Mordbefehl der Stasi: Gegen den Strom der Freiheit

Am 17. Februar 2025 erinnert ein eindringlicher Dokumentarbeitrag an einen der dunkelsten Abschnitte der DDR-Geschichte. Im Mittelpunkt steht der Fall des als Staatsfeind Nr. 1 gebrandmarkten Wolfgang Welsch, dessen Leben und Schicksal exemplarisch für die brutalen Methoden des DDR-Regimes stehen.

Bereits in den frühen Morgenstunden des 13. August 1961, als der Bau der Berliner Mauer begann, wurden DDR-Bürger systematisch verfolgt. Mit dem Ziel, die Massenflucht zu stoppen und den Sozialismus zu retten, sprach ein Sondergericht in Abwesenheit Todesurteile aus – begleitet von Befehlen zu unmittelbaren Exekutionen. Welsch, damals noch junger Künstler und später Journalist, geriet in diesen Strudel der Gewalt. Trotz seines Besitzes eines westdeutschen Reisepasses, der ihm eigentlich als Fluchtoption dienen sollte, wurde er festgenommen, brutal gefoltert und in einem System inhaftiert, das politisch motivierte Verbrechen als Staatsverbrechen deklassierte.

In den folgenden Jahren verwandelte sich Wolfgang Welsch von einem Opfer in einen aktiven Akteur: Er entwickelte ein Netzwerk zur organisierten Flucht aus der DDR. Mithilfe gefälschter Dokumente und über komplizierte Routen – unter anderem über Bulgarien und andere osteuropäische Länder – gelang es ihm, zahlreiche DDR-Bürger in die Bundesrepublik zu bringen. Dabei nahm er es nicht nur mit unmenschlichen Haftbedingungen auf, sondern auch mit gezielten Mordanschlägen des Ministeriums für Staatssicherheit. Mehrere Anschlagsversuche – etwa ein mit im Auto installierter Plastiksprengstoff und ein weiterer, bei dem Thallium in Speisen gemischt wurde – sollten ihn endgültig zum Schweigen bringen.

Der Beitrag zeichnet dabei auch das persönliche Leid Welschs nach: Neben den körperlichen Narben schwerer Verletzungen enthüllt er den emotionalen Schmerz einer noch tieferen Wunde – den Verrat seiner eigenen Frau, dokumentiert in seinen Stasi-Akten. Während einige Täter, wie der ehemalige Stasi-Agent Peter Haak, später gestand und bestraft wurden, blieb die Justiz bei der Aufarbeitung der umfassenden Verbrechen des Ministeriums weitgehend tatenlos.

Heute steht Wolfgang Welsch, der einzige Überlebende der berüchtigten Mordanschläge, als lebendiges Zeugnis gegen das System der DDR-Staatssicherheit. Sein unermüdlicher Kampf um Freiheit und Gerechtigkeit, seine Transformation vom Opfer zum Fluchthelfer und Journalisten sowie die Enthüllungen seiner Stasi-Akte werfen ein erschütterndes Licht auf ein Regime, das bereit war, mit aller Brutalität vorzugehen – auch gegen seine eigenen Bürger.

Diese Dokumentation liefert einen eindringlichen Einblick in die systematische Unterdrückung und den langjährigen Terror der Stasi und mahnt zugleich an den Preis, den der Kampf um Freiheit und Menschenrechte zu zahlen hatte.

Autor/Redakteur: Arne Petrich
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