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Bundestag gedenkt 80 Jahre Kriegsende – Mahnung für Frieden, Freiheit und Demokratie

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Am 08.05.2025 versammelte sich der Deutsche Bundestag zu einer Gedenkstunde, um des 80. Jahrestags des Kriegsendes am 8. Mai 1945 zu gedenken. Unter dem ehrwürdigen Dach des Plenarsaals erinnerten Abgeordnete und Gäste in mahnenden Worten an das unfassbare Ausmaß deutscher Verbrechen im Zweiten Weltkrieg – und betonten zugleich, wie untrennbar dieses historische Datum mit der aktuellen Verteidigung von Frieden, Freiheit und Demokratie verknüpft ist.

„Tag der Befreiung – und Mahnung“
In seiner Hauptrede würdigte Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zunächst den unverzichtbaren Beitrag aller Alliierten zum Sieg über die NS-Diktatur. Er hob insbesondere das Opfer der Roten Armee hervor, deren Soldaten mit Millionen Toten zur Befreiung Europas beitrugen. Gleichzeitig verwarf er die russische Staatspropaganda, die den Kampf gegen den Nationalsozialismus heute für eigene imperiale Ziele missbrauche:

„Diese Geschichtslüge ist nichts als eine Verbrämung imperialen Wunsches, schweren Unrechts und schwerster Verbrechen.“

Mit Blick auf den andauernden russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine stellte Steinmeier unmissverständlich klar, dass Putins völkerrechtswidriger Feldzug nichts mit dem Kampf gegen Faschismus zu tun habe. Der russische Botschafter war von der Veranstaltung nicht eingeladen – ein bewusstes Signal an Moskau.

Bruchlinien in der Erinnerungskultur
Der 8. Mai war für Deutschland lange Zeit ein ambivalentes Datum. War es zu Beginn vor allem ein Tag der Scham über Trümmer, Flucht und Vertreibung, so wurde er in der DDR pompös als „Tag der Befreiung“ gefeiert. Kritiker warnten, damit werde die eigene Verantwortung bagatellisiert. Auch heute gibt es Stimmen im Parlament, die einem „Schlussstrich unter die Vergangenheitsbewältigung“ das Wort reden. Ohne sie beim Namen zu nennen, verurteilte Steinmeier Abgeordnete, die die historische Aufarbeitung erschweren.

„Frieden, Freiheit, Demokratie müssen Tag für Tag aufs Neue verteidigt werden – und das geht nur mit dem Blick zurück.“

Zwischen persönlicher Erinnerung und politischer Funktion
Auf den Straßen Thüringens und Nordrhein-Westfalens zeigte sich: Für viele Bürgerinnen und Bürger ist der 8. Mai mehr als ein historischer Jahrestag. Eine Kriegs- und Fluchtgeneration empfindet ihn als Neuanfang, eine Mahnung an nachfolgende Generationen. „Ich bin noch ein Kriegskind“, sagt eine Besucherin. „Der 8. Mai ist der Start unserer Demokratie.“

Im Deutsch-Russischen Museum Karlshorst, wo am 8. Mai 1945 die bedingungslose Kapitulation unterzeichnet wurde, sind die historischen Wunden noch greifbar. Museumsleiter Dr. Jörg Moreh berichtet von kontroversen Diskussionen mit Besuchern, wenn etwa eine ukrainische Fahne am Haus zum Solidaritätszeichen mit der Ukraine hängt. Sein Credo: Authentische Orte der Erinnerung wecken mehr Interesse, als festgefahrene Rituale.

„Schickt die jungen Menschen an die Orte, an denen Geschichte passiert ist. Dort begreifen sie, warum Gedenken lebenswichtig bleibt.“

Ein Zukunftsblick aus der Vergangenheit
Die Gedenkstunde im Bundestag machte deutlich: Der 8. Mai ist mehr als Rückblick. Er ist Auftrag und Verpflichtung zugleich – in Zeiten erstarkender nationalistischer und rechtspopulistischer Bewegungen in Europa und darüber hinaus. Deutschland bleibt in der Verantwortung, sich der Vergangenheit zu stellen, Lehren daraus zu ziehen und die Grundlagen von Freiheit und Demokratie täglich neu zu verteidigen.

Neundorfer Wasserturm: Ein grünes Wahrzeichen hoch über Plauen

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Neundorf, Plauen. Malerisch erhoben sich die sanften Hügel des Vogtlands, doch ein Bauwerk sticht hier seit 1940 besonders ins Auge: der Wasserturm Neundorf. Mit seinem unverwechselbaren grünen Anstrich wacht er seit Generationen über den Plauener Stadtteil – heute nicht mehr als technisches Bauwerk, sondern als gelebtes Kulturdenkmal und beliebter Aussichtspunkt.

Vom Nutzbau zum Aussichtsturm
Errichtet in einer Zeit, als die Wasserversorgung im wachsenden Neundorf an ihre Grenzen stieß, diente der Turm ursprünglich vorrangig der Druckstabilisierung. Der zylindrische Betonschaft mit dem viel­eckigen Aufbau avancierte schnell zu einem markanten Monument im Landschaftsbild. Schon der damalige Gemeinderat stimmte seinem Bau nur zögerlich zu – aus Sorge, das Bauwerk könnte gegnerischen Luftstreitkräften als Orientierungspunkt dienen. Erst die Zusage, ihn mit Tarnfarbe zu versehen, ebnete den Weg für die Genehmigung.

Mit 19 Metern Höhe und rund 200 Kubikmeter Fassungsvermögen im Wasserbehälter versorgte der Turm mehrere Jahrzehnte lang Haushalte und Betriebe rund um Neundorf. Doch in den frühen 1970er Jahren wurde er technisch obsolet und ließ den Betrieb ruhen. 1989 schließlich begann die Verwandlung: Aus dem stillgelegten Wasserturm wurde ein öffentlich zugänglicher Aussichtspavillon.

360°-Panorama über Vogtland und Oberschiefergebirge
Heute führen 61 Treppenstufen hinauf auf die verglaste Plattform in 14 Metern Höhe. Bei klarem Wetter versprechen Einheimische Fernblicke bis zu 50 Kilometer – von den Höhenzügen des Erzgebirges bis zum Thüringer Wald. „Ich liebe den Blick hier oben, vor allem bei Sonnenuntergang“, schwärmt Hobbyfotografin Lena Müller. „Man spürt förmlich, wie weit das Vogtland seine Arme ausbreitet.“

Auch Wanderer schätzen den Turm als imposanten Höhepunkt auf dem Vogtland Panorama Weg. Familien mit Kindern legen hier gern eine Rast ein, picknicken auf der Wiese, während die Jüngsten neugierig die Turmtechnik von gestern inspizieren. Besucherbücher zeugen von Gästen aus aller Welt, die den Wasserturm längst auf ihre Ausflugslisten gesetzt haben.

Kulturfest unter grünem Dach
Ein besonderes Ereignis in Neundorf ist das jährlich stattfindende Wasserturmfest. Zahlreiche Stände locken mit regionalen Spezialitäten und vogtländischer Handwerkskunst, während lokale Musiker und Chöre auf der Freiluftbühne auftreten. Ortsbürgermeister Jens Richter betont: „Das Fest stärkt den Gemeinschaftssinn und macht unseren Turm für Jung und Alt erlebbar.“ Der Eintritt bleibt frei, Spenden sichern die laufende Sanierung des historischen Bauwerks.

Erhalt mit Ehrenamt und Engagement
Hinter den Kulissen sorgt der Förderverein „Freunde des Neundorfer Wasserturms“ unermüdlich dafür, dass das grüne Monument in Schuss bleibt. Ehrenamtliche Mitglieder führen jährlich Holz- und Putzarbeiten durch, streichen Balkone und kümmern sich um die Beleuchtung. Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Bauer erklärt: „Unser Ziel ist, den Turm auch für kommende Generationen zu bewahren. Jeder Euro und jede freiwillige Stunde helfen dabei.“

Blick in die Zukunft
Trotz seiner stolzen 85 Jahre wirkt der Turm keineswegs in die Jahre gekommen. Pläne für einen barrierefreien Zugang sind in der Vorplanung, und digitale Infotafeln sollen künftig die Geschichte des Turms multimedial aufbereiten. Auch über weiteres Kulturprogramm wird nachgedacht – Lesungen, Fotoausstellungen und Vogelstimmenführungen schwirren bereits in den Köpfen der Organisatoren.

So bleibt der Wasserturm Neundorf nicht nur ein stummer Zeitzeuge der Wasserversorgungstechnik, sondern ein lebendiger Treffpunkt für Begegnung und Naturgenuss. Hoch über Plauen grüßt er weiter – Symbol für Beständigkeit, Engagement und die Schönheit des Vogtlandes.

Die Seebrücke Koserow: Vom Anlegesteg zur modernen Seebrücke

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Die Seebrücke Koserow, gelegen im malerischen Ostseebad Koserow auf der Insel Usedom, hat eine bewegte Geschichte, die bis ins frühe 20. Jahrhundert zurückreicht. Vor der Errichtung der ersten Seebrücke zwischen 1907 und 1914 gab es bereits einen Anlegesteg, der den Zugang zur Ostsee erleichterte. Diese Entwicklung wird durch ein informatives Plakat in Koserow dokumentiert, das die historische Bedeutung des Anlegestegs hervorhebt.

Die zweite Seebrücke, die nach der ersten errichtet wurde, überstand die Kriegsjahre nicht unbeschadet. Im Winter 1941/1942 wurde sie durch heftigen Eisgang und starke Winde zerstört. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs blieb der Wiederaufbau zunächst aus, und die Koserower Strandbesucher mussten auf eine Brücke verzichten, die den Zugang zur Ostsee erleichtern würde.

Erst viele Jahre später, im März 1993, begann der Bau einer neuen Seebrücke. Diese wurde am 17. Juli 1993 feierlich durch die Bürgermeisterin der Gemeinde Koserow, Martina Jeschek, eingeweiht. Mit einer Länge von 261 Metern und einer Breite von 2,50 Metern bot die Brücke nicht nur einen eindrucksvollen Zugang zur Ostsee, sondern war auch ein technisches Meisterwerk: Sie ruhte auf 28 mit Beton gefüllten Stahlrohren und verfügte über eine Schiffsanlegestelle, von der aus Schiffe der Adler-Linie regelmäßig verkehrten.

Allerdings blieb die Seebrücke nicht von Herausforderungen verschont. Bereits im November 1995 wurde sie bei einem Sturm stark beschädigt. Glücklicherweise gelang es, die Brücke wieder instand zu setzen. Doch die Probleme blieben nicht aus: Im August 2013 wurden bei einer Inspektion erhebliche bauliche Mängel festgestellt. Insbesondere fehlte der Brücke die notwendige Höhe, um sie vor hohen Wellen bei Stürmen zu schützen. Dies führte zu einer vorübergehenden Sperrung des Bauwerks, was für die Gemeinde und die Touristen, die auf die Brücke angewiesen waren, eine große Enttäuschung darstellte.

Die Notwendigkeit eines Neubaus wurde immer dringlicher, und im November 2019 begannen die Bauarbeiten für eine neue Seebrücke. Die Eröffnung war ursprünglich für 2020 geplant, jedoch verzögerten Materialmängel sowie die Auswirkungen der Corona-Pandemie den Fortschritt des Projekts erheblich. Schließlich wurde die neue Seebrücke am 22. Juni 2021 offiziell eingeweiht.

Die neue Seebrücke ist ein beeindruckendes Bauwerk: Sie misst 280 Meter in der Länge und 3,5 Meter in der Breite. Das Fundament besteht aus 67 stabilen Gründungspfählen, die für zusätzliche Sicherheit und Langlebigkeit sorgen. Ein markantes Merkmal der neuen Brücke ist die Veranstaltungsplattform am Ende, die mit einem acht Meter hohen Glockenturm ausgestattet ist. Diese erhöhte Position ermöglicht nicht nur einen atemberaubenden Blick auf die Ostsee, sondern bietet auch besseren Schutz bei hohem Seegang.

Ein weiteres bemerkenswertes Design-Element ist die kurvenreiche Form der Brücke. Anstatt geradeaus zu verlaufen, wurde sie mit Bögen gestaltet, die ihr ein individuelles und ästhetisch ansprechendes Erscheinungsbild verleihen. Diese architektonische Entscheidung hebt die neue Seebrücke von anderen ab und unterstreicht den einzigartigen Charakter des Ostseebads Koserow.

Insgesamt stellt die Seebrücke Koserow nicht nur ein wichtiges Infrastrukturelement dar, sondern auch ein Symbol für die Resilienz und den fortwährenden Wandel der Region. Sie verbindet Geschichte und Moderne und ist gleichzeitig ein beliebter Anziehungspunkt für Besucher und Einheimische, die die Schönheit der Usedomer Küste erleben möchten.

100 Jahre Berliner Funkturm – Ein Jahrhundert Geschichte und Innovation

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Im Jahr 2026 feiert der Berliner Funkturm seinen 100. Geburtstag. Als eines der bekanntesten Wahrzeichen der deutschen Hauptstadt und technisches Meisterwerk seiner Zeit hat er eine bewegte Geschichte durchlaufen, die eng mit der Entwicklung der Rundfunk- und Fernsehtechnik verbunden ist. Seine imposante Erscheinung aus Stahl, seine ikonische Silhouette und seine historischen Funktionen machen ihn bis heute zu einem besonderen Monument.

Ein Bauwerk der Moderne
Der Funkturm, liebevoll auch „Langer Lulatsch“ genannt, wurde 1926 nach nur zweijähriger Bauzeit fertiggestellt. Mit einer Höhe von 138 Metern war er seinerzeit das höchste Bauwerk Berlins. Das Wahrzeichen besteht aus etwa 400 Tonnen Stahl und beeindruckt nicht nur durch seine technische Bauweise, sondern auch durch seine Funktionalität. Eine Aussichtsplattform und ein Restaurant in luftiger Höhe boten den Besuchern schon damals einen atemberaubenden Blick über die Stadt.

Die Architektur des Funkturms wurde stark von der Eisenbauweise des Eiffelturms in Paris inspiriert. Anders als sein französisches Pendant diente der Berliner Funkturm jedoch von Beginn an dem neuen Medium Radio. Doch gerade in den Anfangsjahren stellte die Übertragungstechnik eine große Herausforderung dar.

Kaiserliches Porzellan für klare Signale
Ein technisches Highlight des Funkturms war die besondere Isolierung, die dem Turm helfen sollte, störungsfreie Signale zu senden. In den Fundamenten wurden spezielle Porzellan-Dämpfer eingesetzt, um Überspannungen zu vermeiden und eine klare Signalübertragung zu gewährleisten. Dieses Porzellan, das als äußerst edles Material galt, wurde von der Königlichen Porzellan-Manufaktur hergestellt.

Trotz dieser innovativen Ansätze war die Technologie noch nicht ausgereift. Der Funkturm funkte zunächst nicht wie geplant, und die ersten Versuche mit der damals verfügbaren Mittelwellentechnik erwiesen sich als kompliziert. Schließlich wurde eine abgespannte Antenne installiert, die die Signalübertragung erleichterte. Ab 1926 begann der Turm, Rundfunkprogramme auszustrahlen, und prägte damit die Anfänge des Hörfunks in Deutschland.

Vom Radio zum Fernsehen
In den späten 1920er-Jahren erweiterte der Funkturm seine Funktion: Neben der Übertragung von Radiosignalen experimentierte man mit dem damals noch jungen Medium Fernsehen. Bereits 1929 wurden hier erste Fernsehbilder ausgestrahlt, wobei eines der ersten übertragenen Bilder die Schauspielerin Marlene Dietrich zeigte. Zwar war die Qualität der Übertragung noch rudimentär, doch diese Experimente legten den Grundstein für die spätere Entwicklung des Fernsehens.

Ein Blick auf alte Fotografien zeigt den Funkturm mit sogenannten Ringantennen oberhalb der Besucherplattform. Diese Antennen waren die ersten ihrer Art, die UKW-Signale (Ultrakurzwelle) ausstrahlen konnten. Damit wurde der Funkturm auch ein Vorreiter in der Entwicklung der Radiotechnologie.

Ein Symbol durch die Jahrzehnte
Der Funkturm überstand nicht nur technische Hürden, sondern auch die wechselvollen politischen und gesellschaftlichen Zeiten. Während des Zweiten Weltkriegs diente er teilweise militärischen Zwecken. Nach 1945 wurde er schnell wieder zu einem Symbol für die Modernität und den Wiederaufbau Berlins. Besonders in den 1950er- und 1960er-Jahren zog der Funkturm Besucher aus aller Welt an, die den Blick von der Plattform genossen.

In den 1970er-Jahren wurde der Funkturm durch den Bau des Berliner Fernsehturms am Alexanderplatz in seiner Funktion als wichtigster Signalträger abgelöst. Dennoch blieb er ein unverzichtbarer Teil der Berliner Skyline und ein technisches Denkmal.

Der Funkturm heute
Heute steht der Funkturm nicht nur als historisches Bauwerk unter Denkmalschutz, sondern ist auch ein beliebtes Ziel für Touristen und Einheimische. Das Restaurant in etwa 55 Metern Höhe wurde im Laufe der Jahre modernisiert und bietet einen einzigartigen Panoramablick auf Berlin. Die Aussichtsplattform ist weiterhin ein Ort, an dem sich Vergangenheit und Gegenwart treffen.

Mit seinem 100-jährigen Jubiläum im Jahr 2026 wird der Berliner Funkturm einmal mehr ins Rampenlicht rücken. Geplant sind Ausstellungen, Führungen und Events, die seine Geschichte und Bedeutung würdigen. Gleichzeitig bleibt der Funkturm ein Mahnmal für die Innovationskraft und den Fortschritt, der Berlin einst zur Hauptstadt der Rundfunktechnik machte.

Das Jubiläum bietet auch eine Gelegenheit, über die Bedeutung von technischen Monumenten nachzudenken. Der Funkturm ist nicht nur ein technisches Bauwerk, sondern auch ein kulturelles Symbol, das die Verbindungen zwischen Technologie, Gesellschaft und Geschichte aufzeigt.

Mit seiner einzigartigen Kombination aus Funktionalität und Ästhetik bleibt der Berliner Funkturm ein leuchtendes Beispiel dafür, wie Ingenieurskunst und visionäre Ideen eine ganze Epoche prägen können.

Die Fernsehsensation in der DDR – Der Frauentagszauber von 1975

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Ein Rückblick auf eine unvergessliche Fernsehsensation in der DDR

Am Internationalen Frauentag 1975 wurde in der DDR eine besondere Fernsehsendung ausgestrahlt, die noch lange in Erinnerung blieb. In einer liebevoll inszenierten Aktion wurde eine kunterbunte Straßenbahn – geschmückt mit Blumen, bunten Geländern und kunstvollen Malereien – zur fahrenden Bühne eines emotionalen und humorvollen Festakts. Der Beitrag, der Kinderstimmen, Musik und fröhliche Überraschungen miteinander verband, zelebrierte nicht nur die Bedeutung der Frau, sondern spiegelte auch das gesellschaftliche Selbstverständnis und die Ideale der Zeit wider.

Ein Fest der Vielfalt und Gemeinschaft
In der Sendung „Überraschung zum Frauentag | Fernsehjahr 1975“ wurde die Straßenbahn zu einem Symbol des Zusammenhalts. Die fröhlichen Stimmen der Kinder, die der Bahn eine beinahe märchenhafte Lebendigkeit verliehen, lobten Mütter und Frauen in ihrer ganzen Vielfalt:

„Jeder hat die Mutti lieb, weil sie so vieles macht.“
Diese Zeilen, die den alltäglichen, aber unschätzbaren Beitrag der Frauen hervorhoben, sorgten für emotionale Momente, die weit über die Grenzen des herkömmlichen Fernsehprogramms hinausgingen.

Zwischen Tradition und Moderne
Der Beitrag verband humorvolle und zärtliche Elemente mit einer klaren ideologischen Botschaft. Während die liebevoll geschmückte Straßenbahn und die fröhlichen Kinderstimmen den traditionellen Blick auf die Frau als fürsorgliche Mutter und Haushaltshüterin untermalten, kamen auch berufliche Rollen – wie die Verkehrspolizistin, die Bäckerin und die Kinderärztin – zu Wort. Diese Vielschichtigkeit spiegelte den Anspruch wider, Frauen in ihrer gesamten Lebenswirklichkeit zu würdigen:

„Liebe Kollegin Schulz, herzlichen Glückwunsch zum internationalen Frauentag.“
Mit diesen Worten wurde deutlich, dass der Beitrag weit mehr als nur ein Fest der Mutti war – er sollte Frauen als aktive, selbstbewusste und unverzichtbare Mitgestalterinnen der Gesellschaft ehren.

Eine inszenierte Überraschung
Die Aktion, in der eine Straßenbahn zur fahrbaren Feierparade wurde, zeugte von der Kreativität und dem Gemeinschaftsgeist der damaligen DDR. Kinder, Erwachsene und zahlreiche engagierte Helfer sorgten gemeinsam dafür, dass der Frauentag zu einem unvergesslichen Ereignis wurde. Dabei stand nicht nur der symbolische Akt des „Schönmachens“ im Vordergrund, sondern auch der bewusste Aufruf, den Alltag und die Mühen der Frauen zu würdigen. Ein Beitrag, der zeigt, wie staatliche Inszenierungen und Volksbegeisterung miteinander verwoben waren.

Der historische Kontext
Im Jahr 1975 war der Internationale Frauentag in der DDR ein zentrales Element der öffentlichen und medialen Darstellung weiblicher Lebenswirklichkeit. Die Sendung repräsentierte die offizielle Ideologie, in der Frauen als wahre Alleskönnerinnen gefeiert wurden – sowohl im häuslichen Bereich als auch in der Arbeitswelt. Die Inszenierung, in der humorvolle Elemente und eine fast märchenhafte Sprachmelodie miteinander verschmolzen, sollte nicht nur unterhalten, sondern auch einen Beitrag zur gesellschaftlichen Anerkennung der Frau leisten.

Der Fernsehevent von 1975 bleibt ein beeindruckendes Zeugnis einer besonderen Ära. Die farbenfrohe Straßenbahn, die enthusiastischen Kinderstimmen und die liebevollen Botschaften fangen die Stimmung einer Zeit ein, in der der Frauentag nicht nur als formeller Feiertag, sondern als emotionale und gemeinschaftliche Erfahrung zelebriert wurde. Auch heute noch erinnert uns dieser Beitrag daran, wie sehr gesellschaftliche Werte und ideologische Vorstellungen das mediale Bild einer ganzen Generation prägten – und wie wichtig es ist, diese Erinnerungen lebendig zu halten.

Das Schloss und die Stadt Stolberg im Harz

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Schloss Stolberg, majestätisch über der gleichnamigen Stadt im Harz gelegen, ist ein bedeutendes Beispiel der Renaissance-Architektur in Deutschland. Ursprünglich als mittelalterliche Burg im 13. Jahrhundert erbaut, wurde es im 16. Jahrhundert zu einem prächtigen Schloss umgebaut und erstrahlt heute als beeindruckendes Zeugnis vergangener Zeiten.

Das Schloss diente lange Zeit als Residenz der Grafen zu Stolberg, einer einflussreichen Adelsfamilie, die über Jahrhunderte hinweg die Geschicke der Region lenkte. Die Umgestaltung des Schlosses im Stil der Renaissance erfolgte unter Graf Botho zu Stolberg, der großen Wert auf repräsentative Architektur legte. Die prächtigen Fassaden und kunstvollen Details spiegeln den Reichtum und die Macht der Familie wider.

Im Laufe der Jahrhunderte wurde Schloss Stolberg mehrfach umgebaut und erweitert. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert wurden barocke Elemente hinzugefügt, die das Erscheinungsbild des Schlosses weiter verfeinerten. Trotz dieser Veränderungen blieb der Renaissance-Charakter des Gebäudes weitgehend erhalten und prägt noch heute das Bild des Schlosses.

Schloss Stolberg ist nicht nur ein architektonisches Highlight, sondern auch ein kulturelles Zentrum. Es beherbergt ein Museum, das die Geschichte des Schlosses und der Grafenfamilie dokumentiert. Besucher können die prachtvollen Räume besichtigen, darunter den Rittersaal und die Schlosskapelle, die mit ihren kunstvollen Verzierungen und Fresken beeindrucken. Das Museum bietet zudem Einblicke in das Leben und die Kultur der Renaissance und des Barock.

Ein besonderes Highlight ist der Schlossgarten, der im Stil eines barocken Lustgartens angelegt ist. Hier können Besucher zwischen kunstvoll gestalteten Beeten, Statuen und Springbrunnen flanieren und den Ausblick auf die umliegende Harzlandschaft genießen. Der Garten ist ein Ort der Ruhe und Schönheit und lädt zum Verweilen ein.

Seit den 1990er Jahren wurden umfangreiche Restaurierungsarbeiten durchgeführt, um das Schloss in seiner historischen Pracht zu bewahren. Diese Bemühungen wurden durch die Deutsche Stiftung Denkmalschutz unterstützt und haben dazu beigetragen, dass Schloss Stolberg heute wieder in vollem Glanz erstrahlt.

Neben seiner historischen und kulturellen Bedeutung ist Schloss Stolberg auch ein beliebter Veranstaltungsort. Es bietet den Rahmen für Konzerte, Ausstellungen und andere kulturelle Events, die zahlreiche Besucher anziehen und das kulturelle Leben der Region bereichern.

Schloss Stolberg im Harz ist ein faszinierendes Reiseziel für Geschichts- und Kulturinteressierte. Es vereint architektonische Schönheit, historische Bedeutung und eine malerische Lage und bietet Besuchern ein unvergessliches Erlebnis. Die reiche Geschichte und die sorgfältige Restaurierung machen das Schloss zu einem lebendigen Zeugnis der Vergangenheit und einem wertvollen Kulturerbe.

Grenztruppen der DDR – Eine filmische Grenzerfahrung zwischen Propaganda und Ausbildung

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Ein Blick auf einen klassischen Armeefilm der NVA, der die Staatsgrenze als Schauplatz militärischer Disziplin und ideologischer Rhetorik inszeniert

Im Rahmen der ausgeklügelten Propagandastrategie der DDR diente der Film „Grenztruppen der DDR – Achtung Staatsgrenze“ weit mehr als der reinen militärischen Ausbildung. Produziert vom Armeefilmstudio der Nationalen Volksarmee (NVA) wird hier die Grenzsicherung an der Staatsgrenze in einer Mischung aus taktischer Präzision, disziplinierter Routine und ideologisch aufgeladener Darstellung inszeniert.

Ein inszeniertes Bild der Gefahr
Der Film öffnet mit Szenen, die zunächst ein friedliches Bild der Grenze zeichnen – doch schon bald folgt die eindringliche Darstellung eines vermeintlich allgegenwärtigen Feindes: „Der amerikanische Besatzer“, BGS-Söldner, westdeutsche Zöllner und verdeckte Agenten werden als skrupellose Aggressoren gezeichnet, die nichts vor Raub, Brandstiftung oder gar Mord zurückschrecken würden. Diese übersteigerte Darstellung des äußeren Feindbildes war charakteristisch für die DDR-Propaganda und sollte das Vertrauen in die eigenen militärischen Fähigkeiten stärken.

Ausbildung als ideologische Waffe
Im Zentrum des Films steht die akribische Ausbildung der Grenztruppen. In zahlreichen Trainingsszenen werden die Soldaten angehalten, „viel zu sehen, ohne gesehen zu werden“. Bewegungsabläufe im Gelände, der taktisch korrekte Einsatz von Schatten und die Kunst der Tarnung werden detailliert demonstriert. Jede noch so kleine Unachtsamkeit – ob ein zu schneller Schritt oder ein unbedachter Bewegungsablauf – wird sofort korrigiert, um höchste Disziplin und Präzision zu gewährleisten. Dieser didaktische Ansatz diente nicht nur der Verbesserung der militärischen Effizienz, sondern hatte auch eine starke symbolische Komponente: Nur perfekt ausgebildete Soldaten konnten die „Heiligkeit“ und Unantastbarkeit der Staatsgrenze sichern.

Propaganda und Realität im Kalten Krieg
Hinter der makellosen Inszenierung der Grenzsoldaten verbirgt sich ein komplexes politisches Kalkül. Der Film erschien in einer Zeit, in der die DDR den Westen als permanente Bedrohung darstellte. Die Darstellung des Feindes als allgegenwärtiger, skrupelloser Aggressor sollte das Bewusstsein der Bevölkerung für die Notwendigkeit einer starken, ideologisch einwandfreien Verteidigung schärfen. Dabei wird die militärische Routine in ein fast theatralisches Schauspiel verwandelt, das den Alltag der Grenzposten glorifiziert und die Rolle des Staates als Beschützer der Volksrepublik untermauert.

Mehr als nur Ausbildung
„Grenztruppen der DDR – Achtung Staatsgrenze“ ist ein Film, der auf mehreren Ebenen wirkt. Einerseits liefert er einen Einblick in die rigorose Ausbildung der Grenzsoldaten, deren taktische Fähigkeiten und Disziplin als Garant für die Sicherheit der DDR dargestellt werden. Andererseits fungiert er als Propagandainstrument, das den außenpolitischen Konflikt des Kalten Krieges in ein überspitztes, ideologisch gefärbtes Narrativ kleidet. Die filmische Darstellung der Grenzposten als unerschütterliche Wächter der Staatsgrenze sollte das Vertrauen in den Staat festigen und die Bevölkerung von der Notwendigkeit einer starken, wachsamen Armee überzeugen.

Der Film bleibt somit ein eindrucksvolles Zeugnis der Zeit, in der militärische Ausbildung und Propaganda untrennbar miteinander verwoben waren – ein Spiegelbild des ideologischen Kampfes, der das geteilte Deutschland prägte.

Der Bau des Berliner Fernsehturms als Symbol der DDR

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Von einem Projekt, das Stadtbild, Politik und Identität einer ganzen Ära prägte

Inmitten des pulsierenden Herzens Ost-Berlins, nahe dem Alexanderplatz, entstand in den 1960er Jahren ein Bauwerk, das weit mehr als nur technische Meisterleistung darstellte. Der Berliner Fernsehturm – ein schmaler Turm mit einer markanten, kugelförmigen Aussichtsplattform – avancierte schnell zu einem unverkennbaren Wahrzeichen der DDR und ist heute ein lebendiges Monument einer bewegten Zeit.

Die keimenden Ideen und der Wettstreit der Entwürfe
Bereits 1958 wurden in Ostberlin städtebauliche Ideenwettbewerbe ausgerufen, die das Ziel hatten, ein zentrales Bauwerk als Macht- und Identitätssymbol zu schaffen. Ursprünglich war ein Regierungsgebäude geplant, das dem Ministerrat und der Volkskammer als Sitz dienen sollte – ein Konzept, das die architektonischen und ideologischen Vorstellungen der DDR-Führung widerspiegeln sollte. In einem Klima der Konkurrenz, nicht nur gegenüber Westberlin, sondern auch innerhalb der eigenen Reihen der Architekten, stand die Frage: Welches Bauwerk verkörpert den sozialistischen Fortschritt und die Überlegenheit des Systems?

Professor Kosel, Staatssekretär und Präsident der Bauakademie, setzte mit seinem Entwurf auf eine monumentale Hochhaus-Dominante im sowjetischen Neoklassizismus. Doch ein anderer Ansatz fand bald Gehör. Professor Henselmann, der Chefarchitekt Ost-Berlins, schlug den „Turm der Signale“ vor – einen Fernsehturm als Leuchtfeuer, das Signale aussendet und gleichzeitig als Symbol der modernen Technik gelten sollte.

Technik, Ästhetik und die Kunst des Bauens
Der finale Entwurf des Fernsehturms war das Resultat intensiver technischer und künstlerischer Planungen. Mit der Kugel, die nach den Prinzipien des goldenen Schnitts positioniert wurde, verband der Bauherr Funktionalität mit einer präzise durchdachten Ästhetik.

Bereits in den ersten Skizzen fand sich das zentrale Motiv wieder: ein schlanker Turm, dessen obere Kugel nicht zufällig gewählt, sondern das Ergebnis jahrelanger Überlegungen und Praxis war. Der Bau sollte technisch gesehen nichts Wunderbares sein – vergleichbar mit dem Bau von Riesenschornsteinen, eine Technik, mit der die DDR bereits vertraut war. Dennoch waren die Rahmenbedingungen alles andere als gewöhnlich: Der Turm wurde de facto als „Schwarzbau“ begonnen, also ohne offizielle Genehmigung und mit improvisierten Kostenkalkulationen.

Ein Chefarchitekt, der in seinem persönlichen Bericht von den Herausforderungen und den Machtspielen innerhalb des Systems berichtet, beschreibt, wie politische Direktiven – auch in Form von zaghafter Zurückhaltung, Informationen zu veröffentlichen – den Bau begleitet haben. So blieb der Fortschritt lange Zeit ein Geheimtipp, bis der Turm schließlich als Symbol für Fortschritt, Stärke und Modernität präsentiert wurde.

Politische Intrigen und die Macht des Symbols
Die Bauzeit von 1965 bis 1969 fiel in eine Epoche intensiver politischer Umbrüche und Auseinandersetzungen. Der Entstehungsprozess des Fernsehturms spiegelte dabei das Spannungsfeld zwischen architektonischer Innovation und ideologischer Kontrolle wider. Der ursprüngliche Plan eines zentralen Hochhauses als Machtmanifestationsbauwerk musste – unter dem Einfluss der gestiegenen Baukosten und dem sich verändernden politischen Klima nach dem Mauerbau von 1961 – zugunsten des Fernsehturms aufgegeben werden.

Walter Ulbricht, der Inbegriff des sozialistischen Führungsstils in der DDR, bestand darauf, dass der Turm als Leuchtfeuer der sozialistischen Moderne im Zentrum Berlins stehen müsse. „Dieser Turm muss mitten im Zentrum der DDR-Hauptstadt stehen – als Signal auch nach Westberlin“, so die Überzeugung der Führung, die den Turm zu einem unverrückbaren Element im Berliner Stadtbild machen sollte.

Gleichzeitig zeigt der Bericht aber auch die Schattenseiten dieses Bauprojekts: Machtkämpfe, ideologische Präferenzen und auch die persönliche Betroffenheit jener, die maßgeblich am Entstehen beteiligt waren. Der Erzähler des Berichts berichtet offen von Kritik, persönlicher Enttäuschung und dem unvermeidlichen politischen Druck, der bei diesem „Arbeitsergebnis“ stets mitschwang.

Mehr als nur ein Bauwerk – Ein Zeichen der Zeit
Nach der feierlichen Einweihung am 3. Oktober 1969, passend zum 20. Jahrestag der DDR, strahlte der Fernsehturm bereits das erste Fernsehprogramm aus. Er war nicht nur ein technisches Wunderwerk und Dreh- und Angelpunkt für Rundfunkübertragungen, sondern auch ein Hort der Symbolik: Für die Bürger der DDR – und gleichwohl ein Blick in den Westen aus über 200 Metern Höhe – wurde der Turm zu einem Zeichen der Hoffnung, des Fortschritts und des Durchhaltevermögens.

Im Lauf der Jahre wandelte sich die Bedeutung des Turms. Während er in der frühen Zeit als Aushängeschild sozialistischer Ideologie und als Demonstration technischer Überlegenheit galt, avancierte er nach dem Fall der Mauer zu einem städtischen Wahrzeichen, das die Geschichte Berlins in all ihren Facetten symbolisiert. Sowohl als touristisches Highlight als auch als Mahnmal einer vergangenen Epoche erinnert der Turm bis heute an eine Zeit, in der Architektur, Politik und Gesellschaft untrennbar miteinander verwoben waren.

Rückblick und Ausblick
Der Bau des Berliner Fernsehturms war mehr als nur eine architektonische Herausforderung – er war ein Spiegelbild seiner Zeit. Zwischen den Visionen ambitionierter Bauherren, politischen Intrigen und einem Bestreben, ein Zeichen der nationalen Identität zu setzen, entstand ein Bauwerk, das bis heute fasziniert.

Heute, als integraler Bestandteil der Berliner Skyline, wird der Fernsehturm von Millionen Besuchern erklommen, die die Stadt und ihre wechselvolle Geschichte aus neuer Perspektive erleben wollen. Er erinnert an den Mut und den Innovationsgeist einer ganzen Generation, aber auch an die dunkleren Kapitel eines Systems, das stets zwischen Ideal und Realität schwankte.

Der Berliner Fernsehturm bleibt somit ein Symbol – für Fortschritt und Ambivalenz, für architektonische Brillanz und politische Inszenierung – und erzählt die Geschichte einer Stadt, die immer im Wandel begriffen ist.

VEB Weimar-Werk Werbefilm der DDR aus den 1970er Jahren

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Der Werbefilm des VEB Weimar-Werk aus den 1970er Jahren präsentiert Weimar als eine Stadt mit einer reichen kulturellen Tradition und gleichzeitig als einen bedeutenden Standort für die sozialistische Industrie. Die Dokumentation beginnt mit einem Überblick über die historische Bedeutung Weimars, das als Stadt der Dichter und Denker bekannt ist. Berühmte Persönlichkeiten wie Johann Wolfgang von Goethe und Friedrich Schiller prägten hier die deutsche Literatur. Zahlreiche Museen, Gedenkstätten und das berühmte Gartenhaus Goethes zeugen von diesem Erbe.

Gleichzeitig wird die Stadt als bedeutender Industriestandort der DDR dargestellt. Das VEB Weimar-Werk, eines der beiden größten Industrieunternehmen Weimars neben dem VEB Uhrenwerk Weimar, war nördlich des Hauptbahnhofs entlang der Buttelstedter Straße, der Kromsdorfer Straße und der Straße Im Weimar-Werk angesiedelt. Das Unternehmen war ein zentraler Arbeitgeber der Region und beschäftigte in seiner Hochphase rund 4.800 Menschen im Stammwerk.

1953 profilierte sich das Weimar-Werk als Mähdrescherwerk und wurde zu einem der größten Industriebetriebe im Landmaschinenbau der DDR. Von 1970 bis 1978 hatte das Unternehmen den Status eines Kombinats unter dem Namen Weimar-Kombinat, das im Zuge der Fusion von Land- und Nahrungsgütermaschinenbau gebildet wurde. Es spezialisierte sich auf mehrere zentrale Maschinensysteme:

  • Bodenbearbeitung, Bestellung, Düngung, Pflanzenschutz
  • Kartoffelernte, -aufbereitung und -lagerung
  • Rübenernte

Die im Weimar-Kombinat produzierten Landmaschinen wurden nicht nur in der DDR, sondern weltweit eingesetzt. Die Fertigung erfolgte nach modernsten Methoden mit Fließfertigung, geschultem Personal und kontinuierlichen Qualitätskontrollen. Besonders hervorgehoben werden die Vielseitigkeit und Leistungsfähigkeit der Maschinen: Mobilbagger und Mobillader können durch verschiedene Arbeitswerkzeuge in der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, Bauindustrie und anderen Bereichen genutzt werden. Kartoffelsammelroder wurden für unterschiedliche Einsatzbedingungen entwickelt, und leistungsfähige Pflüge mit Arbeitsbreiten bis zu 280 cm gehörten ebenfalls zum Produktionsprogramm.

Der Film betont die Effizienz der Saatbettvorbereitung durch Maschinen wie den Feingrubber mit angebauter Drahtwälzegge sowie moderne Drillmaschinen für die Großflächenaussaat. Hochvolumige Düngerstreuer mit Arbeitsbreiten bis zu 18 Metern und Kopplungswagen für verschiedene Arbeitsgeräte vervollständigen das Angebot. Speziell für den sowjetischen Traktor K700 wurde ein Aufsattelpflug entwickelt, was die enge Zusammenarbeit mit der UdSSR unterstreicht.

Ein besonders bedeutendes Produkt war der selbstfahrende Rübenrodelader KS6, der in Kooperation mit Betrieben aus der Sowjetunion und Bulgarien entwickelt wurde. Diese hochproduktive Erntemaschine konnte sechs Reihen geköpfter Rüben roden, reinigen und direkt auf Transportfahrzeuge verladen – ein Beispiel für die sozialistische Integration und den internationalen Austausch innerhalb des Ostblocks.

Neben der technischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Weimar-Kombinats hebt der Film auch die soziale Verantwortung des Unternehmens hervor. Die Ausbildung und Qualifizierung der Arbeiter spielte eine zentrale Rolle, um eine gleichbleibend hohe Qualität zu gewährleisten. Die medizinische Versorgung wurde durch eigene betriebliche Ambulanzen und Polykliniken sichergestellt.

Zudem bot das Kombinat seinen Beschäftigten zahlreiche soziale Leistungen: Betriebseigene Ferienheime in landschaftlich reizvollen Gegenden der DDR ermöglichten erholsame Urlaube für die Werktätigen und ihre Familien. Für Kinder wurden spezielle Ferienlager im Thüringer Wald und an der Ostsee eingerichtet. Ein modernes Betriebsbad stand den Beschäftigten ebenfalls zur Verfügung.

Die Qualität der im Weimar-Kombinat hergestellten Maschinen wurde international anerkannt. Auf internationalen Messen im In- und Ausland erhielten die Erzeugnisse regelmäßig Auszeichnungen, darunter Goldmedaillen und Diplome.

Der Film vermittelt insgesamt ein idealisiertes Bild des sozialistischen Wirtschaftssystems in der DDR. Fortschritt, technologische Exzellenz und soziale Absicherung gehen Hand in Hand. Durch die Verbindung von Weimars kulturellem Erbe mit der modernen Industrie wird eine Brücke zwischen Tradition und sozialistischem Fortschritt geschlagen. Das VEB Weimar-Werk erscheint als Sinnbild für die Leistungsfähigkeit der sozialistischen Planwirtschaft und die enge Verzahnung von Wirtschaft und Gesellschaft in der DDR.

Die Unsichtbaren der DDR: Fallschirmjäger zwischen Elite und Staatsauftrag

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Von der verdeckten Spezialeinheit zum lebendigen Andenken – wie die Fallschirmjäger der DDR Vergangenheit und Gegenwart verbinden.

Magdeburg, Frühjahr 2009. Eine Antonow 28 zieht ihre Bahn am Himmel, darunter: Männer, die einst zu den geheimsten Elitesoldaten der DDR gehörten. Heute springen sie wieder – aus Freude, aus Nostalgie, aus einem Gefühl von Zusammengehörigkeit. Renato Pitsch und seine Kameraden inszenieren ihre Vergangenheit für das Publikum, doch ihre Geschichte ist mehr als ein Spektakel. Sie erzählt von Idealismus, Disziplin – und dem Missbrauch militärischer Stärke durch ein untergehendes Regime.

Fallschirmjäger – ein Mythos in Uniform.
Als „Leistungssportler in Uniform“ beschrieben, wurden DDR-Fallschirmjäger ab den 1960er Jahren zu einer militärischen Eliteeinheit aufgebaut. Auf der Insel Rügen, im Schatten der monumentalen NS-Bauten von Prora, begann ihre geheime Ausbildung: Nahkampf, Fallschirmspringen, Bergsteigen, Skifahren – ein Programm, das kaum ein anderer Soldat der DDR absolvierte.

Doch trotz all ihrer Tarnung ließ sich die Existenz der Einheit nie ganz verbergen. Spätestens als SED-Chef Erich Honecker 1972 dem Truppenteil einen offiziellen Besuch abstattete, war der Schleier des Geheimnisses gelüftet. Öffentlich aber blieb ihr Können weiterhin tabu – der politische Charakter der Einheit stand im Vordergrund: Parteitreue und „sozialistische Persönlichkeitsbildung“ waren ebenso Pflicht wie körperliche Höchstleistung.

Kämpfer gegen das eigene Volk.
1989 – die DDR steht am Rand des Zusammenbruchs. Der Kalte Krieg war nicht heiß geworden, doch die größte Herausforderung für die Fallschirmjäger sollte nicht der NATO-Gegner sein, sondern das eigene Volk. Als die Proteste in Leipzig anschwollen, erhielten sie als erste Einheit den „Fechtsalarm“. „Genossen, die Konterrevolution ist im Anmarsch“ – ein Satz, der dem ehemaligen Gefreiten Matthias Schauch bis heute im Gedächtnis geblieben ist.

Es blieb beim Alarm – die Geschichte entschied sich gegen den Einsatz von Gewalt. Doch der Schock, gegen das eigene Volk antreten zu sollen, ließ viele nicht los. Der Mythos der Elite bekam Risse.

Einsätze im Stillen.
In der Öffentlichkeit trat die Truppe selten auf – wenn überhaupt, dann als Katastrophenhelfer. Im Winter 1978 etwa: Rügen versank unter Schneemassen. Die Fallschirmjäger, mit Skiern unterwegs, versorgten eingeschlossene Bauernhöfe mit Lebensmitteln. Ein seltenes Beispiel dafür, wie ihre Fähigkeiten für zivile Zwecke eingesetzt wurden – und ein Moment echter Anerkennung durch die Bevölkerung.

Leben nach dem Dienst.
Nach der Entlassung wurden viele der Soldaten umworben – vom Ministerium für Staatssicherheit, von der Polizei oder Transportpolizei. Ihre Ausbildung war gefragt, ihr Schweigen ebenso. Doch auch Jahrzehnte später leben viele noch in der Vergangenheit: In Sprüngen, Märschen, Kameradschaftsabenden. Die Schattenseiten der Armee – Drill, politische Indoktrination, psychische Belastung – rücken oft in den Hintergrund. „Man vergisst ja eigentlich die schlechten Sachen“, sagt Renato Pitsch. „Man erinnert sich nur an die guten.“

Zwischen Vergangenheit und Selbstvergewisserung.
Heute pflegen ehemalige DDR-Fallschirmjäger ihre Geschichte als Traditionsgemeinschaft. Ihre Aktivitäten sind Ausdruck einer Identität, die tief mit einem untergegangenen Staat verwoben ist. Zwischen sportlicher Herausforderung und nostalgischer Verklärung steht dabei stets die Frage im Raum: Was bleibt vom Mythos, wenn die Uniform gefallen ist?