(JP) Jena wird unbezahlbar – und die Landesregierung schaut zu

Jena ist eine Stadt der Wissenschaft, der Hochtechnologie – und der sozialen Schieflagen. Während sich Start-ups, Spitzenforschung und gut situierte Neuankömmlinge am Saaleufer niederlassen, werden immer mehr alteingesessene Jenaer*innen von der Mietpreiswelle aus ihrer eigenen Stadt gespült.

Fast 42 Prozent – so stark sind die Mieten in Jena seit 2016 gestiegen. Im Jahr 2025 zahlen Mieterinnen im Schnitt 11,54 Euro pro Quadratmeter – wohlgemerkt für Angebotsmieten, die von Jahr zu Jahr rasant steigen. Wer in Jena neu auf Wohnungssuche geht, zahlt schnell mehr als 1.000 Euro kalt für eine Dreiraumwohnung. Das können sich weder Azubis, Pflegekräfte noch Rentnerinnen leisten. Die Frage ist nicht mehr, ob Jena zum Luxusstandort wird – sondern für wen diese Stadt überhaupt noch da ist.

Was tut die Politik? Die Bundesregierung hat einen Mietenstopp auf Bundesebene abgelehnt. Die Thüringer Landesregierung? Verweist auf Förderprogramme, die an der Realität vorbeigehen. Die Mietpreisbremse – ohnehin nur ein zahnloses Instrument – läuft Ende des Jahres aus. Und selbst sie gilt bislang nur für Erfurt und Jena, während Städte wie Weimar oder Eisenach ebenfalls dramatische Mietanstiege verzeichnen.

Der DGB fordert nun klare Maßnahmen: Mehr öffentlich geförderten Wohnraum, eine landeseigene Wohnungsgesellschaft und ein Auszubildendenwerk. Das sind keine ideologischen Fantasien, sondern dringend notwendige Schritte. Denn der Markt hat versagt. Und Jena ist der Beweis: Private Investoren bauen bevorzugt hochpreisige Mikroapartments oder Eigentumswohnungen – wer 500.000 Euro für ein Loft hat, findet in Jena Platz. Wer mit Mindestlohn einen Alltag bestreiten muss, wird verdrängt.

Dass eine Universitätsstadt wie Jena nicht einmal in der Lage ist, ausreichend günstigen Wohnraum für ihre Auszubildenden und Studierenden bereitzustellen, ist ein Armutszeugnis. Noch schwerer wiegt, dass die politisch Verantwortlichen das Problem seit Jahren kennen – und dennoch zusehen, wie die Schere weiter aufgeht.

Wenn Thüringen weiterhin Chancengleichheit, soziale Teilhabe und lebendige Städte garantieren will, dann muss es jetzt handeln. Die Mietpreisbremse muss verlängert, die Fördermittel aufgestockt und der gemeinwohlorientierte Wohnungsbau massiv gestärkt werden. Alles andere ist ein Verrat an den Menschen, die Jena mit Leben füllen – nicht nur mit Kapital.

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