Buchenwald – ein Name, der untrennbar mit den dunkelsten Kapiteln der Menschheitsgeschichte verknüpft ist. Auf dem malerischen Ettersberg bei Weimar verbarg sich ein Ort, an dem unerträgliches Leid, systematische Unterdrückung und unfassbare Grausamkeiten den Alltag bestimmten. Unter den vielen Akteuren dieses Schreckensregimes ragt ein Name besonders hervor: Martin Sommer, bekannt als „der Henker von Buchenwald“. Sein Leben und Wirken verkörpern den extremeren Wahnsinn und Sadismus, der das NS-Regime prägte.
Ein unscheinbarer Anfang – Der Weg in die Finsternis
Martin Sommer wurde am 8. Februar 1915 in einer kleinen thüringischen Gemeinde als Sohn einfacher Bauern geboren. Bereits in jungen Jahren war sein Charakter von einer rauen Strenge geprägt. Der Bauernhof, die harten körperlichen Arbeiten und der disziplinierte Erziehungsstil seines Vaters hinterließen ihre Spuren. In einer Zeit politischer und wirtschaftlicher Umwälzungen offenbarte sich bald seine Verbannung in die Ideologien, die damals Deutschland erfassten.
Mit 16 Jahren trat er 1931 in die NSDAP ein – ein Schritt, der sein gesamtes Leben radikal verändern sollte. Zwei Jahre später folgte der Eintritt in die SS. Die nationalsozialistische Propaganda, die in Organisationen wie der Hitlerjugend und später der NSDAP allgegenwärtig war, formte nicht nur seine politischen Überzeugungen, sondern auch die brutalen Neigungen, die Sommer in den folgenden Jahrzehnten ausleben sollte.
Vom Bauernsohn zum sadistischen Vollstrecker
Die SS-Totenkopfverbände, zu denen Sommer 1935 kam, wurden zum Synonym für skrupellose Brutalität. Diese Eliteeinheiten, deren Hauptaufgabe es war, Konzentrationslager zu bewachen, boten ihm nicht nur Aufstiegschancen, sondern auch den Freiraum, seine bereits vorhandene Neigung zur Gewalt in schockierender Intensität auszuleben.
Innerhalb kürzester Zeit entwickelte er sich vom unauffälligen Bauernsohn zu einem gefürchteten Blockführer in Buchenwald. In dieser Position war er verantwortlich für die Überwachung und Bestrafung von Häftlingen – eine Aufgabe, in der er immer wieder neue, grausame Methoden der physischen und psychischen Folter einsetzte. Berichten zufolge zählte sein Repertoire unter anderem das Einfrieren von Menschen in Eiswasser sowie die sogenannte „Fahlhängefolter“, bei der Gefangene furchtbare Schmerzen durch gewaltsame Aufhängungen erlitten.
Buchenwald – Zwischen Kultur und Horror
Der Bau des Konzentrationslagers Buchenwald, der im Juli 1937 begann, stand in einem makabren Kontrast zur Kultur der Region. Der Ettersberg, ein Symbol der natürlichen Schönheit und der Nähe zur historischen Stadt Weimar, wurde zur Kulisse eines Grauens, das weit über die Landesgrenzen hinaus Schlagzeilen machte. Hier, inmitten des idyllischen Thuringens, entwickelte sich ein grausamer Ort der Vernichtung und Unterdrückung.
Sommer stieg in den Rängen weiter auf, erhielt 1937 die Leitung des sogenannten Bunkers – eines Arresttrakts, der zur systematischen Isolation und Demütigung der Häftlinge diente. In den 26 kleinen Zellen des Bunkers wurden körperliche und seelische Qualen zur täglichen Kost. Trotz regelmäßiger interner Untersuchungen wegen Korruption und Machtmissbrauch blieb sein sadistisches Handeln lange Zeit ungebremst.
Justiz und die späte Abrechnung
Gegen Ende der Kriegsjahre geriet Martin Sommer vermehrt ins Visier interner Ermittlungen. Vorwürfe der geheimen, eigenmächtigen Ermordungen und massenhaften Menschenrechtsverletzungen wurden laut, als auch aus der SS-Führung selbst Schritte zur Aufklärung eingeleitet wurden. 1943 endete zunächst sein Wirken in den Lagern, als er nach frontnahen Verwundungen und einer Gefangennahme der amerikanischen Streitkräfte in die Kriegsgefangenschaft gelangte.
Doch die Abrechnung mit seinen Taten verzögerte sich nicht – in den 1950er Jahren wurde er von einem ehemaligen Häftling in Berlin wiedererkannt, und ein neues Ermittlungsverfahren leitete letztlich den Prozess in Bayreuth ein. 1957 fand das Urteil statt: Sommer wurde wegen der Ermordung von mindestens 25 Häftlingen zu lebenslanger Haft verurteilt und verlor seine bürgerlichen Rechte.
Nach über drei Jahrzehnten in Haft endete sein Leben am 17. Juni 1988. Sein Name blieb ein Synonym für das Ausmaß menschlicher Grausamkeit, das in den Konzentrationslagern des Dritten Reiches zur Tagesordnung wurde, und erinnert eindrücklich daran, wohin ungezügelter Sadismus und Machtmissbrauch führen können.
Ein Mahnmal an die Menschlichkeit
Die Geschichte von Martin Sommer, dem Henker von Buchenwald, illustriert eindrucksvoll die Abgründe, in die der menschliche Geist zu sinken fähig ist. Sie mahnt uns, nie zu vergessen, dass das Versäumnis von Gerechtigkeit und das Verharmlosen totalitärer Systeme den Nährboden für derart unfassbare Verbrechen bereiten können.
Buchenwald und die damit verbundenen Grausamkeiten sind nicht nur Kapitel in Geschichtsbüchern, sondern ein immerwährender Appell an die Verantwortung einer jeden Generation, sich für die Bewahrung der Menschenwürde und Freiheit einzusetzen.
Dieser Beitrag wurde im Rahmen einer Dokumentation erstellt, die sich der umfassenden Aufarbeitung der Verbrechen des NS-Regimes widmet. Die Erinnerung an die Opfer und das kritische Innehalten vor den Taten der Vergangenheit sollen als ewige Mahnung dienen: Wir müssen verhindern, dass sich solche Schatten wieder über unsere Geschichte legen.