35 Jahre nach der friedlichen Revolution von 1989 steht Deutschland wieder vor einer Spaltung, insbesondere in Ostdeutschland. Die Alternative für Deutschland (AfD), die in Teilen rechtsextreme Positionen vertritt, gewinnt in dieser Region an Einfluss. Unzufriedenheit und das Gefühl, nach der Wiedervereinigung benachteiligt zu sein, treibt viele Wähler zu der Partei. In einer Zeit, in der sich Menschen nach Orientierung sehnen, bietet die AfD vermeintlich einfache Antworten. Sie verspricht ein Leben in Freiheit und behauptet, dass Deutschland heute kein freies Land mehr sei.
Was die AfD besonders verärgert, ist ihre Versuche, sich als Erbe der friedlichen Revolution von 1989 zu inszenieren. Bürgerrechtler wie Frank Ebert, der damals in der DDR gegen das autoritäre Regime kämpfte, sind empört über diesen Missbrauch der Geschichte. „Was wir hier in Deutschland haben, ist aus meiner Sicht eine der freiesten Gesellschaften, die es gibt auf der Welt“, sagt Ebert. Für ihn und viele seiner Mitstreiter von damals war die friedliche Revolution ein mutiger Schritt, der es Millionen von Menschen ermöglichte, endlich in Freiheit zu leben.
Die friedliche Revolution von 1989 war ein Wendepunkt in der deutschen Geschichte. Menschen gingen massenhaft auf die Straßen, um für Freiheit, Demokratie und Menschenrechte zu kämpfen. Die DDR-Diktatur brach zusammen, und der Fall der Berliner Mauer wurde zum Symbol dieser historischen Errungenschaft. Erstaunlicherweise verlief dieser Umbruch weitgehend ohne Gewalt. Die friedlichen Demonstranten von damals forderten keine nationale Abschottung oder die Rückkehr zu autoritären Strukturen – sie wollten eine offene und demokratische Gesellschaft.
Heute jedoch verwendet die AfD die Parolen von damals, um ein ganz anderes Ziel zu verfolgen. Statt Demokratie und Freiheit predigt sie Nationalismus und Abschottung. „Die AfD bezieht sich auf die Slogans, die 1989 in der Breite der Bevölkerung verwendet wurden, und tut so, als ob wir diese Revolution erst noch vollenden müssten“, sagt Frank Ebert. „Sie suggerieren, dass wir in einer gewissen Unfreiheit leben und auf dem Weg in eine Diktatur seien, was meiner Meinung nach nicht der Fall ist.“
Ebert und andere ehemalige Bürgerrechtler werfen der AfD vor, die damaligen Forderungen nach Freiheit und Demokratie zu missbrauchen, um ihre rechtsextremen Ideologien zu legitimieren. Die Partei malt ein düsteres Bild der Gegenwart, in dem Freiheit und Demokratie angeblich in Gefahr seien. Doch für Ebert ist klar: „Freiheit hat auch etwas mit Verantwortung zu tun.“ Es sei wichtig, sich bewusst zu machen, wie man diese Freiheiten nutzt, die die Menschen damals unter großen Risiken erkämpft haben.
In den letzten Jahren hat sich das politische Klima in Deutschland verändert. Neben der AfD konnte auch das neu gegründete Bündnis von Sahra Wagenknecht, das zwischen Sozialismus und Nationalismus balanciert, beachtliche Erfolge bei den Regionalwahlen im Osten des Landes erzielen. Die politische Landschaft in Deutschland scheint sich zunehmend zu polarisieren, und das Gefühl, dass die Ostdeutschen nach wie vor benachteiligt sind, treibt viele in die Arme von Parteien, die einfache Lösungen für komplexe Probleme versprechen.
Doch vor 35 Jahren waren es die grundlegenden Menschenrechte, für die die Menschen auf die Straße gingen. Sie kämpften für Meinungsfreiheit, Reisefreiheit und die Möglichkeit, ihr Leben selbstbestimmt zu gestalten. Diese Errungenschaften, betont Ebert, dürfen nicht vergessen werden. Es sei wichtig, die Freiheiten, die heute in Deutschland existieren, zu schätzen und zu schützen. „Die Freiheit, die wir jetzt haben, nutzen alle – aber sie sollten überlegen, wie sie diese Freiheiten nutzen.“
Frank Ebert weiß, dass Demokratie anstrengend ist. Sie erfordert ständige Wachsamkeit und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen. „Demokratie ist kein Zustand, der einfach von selbst bestehen bleibt“, sagt er. „Wenn wir nicht bereit sind, unseren Beitrag zu leisten, wird sie nicht von allein bestehen.“ Eine erneute Spaltung Deutschlands, wie sie sich heute abzeichnet, will er nicht hinnehmen. Ebert ist fest entschlossen, die Freiheit zu verteidigen, für die er und viele andere vor 35 Jahren gekämpft haben.
Deutschland steht heute vor der Herausforderung, die Spaltung zwischen Ost und West zu überwinden und die Errungenschaften der friedlichen Revolution zu bewahren. Dabei dürfen Parteien wie die AfD, die Nationalismus und Abschottung predigen, nicht das letzte Wort haben. Frank Ebert und viele andere Bürgerrechtler werden weiterhin daran erinnern, dass die Revolution von 1989 nicht für Nationalismus, sondern für Freiheit und Demokratie stand – und dass diese Werte auch in Zukunft verteidigt werden müssen.