Die Lausitz steht vor einem tiefgreifenden Wandel, der den Übergang von der traditionellen Braunkohleverstromung hin zu erneuerbaren Energien markiert. Dieser Umbruch wird von der LEAG, einem der wichtigsten Energieunternehmen der Region, aktiv vorangetrieben. Besonders deutlich wird dieser Wandel am Kraftwerk in Boxberg, wo der Bau einer der größten Batteriespeicheranlagen Deutschlands, der „Big Battery Oberlausitz“, begonnen hat.
Frank Nackinz, Oberbauleiter des Projekts, erklärt: „Hier entsteht ein Batteriespeicher, der in der Zukunft genutzt werden soll, um überschüssige Energie aus erneuerbaren Quellen zu speichern und bei Bedarf wieder in die Netze einzuspeisen.“ Bereits vor einigen Jahren wurde eine ähnliche Anlage am Standort Schwarze Pumpe errichtet, doch die Big Battery in Boxberg ist noch größer und leistungsfähiger. Sie wird eine Schlüsselrolle bei der Stabilisierung des Stromnetzes spielen, indem sie Schwankungen im Stromnetz ausgleicht, die durch den variablen Einspeisungsgrad erneuerbarer Energien entstehen.
Die Big Battery Oberlausitz soll überschüssigen Strom, der beispielsweise aus Wind- oder Solarenergie gewonnen wird, speichern und bei Bedarf wieder abgeben. Dies ist von entscheidender Bedeutung, da erneuerbare Energien nicht immer dann zur Verfügung stehen, wenn sie benötigt werden – zum Beispiel scheint die Sonne nur tagsüber und Wind weht nicht immer konstant. Durch den Einsatz großer Batteriespeicher wie der Big Battery wird eine konstante Stromversorgung gesichert, selbst wenn die erneuerbaren Quellen temporär nicht genug Energie liefern.
Nur wenige Meter entfernt vom Bau der Big Battery ereignet sich ein symbolisches Ereignis, das den Strukturwandel in der Lausitz ebenfalls deutlich sichtbar macht: der Abriss der alten Kühltürme des Kraftwerks Boxberg. Dieser Rückbau steht für das schrittweise Ende der Braunkohleverstromung in der Region. Die LEAG verabschiedet sich zunehmend von ihrer alten Kohleinfrastruktur und schafft Platz für neue, umweltfreundliche Technologien.
„Im Hintergrund sehen wir den Rückbau des Kühlturms 9 zur Baufeldfreimachung für neu geplante Anlagen in diesem Bereich“, so Nackinz weiter. „Der Kühlturm wird mechanisch auf eine Höhe von ca. 15 Metern zurückgebaut. Wir müssen dabei die aktiven Anlagenteile im Altwerk schützen, deshalb ist eine Sprengung zu riskant.“ Kühltürme 6 bis 8 hingegen werden planmäßig gesprengt, und die Vorbereitungen für diese Maßnahme sind bereits abgeschlossen. Die Entlastungsschlitze und Kernlochbohrungen für die Sprengladungen sind bereits gesetzt. Dieser Rückbau markiert nicht nur das Ende einer Ära, sondern auch den Beginn eines neuen Kapitels in der Energieversorgung der Lausitz.
Der nächste Schritt im Wandel der Lausitz zeigt sich im Tagebau Welzow-Süd. Auf ehemaligen Kohleflächen wird eine der größten Photovoltaikanlagen der Region errichtet. Diese Freiflächenanlage wird nach ihrer Fertigstellung eine Leistung von 22 Megawatt Peak (MWp) haben und damit genug Sonnenenergie erzeugen, um knapp 7.000 Haushalte mit Strom zu versorgen. Dies ist ein bedeutendes Zeichen für den Fortschritt der Region hin zu erneuerbaren Energien.
„Wir sehen hier eine Freiflächenanlage auf zwei Teilfeldern“, erläutert ein Projektleiter. „Mit dieser Anlage speisen wir Strom über unsere eigene Infrastruktur bei der LEAG direkt ins Netz von 50 Hertz ein, um den erzeugten Strom dem Markt zur Verfügung zu stellen.“ Aktuell befinden sich die Arbeiten an der Photovoltaikanlage in der Endphase. Die Trafostationen und Wechselrichter sind bereits installiert, und die Montage der Module nähert sich der Vollendung. Schon bald wird die Anlage Strom produzieren, der direkt aus der Kraft der Sonne gewonnen wird.
Diese drei Projekte – die Big Battery Oberlausitz, der Abriss der alten Kühltürme und der Bau der Photovoltaikanlage – stehen sinnbildlich für die Neuausrichtung der Lausitz. Die Region, die einst stark von der Kohlewirtschaft geprägt war, gestaltet ihre Energiezukunft nachhaltig, innovativ und zukunftsorientiert. Der Wandel von fossilen Brennstoffen hin zu erneuerbaren Energien ist in vollem Gange, und die LEAG spielt dabei eine zentrale Rolle. Die Lausitz hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Energieversorgung umweltfreundlicher und resilienter zu machen, um langfristig eine stabile und nachhaltige Energiezukunft zu gewährleisten.
Die Umstellung auf erneuerbare Energien bringt nicht nur Vorteile für das Klima, sondern bietet auch wirtschaftliche Chancen für die Region. Der Bau von Anlagen wie der Big Battery und der Photovoltaikparks schafft Arbeitsplätze und stärkt die lokale Wirtschaft. Gleichzeitig trägt die Region dazu bei, die deutsche Energiewende voranzutreiben und die Abhängigkeit von fossilen Energieträgern zu verringern.
Ein weiterer wichtiger Aspekt dieser Transformation ist die Sicherstellung der Netzstabilität. Die Herausforderungen, die mit der Integration erneuerbarer Energien einhergehen – wie die schwankende Verfügbarkeit von Wind und Sonne – werden durch innovative Lösungen wie Batteriespeicher und intelligente Netze adressiert. So wird die Lausitz in der Lage sein, auch in Zeiten von Energieengpässen eine zuverlässige Stromversorgung zu gewährleisten.
Insgesamt zeigt sich, dass die Lausitz nicht nur auf dem Weg ist, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen, sondern auch, dass sie aktiv an einer nachhaltigen Zukunft arbeitet. Die Projekte in Boxberg und Welzow-Süd sind nur der Anfang einer umfassenden Transformation, die das Potenzial hat, die gesamte Region in eine Modellregion für erneuerbare Energien zu verwandeln.