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Wie wirken sich Atom- und Kohleausstieg auf Strompreise und Versorgungssicherheit aus?

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  • Studie untersucht, wie sich Atom- und Kohleausstieg auf Strompreise und Versorgungssicherheit auswirken
  • Abschalten der letzten deutschen Kernkraftwerke führte nicht zu relevanten Preissteigerungen
  • Ziel, 80 Prozent des Stromverbrauchs durch erneuerbare Energien zu decken, weiterhin machbar
  • Erhöhtes Tempo beim Ausbau der Erneuerbaren bleibt notwendig

Berlin. Das Abschalten der letzten Atomkraftwerke in Deutschland hat nicht wesentlich zu den Preisspitzen der vergangenen Jahre beigetragen und auch keine substanziellen Netzengpässe verursacht. Dies ist das Kernergebnis einer Studie am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).

Die Wissenschaftler*innen haben mithilfe eines Strommarktmodells zwei Szenarien berechnet und miteinander verglichen: Im ersten waren – wie im Jahr 2021 – noch sechs Kernkraftwerke in Betrieb, im zweiten keines mehr. Die Analyse zeigt, dass die fehlende Atomenergie von rund 65 Terawattstunden in einer statischen Betrachtung durch fossile Energie kompensiert worden wäre, was kurzfristig zwar zu einem Anstieg der CO2-Emmission geführt hätte. In der Realität ist dieser Effekt aber dadurch kompensiert worden, dass zeitgleich erneuerbare Energien ausgebaut wurden und der Stromverbrauch insgesamt zurückgegangen ist.

In der hypothetischen Analyse für das Jahr 2021 zeigen Modellrechnungen, dass der durchschnittliche Strompreis ohne Kernkraftwerke kurzfristig um bis zu elf Prozent gestiegen wäre. „Allerdings ist das gering im Vergleich zum tatsächlichen Strompreisanstieg im selben Jahr von etwa 41 Euro pro Megawattstunde im April auf bis über 250 Euro pro Megawattstunde im Dezember, verursacht durch höhere Rohstoffpreise“, erläutert Christian von Hirschhausen, Forschungsdirektor in der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin. „Vor allem die kriegsbedingten Gaspreissteigerungen und die enormen Ausfälle französischer Kernkraftwerke haben die Strompreise erhöht.“ Dies ist bedingt durch die dominante Stellung der Atomkraft im französischen Energiemix. Auch der Effekt auf die Netzengpässe ist laut Szenarioanalyse eher gering. In der Realität sind bei der Abschaltung der verbleibenden drei Kernkraftwerke vor einem Jahr die Preise zunächst leicht gesunken.

Kohleausstieg bis 2030 machbar

Ein weiteres Szenario für das Jahr 2030 untersucht, wie sich der Strommarkt entwickelt, wenn neben den Kern- auch die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden. Grundannahmen sind, dass die Ausbauziele von Erneuerbaren erreicht werden, die aktuelle Leistung der Gaskraftwerke erhalten bleibt und die der Biomassekraftwerke um etwa 20 Prozent steigt. Die Modellrechnungen zeigen, dass ein Kohleausstieg bis 2030 ebenso wie ein Anteil von 80 Prozent Erneuerbarer am Stromverbrauch weiterhin erreichbar ist. Erdgaskraftwerke machen in diesem Szenario noch 18 Prozent der Stromerzeugung aus.

Beim Ausbau der Erneuerbaren Tempo machen

„Der Strommarkt hat die Energiekrise gut überstanden. Die Preise sind in etwa wieder so niedrig wie im vergangenen Jahrzehnt.“, sagt Claudia Kemfert, Leiterin der Abteilung Energie, Verkehr, Umwelt im DIW Berlin. „Die Politik muss also aus dem Krisenmodus kommen und den Blick wieder fokussiert auf den Ausbau der erneuerbaren Energien richten. Nur wenn wir hier Tempo machen, erreichen wir auch das Ziel, 80 Prozent unseres Stromverbrauchs bis 2030 aus Erneuerbaren zu decken.“

Walter-Dexel-Preis wird in Jena erstmals vergeben

Jena. In einem ausführlichen Diskussionsprozess von Verwaltung und Politik wurden im letzten Jahr die Vergabekriterien für das Walter-Dexel-Stipendium, das seit 1997 besonders regionale Künstler:innen würdigt, überprüft und präzisiert.

Dabei ergaben sich folgende Profilschärfungen:

1. Die Würdigung regionaler Kunst- und Kulturschaffender schließt eine Lücke in der Förderkulisse und soll deshalb unbedingt fortgesetzt werden. Dazu bekennt sich die Stadt Jena.

2. Das Walter-Dexel-Stipendium heißt künftig und viel treffender Walter-Dexel-Preis. Er besteht in einer Einmalzahlung, ist also – und das im Grunde von jeher – kein Stipendium.

3. Der Walter-Dexel-Preis wird künftig alle zwei Jahre vergeben und dient der
Unterstützung vorzugsweise jüngerer Künstler:innen (bis 45 Jahre), die sich durch die eigene künstlerische Tätigkeit nachhaltig, d.h. mindestens 3 Jahre, um die Entwicklung des künstlerisch-kulturellen Lebens Jenas verdient gemacht haben und mit einem professionellen künstlerischem Anspruch arbeiten, so überregionale Wirkung erzielen und auch nationalem Vergleich standhalten.

4. Der Walter-Dexel-Preis kann in allen künstlerischen Genres vergeben werden, beispielsweise Literatur, bildende Kunst, Musik, Theater, Tanz, Architektur, neue Medien, Design, Fotografie, Film. Das Genre sollte in der Regel wechseln.

5. Die Jury besteht künftig aus:

  • Oberbürgermeister:in / Kulturdezernent:in der Stadt Jena
  • Vorsitzende:r des Kulturausschusses des Jenaer Stadtrates
  • Werkleiter:in des Eigenbetriebes JenaKultur
  • vormalige:r Preisträger:in
  • und – fakultativ – zuätzlich ein:e jeweils wechselnde:r externe:r Kultur- und Kunstexpert:in, die Oberbürgermeister:in bestellt.

6. Die Jury kann selbst Vorschläge unterbreiten.

7. Vorschläge sind aber auch aus der Öffentlichkeit möglich.

Die erste Vergabe soll noch 2024 erfolgen. Und die schriftlich zu begründenden Vorschläge von mindestens einer Seite Umfang (bis maximal drei) sollen bis 17. Juni 2024, also bis kurz vor dem Beginn der Sommerferien, an JenaKultur eingereicht sein, entweder auf dem Postweg (JenaKultur, Knebelstraße 10, 07743 Jena) oder auch per E-Mail an jenakulltur@jena.de

Und noch ein Hinweis: Mit der Goldenen Kulturkarte können künftig, beginnend 2025, vor allem Lebensleistungen eine:r/s Künstler:in, Kulturschaffende:n, „Kulturermöglicher:in“ gewürdigt werden, die/der in und für die Stadt Jena lebt und gewirkt haben muss. Die Entscheidung über die Vergabe der Goldenen Kulturcard erfolgt durch den Werkausschuss von Jenakultur, wobei sich dieser vom Kulturausschuss beraten werden soll.

Sie wird befristet für zwei Jahre vergeben und danach symbolisch weiter gereicht. Sie ermöglicht kostenfreien Eintritt zu folgenden JenaKultur-Veranstaltungsformaten: Konzerte, Lesungen, Ausstellungen.
Die exakte Formulierung der dann dafür gültigen Grundsätze erfolgt bis Anfang 2025 und wird wiederum rechtzeitig bekannt gegeben, da auch hier Vorschläge aus der Öffentlichkeit möglich sein sollen.
Zunächst werden – wie gesagt – bis  zum 17. Juni Vorschläge für den ersten Walter-Dexel-Preis erbeten!

Hier finden Sie weitere Informationen.

Immobilien in Deutschland sind alt, aber nicht altersgerecht

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Deutschland braucht mehr barrierefreie Wohnungen. Altbauten wie zum Beispiel ein Siedlungshaus komfortabel umzubauen, bedeutet für Eigentümerinnen und Eigentümer einigen Aufwand. Aber die Investition lohnt sich.

Berlin. Auch die Jüngsten der „Boomer-Generation“, zwischen 1956 und 1965 geboren, werden in diesem oder dem nächsten Jahr 60 Jahre alt. Schon bis zum Jahr 2030 brauchen die Deutschen mehr als zwei Millionen altersgerecht umgebaute Wohnungen, hat das Pestel Institut errechnet. Der Umbau kommt dabei nicht nur den Älteren zugute, denn schmale Treppenaufgänge oder enge Türen sind auch für Familien Hindernisse im Wohn-Alltag.

Zu schmal, zu klein, zu hoch

Die Eigentümerinnen und Eigentümer von unsanierten Siedlungshäusern müssen oft mit kleinteilig gestalteten Grundrissen auskommen. Diese Häuser wurden in den Nachkriegsjahren für Wohnbedürfnisse errichtet, die lange überholt sind. Wer sich einen modernen, großzügigeren Schnitt für seinen Altbau wünscht, muss daher einiges ändern. Bei den Umbauarbeiten stehen in der Regel Badezimmer, Küche und die Zugänge zum Haus im Fokus. „Warten Sie mit dem barrierefreien Umbau nicht zu lange“, rät Stefanie Binder von der Bausparkasse BHW. „Wie eine barrierefreie Ausstattung aussieht, kann man sich auch von Wohnberatungsstellen zeigen lassen.“

Förder-Leitfaden

Orientierung für Sanierende bietet die DIN Norm 18040. Wer sich an deren Vorgaben hält, hat auch gute Förderchancen. Die KfW fördert den altersgerechten Umbau im Programm 159 mit Zehn-Jahres-Darlehen bis zu 50.000 Euro zu einem vergünstigten Zinssatz von derzeit 2,90 Prozent (Stand: 29.04.2024). Unterstützt werden zum Beispiel die Verbreiterung von Türdurchgängen, der Einbau von bodengleichen Duschen und sogar Assistenzsysteme und Smarthome-Anwendungen. Wichtig: Die Arbeiten müssen von einem Fachbetrieb ausgeführt werden.

Eventkonzert auf dem Erfurter Theaterplatz

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Bild von Hans auf Pixabay

DINNER IN GOLD

Erfurt. Im Rahmen der Europa- und Aktionswochen „Gold statt Braun“ veranstaltet das Theater Erfurt ein großes Picknick (à la „dîner en blanc“) mit Live-Musik auf dem Theaterplatz. Am 8. Mai um 16 Uhr präsentieren Musiker:innen und Sänger:innen des Theaters Erfurt ein kunterbuntes Programm, das die europäische Kultur in all ihrer Vielfalt widerspiegelt: Gerade im Theater sind diese Werte entscheidend, um gemeinsam Kunst und Kultur zu gestalten. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Theaters Erfurt sehen das Unbekannte und Fremde nicht als Bedrohung, sondern als Chance, sich weiterzuentwickeln und neue Perspektiven zu entdecken.

Von Bachs GOLDberg-Variationen für Trio basso über spanische und französische Arien, Musik des argentinischen Komponisten Mauricio Kagel bis hin zu Tango-Habanera von Kurt Weill und einem österreichischem Kunstlied von Franz Schubert ist alles dabei. Musikalisch begleitet wird das Eventkonzert vom Bergstrom-Kollektiv, Mitgliedern der Orchesterakademie des Philharmonischen Orchesters Erfurt, der Sopranistin Candela Gotelli und dem Tenor Tristan Blanchet.

Anlässlich des 79. Jahrestages der Befreiung vom Nationalsozialismus und des Endes des Zweiten Weltkrieges in Europa findet auf dem Theaterplatz das Eventkonzert mit dem DINNER IN GOLD statt.

Das Theater Erfurt stellt einige goldene Tische, Bänke und Stühle zur Verfügung! Weitere Sitzgelegenheiten können gerne mitgebracht werden. Um gemeinsam ein Zeichen zu setzen, sind alle Picknick-Teilnehmer eingeladen, in goldener Kleidung oder mit goldenen Accessoires und goldenen Rettungsdecken zu kommen und Leckereien zum gemeinsamen Essen mitzubringen.

Bild von Hans auf Pixabay.

Klimawandel: Bergwiesen in Gefahr

Bergwiesen sind einzigartige Ökosysteme. Ein Forschungsteam unter Leitung der Technischen Universität München (TUM) hat nun herausgefunden, dass der Klimawandel den Humusgehalt sowie die Stickstoffspeicher in den Grünlandböden der Alpen reduziert und die Bodenstruktur stört. Organische Düngung, beispielsweise mit Gülle, kann den Verlust organischer Bodensubstanz zumindest teilweise ausgleichen.

Um die Effekte des Klimawandels unter realitätsnahen Bedingungen nachzustellen, nutzten die Forschenden Boden-Pflanze-Mesokosmen. Diese Miniaturökosysteme bestehen aus Modulen, die Bodenproben enthalten. Indem die Mesokosmen entlang eines Höhengradienten von höher gelegenen, kühleren Standorten zu niedriger gelegenen, wärmeren Standorten verlagert werden, simulierten die Wissenschaftler den Klimawandel. Dadurch bildeten sie eine Erwärmung von bis zu 3 Grad Celsius nach, abhängig von der Differenz in der Höhenlage zwischen den ursprünglichen und den neuen Standorten. „Die detaillierte Untersuchung der Bodenreaktionen auf Klimaveränderungen hilft uns, die langfristigen Auswirkungen auf alpine Graslandökosysteme besser zu verstehen“, sagt die Bodenforscherin Dr. Noelia Garcia-Franco. Die Untersuchung fand auf verschiedenen Flächen in den bayerischen Landkreisen Weilheim-Schongau und Garmisch-Partenkirchen statt. Die Mesokosmen wurden je zur Hälfte intensiv oder extensiv bewirtschaftet, das heißt sie wurden beispielsweise unterschiedlich häufig gemäht und mit Gülle gedüngt. Nach vier Jahren wurden Bodenproben entnommen.

Humusgehalt, Bodenstruktur und Nährstoffspeicher gehen stark zurück

Die Ergebnisse zeigen: Durch die Temperaturerhöhung von 2 und 3 Grad ging der Humusgehalt rapide und stark zurück, wobei der Rückgang bei extensivem Management noch stärker ausgeprägt war. Unter extensiver Bewirtschaftung verlor der Boden bei 3 Grad Temperaturerhöhung 22 % an Humus, 14 % bei 2 Grad. Bei intensiver Bewirtschaftung betrug der Humustverlust unter diesen Bedingungen 11 %. Die intensivere organische Düngung konnte den Verlust organischer Masse teilweise kompensieren. Insgesamt beeinträchtigt die erhöhte Temperatur die Bodenstruktur erheblich. Die Erdklumpen, aus denen der Boden besteht, werden destabilisiert und als Folge wird die organische Bodensubstanz immer stärker abgebaut. „Die Größe der Bodenklumpen könnte ein Frühwarnsignal für den drohenden Verlust von Humus und Bodenstruktur sein“, sagt Garcia-Franco. Ebenso beobachteten die Forschenden, dass die Bodenvorräte des wichtigen Pflanzennährstoffs Stickstoffs zurückgingen.

Bedeutende Kohlenstoffspeicher bedroht

Insbesondere in zentral- und nordeuropäischen Bergregionen schreitet der Klimawandel schneller voran als in anderen Gebieten. So stieg die durchschnittliche Jahrestemperatur in den europäischen Alpen seit den 1980er Jahren um zwei Grad. Die besondere Kombination aus hohen Niederschlägen und niedriger Durchschnittstemperatur führt dazu, dass die Böden dort besonders viel Kohlenstoff als Humus speichern. Grasland im Alpen- und Voralpenraum ist eines der größten Reservoirs von bodengebundenem organischem Kohlenstoff in Zentraleuropa. Höhere Temperaturen steigern jedoch die Aktivität der Mikroorganismen im Boden, insbesondere in den Wintermonaten. Humus wird dadurch schneller abgebaut und als CO2 freigesetzt. Bergwiesen erfüllen wichtige ökonomische und ökologische Funktionen: Sie produzieren große Mengen hochwertiges Tierfutter und spielen eine wesentliche Rolle dabei, Wasser und Nährstoffe zu speichern sowie eine hohe Vielfalt an Pflanzen und Bodenorganismen zu erhalten. Der Klimawandel könnte diese Funktionen langfristig beeinträchtigen.

Hebammengeleiteter Kreißsaal am Uniklinikum Jena

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Möglichst natürliche Geburt ohne ärztliche Intervention

Jena. Ab sofort gibt es am Uniklinikum Jena (UKJ) neben dem bisherigen ärztlich geleiteten auch einen hebammengeleiteten Kreißsaal. Das bedeutet: Die erfahrenen Hebammen der Klinik für Geburtsmedizin begleiten eigenverantwortlich gesunde Frauen bei komplikationslosen Geburten, die ärztlichen Kolleginnen und Kollegen werden ganz bewusst nicht in den Geburtsverlauf einbezogen. So wollen die Hebammen all jenen Frauen ein individuelles Geburtserlebnis ermöglichen, die sich eine natürliche Geburt ganz ohne Schmerz- oder Wehenmittel und medizinische Eingriffe wünschen – und das im sicheren Umfeld einer Klinik. Mit dem zusätzlichen Betreuungsmodell ist die Klinik für Geburtsmedizin am UKJ die größte Klinik in Thüringen mit hebammengeleitetem Kreißsaal. „Wir freuen uns über dieses neue Maß an Verantwortung, was ja auch für ein besonderes Vertrauen der ärztlichen Kolleginnen und Kollegen in uns spricht,“ sagt Claudia Hahnemann, leitende Hebamme im Jenaer Kreißsaal. „Und natürlich freuen wir uns auf viele schöne Geburten im hebammengeleiteten Kreißsaal.“ Zusammen mit den Hebammen Saskia Selleng, Susanne Münchau und Yvonne Knorn hat sie das Konzept für den hebammengeleiteten Kreißsaal erarbeitet.

Die Hebammen am UKJ sind – bei rund 1.500 Geburten pro Jahr – nicht nur sehr erfahren, sondern auch exzellent medizinisch aus- und zusätzlich vielfältig weitergebildet, zum Beispiel in Akupunktur und Homöopathie. „Es war schon immer so, dass sich unsere Ärztinnen und Ärzte bei den normalen, komplikationslosen Geburten weitestgehend zurückgehalten haben, ganz nach dem Motto so viel wie nötig, so wenig wie möglich. Daher ist das neue Angebot für uns im Alltag gar keine so große Veränderung, aber trotzdem eine neue Verantwortung, auf die wir auch stolz sind“, so die erfahrene Hebamme Claudia Hahnemann.

Voraussetzung, um im hebammengeleitenden Kreißsaal zu gebären, ist neben einer komplikationslosen Schwangerschaft und einer gesunden werdenden Mutter die Teilnahme an zwei Informations- bzw. Vorbereitungsgesprächen in der Hebammensprechstunde. „Hier lernen wir uns kennen und können uns auf die individuellen Bedürfnisse der Schwangeren einstellen“, erklärt Hebamme Saskia Selleng. Zu diesen beiden Terminen gehört auch eine Untersuchung durch einen Arzt oder eine Ärztin. Anmeldungen sind bis zur 32. Schwangerschaftswoche möglich. Für den hebammengeleiteten Kreißsaal nehmen sich die Hebammen am UKJ immer donnerstags Zeit für die Geburtsplanung in ihrer Hebammensprechstunde.

„Unser Ziel ist es, den Frauen eine persönliche und interventionsarme 1 zu 1-Betreuung unter der Geburt zu ermöglichen“, sagt Saskia Selleng. Aber: „Jede Geburt ist anders, jede Geburt ist individuell – und manchmal ergeben sich auch während der Geburt andere Wünsche oder gar medizinischer Handlungsbedarf“, weiß sie. „Es steht den Frauen selbstverständlich jederzeit offen, ihre Meinung zu ändern und eben doch eine Schmerzmedikation zu erhalten.“ Sollten sich plötzlich Komplikationen einstellen, dann ist medizinische Hilfe für den Notfall jederzeit in der Klinik verfügbar und die Geburt geht in den ärztlich geleiteten Kreißsaal über – ohne dass die Frau dafür irgendwohin transportiert werden muss. Genau über diese Möglichkeiten und Fälle sprechen die Hebammen vorab mit den werdenden Müttern.

Bislang haben sich wöchentlich zwei Frauen für den hebammengeleiteten Kreißsaal angemeldet. Mit der ersten Geburt rechnen die Hebammen Ende Mai oder Anfang Juni.

Kontakt:

Die Anmeldung zum hebammengeleiteten Kreißsaal erfolgt über die Homepage der Klinik für Geburtsmedizin unter https://www.uniklinikum-jena.de/geburtsmedizin.
Hebammensprechstunde für den hebammengeleiteten Kreißsaal ist immer donnerstags von 8.30 bis 14 Uhr.

Demografischer Wandel: Wohnungswirtschaft vor großen Herausforderungen

Die Wohnungswirtschaft steht vor der Aufgabe, die wachsende Zahl älterer Menschen mit bezahlbarem und altersgerechtem Wohnraum zu versorgen. Zahlreiche Wohnungsunternehmen setzen sich zwar mit den Themen barrierefreies Wohnen und Service-Wohnen für Seniorinnen und Senioren auseinander, aber noch nicht ausreichend viele entwickeln Strategien für das Wohnen im Alter. Das geht aus einer vom Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) geförderten Studie hervor, die in Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Berlin, der Zimraum GmbH und dem Swiss Real Estate Institute entstanden ist.

Die Forschenden befragten Wohnungsunternehmen in Deutschland und der Schweiz und werteten Praxisbeispiele aus. Aus Sicht der Forschenden entwickeln Unternehmen bisher in einem zu geringen Maße Strategien zur Versorgung älterer Menschen mit altersgerechtem Wohnraum, weil sie auf stark nachgefragten Wohnungsmärkten Wohnungen in der Regel schnell vermieten können und andere Themen das Tagesgeschäft dominieren. Anreize ergeben sich der Studie zufolge dann, wenn ältere Menschen auf Wohnungsmärkten mit geringer Nachfrage eine wichtige Zielgruppe sind, wenn Nachhaltigkeitsfonds Auflagen zu Themen wie gefördertem Wohnungsbau oder Quartiersversorgung machen oder wenn Verantwortliche in Unternehmen den Willen haben, eine Strategie zum Wohnen im Alter umzusetzen.

Ein zentraler Hebel, damit die Versorgung von älteren Menschen mit altersgerechten Wohnungen gelingt, ist die Verzahnung von Handlungsfeldern: Unternehmen sollten Mieterinnen und Mieter für das Wohnen im Alter sensibilisieren, ein passendes Wohnungsangebot vorhalten, es mit Blick auf ältere Menschen vermarkten und diese gezielt bei der Vermietung berücksichtigen. Mit der Bereitstellung von Ansprechpartnern verbessern Wohnungsunternehmen die Kommunikation mit älteren Menschen und können deren Anliegen so besser berücksichtigen. Bei vielen Aufgaben können auch Dienstleister und Kooperationspartner unterstützen, zum Beispiel bei sozialen Angeboten im Quartier. Die Studie identifiziert insgesamt elf Handlungsfelder, auf denen Wohnungsunternehmen aktiv werden können und leitet aus Praxisbeispielen Empfehlungen für die Umsetzung ab.

Als größte Herausforderung benennt die Studie die Verteilung von bezahlbaren Wohnungen an ältere Menschen mit kleinem Geldbeutel. Diese gelingt auf stark nachgefragten Wohnungsmärkten allerdings nur, wenn Unternehmen das Vermietungsmanagement explizit beauftragen, diese Zielgruppe anzusprechen und bei der Vermietung zu bevorzugen – weil sie eine Strategie für das Wohnen im Alter haben, eigenes Engagement sichtbar machen wollen oder Vorgaben von Kommunen zur Belegung von Wohnungen umsetzen. Auch kooperative Ansätze wie Runde Tische können einen Anreiz zum Handeln bieten. Der Datenschutz und der Grundsatz einer diskriminierungsfreien Vermietung wirken für die Ansprache und Identifikation der Zielgruppe im Bewerbungsprozess allerdings oft als Hemmnis.

Die Studie zeigt auch, dass vor dem Hintergrund geringer Anreize und drängender Themen wie der steigenden Bau- und Finanzierungskosten ein zielgruppen- und damit subjektorientiertes Vorgehen häufig besonders zielführend ist. Maßnahmen können sich beispielsweise an besonders bedürftige Mieterinnen und Mieter richten. Damit kommt Unterstützung dort zum Tragen, wo der Bedarf am größten und die Wirkung unmittelbar ist.

Die Forschungsarbeit ist als BBSR-Online-Publikation erschienen und ist auf der Website des BBSR unter www.bbsr.bund.de abrufbar. Das Projekt wurde gefördert aus Mitteln der Zukunft- Bau-Forschungsförderung vom BBSR im Auftrag des Bundesministeriums für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen.

Download der Studie:

https://www.bbsr.bund.de/BBSR/DE/veroeffentlichungen/bbsr-online/2024/bbsr-online-39-2024.html

7 % weniger Arbeitskräfte in der Landwirtschaft von 2020 bis 2023

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  • Zahl der Arbeitskräfte sinkt aufgrund starker Rückgänge bei Familien- und Saisonarbeitskräften um 62 000 auf 876 000
  • Familienarbeitskräfte sind nach wie vor die größte Beschäftigtengruppe in der Landwirtschaft, in den westlichen Bundesländern machen sie knapp die Hälfte der Arbeitskräfte aus
  • Mehr als die Hälfte der landwirtschaftlichen Betriebe verfügten 2023 über zusätzliche Einkommensquellen wie Erzeugung erneuerbarer Energien, der Forstwirtschaft und der Direktvermarktung eigener Produkte

WIESBADEN – Im Zeitraum von März 2022 bis Februar 2023 waren in Deutschland rund 876 000 Arbeitskräfte in der Landwirtschaft beschäftigt. Wie das Statistische Bundesamt nach Ergebnissen der Agrarstrukturerhebung 2023 mitteilt, waren das rund 7 % oder 62 000 Arbeitskräfte weniger als bei der Landwirtschaftszählung 2020 (938 000 Arbeitskräfte). Diese Entwicklung ist auf den starken Rückgang der Zahl der Saisonarbeitskräfte um 32 000 Personen (-12 %) sowie der Familienarbeitskräfte um 36 000 Personen (-8 %) zurückzuführen. Demgegenüber stieg die Zahl der ständigen Arbeitskräfte in der Landwirtschaft seit 2020 um 5 900 Personen (+3 %). Im gleichen Zeitraum ging die Zahl landwirtschaftlicher Betriebe um rund 3 % oder 7 800 auf 255 000 Betriebe zurück. Infolgedessen verringerte sich die durchschnittliche Zahl der Arbeitskräfte pro Betrieb von 3,6 auf 3,4 Arbeitskräfte.

Familienarbeitskräfte größte Beschäftigtengruppe in der Landwirtschaft

398 000 Personen oder 45 % der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft waren nach Angaben der Agrarstrukturerhebung 2023 Familienarbeitskräfte. Der verbleibende Anteil der Arbeitskräfte verteilte sich zu 27 % auf die ständigen Arbeitskräfte (235 000 Personen) und zu 28 % auf die Saisonarbeitskräfte (243 000 Personen).

Regionale Unterschiede bei den Arbeitskräften in landwirtschaftlichen Betrieben 2023

In der Beschäftigtenstruktur landwirtschaftlicher Betriebe bestehen zwischen den westlichen und östlichen Bundesländern deutliche Unterschiede. So machen in den westlichen Bundesländern die in Einzelunternehmen tätigen Familienarbeitskräfte mit 374 000 Personen knapp die Hälfte (49 %) aller Arbeitskräfte in der Landwirtschaft (756 000) aus, gefolgt von 215 000 Saisonarbeitskräften (gut 28 %) und 167 000 ständig angestellten Arbeitskräften (gut 22 %). Demgegenüber stellen in den östlichen Bundesländern, infolge der häufig als Personengesellschaften oder juristischen Personen organisierten Betriebe (zum Beispiel GbR, GmbH oder eG), die ständig angestellten Arbeitskräfte mit 68 000 Personen mehr als die Hälfte (gut 56 %) aller 120 000 Arbeitskräfte. Familienarbeitskräfte machen in Ostdeutschland lediglich gut 20 % (24 000 Personen) der Arbeitskräfte in der Landwirtschaft aus und gut 23 % (28 000 Personen) zählen zu den Saisonarbeitskräften.

Frauenanteil bei den Saisonarbeitskräften weiterhin am höchsten

Wie bereits im Jahr 2020 war nach Angaben der Agrarstrukturerhebung 2023 etwa ein Drittel (35 %) der in der Landwirtschaft tätigen Personen weiblich. Während sich dieser Anteil bei den Familienarbeitskräften (32 %) und den ständig Beschäftigten (32 %) näherungsweise wiederfand, lag er mit 44 % bei den Saisonarbeitskräften deutlich höher. Deutlich niedriger lag hingegen der Frauenanteil auf der Führungsebene: Wie bereits im Jahr 2020 wurde 2023 nur jeder neunte Betrieb (11 %) von einer Frau geleitet.

61 % der Betriebe von Personen mit landwirtschaftlicher Berufsausbildung geleitet

156 000 oder 61 % der Personen verfügten in ihrer Funktion als Betriebsleitung im Jahr 2023 über eine landwirtschaftliche Berufsausbildung. Die verbleibenden 39 % (99 000 Personen) leiteten ihren Betrieb ausschließlich mit ihrer praktischen Berufserfahrung ohne den Abschluss einer speziellen landwirtschaftlichen Berufsausbildung. Dabei zeigt sich, dass eine rein auf praktischen Erfahrungen basierende Betriebsführung insbesondere bei einer Betriebsleitung im Nebenerwerb (79 %) sowie in tendenziell kleineren Betrieben (69 %) mit einer landwirtschaftlich genutzten Fläche von weniger als 20 Hektar zu beobachten ist. Von den Betriebsleiterinnen und Betriebsleitern mit einer landwirtschaftlichen Berufsbildung hatten 46 % eine berufliche Lehre, eine Berufsschule oder eine einjährige Fachschule absolviert, 39 % hatten eine Fortbildung zum Meister oder eine höhere Landbauschule und etwa 15 % verfügten über ein abgeschlossenes Hochschulstudium.

54 % der landwirtschaftlichen Betriebe mit zusätzlichen Einkommensquellen

Lag der Anteil der landwirtschaftlichen Betriebe mit zusätzlichen Einkommensquellen im Jahr 2020 noch knapp unterhalb von 50 Prozent, erzielten im Jahr 2023 bereits mehr als die Hälfte (54 %) aller landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland in Ergänzung zur landwirtschaftlichen Primärproduktion Einnahmen aus zusätzlichen landwirtschaftsnahen Tätigkeiten. Von den rund 137 270 Betrieben mit zusätzlichen Einkommensquellen gaben 47 % der Betriebe die Erzeugung erneuerbarer Energien als weiteres betriebliches Standbein an, gefolgt von der Forstwirtschaft mit 27 %und der Direktvermarktung der im Betrieb produzierten landwirtschaftlichen Erzeugnisse mit 26 %.

Pflegekosten werden oftmals unterschätzt

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Bild von Sabine van Erp auf Pixabay

Berlin. Viele Deutsche wissen nicht, dass Pflege im Alter anteilig aus eigenen Mitteln bezahlt werden muss, das ergibt eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Deutschen Bank. Welche Kosten trägt die gesetzliche Pflegeversicherung und was, wenn das Geld nicht reicht?

Die Zahl der Menschen, die ein hohes Lebensalter erreichen, wächst stetig. Auch wenn jeder gerne möglichst lange unabhängig und selbstbestimmt in den eigenen vier Wänden leben möchte, ist es doch Realität, dass mit dem Alter auch die Wahrscheinlichkeit steigt, auf Pflege angewiesen zu sein. Laut einer Prognose des Statistischen Bundesamts wird die Zahl der pflegebedürftigen Menschen bis 2055 um 37 Prozent zunehmen. Die Finanzierung der Pflegekosten ist eine große Herausforderung – denn Pflege ist teuer. Dies ist vielen Bundesbürgern nicht bekannt: Eine aktuelle YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Bank hat ergeben, dass jeder fünfte Deutsche (20 Prozent) denkt, dass die Pflegeversicherung sämtliche Kosten für die vollstationäre Pflege in einem Pflegeheim übernimmt und kein Eigenanteil gezahlt werden muss. Tatsächlich lag die monatliche Eigenbeteiligung 2023 im ersten Jahr des Heimaufenthalts bundesweit im Durchschnitt bei rund 2.600 Euro, so eine Auswertung des Verbandes der Ersatzkassen e.V. „Die gesetzliche Pflegeversicherung ist grundsätzlich nicht auf volle Kostendeckung angelegt. Das heißt, dass nur Zuschüsse zu den tatsächlichen Pflege- und Betreuungskosten geleistet werden. Die Höhe der Zuschüsse staffelt sich nach dem Pflegegrad – also je nachdem, wie viel Hilfe die pflegebedürftige Person benötigt“, erklärt Anja Maultzsch von der Postbank. Ab dem Pflegegrad 2 zahlt die gesetzliche Pflegeversicherung einen Leistungszuschlag, der mit zunehmender Dauer des Heimaufenthalts steigt – von 15 Prozent im ersten Jahr bis zu 75 Prozent ab dem vierten Jahr.

Besser vorsorgen

Laut Deutsche Bank Umfrage schätzen die Befragten, die mit einem zu zahlenden Eigenanteil rechnen, ihn meist zu niedrig ein. Rund jeder fünfte (22 Prozent) geht davon aus, dass für einen vollstationären Platz im Pflegeheim unter 1.500 Euro pro Monat aus eigener Tasche fällig werden. 39 Prozent haben keine Vorstellung von der Höhe dieser Kosten. „Die Unwissenheit zum Thema Pflegekosten ist groß und es ist wichtig, darüber aufzuklären. Denn wem bewusst ist, dass er selbst einen Teil der Kosten tragen muss, der ist eher bereit vorzusorgen, zum Beispiel mit einer privaten Pflegeversicherung“, erklärt Anja Maultzsch. Für die Finanzierung des Heimplatzes muss die betroffene Person ihre Rente, Ersparnisse und Vermögenswerte – zum Beispiel Wohneigentum – einsetzen. Das Amt kann sogar verlangen, dass Schenkungen, die in den letzten zehn Jahren erfolgt sind, rückgängig gemacht werden. Reicht das Geld trotzdem nicht, müssen unter Umständen die Kinder ihre Eltern finanziell unterstützen. Dazu sind Nachkommen allerdings nur verpflichtet, wenn ihr alleiniges Jahresbruttoeinkommen über 100.000 Euro liegt.

Informationen zur Umfrage:

In einer bevölkerungsrepräsentativen Online-Befragung interviewte YouGov im Auftrag der Deutschen Bank zwischen dem 29. September und 2. Oktober 2023 insgesamt 2.074 Personen ab 18 Jahren.

Mitgliederzahl und Kirchensteueraufkommen bei der EKD 2023 niedriger

Netto-Gesamtaufkommen an Kirchensteuern 2023 um 5,3 Prozent gesunken. Erwartungen an Kirche trotz abnehmender Kirchenbindung hoch.

Die evangelische Kirche hat im Jahr 2023 sowohl bei der Mitgliederzahl als auch beim Kirchensteueraufkommen einen Rückgang zu verzeichnen. Nach den aktuellen Berechnungen auf Basis der aus den Landeskirchen gemeldeten vorläufigen Zahlen gehörten zum Stichtag 31.12.2023 insgesamt 18.560.000 Menschen einer der 20 Landeskirchen der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) an. Das sind rund 3,1 Prozent weniger als im Vorjahr. Getauft wurden 2023 rund 140.000 Menschen. Zusätzlich gab es rund 20.000 Aufnahmen in die evangelische Kirche. Demgegenüber standen gleichbleibend zum Vorjahr rund 380.000 Kirchenaustritte sowie 340.000 Sterbefälle.

Einbußen verzeichnete die evangelische Kirche 2023 auch beim Kirchensteueraufkommen. Laut jüngster Kirchensteuerstatistik lag das Netto-Gesamtaufkommen an Kirchensteuern in 2023 mit ca. 5,9 Milliarden Euro rund 5,3 Prozent unter dem Vorjahresaufkommen. Im Vorjahreszeitraum gab es noch einen Anstieg von 4,1 Prozent.

„Wir werden eine kleinere und ärmere Kirche, dieser Tatsache müssen wir uns stellen. Auch mit weniger Mitgliedern bleibt es aber unsere Aufgabe, uns für Nächstenliebe, Menschlichkeit und die Weitergabe des christlichen Glaubens einzusetzen“, so die amtierende Ratsvorsitzende der EKD, Bischöfin Kirsten Fehrs. „Aus der jüngsten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung wissen wir, dass viele Menschen nach wie vor hohe Erwartungen an die Kirchen haben. Sie wünschen sich von uns den Einsatz für sozial benachteiligte Menschen, für Bildung und für den Zusammenhalt der Gesellschaft. Um diesen Erwartungen gerecht zu werden, ist es wichtig, dass wir als Kirche wissen, wofür wir stehen und dass wir immer wieder kritisch unser Handeln und unsere Strukturen auf den Prüfstand stellen. Das ist auch wichtig im Blick auf die Aufarbeitung sexualisierter Gewalt in Kirche und Diakonie.“

Nach der im vergangenen Jahr veröffentlichten Kirchenmitgliedschaftsuntersuchung (KMU6) bleiben die gesellschaftlichen Erwartungen an die Kirche, insbesondere hinsichtlich ihres Einsatzes für Arme, Kranke und Bedürftige sowie für Solidarität und Gerechtigkeit in der Welt hoch. Die höchste Zustimmung zum gesellschaftlichen Wert eines kirchlichen Angebots erhält unter den evangelischen Kirchenmitgliedern, dass die Kirche Beratungsstellen für Menschen mit Lebensproblemen betreibt (95 Prozent). Auch unter Konfessionslosen ist hier die Zustimmung hoch (78 Prozent).
Ausdrücklich dankt Bischöfin Fehrs den Mitgliedern, Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen in den Landeskirchen: „Sie alle tragen mit Ihrem Engagement dazu bei, dass Kirche durch Gottesdienste, Seelsorge- und Beratungsangebote weiterhin bei den Menschen vor Ort präsent ist. Damit leisten Sie einen wichtigen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt und zur Stärkung eines guten Miteinanders. Und das ist gegenwärtig notwendiger denn je.“