Im Jahr 1747 begann unter der Leitung von Simon Leonard von Haerlem die Trockenlegung des Oderbruchs, ein ehrgeiziges und bedeutendes Projekt im Königreich Preußen. Die vorherigen Versuche zur Landgewinnung im Oderbruch hatten keinen nachhaltigen Erfolg, doch Haerlem, der Oberdeichinspektor der Kurmark, stellte ein von Leonard Euler bestätigtes Gutachten zur Regulierung der Oder und Warthe vor. Kernpunkt des Plans war die Begradigung und Verkürzung des Flussverlaufs, um die Fließgeschwindigkeit zu erhöhen und dadurch die Überschwemmungsgefahr zu verringern. Der preußische König Friedrich II., auch bekannt als Friedrich der Große, ließ sich von den Vorschlägen überzeugen, sodass das Projekt verwirklicht werden konnte.
Johann Friedrich Christiani, ein erfahrener Wasserbauingenieur, übernahm ab 1753 die Umsetzung des Großprojekts und prägte durch den Bau wesentlicher Wasserbauwerke den Verlauf der Trockenlegung entscheidend. Christiani war nicht nur Bauleiter, sondern wurde auch zum Deichinspektor ernannt und ließ sich im Oderbruch nieder, wo er 1766 das Gut Herrenwiese erwarb und das Gutshaus Friedrichshof gründete. Der Name Friedrichshof geht jedoch nicht, wie man vermuten könnte, auf den König zurück, sondern auf Christianis dritten Sohn Friedrich.
Das Gut Friedrichshof wechselte im 19. Jahrhundert mehrmals den Besitzer, bis es 1862 in den Besitz von Jean Ferdinand Gain überging, der das Anwesen weiterentwickelte. Unter Gains Schwiegersohn, Alfred von Tilly, erlebte das Gutshaus eine Blütezeit. In dieser Phase hielt der Stil des Jugendstils und des Art déco Einzug in das Haus, insbesondere in Form eines markanten Anbaus mit einem Wintergarten. Tilly, der als Ministerialrat in Berlin tätig war, brachte seine Vorlieben für moderne Architektur nach Friedrichshof. Diese moderne Phase währte jedoch nicht lange: Tilly wurde nach dem Zweiten Weltkrieg enteignet und verstarb 1946 in Berlin.
Nach dem Krieg diente Friedrichshof als Unterkunft für Flüchtlinge, bevor es in den 1980er-Jahren Pläne für ein SED-Funktionärsheim gab. Diese Pläne wurden jedoch nie realisiert. Fotos von 1989 zeigen das Gebäude in einem noch weitgehend intakten Zustand, doch der Verfall setzte rasch ein. Die fehlende Bauunterhaltung führte zu erheblichen Schäden, die letztlich Teile des Daches und der originalen Bausubstanz zerstörten.
Im Jahr 2021 begannen Sophie Gerlach und Patrick Bauer, das marode Gutshaus zu restaurieren und ihm neues Leben einzuhauchen. Trotz der sichtbaren Wunden, die der Verfall hinterlassen hat, sind die historischen Spuren und die beeindruckende Geschichte des Anwesens weiterhin deutlich erkennbar. Heute wird daran gearbeitet, Friedrichshof zu einem Symbol für den Erhalt historischer Bauten und die Wiederbelebung der Vergangenheit zu machen.