Ein einzigartiges historisches Dokument taucht ein in das Thüringen der 1930er Jahre – präsentiert entlang ausgewählter Schnellzugstrecken, die nicht nur landschaftliche Schönheiten, sondern auch die industriellen und kulturellen Highlights der Region inszenieren.
Historischer Kontext und filmische Zielsetzung
In den 1930er Jahren wurde der Film als Propagandainstrument genutzt, um den Inlandstourismus zu fördern und das Image Thüringens aufzuwerten. Neben der Präsentation malerischer Landschaften und architektonischer Wahrzeichen diente der Film dazu, die Vorzüge der modernen Infrastruktur – speziell der Schnellzugstrecken zwischen Jena–Saalfeld, Weimar–Erfurt–Oberhof und der landschaftlich reizvollen Werratalbahn – in den Vordergrund zu stellen.
Gezeigte Orte und Industriezweige
Der Film bietet eine beeindruckende Reise durch Thüringen und zeigt dabei zahlreiche Orte, die bis heute prägend sind: Städte und Landschaften im Film sind: Erfurt, Weimar, Jena, Kahla, Arnstadt, Suhl, Saalfeld, Rudolstadt, Naumburg, Oberhof, Meiningen, der Rennsteig und Feste Coburg.
Industrielle und handwerkliche Highlights:
Neben den urbanen Schauplätzen werden auch bedeutende Wirtschafts- und Produktionsstätten dokumentiert. So gewährt der Film Einblicke in die traditionsreiche Porzellanproduktion, präsentiert Hanfried als regionales Symbol, und zeigt beeindruckende Einrichtungen wie den Schiefersteinbruch, den Brandleitetunnel, eine traditionelle Waffenschmiede sowie die weltberühmte Jenaer Glasproduktion.
Diese detaillierten Einblicke in unterschiedliche Bereiche – von Kultur und Natur bis hin zu industriellem Fortschritt – unterstreichen die Vielschichtigkeit Thüringens und vermitteln ein umfassendes Bild der Region.
Die digitale Restaurierung: Ein moderner Blick auf ein historisches Erbe
Die neu restaurierte Fassung des Films beeindruckt durch den Einsatz modernster digitaler Techniken. Technische Mängel wie Verwackelungen, Flimmern, Staubablagerungen und Bildrauschen wurden behutsam entfernt, sodass die feinen Details der ursprünglichen Aufnahmen wieder sichtbar werden. Ein besonders sensibler Schritt war die Entfernung des ursprünglichen Intros mit dem Reichsbahn-Logo und dem Hakenkreuz – eine Entscheidung, die den heutigen ethischen und historischen Ansprüchen gerecht wird.
Zwischen Dokumentation und Propaganda
Wie bei vielen Filmen dieser Epoche verschwimmen die Grenzen zwischen reiner Dokumentation und propagandistischer Inszenierung. Ursprünglich als Mittel zur Imagepflege und zur Förderung des Tourismus konzipiert, öffnet der Film heute ein Fenster in die Vergangenheit und erlaubt eine kritische Auseinandersetzung mit der damaligen Ideologie und dem gesellschaftlichen Selbstverständnis. Die Restaurierung stellt sicher, dass das kulturelle Erbe Thüringens in neuem Licht erscheint, ohne die problematischen Elemente seiner Entstehung zu verschleiern.
Ein Fenster in vergangene Zeiten
Der restaurierte Reichsbahn-Reisefilm ist weit mehr als nur ein visuelles Zeitdokument. Er bietet Historikern, Kulturinteressierten und der breiten Öffentlichkeit die Möglichkeit, die kulturelle Vielfalt und den industriellen Fortschritt Thüringens der 1930er Jahre nachzuvollziehen. Die gezeigten Orte und Produktionsstätten – von den charmanten Altstädten bis hin zu den traditionsreichen Handwerksbetrieben – machen deutlich, wie eng Natur, Kultur und Wirtschaft in der Region miteinander verwoben sind.
Mit diesem Film erhalten wir einen beeindruckenden Einblick in ein vergangenes Thüringen – eine Region, die damals wie heute von Innovation, Tradition und Vielfalt geprägt ist. Die Verbindung von historischer Authentizität und moderner Restaurierungstechnik macht das Werk zu einem einzigartigen Medium der Erinnerung und Reflexion.