Jena. Die Worte „Erinnern, gedenken, mahnen und wachsam bleiben“ bildeten den Auftakt zu einer bewegten Woche in Jena, in der Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche persönlich über die Ereignisse sprach. In seiner Ansprache hob er hervor, wie die Stadt als Schnittstelle zwischen Vergangenheit und Zukunft agiert – sei es bei der Delegiertenversammlung des Rates der Gemeinden und Regionen Europas, beim überarbeiteten Stadtprogramm oder am Gedenktag des 80. Jahrestages der Befreiung Buchenwalds.
Europäische Dimension: Kommunale Perspektiven als Motor für ein geeintes Europa
Im Rahmen der Delegiertenversammlung, die nur alle drei Jahre stattfindet und anlässlich des 70-jährigen Jubiläums der deutschen Sektion des Rates der Gemeinden und Regionen Europas gefeiert wurde, wurden Bürgermeisterinnen, Bürgermeister sowie Landräte und Landräte aus ganz Deutschland in Jena begrüßt. Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche betonte in seiner Ansprache, wie wichtig der kommunale Dialog sei, um über Städtepartnerschaften und neue Wege der Zusammenarbeit in Europa zu sprechen. „Wir stehen in einer Epoche geopolitischer Verschiebungen, und gerade von unserer kommunalen Ebene muss Europa aus einer starken, geeinten Stimme sprechen“, sagte er und stellte den internationalen Austausch in den Mittelpunkt seines Engagements.
Lokale Impulse: Ein neues Stadtprogramm gegen gesellschaftliche Spaltung
Parallel zur europäischen Veranstaltung fand in Jena auch der Runde Tisch für Demokratie statt. Hier wurden unter Beteiligung zahlreicher zivilgesellschaftlicher Akteur*innen die Grundlagen für ein überarbeitetes Stadtprogramm gelegt – ein Programm, das über den bisherigen Fokus auf Rechtsextremismus hinaus neue Schwerpunkte setzt. Neben dem Kampf gegen Rassismus und Antisemitismus sollen künftig auch Themen wie queeres Leben, Ableismus und eine verstärkte Jugendbeteiligung in den Mittelpunkt rücken. Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche unterstrich, dass diese Entwicklung Ausdruck des fortwährenden Engagements der Stadt für eine demokratische und inklusive Gesellschaft sei. „Wir müssen die Stimmen junger Menschen und aller gesellschaftlichen Gruppen hören und gemeinsam die Weichen für die Zukunft stellen“, betonte er und verwies auf den Mehrwert einer breiteren demokratischen Legitimation, die ein Beschluss des Stadtrates mit sich bringt.
Historisches Gedenken: Die Befreiung von Buchenwald und die Erinnerung an Robert Büchler
Besonders eindrucksvoll zeigte sich Jena auch als Ort des Gedenkens. Im Zeichen des 80. Jahrestages der Befreiung des Konzentrationslagers Buchenwald und des Mittelbau-Dora wurde in Weimar ein zentraler Gedenkakt abgehalten, bei dem Alt-Bundespräsident Christian Wulf und andere prominente Redner mahnen und an die geschehene Geschichte erinnern. Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche erinnerte daran, dass am 11. April nicht nur die Befreiung, sondern auch der grausame Todesmarsch in die kollektive Erinnerung der Stadt einging. „Es ist unsere Pflicht, die Erinnerung wachzuhalten. Nur so verhindern wir, dass sich die dunkelsten Kapitel der Geschichte wiederholen“, so Nitzsche in einem Appell an alle Bürger*innen.
Ein besonders berührender Moment stellte die Benennung einer neuen Straße zu Ehren von Robert Büchler dar – einem Überlebenden des Todesmarsches, der sich auch nach dem Krieg der Versöhnung und dem Dialog verschrieb. Büchlers Zeugnis, das insbesondere an junge Menschen weitergegeben werden soll, steht als Mahnmal für die Verantwortung, aus der Vergangenheit zu lernen und sich aktiv gegen jede Form von Menschenverachtung einzusetzen.
Ein Appell zum Handeln und Erinnern
Jena hat in dieser Woche eindrucksvoll gezeigt, wie eng sich europäische Integration, kommunale Verantwortung und das historisch-politische Gedenken miteinander verweben lassen. Oberbürgermeister Dr. Thomas Nitzsche fasste es prägnant zusammen: „Indem wir erinnern, gedenken, mahnen und wachsam bleiben, schaffen wir die Grundlagen für eine Gesellschaft, die aus der Vergangenheit lernt und sich mutig den Herausforderungen der Zukunft stellt.“
Die Ereignisse und Initiativen in Jena stehen exemplarisch für eine Stadt, die sich nicht nur ihrer Verantwortung in der lokalen und europäischen Politik bewusst ist, sondern auch den Blick fest nach vorne richtet – ohne die Mahnungen der Geschichte zu vergessen.