Am 7. Oktober 1949 wurde die Deutsche Demokratische Republik (DDR) offiziell gegründet. Dieses Datum markiert den Beginn eines sozialistischen Staates, der sich auf dem Gebiet der damaligen sowjetischen Besatzungszone formierte. Die Gründung der DDR war das Ergebnis einer tiefen Spaltung Deutschlands, die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs immer deutlicher zutage trat. Während in den westlichen Besatzungszonen unter der Führung der USA, Großbritanniens und Frankreichs 1949 die Bundesrepublik Deutschland (BRD) gegründet wurde, formierte sich im Osten ein sozialistischer Gegenentwurf, der stark unter dem Einfluss der Sowjetunion stand.
Vorgeschichte der Gründung
Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 stand Deutschland in Trümmern, politisch und wirtschaftlich zerstört. Die Alliierten – die USA, Großbritannien, Frankreich und die Sowjetunion – hatten das Deutsche Reich besiegt und beschlossen auf der Potsdamer Konferenz die Aufteilung des Landes in vier Besatzungszonen. Die Hauptstadt Berlin wurde ebenfalls in vier Sektoren geteilt, obwohl sie geografisch tief in der sowjetischen Besatzungszone lag.
In den folgenden Jahren entwickelte sich eine immer stärkere politische und wirtschaftliche Divergenz zwischen den westlichen Besatzungszonen und der sowjetischen Besatzungszone. Während im Westen marktwirtschaftliche Reformen und eine politische Neuausrichtung in Richtung Demokratie vorangetrieben wurden, setzte die Sowjetunion in ihrer Besatzungszone auf die Einführung des Sozialismus und die Umgestaltung der Gesellschaft im Sinne marxistisch-leninistischer Prinzipien.
Ein wesentlicher Schritt in dieser Entwicklung war die Gründung der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands (SED) im Jahr 1946. Sie entstand aus der Zwangsvereinigung von KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) und SPD (Sozialdemokratische Partei Deutschlands) in der sowjetischen Besatzungszone. Die SED sollte in den kommenden Jahrzehnten die dominierende Partei in der DDR werden und die politische und gesellschaftliche Ausrichtung des Landes bestimmen.
Mit der Blockade Berlins 1948/49 und der Währungsreform in den Westzonen verschärften sich die Spannungen zwischen den ehemaligen Alliierten. Der Kalte Krieg begann, und die Teilung Deutschlands schien unausweichlich. Im Mai 1949 wurde schließlich die Bundesrepublik Deutschland gegründet, und wenige Monate später, am 7. Oktober 1949, folgte die Gründung der Deutschen Demokratischen Republik als sozialistischer Gegenentwurf.
Die Gründung der DDR
Am 7. Oktober 1949 trat der „Deutsche Volksrat“, ein provisorisches Parlament, in Ost-Berlin zusammen und erklärte die Gründung der DDR. Wilhelm Pieck, ein führendes Mitglied der SED, wurde zum ersten Präsidenten der DDR ernannt, während Otto Grotewohl das Amt des Ministerpräsidenten übernahm. Die Macht in der DDR lag jedoch faktisch in den Händen der SED und ihrer Führung, insbesondere bei Walter Ulbricht, dem Vorsitzenden des Politbüros der SED.
Die DDR verstand sich von Beginn an als sozialistischer Staat, der sich am Vorbild der Sowjetunion orientierte. Die Verfassung der DDR betonte die Führungsrolle der Arbeiterklasse und die Notwendigkeit einer zentral geplanten Wirtschaft. Der Staat sollte das gesamte Leben der Bürger durchdringen und im Sinne des Sozialismus umgestalten. Dazu gehörten auch weitreichende Maßnahmen zur Kollektivierung der Landwirtschaft und die Verstaatlichung von Industriebetrieben.
Gesellschaft und Politik in der DDR
Die SED etablierte sich rasch als die allein bestimmende Kraft in der DDR. Wahlen fanden zwar regelmäßig statt, waren jedoch nur eine formale Bestätigung der Entscheidungen, die zuvor in den Gremien der SED getroffen worden waren. Das politische System der DDR war stark zentralisiert und autoritär. Die SED nutzte den Staatsapparat, um ihre Kontrolle über alle Bereiche des öffentlichen und privaten Lebens auszuweiten. Dies geschah unter anderem durch die Staatssicherheit, die 1950 gegründete „Stasi“, die sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem allgegenwärtigen Überwachungsorgan entwickelte.
Die DDR setzte in den 1950er Jahren auf den Aufbau einer sozialistischen Gesellschaft und propagierte die Gleichheit aller Menschen, die Überwindung von Klassengegensätzen und die Schaffung einer klassenlosen Gesellschaft. In der Praxis jedoch führte dies zu einer strengen politischen Kontrolle und einer hierarchischen Gesellschaftsordnung, in der die SED-Führung und ihre Anhänger die entscheidenden Positionen einnahmen.
Die DDR im Kalten Krieg
Die DDR befand sich von Beginn an in einem Spannungsverhältnis zu ihrer westlichen Nachbarin, der BRD. Der Kalte Krieg prägte die ersten Jahrzehnte der DDR-Geschichte entscheidend. Die SED-Führung betrachtete die BRD als feindlichen kapitalistischen Staat und verurteilte deren Politik der Westintegration und Wiederbewaffnung. Umgekehrt weigerte sich die BRD bis in die 1970er Jahre, die DDR als eigenständigen Staat anzuerkennen, und verfolgte die sogenannte „Hallstein-Doktrin“, die besagte, dass die BRD mit keinem Staat diplomatische Beziehungen aufnehmen würde, der die DDR anerkennt.
Die deutsch-deutsche Grenze wurde in den 1950er Jahren immer stärker militarisiert, und es kam zu massiven Fluchtbewegungen von Ost nach West. Besonders junge, gut ausgebildete Menschen verließen die DDR, was das Regime zunehmend in Bedrängnis brachte. Um diesen „Aderlass“ zu stoppen, errichtete die DDR am 13. August 1961 die Berliner Mauer. Diese physische Trennung zwischen Ost- und Westberlin wurde zum Symbol der deutschen Teilung und des Kalten Krieges.
Die DDR nach Ulbricht
Nach dem Bau der Berliner Mauer stabilisierte sich das politische System der DDR. Walter Ulbricht blieb bis 1971 an der Macht, ehe er von Erich Honecker abgelöst wurde. Honecker setzte auf eine Mischung aus sozialistischer Ideologie und einer Politik der relativen Stabilität und Konsumsteigerung. Die DDR bemühte sich in den 1970er Jahren um eine größere internationale Anerkennung und trat 1973 gemeinsam mit der BRD den Vereinten Nationen bei. Dennoch blieb die DDR ein von der Sowjetunion abhängiger Satellitenstaat, und innenpolitisch änderte sich an der Kontrolle durch die SED wenig.
Zusammenbruch der DDR
In den 1980er Jahren geriet die DDR zunehmend in eine wirtschaftliche und politische Krise. Die Mangelwirtschaft, der fehlende politische Freiraum und die anhaltende Fluchtbewegung führten zu wachsendem Unmut in der Bevölkerung. Der Reformkurs von Michail Gorbatschow in der Sowjetunion verstärkte den Druck auf das DDR-Regime, doch Honecker weigerte sich, grundlegende Veränderungen vorzunehmen. Im Herbst 1989 eskalierte die Situation: Massenproteste in mehreren Städten und die Flucht tausender DDR-Bürger über die Botschaften in Osteuropa führten schließlich zum Sturz des Regimes. Am 9. November 1989 fiel die Berliner Mauer, und am 3. Oktober 1990 wurde die DDR im Zuge der deutschen Wiedervereinigung aufgelöst.
Die Gründung der DDR am 7. Oktober 1949 markiert einen entscheidenden Moment in der Geschichte der deutschen Teilung und des Kalten Krieges. Trotz ihrer Ambitionen, einen sozialistischen Musterstaat zu errichten, scheiterte die DDR letztlich an ihren inneren Widersprüchen und dem wachsenden Druck von außen.