Moderne neu gedacht: Die Sanierung der Hyparschale Magdeburg

Magdeburg. Vier Jahrzehnte nach ihrem Entstehen kehrt die Hyparschale Magdeburg in neuem Glanz zurück: Das 1969 von Ingenieur Ulrich Müther errichtete, denkmalgeschützte Gebäude wurde seit Ende 2019 umfassend saniert und zu einem modernen Konferenz- und Veranstaltungszentrum umgebaut. Mit einem Budget von rund 21 Millionen Euro – gut drei Millionen mehr als ursprünglich veranschlagt – schufen die Restauratoren und Planer des weltweit renommierten Büros Gerkan, Marg und Partner (gmp) eine gelungene Verbindung von historischer Substanz und zeitgemäßer Funktionalität.

Ein Meisterwerk der Leichtbaukunst erhält Stabilität
Die Hyparschale, bekannt für ihre frei tragende Dachfläche von 48 × 48 Metern und eine verblüffend dünne Betondecke von nur neun Zentimetern, galt nach der Wende lange als sanierungsbedürftig. Sogar ein Abriss wurde diskutiert, bevor 1998 der Denkmalschutz in Kraft trat. Die größte Herausforderung: Die Ertüchtigung der filigranen Stahlbeton-Schale, ohne das charakteristische Erscheinungsbild zu beeinträchtigen.

„Die Carbonbeton-Sanierung hat die statische Sicherung erst möglich gemacht“, erklärt Bauleiter Rudolf Droste. Spezialbeton und Carbonfasermatten verstärkten die Dachkonstruktion, während im Herbst 2021 an der Fassade hunderte Stahlträger und Halterungen für die neue Verglasung angebracht wurden. „Es war eine Fleißarbeit“, so Droste, „doch gerade diese schlanke Konstruktion – fast wie Segel – macht den Reiz dieses Gebäudes aus.“

Licht, Transparenz und Modernisierung
Zentrales Motiv der Restauratoren war die Wiederherstellung der einst geplanten, aber nie umgesetzten Transparenz: Ein „Lichtstern“ im Dach, bereits zur Bauzeit vorgesehen, musste in der DDR-Ära wegen eindringenden Regenwassers und technischer Defizite mit Dachpappe abgedeckt werden. Heute schwebt unter dem neu strukturierten Stahlraster eine vollverglaste Pfosten-Riegel-Konstruktion, die erstmals den ursprünglich intendierten Lichteinfall ermöglicht.

„Für die Fachleute unter Schutzanzug und Atemmaske war der 2022 abgeschlossene Farbauftrag auf den Stahlträgern ein echter Kraftakt“, berichtet Architekt Christian Hellmuth. „Doch wir wollten so viel Historisches wie möglich erhalten.“ Ein provisorisch montiertes Musterelement lieferte im Frühjahr 2022 bereits einen Eindruck der künftigen Fassade: Ein weißer Kubus aus Glas, der durch seine Leichtigkeit besticht.

Vom Rohbau zum Veranstaltungszentrum
Parallel zur Fassadensanierung entstanden in den vier Ecken des Gebäudes Betonkuben als „Funktionseinbauten“ für Technik und Infrastruktur. Im Sommer 2023 wurden die riesigen Glaselemente final montiert – der Hülle ist damit ihre äußere Vollständigkeit zurückgegeben. Innen installierten Handwerker massive Stahlträger als Brücken zwischen den Kuben, während in den neuen Wänden maßgefertigte Akustikelemente für beste Innenraumqualität sorgen.

„Es geht um Zeit, Kosten und Qualität – und die müssen auf jeder Baustelle gewahrt bleiben“, fasst Rudolf Droste die letzten Bauphasen zusammen. Trotz Corona-Pandemie, Inflation und Materialengpässen – etwa bei den weißen Farb-Zuschlagstoffen – konnte der Fertigstellungstermin um insgesamt nur ein Jahr verschoben werden.

Denkmalpflege trifft Zukunftsvision
Die komplexe Sanierung vereinte bauliche, denkmalpflegerische und finanzielle Herausforderungen. 18 Millionen Euro waren ursprünglich geplant, am Ende flossen 21 Millionen – gefördert vom Land Sachsen-Anhalt. „Magdeburg war immer ein Vorreiter moderner Baukunst“, betont Christian Hellmuth. „Die Hyparschale ist ein bauliches Kleinod und Vorbild dafür, wie man historische Architektur behutsam modernisieren kann.“

Nach über vier Jahren Bauzeit öffnet das Konferenz- und Veranstaltungszentrum Hyperschale Magdeburg nun seine Tore. Die freitragende Schale steht wieder stabil, die Glasfassade strahlt in klarem Weiß, und der Lichtstern im Dach lässt das Innere heller denn je erstrahlen. Ein Beleg dafür, dass beständiger Dialog zwischen Denkmalschutz und zeitgemäßer Nutzung keine Gegensätze sein müssen, sondern Muse für neue Lösungen bieten.



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