Zu DDR-Zeiten war der Gefangenensammeltransportwagen der Deutschen Reichsbahn ein spezieller Reisezugwagen, der für die Verlegung von bis zu 90 Gefangenen zwischen verschiedenen Haftanstalten genutzt wurde. Diese Bahn-Transporte, die von Strafgefangenen der Strafvollzugsanstalt Brandenburg aus einem normalen Reisezugwagen umgebaut wurden, erhielten von politischen Gefangenen der DDR bald den Spitznamen „Grotewohl-Express“. Dieser Name erinnerte an Otto Grotewohl, den ersten Ministerpräsidenten der DDR, der von 1949 bis 1964 amtierte.
Die Praxis des Häftlingstransports per Bahn hatte ihre Anfänge bereits im 19. Jahrhundert, da dies für Polizei und Justiz bequemer war als die Nutzung von Pferdekutschen. Während in der Bundesrepublik Deutschland die Gefangenentransporte aus Kostengründen bereits Mitte der 1950er Jahre ausschließlich mit Kraftfahrzeugen durchgeführt wurden, hielt die DDR an diesem vergleichsweise langwierigen und oft als demütigend empfundenen Verfahren fest. Dabei wurden Zellenwagen an normale Reisezüge gekoppelt, die nach festgelegten Routen die Orte mit den Strafvollzugseinrichtungen anfuhren.
Die Bedingungen im Inneren des Gefangenentransportwagens waren beengt und strapaziös. Der Wagen verfügte über 18 Zellen, einen Isolationsverwahrraum sowie ein WC für Gefangene. Die Zellen, die etwa 1 Meter lang und 1,34 Meter breit waren, mussten anfangs von bis zu fünf Personen geteilt werden, eine Zahl, die Jahre später auf vier reduziert wurde. Die Fenster waren mit Milchglas ausgestattet und vergittert, was den Insassen die Sicht nach draußen verwehrte. Aufgrund der speziellen Routenführung dauerten die Fahrten zwischen den einzelnen Gefängnissen oft unverhältnismäßig lang. Ein drastisches Beispiel hierfür ist die Strecke von Plauen nach Riesa, die circa 150 Kilometer beträgt, aber drei Tage in Anspruch nehmen konnte.
Für die Angehörigen des Strafvollzugs, die den Transport begleiteten, waren hingegen wesentlich komfortablere Räumlichkeiten vorgesehen. Ihnen standen ein Schreib- und Ablageraum, ein Aufenthaltsraum, ein Wirtschaftsraum, eine Küche, ein Ruheraum sowie ein eigenes WC zur Verfügung.
Mit der politischen Wende in der DDR endete die Nutzung des Gefangenentransportwagens. Am 1. Januar 1994 gingen die Fahrzeuge in den Besitz der Deutschen Bahn über. Auf Betreiben ehemaliger Häftlinge der Justizvollzugsanstalt Bautzen wurde der letzte erhaltene Wagen unter Denkmalschutz gestellt und restauriert. Dieser einzigartige Zeitzeuge der DDR-Justizgeschichte kann heute in der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen besichtigt werden.