwirtschaft zeigte sich entschlossen, durch planmäßige Innovation und den Einsatz modernster Technik die hohen Anforderungen an die Holzversorgung zu erfüllen und gleichzeitig die Wälder als wertvolle Ressource für die Zukunft zu sichern.