Inmitten der Schorfheide, am malerischen Döllnsee, enthüllt Historiker Hubertus Knabe in seinem Video einen kaum bekannten Ort der DDR-Geschichte – die geheime Residenz Walter Ulbrichts.
Ein verstecktes Kapitel der DDR
Unter dicken Mauern und in abgelegener Natur liegt ein Gebäude, das auf den ersten Blick an vergangene Zeiten erinnert. Ursprünglich als Gästehaus für Hermann Göring errichtet, wandelte es sich nach Kriegsende erst in eine Jugendherberge der FDJ und fand dann im Jahr 1961 eine neue Bestimmung, als Walter Ulbricht es für sich entdeckte und zum Rückzugsort ausbaute. Knabe, bekannt für seine Suche nach verlorenen Orten, nimmt uns mit auf eine Reise durch diesen geheimen Ort, der bis heute von den Schatten der Vergangenheit umgeben ist.
Architektur und Sicherheitskonzept als Spiegel der Macht
In seinem Video führt Knabe vor, wie das einst prunkvolle Gebäude, mit repräsentativen Räumen wie dem Speise- und Kaminzimmer sowie dem berühmten „Kristallzimmer“, nach und nach umgestaltet wurde. Die ursprüngliche Fensterfront und der Blick auf die weitläufige Terrasse erzählen von einer Zeit, in der Macht und Inszenierung Hand in Hand gingen. Gleichzeitig offenbaren die permanent besetzten Wachhäuschen, die Stasi-Kontrollräume und ein ausgeklügeltes Sicherheitssystem – inklusive Infrarotsperren – die rigorose Überwachung und Kontrolle, die diesem Refugium seinen besonderen, fast militärischen Charakter verliehen.
Ein Schauplatz politischer Dramen
Die Residenz diente nicht nur als persönlicher Rückzugsort, sondern auch als Bühne für hochrangige politische Begegnungen. So wird in Knabes Erkundung der Moment lebendig, in dem Erich Honecker, damals noch im Amt als Staats- und Parteichef, in diesem abgelegenen Haus die Anweisungen zur Errichtung der Berliner Mauer überbrachte. Auch der legendäre Staatsbesuch des sowjetischen Chefs Leonid Brezhnev und das Treffen zwischen Bundeskanzler Helmut Schmidt und Honecker werden angesprochen – Ereignisse, die den Ort zu einem bedeutenden Symbol der DDR-Macht und der komplexen politischen Dynamiken jener Zeit machen.
Die doppelte Faszination eines verlorenen Ortes
Was Hubertus Knabe eindrucksvoll darstellt, ist der Kontrast zwischen der idyllischen Landschaft und der düsteren Geschichte, die in jeder Ecke der Residenz mitschwingt. Der ehemalige Glanz der Räume, die einst für repräsentative Staatsempfänge genutzt wurden, ist heute von Umbauten und dem Verfall gezeichnet – doch die Erinnerungen an die Ära der Ulbricht-Herrschaft bleiben lebendig. Das Gelände, das einst von sportlichen Aktivitäten wie dem Errichten eines Volleyballfeldes geprägt war, bietet heute Raum für Reflexion und die kritische Auseinandersetzung mit der Vergangenheit.
Hubertus Knabes Video über die geheime Residenz Walter Ulbrichts eröffnet einen faszinierenden Blick auf einen Ort, der weit mehr ist als nur ein Relikt der DDR. Es ist ein stiller Zeuge politischer Machtspiele, radikaler Umbrüche und persönlicher Schicksale. Für jeden, der sich für die Geschichte der DDR und die Spuren vergangener Herrschaft interessiert, bietet dieser verlorene Ort einen einzigartigen Zugang zu den dunkleren Kapiteln unserer jüngeren Geschichte.