Mit dem Kajak durchs Saaletal: Zwischen Kulturdenkmal und Weinbergen

Ein leiser Paddelschlag, das leise Plätschern der Saale und ein Panorama, das seit Jahrhunderten Dichter und Herrscher gleichermaßen inspiriert: So präsentiert sich der Abschnitt zwischen Rudolstadt und Naumburg jenen, die sich zu Wasser auf Entdeckungstour begeben. Eine Kajaktour auf der sächsischen Saale bietet nicht nur sportliche Herausforderung, sondern auch eine Reise durch über 800 Jahre regionaler Geschichte und eine Landschaft, die in ihrer Vielfalt ihresgleichen sucht.

Zwischen Fels und Fluss
Die Tour beginnt etwas unterhalb von Jena, in einem Flussabschnitt, der durch relativ ruhige Strömung besticht. Kurz hinter Rudolstadt jedoch mahnen zahlreiche Wehre zur Vorsicht: Sie sind auf kurzen Uferabschnitten zu umtragen und gelten als kleine Prüfsteine für erfahrene Paddler. Besonders an der Stelle bei Porsten-Dorf teilt sich das Gewässer: Links fließt die Lache – der offiziell ausgeschilderte Paddelweg –, rechts der eigentliche Saalearm, der landschaftlich allerdings reizvoller ist.

Gerade bei Niedrigwasser zeigt sich die Saale hier von ihrer tückischen Seite: Untiefen und Treibgut können den Vortrieb stark erschweren. „Man darf die Felsen nicht unterschätzen“, warnt ein ortsansässiger Kanuguide. „Vor allem rund um Burg Saaleck und die Rudelsburg nagt die Strömung unaufhaltsam am Muschelkalkgestein – wer sein Paddel unbedacht aufsetzt, riskiert ein Verhaken.“

Goethes Balkon Thüringens
Wer den Blick hebt, sieht auf den steilen Muschelkalkfelsen die weltbekannten Dornburger Schlösser über dem Saaletal thronen. Bereits Johann Wolfgang von Goethe zog es hierher: Das Renaissance-Schloss, in dem er einige Wochen residierte und die sogenannten Dornberger Gedichte verfasste, gilt als „Balkon Thüringens“. Daneben zeugen das mittelalterliche Alte Schloss und das Rokoko-Lustschlösschen von den wechselvollen architektonischen Epochen.

Burgenpaar und Dichterlied
Gut geschützt in einem engen Talabschnitt stehen Burg Saaleck und die Rudelsburg – Keimzellen mehrerer regionaler Sagen und Schauplätze des bekannten Lieds „An der Saale hellem Strande“. Die kleinere Burg Saaleck aus dem 12. Jahrhundert verlor im Zuge der Reformation an Bedeutung, heute erinnern nur noch die beiden runden Türme an ihre einstige Wehrhaftigkeit. Die Rudelsburg hingegen, ein Wahrzeichen des Saaletals, wurde einst erbaut, um die alte Fernstraße entlang des Flusses zu kontrollieren. Von ihrer Plattform eröffnet sich ein weiter Blick ins Tal und auf flussauf- wie abwärts gelegene Weinberge.

Wein und Domstadt
Kurz vor Naumburg kündigen sanfte Hügel mit Reben die Saale-Unstrut-Region an – das nördlichste Qualitätsweinanbaugebiet Deutschlands. Bei Blütengrund, wo die Unstrut in die Saale mündet, endet die Paddeltour. Während im Frühling Obstbaumwiesen in Blütenpracht erstrahlen, locken die Terrassenweinhänge im Herbst mit kräftigen Rotweinen.

Ein Bummel durch Naumburg rundet den Ausflug ab: Die fast tausendjährige Domstadt beeindruckt mit ihrem romanischen Dom St. Peter und Paul, prunkvollen Fachwerkhäusern und verwinkelten Gassen.

Die Saale offenbart auf knapp 60 Flusskilometern zwischen Rudolstadt und Naumburg ein Kaleidoskop aus Natur, Kultur und Geschichte. Sie fordert Kondition und Achtsamkeit, belohnt aber mit spektakulären Ausblicken – sei es auf historische Bauwerke, schroffe Kalkfelsen oder terrassierte Weinberge. Eine Tour, die Sportlern und Kulturliebhabern gleichermaßen unvergessliche Eindrücke schenkt.



Beitrag finden? Einfach die Suche nutzen!