Waldbrände und die verheerenden Folgen sind in vielen Regionen Deutschlands, besonders in Brandenburg, zur Realität geworden. Doch im Wildnisgebiet Jüterburg wird seit 2020 im Rahmen des Pyrophob-Forschungsprojekts, gefördert mit Bundesmitteln, untersucht, wie sich Wälder nach Bränden ohne menschliches Eingreifen entwickeln können. Ziel ist es, wissenschaftlich fundierte Empfehlungen für die Waldbewirtschaftung im Kontext des Klimawandels zu gewinnen.
Die Forschenden hoffen, aus den natürlichen Prozessen der Wiederbewaldung nach Brandkatastrophen Rückschlüsse für den Wirtschaftswald ziehen zu können. „Wir sehen, wie sich die Natur regeneriert, und können daraus Handlungsempfehlungen ableiten“, so eine Forscherin.
Auch die Bundestagsabgeordnete Annalena Baerbock informierte sich jüngst vor Ort. Ihre Fragen richteten sich insbesondere auf präventive Maßnahmen und den Umgang mit den Flächen nach einem Brand. Erste Erkenntnisse zeigen, dass das Totholz nicht das Hauptproblem sei, sondern die Nadelstreu, die das Feuer stark begünstige.
Das Pyrophob-Projekt beobachtet sowohl Waldbrandflächen als auch Nadelwälder. Eine wichtige Schlussfolgerung lautet: Es ist sinnvoll, nach einem Waldbrand nicht alles bis auf den Mineralboden abzuräumen. Ein großer Teil des Totholzes sollte zur Humusbildung auf den Flächen verbleiben, was entscheidend für die Wiederbewaldung ist. Außerdem deuten die bisherigen Ergebnisse darauf hin, dass ein minimaler Eingriff nach Bränden vorteilhafter sein könnte. Natürliche Prozesse, wie die Ansiedlung von Birken und Pappeln, bieten Schutz für nachfolgende Baumarten.
Im Bereich der Prävention bringt das Projekt wenig neue Ansätze, doch es wird deutlich, dass Nadelbäume in Deutschland zunehmend an ihre klimatischen Grenzen stoßen. Für den Wirtschaftswald bedeutet dies, auf vielfältige Baumartenmischungen zu setzen und den Wald stabiler gegen die Auswirkungen des Klimawandels zu machen.
Kontrovers bleibt die Frage, ob es bei Naturereignissen wie Waldbränden überhaupt den Eingriff des Menschen braucht. Eine Expertin des Projekts spricht sich gegen Methoden wie das kontrollierte Abbrennen aus: „Unsere mitteleuropäischen Wälder sind nicht an Feuer angepasst und Waldbrände stellen ein gravierendes Störereignis dar.“
Das Pyrophob-Projekt liefert bereits wertvolle Erkenntnisse, doch die fünfjährige Forschungszeit war zu kurz, um belastbare Langzeitergebnisse zu gewinnen. Ob das Projekt fortgesetzt wird, ist unklar, da der finanzierende Waldklimafonds 2023 eingestellt wurde, was auf die Haushaltskrise infolge des Bundesverfassungsgerichtsurteils zurückzuführen ist.