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Zwischen Schein und Sein: Wenn die DDR ihre Widersprüche preisgab

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Die Deutsche Demokratische Republik – offiziell als sozialistischer Musterstaat gepriesen, offenbarte im alltäglichen Leben immer wieder Risse in ihrem glänzenden Image. Hinter der Fassade einer allumfassenden Vollversorgung und des vermeintlichen Fortschritts nahmen die Widersprüche des Systems allmählich Gestalt an. Der Blick hinter die Kulissen zeigt ein Land, das zwischen strenger staatlicher Kontrolle und dem unbeugsamen Drang der Menschen nach Freiheit schwankte.

Der Schwarzmarkt als Spiegelbild der Mangelwirtschaft
In den leerstehenden Regalen der staatlichen Läden blühte ein alternatives Wirtschaftssystem auf. Der Schwarzmarkt wurde zu einem unverzichtbaren Instrument des Überlebens. Hier wurden Mangelware, Hehlerware aus staatlicher Produktion und begehrte Westdeutsche D-Mark gehandelt – oft zu Preisen, die das Offizielle um ein Vielfaches überstiegen. Selbst Industriearbeiter, die zufällig zu Devisenhändlern avancierten, fanden auf diesem inoffiziellen Markt neue Perspektiven. Ironischerweise machte sich der Staat nicht selten selbst an diesem Handel beteiligen, um im geheimen den Zugang zu wertvollen Antiquitäten im Westen zu sichern.

Umweltkatastrophen im Schatten der Staatsmachtdemonstration
Während die DDR in der Rhetorik Umweltschutz als verfassungsrätiges Gut pries, führten undurchsichtige Produktionsvorgaben zu unumkehrbaren Schäden. Rund um das Chemiedreieck Leuna-Bitterfeld und in der Nähe der photochemischen Werke in Wolfen geriet die Umwelt zur Scherbe. Arbeiter und ihre Familien litten unter den giftigen Schwaden, während Proteste – häufig durch stille, aber entschlossene Eingaben aus dem Inneren angereichert – im Erdboden versanken. Erst der unermüdliche Einsatz westdeutscher Journalisten brachte die ungeschminkte Wahrheit ans Licht: Millionen Tonnen giftiger Abfälle, ungefilterte Abwässer und eine Region, die zur chemikalienverseuchten Zone avancierte.

Stillstand in der Industrie: Der Fall Trabant und der ost-westliche Automobilhandel
Die Planwirtschaft der DDR offenbarte auch in der Automobilindustrie ihre Innovationsfeindlichkeit. Der Trabant, längst zum Symbol der Mangelwirtschaft avanciert, blieb über Jahrzehnte nahezu unverändert. Ein moderneres Modell, der Trabant 603, wartete bereits in den 1960er Jahren in den Startlöchern – scheiterte jedoch an der autoritären Weigerung der Staatsführung, in eine neue Ära zu investieren. Ironischerweise sollte ein späterer Ost-West-Deal den Zugang zu begehrten Westautos ermöglichen – allerdings nicht für den Durchschnittsbürger, sondern nur für jene, die sich als politisch zuverlässig erwiesen.

Privater Erfolg und staatliche Eingriffe
Entgegen des propagierten Gleichheitsideals gab es auch in der sozialistischen DDR jene, die sich – wenn auch nur kurzzeitig – den Erfolg eines Privatunternehmens sichern konnten. Modeschöpfer Heinz Bohrmann, inzwischen als der „Rote Dior“ bekannt, verkörperte diese paradoxe Realität. Sein Modehaus zog sowohl die breite Masse als auch die Staatsführung an, ehe es 1972 im Zuge intensiver Eingriffe verstaatlicht wurde. Die Gratwanderung zwischen privatem Unternehmertum und staatlicher Kontrolle offenbarte das Dilemma eines Systems, das individuelle Erfolge nur bis zu einem gewissen Punkt duldete.

Sportliche Triumphe um jeden Preis
Um die Überlegenheit des sozialistischen Systems weltweit zu demonstrieren, wurde der Leistungssport zu einer staatsüberwachten Bühne. Hinter den Medaillen verbarg sich jedoch ein düsteres Kapitel: das systematische Dopingprogramm, das sogar Kinder und junge Talente zu Opfern machte. Sportler wie Heidi Krieger, die 1986 im Kugelstoßen Gold holten, mussten einen hohen Preis zahlen – nicht zuletzt, weil sie ohne eigenes Wissen mit leistungssteigernden Substanzen behandelt wurden. Der Schatten des Dopingprogramms blieb auch nach der Wende ein kontroverses Kapitel in der DDR-Geschichte.

Subkultur als Ausdruck des Widerstands
Trotz reißender Repressionen bot die aufkeimende Punk-Szene der frühen 1980er Jahre einen Raum für unkonventionellen Widerstand. Illegale Konzerte auf Dachböden und der offene Bruch mit dem Einheitssystem stellten eine klare Infragestellung der Staatsideologie dar. Die kulturelle Gegenbewegung wurde zum Sprachrohr jener, die nicht schweigen wollten – auch wenn Repressionen durch Polizei und Stasi oft die Ordnung des Regimes sichern sollten.

Die Flucht in den Westen: Ein Akt der Verzweiflung und Hoffnung
Für viele war der Ausweg klar: die Flucht in den Westen. Unter lebensgefährlichen Bedingungen versuchten zahlreiche Bürger, die streng bewachte Mauer zu überwinden. Fluchthelfer wie Dietrich Rohrbeck setzten ihre Kreativität und ihr Leben ein, um Menschen in Sicherheit zu bringen – sei es durch improvisierte Fluchtwege oder ungewöhnliche Mittel wie das Schmuggeln von Babys unter dem Schutz falscher Visa über die Ostsee nach West-Berlin. Diese akte der Befreiung zeigten den ungebrochenen Willen der Menschen, die Ketten der staatlichen Überwachung und Repression zu sprengen.

Zwischen Illusion und Realität
Die widersprüchlichen Lebenswirklichkeiten in der DDR offenbaren ein Land, das im Spannungsfeld zwischen offiziellem Propagandaheiligtum und gelebter Realität existierte. Von den glanzvollen Versprechen der allseitigen Vollversorgung bis hin zu den verborgenen Mängeln, die im Schwarzmarkt, in der Umweltzerstörung und im autoritären Eingriff in private Lebensbereiche ihren Niederschlag fanden – jede Episode trug zum unaufhaltsamen Zusammenbruch des Systems bei. Der ständige Konflikt zwischen Schein und Sein wurde so zu einem gefügten Mosaik, das die Grundlage für den letztendlichen Untergang der DDR bildete und die Sehnsucht nach Freiheit und Selbstbestimmung befeuerte.

Diese Schlaglichter, so unterschiedlich sie auch erscheinen mögen, legen eine gemeinsame Wahrheit offen: Kein System, das sich ausschließlich über Zwang, Überwachung und gleichgeschaltete Ideologien definiert, vermag die unbezähmbaren Sehnsüchte seiner Bürger vollständig zu unterdrücken. Die DDR war mehr als ein politischer Versuch – sie war ein facettenreicher Spiegel der menschlichen Ambitionen, der Risiken und letztlich des Triumphs des Freiheitsgedankens.

50 Jahre Karat – Eine Zeitreise zwischen Mauerfall und Bushaltestellen-Konzerten

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Die legendäre deutsche Rockband Karat feiert in diesem Jahr ihr 50-jähriges Bestehen. In ihrem aktuellen Podcast „50 Karat“ blicken die Bandmitglieder auf fünf Jahrzehnte Musik, politischer Umbrüche und ungewöhnlicher Konzerterlebnisse zurück. Die zweite Folge, produziert an dem Ort des kürzlich durchgeführten Jubiläums-Fotoshootings, rückt besonders die bewegten Jahre von 1985 bis 1995 ins Zentrum der Betrachtung.

Ein musikalisches Highlight: Kuba-Tournee 1986
In den späten 80er Jahren setzte Karat ein eindrucksvolles Zeichen mit ihrer ersten Kuba-Tournee. Zwar war die DDR-Konjunktur zu dieser Zeit nicht gerade rosig, dennoch gelang es der Band, auf der Insel als gefeierter Act aufzutreten – ähnlich wie einst die Beatles. Besonders bemerkenswert war das Konzert an einer Bushaltestelle in einem kleinen Ort: Mit reduzierter Ausrüstung und einem Publikum von rund 100 begeisterten Zuhörern schuf die Band ein einmaliges Erlebnis. „Die Begeisterung war spürbar, die Zuhörer schienen jeden Ton aufzunehmen“, so ein Bandmitglied. Der Erfolg dieser Tournee bewirkte, dass weitere Einladungen folgten und bis 1988 regelmäßig Kuba angefahren wurde.

Neuheiten und Wandel in der Bandformation
Auch musikalisch markierte Karat in den 80ern Neuerungen. Das 1985 veröffentlichte Live-Doppelalbum – mit einem ebenso außergewöhnlichen Doppelcover – wurde schnell zu einem Kultobjekt in der DDR und setzte neue Maßstäbe für Liveaufnahmen. Gleichzeitig brachte die Band interne Veränderungen mit sich: Gesundheitlich bedingte Rückzüge, das Hereinkommen von Thomas Natschinski und später Thomas Kurzhalz sowie die Entlassung von Henning Potzmann aufgrund interner Differenzen sorgten für Wechsel, die die Band jedoch kreativ am Leben hielten. Eine amüsante Anekdote erinnerte an eine West-Tournee, bei der der gekündigte Potzmann widerwillig mitfuhr und der neue Bassist Christian Liebig anfangs mit einem „Liegepass“ von der Teilnahme ausgeschlossen wurde.

Zwischen Petition und Mauerfall: Politische Haltung und Zeitgeschichte
Die späten 80er Jahre waren in der DDR von politischer Spannung und dem Ruf nach Freiheit geprägt. Karat, die gemeinsam mit weiteren namhaften Künstlern an einer Petition für echte Demokratisierung teilnahm, positionierte sich deutlich – ohne jedoch den Sturz des Systems zu fordern. Diese mutige Haltung führte zu vermehrter Beobachtung durch die Stasi. Der Mauerfall, ein Ereignis, das die Welt veränderte, wurde von der Band auf eindrucksvolle Weise miterlebt: In einem bescheidenen Studio in der Brunnenstraße verfolgte man die Pressekonferenz mit Günter Schabowski auf einem kleinen russischen Fernseher – ein Moment, der trotz aller technischen Beschränkungen tiefe Spuren hinterließ.

Neuanfang nach der Wende
Nach dem Fall der Berliner Mauer stand Karat vor neuen Herausforderungen und zugleich vor einem Neuanfang. Während eines Fluges nach China erlebte Bandmitglied Martin den Mauerfall hautnah – ein Erlebnis, das nicht nur ihn, sondern auch den Kurs der Band prägte. 1992 fand Martin schließlich als neuer Bandkollege seinen Platz, auch wenn sein erstes Konzert in Westdeutschland turbulente – wortwörtlich vom Wind verwehte – Notizen mit sich brachte.

Blick in die Zukunft
Mit ihrem 50-jährigen Jubiläum hat Karat nicht nur einen bedeutenden Meilenstein erreicht, sondern auch gezeigt, dass ihre Musik und ihr Engagement weit über die Grenzen der DDR und des sich wandelnden politischen Klimas hinausreichen. In den kommenden Podcast-Folgen verspricht die Band weitere exklusive Einblicke in eine bewegte Geschichte, die von Leidenschaft, Wandel und der Kraft der Musik erzählt – eine Geschichte, die Deutschland als Zeitzeuge geprägt hat.

Die Erfolgsgeschichte von Karat ist ein eindrucksvoller Spiegel einer Zeit, in der Musik und Politik oft untrennbar miteinander verbunden waren. Mit diesem Jubiläum laden sie ihre treuen Fans und neue Hörer gleichermaßen ein, sich auf eine emotionale und mitreißende Reise in die Vergangenheit zu begeben – in eine Ära, die noch immer fasziniert und inspiriert.

Jahnsportpark wird zur inklusiven Sportstätte der Zukunft

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Berlin. Der Friedrich-Ludwig-Jahn-Sportpark, eine der meistgenutzten Sportstätten Berlins, steht vor einem grundlegenden Wandel. Nach jahrzehntelanger intensiver Nutzung und zunehmendem Sanierungsbedarf wird die Anlage nun modernisiert – mit einem klaren Fokus auf Inklusion und Barrierefreiheit.

Ob Schulklassen, Freizeitathlet:innen oder Yogagruppen: Der Jahnsportpark ist ein zentraler Ort für den Berliner Breitensport. Doch die Zeit hat ihre Spuren hinterlassen. Nun soll die traditionsreiche Anlage nicht nur baulich erneuert, sondern auch zukunftsweisend gestaltet werden – als eine Sportstätte, die allen Menschen offensteht, unabhängig von körperlichen oder geistigen Voraussetzungen.

Bereits zwischen 2014 und 2020 analysierte die Senatsverwaltung für Inneres und Sport gemeinsam mit Vereinen, Verbänden und der Stadtgesellschaft, welche Bedarfe es gibt. 2021 folgte ein städtebauliches Werkstattverfahren, 2022 schließlich ein Realisierungswettbewerb. Der Entwurf des Architektenbüros Otto und Müller sowie der Landschaftsarchitekten Otto und Richter aus Dresden ging daraus als Sieger hervor.

Doch der Umbau konnte nicht sofort starten. Zunächst musste ein Bebauungsplan erarbeitet werden, der mittlerweile vorliegt. Dieser legt fest, wie das Gelände genutzt und bebaut werden darf – und stellt sicher, dass die Interessen aller Beteiligten berücksichtigt werden. Die Planung sieht unter anderem ein neues Stadion für 20.000 Personen, eine barrierefreie Multifunktionshalle und ein Begegnungszentrum für Vereine und Verbände vor. Letzteres soll zentral auf einer neuen Plaza errichtet werden.

Die öffentlichen Sportanlagen für Freizeit- und Vereinssport bleiben erhalten und werden neu organisiert. Der Plan schützt zudem bestehende Naturflächen, wie den markanten Platanenhain, und verpflichtet zu Dach- und Fassadenbegrünung. Auch der Lebensraum für Vögel und Fledermäuse soll durch ökologische Maßnahmen gesichert werden.

Mit der Umsetzung wird der Jahnsportpark zum Modellprojekt für eine inklusive, nachhaltige und vielfältige Sportlandschaft. Ein „Jahnsportpark für alle“ – das ist nicht nur das Motto, sondern bald auch gelebte Realität.

Neues Depot des DDR-Museums in Marzahn: Ein lebendiger Ort der Erinnerung

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Berlin – Mit dem jüngsten Umzug des beliebten DDR-Museums an den Berliner Dom wurde auch die Geschichte der Deutschen Demokratischen Republik um ein neues Kapitel bereichert. In Marzahn hat das Museum sein modernes Depot bezogen und öffnete am vergangenen Sonntag erstmals seine Türen für Besucherinnen und Besucher. Was einst als Lagerhalle in Spandau diente, hat sich in einen Ort verwandelt, der weit über die reine Aufbewahrung historischer Objekte hinausgeht.

Ein Umzug mit großer Wirkung
Der Standortwechsel von Spandau nach Marzahn erfolgte aus mehreren Gründen. Zum einen entfielen die Mietzahlungen für die alte Halle, deren Zustand und bevorstehender Abriss keinen Raum für die Zukunft boten. Zum anderen wurde der Wunsch nach einem eigenen Depot im Besitz der Museums-GmbH immer stärker. In Marzahn stand schließlich ein Gelände zur Verfügung, auf dem sich bereits eine geeignete Halle – früher genützt als LKW-Werkstatt des VBB Kraftverkehr – befand. Nach einer rasanten Bauphase, die nach der Grundsteinlegung im April 2024 zügig zum Einzug führte, konnte der aufwendige Transport von über 3000 Umzugskartons, 1400 Paletten und rund 140 LKW-Ladungen bereits im Dezember abgeschlossen werden.

Lebendige Erinnerungskultur und Bildungsangebote
Das neue Depot bietet mehr als nur modernen Lagerraum: Es versteht sich als lebendiger Begegnungsort. Mit regelmäßigen Führungen an drei Tagen in der Woche – Dienstag, Donnerstag und Sonntag – haben Besucher die Möglichkeit, in die umfangreiche Sammlung des Museums einzutauchen. Anders als im „Infotainment“-Bereich des Hauptmuseums am Berliner Dom wird hier ein tieferer Einblick in die Materie ermöglicht. Im „Club der Funktionäre“, einem rund 80 Quadratmeter großen Showroom, werden ausgewählte Objekte wie historische Möbel, Spielzeug oder gar ein Stück der Berliner Mauer präsentiert – Exponate, die normalerweise in Kartons lagern würden.

Insbesondere Zeitzeugen, die die DDR selbst erlebt haben, finden in der persönlichen Begegnung mit den Objekten und den Geschichten der Spender einen emotionalen Zugang zu ihrer Vergangenheit. Auch das wissenschaftliche Interesse kommt nicht zu kurz: Langfristig ist geplant, das Depot zu einem Forschungstempel auszubauen, der Forschenden den Zugang zu umfangreichen Beständen, insbesondere Papierobjekten und Ego-Dokumenten, erleichtert. Workshops für Schulklassen sollen zudem Geschichte auf eine anschauliche und interaktive Weise vermitteln.

Herausforderungen und Zukunftsvisionen
Neben der beeindruckenden physischen Präsenz der Sammlung stehen auch Zukunftsprojekte im Fokus. Das DDR-Museum setzt darauf, die digitale Erfassung der ca. 360.000 historischen Objekte weiter voranzutreiben. Bereits jetzt existiert eine Online-Datenbank mit 12.000 erfassten Objekten, die jedoch angesichts begrenzter Ressourcen noch lange nicht das volle Potenzial ausschöpft. Erik Strohmeier-Wimmer, wissenschaftlicher Leiter der Sammlung, betont: „Das Vor-Ort-Erlebnis, der Geruch des Linoleums, der an DDR-Wohnungen erinnert, und das Staunen über die schiere Masse von Exponaten – all das lässt sich online kaum vermitteln.“

Ein Ort der Begegnung und des Austauschs
Darüber hinaus kommt dem neuen Depot eine wichtige Rolle in der Vermittlung von Erinnerungen und Bildung zu. Neben der Ausstellung und den Führungen wird der Ort auch als Austauschplattform dienen. Mitarbeitende des Museums erläutern Einblicke in die Sammlung, die Kriterien für die Aufnahme neuer Objekte und die Methoden der Konservierung. Gleichzeitig profitieren auch externe Institutionen: Das DDR-Museum verleiht regelmäßig Objekte wie Mauersteine und markante Gegenstände wie das Handrührgerät RG 28 an Museen im In- und Ausland.

Das neue Depot in Marzahn steht sinnbildlich für einen modernen Umgang mit der Erinnerungskultur der DDR. Es zeigt, dass Geschichte lebendig bleibt, wenn sie erfahrbar, erforscht und weitergegeben wird. Besucherinnen und Besucher – ob Geschichtsinteressierte, Zeitzeugen oder junge Menschen – finden hier einen Ort, der nicht nur informiert, sondern auch emotional berührt. Damit setzt das DDR-Museum ein klares Zeichen: Die Erinnerung an die Vergangenheit ist ein kostbares Gut, das es zu bewahren und erlebbar zu machen gilt.

Die bewegte Geschichte der Sanierung des Berliner Olympiastadions

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Berlin. Als am 26. Mai 1998 der Berliner Senat beschloss, das Olympiastadion zu sanieren, war das der vorläufige Schlusspunkt einer jahrelangen Debatte – und gleichzeitig der Auftakt zu einem der ambitioniertesten Bauprojekte der Hauptstadt nach der Wiedervereinigung. Die denkmalgerechte Modernisierung der Arena im Ortsteil Westend war ein politischer, finanzieller und architektonischer Drahtseilakt, der heute, mit 20 Jahren Abstand zur Wiedereröffnung, als bemerkenswerter Erfolg gelten darf.

Dabei war der Weg dorthin alles andere als gradlinig. Schon Anfang der 1990er Jahre wurde darüber gestritten, ob das 1936 eröffnete Stadion überhaupt noch eine Zukunft als Spielstätte haben sollte. Die einen wollten ein neues, reines Fußballstadion, tief in den Boden gegraben, dort, wo heute noch das Hockeystadion steht. Andere sahen im Olympiastadion ein Mahnmal deutscher Geschichte, das nicht angerührt werden sollte.

Doch die Bewerbung Deutschlands um die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 brachte neuen Schwung in die Debatte – und neue Anforderungen: Berlin sollte das Endspiel austragen, und das konnte unmöglich in einem bröckelnden Denkmal geschehen. Was folgte, war ein komplexer Entscheidungsprozess, bei dem politische Interessen, Denkmalschutz, sportliche Notwendigkeiten und finanzielle Realitäten miteinander rangen.

Wider alle Berliner Bauklischees
Dass der Umbau des Stadions letztlich im Zeit- und Kostenrahmen blieb, wirkt aus heutiger Sicht fast wie ein Wunder. Von Juli 2000 bis 2004 wurde das Stadion bei laufendem Betrieb modernisiert – ein logistisches Kunststück. Die Bauarbeiten mussten so getaktet werden, dass Hertha BSC seine Heimspiele austragen konnte und das DFB-Pokalfinale jährlich vor 70.000 Fans stattfinden durfte.

Die Pläne des Hamburger Architekturbüros Gerkan, Marg & Partner überzeugten: Der Oberring wurde saniert, der Unterring komplett neu gebaut und die historische Muschelkalk-Fassade aufwendig restauriert. Gleichzeitig entstand eine moderne Dachkonstruktion aus Stahl und lichtdurchlässiger Membran, die das gesamte Stadion überspannt. Eine seltene Balance aus Bewahrung und Erneuerung wurde erreicht.

Das Stadion als Spiegel der Stadt
Mit rund 473 Millionen D-Mark war die Modernisierung zwar teuer, aber rückblickend gut investiert. Heute ist das Olympiastadion eine multifunktionale Veranstaltungsstätte, die regelmäßig Schauplatz internationaler Sportereignisse, Konzerte, Festivals und kirchlicher Großveranstaltungen ist. Und auch wenn Hertha BSC seit Jahren über einen reinen Fußballtempel sinniert, bleibt die Realität: Das Stadion ist ein Identifikationsort – für die Stadt, für den Sport und für viele Berlinerinnen und Berliner.

Die Sanierung des Olympiastadions war damit nicht nur ein Bauprojekt, sondern ein Statement: für den behutsamen Umgang mit Geschichte, für eine moderne Infrastruktur – und für die Möglichkeit, dass in Berlin Großprojekte auch ohne Skandale und Kostenexplosion gelingen können. Ein seltenes, fast vergessenes Kapitel funktionierender Hauptstadtentwicklung. Es lohnt sich, es wieder aufzuschlagen.

Ludwigslust – Zwischen barocker Pracht und moderner Vision

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Ludwigslust, oft als das „Versailles des Nordens“ bezeichnet, verbindet auf faszinierende Weise historische Bausubstanz mit einer aufgeweckten, zukunftsorientierten Stadtentwicklung. Nur 35 Kilometer südlich von Schwerin gelegen, offenbart die Stadt ein vielschichtiges Bild, das längst vergangene Residenztradition mit innovativen Konzepten der Gegenwart vereint.

Eine Residenz mit Geschichte
Das im 18. Jahrhundert erbautes Residenzschloss, das von den Herzögen von Mecklenburg-Schwerin bewohnt wurde, bildet das beeindruckende Herzstück Ludwigslusts. Zwischen 1772 und 1776 errichtet, erstrahlt das Schloss in barocker Pracht und ist ein Zeugnis der kunstvollen Gestaltung vergangener Zeiten. Gäste und Besucher werden von prächtigen Räumen wie dem imposanten Jagdsaal, dem prunkvollen Goldenen Saal sowie der feinen Bildergalerie in den Bann gezogen. Nicht minder beeindruckend ist der Schlosspark, der sich mit kunstvoll angelegten Kaskaden, weitläufigen Alleen und Springbrunnen als echtes Highlight präsentiert.

Historische Wasserwelten
Die kunstvolle Verbindung von Architektur und Natur zeigt sich auch in den Wasserspielen und Kanälen des Schlossparks. Bereits in den Jahren 1756 bis 1760 wurden hier Wasserläufe und beeindruckende Kaskaden angelegt, deren Wirkung dem Ort noch heute ein unverwechselbares Flair verleiht. Der geschickte Einsatz von Wasser als gestalterisches Element spiegelt den barocken Anspruch an Ästhetik und Inszenierung wider und unterstreicht die enge Verbindung von Natur und Baukunst.

Kirchliche und gesellschaftliche Impulse
Neben den prächtigen Bauwerken ist Ludwigslust auch Schauplatz bedeutsamer kirchlicher und sozialer Institutionen. Das Stift Bethlehem, gegründet von Helene von Bülow und ihren Nichten, verkörpert ein historisch tief verankertes Engagement für soziale Belange. Die Stiftung, die sich der Aus- und Fortbildung sowie dem kirchlichen Leben widmet, erinnert an die vorbildliche Arbeit des Diakonisten Theodor Flietner. Auch die Stadtkirche, deren Entstehung in den Jahren 1765 bis 1770 zurückreicht, steht als Symbol für die langjährige Verwurzelung des Glaubens und kultureller Identität in der Region.

Moderne Impulse im Zeichen des Klimaschutzes
Doch Ludwigslust blickt nicht ausschließlich in die Vergangenheit. Bereits im Mai 2019 proklamierte die Stadtvertretung den Klimanotstand – ein Schritt, der den bevorstehenden Herausforderungen des Klimawandels mit Weitblick und Verantwortung begegnet. Diese Entscheidung spiegelt den Willen der Stadt wider, bei jeder Planung und Entscheidung Umwelt- sowie Artenschutz in den Mittelpunkt zu stellen. So präsentiert sich Ludwigslust heute nicht nur als bedeutender Standort historischer Baukunst, sondern auch als progressives Stadtmodell, das den Spagat zwischen Tradition und moderner Nachhaltigkeit meistert.

Ein dynamischer Stadtteil für die Zukunft
Mit derzeit rund 12.400 Einwohnern und einem neu gestalteten Bahnhofsvorplatz zeigt sich Ludwigslust als junge, dynamische Stadt. Historische Bausubstanz und moderne Architektur verschmelzen hier zu einem harmonischen Gesamtbild, das sowohl Kulturinteressierte als auch Natur- und Architekturliebhaber begeistert. Die kontinuierliche Sanierung und Umnutzung von historischen Gebäuden – das ehemals als Gerichtshaus und Kartonfabrik genutzte Rathaus, das heute Raum für ein Hotel und ein Postgebäude bietet – zeugt von einer bewussten Stadtentwicklung, die Geschichte erhält und zukunftsweisende Impulse setzt.

Ludwigslust ist mehr als ein malerischer Ort in Mecklenburg-Vorpommern. Es ist ein Ort der Begegnung, an dem sich barocke Eleganz, historische Wurzeln und moderne Visionen zu einem beeindruckenden Gesamtbild vereinen. Die gelungene Symbiose aus beeindruckender Bausubstanz, kunstvoll inszenierten Wasserwelten und einem klaren Bekenntnis zu nachhaltiger Stadtentwicklung macht Ludwigslust zu einem lebendigen Beispiel dafür, wie Geschichte und Zukunft Hand in Hand gehen können.

In einer Zeit, in der Städte an Globalität und Nachhaltigkeit gleichermaßen gefordert sind, bietet Ludwigslust ein inspirierendes Modell, das Tradition nicht nur bewahrt, sondern als Fundament für innovative Ideen nutzt.

30 Jahre nach der Einheit: Warum ostdeutsche Stimmen im Journalismus fehlen

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Über drei Jahrzehnte nach der deutschen Einheit scheint Ostdeutschland im Journalismus angekommen zu sein – doch wer genauer hinsieht, erkennt: Die Repräsentation ostdeutscher Perspektiven ist nach wie vor ungleich verteilt. In der aktuellen Ausgabe von „Journalismus im Dialog“, veranstaltet von der Freien Universität Berlin, der Medienanstalt Berlin-Brandenburg und dem Sender Alex, wurde diese Schieflage erneut deutlich. Zu Gast: Sabine Renevans, Ressortleiterin bei der Berliner Zeitung, preisgekrönte Autorin – und ostdeutsche Journalistin.

Renevans weiß, wovon sie spricht. In den frühen Jahren ihrer Karriere versuchte sie, das Ostdeutsche in ihrer Biografie zu verbergen. „Ich wollte nicht in eine Schublade gesteckt werden“, sagt sie. Der Wendepunkt kam mit der Aufdeckung des NSU – und dem reflexartigen medialen Narrativ: „Nazis aus dem Osten“, flankiert von Klischees über Arbeitslosigkeit, Hartz IV und Stasi-Vergangenheit. Für Renevans ein Weckruf. „Da habe ich gemerkt: Die Gesellschaft ist noch lange nicht so weit, wie ich dachte.“

Stereotype statt Vielstimmigkeit
Studien bestätigen ihre Beobachtungen: In den Jahren nach der Wiedervereinigung dominierten in den Medien negative Bilder der DDR. Ostdeutsche wurden als fremd, rückständig, problematisch gezeichnet. Zwar gebe es inzwischen neue Stimmen – etwa Valerie Schönjahn mit „Ostbewusstsein“ oder Greta Taubert mit „Guten Morgen, du Schöne“. Doch in den Leitmedien, so Renevans, herrsche weiterhin eine einseitige Berichterstattung: Der Osten werde vor allem dann sichtbar, wenn es um Wahlergebnisse, Gedenktage oder Skandale gehe.

Die Idee einer „Ostquote“ in Redaktionen, die aus dem Publikum angesprochen wurde, hält sie für überfällig. „Mich wundert, dass diese Frage nicht öfter gestellt wird“, sagt Renevans. Ihr Beispiel: Beim Spiegel arbeiten schätzungsweise nur 34 von über 1.000 Mitarbeitenden mit ostdeutscher Herkunft – Zahlen, die sich in vielen großen Medienhäusern wiederfinden. Die Konsequenz: ein Mangel an Perspektiven, der sich unmittelbar auf die Berichterstattung auswirkt.

Ein neues Selbstbewusstsein – mit Stolpersteinen
Jüngere ostdeutsche Journalistinnen und Journalisten treten heute selbstbewusster auf. Sie haben die Umbrüche der Wendezeit nicht mehr unmittelbar erlebt, richten den Blick stärker auf soziale Gerechtigkeit, Bildung, Stadt-Land-Konflikte – und weniger auf die DDR-Vergangenheit. Doch auch sie stoßen auf Vorurteile. Bei Lesungen würden Themen wie Stasi und Rechtsextremismus immer noch reflexhaft verknüpft, berichtet Renevans.

Die Berliner Zeitung, bei der sie arbeitet, versteht sich zeitweise als ein „Ost-West-Labor“. Die Stasi-Vorwürfe gegen Miteigentümer Holger Friedrich haben die Redaktion stark gefordert – und zusammengeschweißt. Trotz der Entlastung durch eine unabhängige Kommission blieb die öffentliche Debatte an der Schlagzeile kleben. Für Renevans ein Beispiel dafür, wie schnell ostdeutsche Akteure unter Generalverdacht gestellt werden.

Alte Machtstrukturen, neue Chancen
Ein zentraler Punkt: die Besitzverhältnisse in der Medienlandschaft. Die Übernahme ostdeutscher Zeitungen durch westdeutsche Verlage in den 1990er-Jahren, die Auflösung des DDR-Fernsehens – für viele Ostdeutsche ein Verlust ihrer medialen Öffentlichkeit. Der Soziologe Rai Kollmorgen spricht von einer „institutionellen Zerstörung der ostdeutschen Öffentlichkeit“. Renevans findet das bedenkenswert. Auch ihr eigenes Praktikum Anfang der 1990er-Jahre habe ihr gezeigt, wie wenig Verständnis westdeutsche Kollegen für die journalistische Kultur des Ostens hatten.

Heute versucht sie, ostdeutsche Erfahrungen in der Redaktion sichtbar zu machen – ohne zu moralisieren. In der Serie „Zeitenwende“ berichtete die Berliner Zeitung über persönliche Umbruchsgeschichten aus dem Osten. Die Resonanz war überwältigend. „Die Menschen wollen, dass ihre Geschichte gesehen wird“, sagt Renevans.

„Der Westen ist nicht die Norm“
Gleichzeitig warnt sie vor dem Vorwurf, Ostdeutschland durch eine stärkere Thematisierung wieder in die Rolle des „Anderen“ zu drängen. „Vielfalt ist kein Problem“, sagt sie. „Problematisch ist es, wenn der Westen weiterhin als Norm gilt.“ Viele Entwicklungen im Osten – etwa der Umgang mit demografischem Wandel oder der Strukturwandel im ländlichen Raum – könnten dem Westen noch bevorstehen. Der Austausch müsse in beide Richtungen gehen.

Ihr Rat an junge Kolleginnen und Kollegen: „Versteckt eure Herkunft nicht – aber macht sie auch nicht zum Alleinstellungsmerkmal.“ Die Zeit des Versteckens sei vorbei. Und auch wenn sich ostdeutsche Journalisten bis heute in den Chefredaktionen rar machen: Es tut sich etwas.

Der Dialog über Ostdeutschland im Journalismus hat begonnen – aber er ist noch lange nicht abgeschlossen.

Ein Gigant erhebt sich: Die Disney Adventure verlässt Wismarer Werft

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Nach Jahren des Stillstands wird eines der größten Kreuzfahrtschiffe der Welt fertiggestellt – ein technisches und symbolisches Ereignis für die Region.

Wismar/MV. Noch steht sie verborgen in der riesigen Werfthalle – eingerüstet, abgeschottet, streng bewacht. Doch wenn alles nach Plan läuft, wird sich am 19. April 2025 die Hallentür der MV Werften in Wismar öffnen und ein Schiff von beeindruckenden Ausmaßen und bewegter Geschichte ans Tageslicht treten: die „Disney Adventure“.

Ein Kreuzfahrtschiff als Politikum
Ursprünglich von der Genting Group, einem südostasiatischen Tourismuskonzern, in Auftrag gegeben, sollte das Schiff einst das Flaggschiff einer neuen Serie von Luxuslinern werden – gefertigt an den Standorten Rostock, Stralsund und Wismar. 2019 wurde das Projekt mit Stolz der Öffentlichkeit präsentiert. Beim Tag der offenen Tür strömten Tausende Neugierige in die Werfthallen. Besonders eindrucksvoll: die Verschleppung des 219 Meter langen Mittelschiffs von Rostock nach Wismar – eine technische Meisterleistung, die weltweit Beachtung fand.

Doch dann kam die Pandemie – und mit ihr das wirtschaftliche Aus. Genting meldete Insolvenz an, das Schiff lag plötzlich brach. Zurück blieb ein fast fertiger Koloss aus Stahl, dessen Zukunft ungewiss war.

Disney übernimmt – und schließt die Hallen
In einem stillen Deal übernahm schließlich der Disney-Konzern das Projekt. Gerüchten zufolge zu einem Bruchteil der ursprünglichen Baukosten. Es war eine überraschende Wende – vom asiatischen Freizeitgiganten zum amerikanischen Familienunterhaltungskonzern. Doch Disney brachte nicht nur Geld, sondern auch einen rigorosen Kommunikationsstil mit. Bilder aus dem Inneren der Werft? Verboten. Interviews mit den Mitarbeitenden? Undenkbar. Seither wurde unter Ausschluss der Öffentlichkeit weitergebaut – von einem Spezialteam der Meyer Werft aus Papenburg.

Nur am Außenbereich der Werft ließ sich der Fortschritt erahnen: fertig montierte Rettungsboote, eingerüstete Schornsteine, Kranarbeiten am Kai.

Der große Moment
Jetzt steht die Ausbringung des Megaschiffs bevor. Offiziell bestätigt ist der Termin nicht – doch hinter vorgehaltener Hand gilt der 19. April 2025 als gesetzt. Dann soll der Kreuzfahrtriese millimetergenau aus der Halle manövriert und ans Ausrüstungskai verholt werden. Technisch aufwendig, logistisches Großprojekt – und nicht zuletzt ein hochemotionaler Moment für die Werftarbeiter und die Stadt.

Die Region ist in Aufruhr: Wismar TV, TV Schwerin und MV1 bereiten eine Live-Berichterstattung vor. Drohnenflüge, Interviews, Hintergrundgeschichten – der Auslauf der „Disney Adventure“ soll zu einem medialen Großereignis werden.

Ab Dezember auf Weltreise
Läuft alles wie geplant, wird die „Disney Adventure“ im Dezember 2025 ihren Heimathafen in Singapur anlaufen – von dort aus kreuzt sie durch Südostasien, mit Entertainment-Angeboten, Themenrestaurants und Showbühnen, die die Handschrift des Disney-Imperiums tragen.

Für die Menschen in Wismar, Rostock und Stralsund bleibt sie jedoch weit mehr als ein Kreuzfahrtschiff. Sie ist Symbol für einen Traum, der beinahe zerbrach – und für eine Region, die sich trotz Rückschlägen nicht unterkriegen lässt.

Mönchower Kirche: Ein Zeugnis mittelalterlicher Baukunst und moderner Wiederbelebung

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Mönchow auf Usedom – dieses kleine, malerische Küstendorf birgt ein architektonisches Juwel, das Geschichte und Moderne auf faszinierende Weise miteinander vereint. Die Kirche von Mönchow, mit ihren gotischen Wurzeln und einem dramatischen Wiederaufbau, erzählt von den wechselhaften Zeiten, Naturgewalten und dem unermüdlichen Willen der Menschen, ihr kulturelles Erbe zu bewahren.

Gotik trifft auf Fachwerk: Ein Blick in die Vergangenheit
Die ältesten Bestandteile des sakralen Bauwerks stammen aus dem 15. Jahrhundert und sind im spätgotischen Stil errichtet. Dieser Baustil, geprägt von spitzbogigen Fenstern und feinen Details, spiegelt den damaligen Anspruch wider, das Göttliche sichtbar zu machen. Das Kirchenschiff wurde ursprünglich als Fachwerkbau konzipiert – eine Bauweise, die in Norddeutschland seit Jahrhunderten Anwendung findet und für ihre robuste, aber zugleich elegante Konstruktion bekannt ist. Doch die Geschichte der Kirche zeigt auch, dass Vergänglichkeit ein ständiger Begleiter der Architektur ist.

Zwischen Sturm und Neubeginn
Der dramatische Einschnitt in der Geschichte des Bauwerks ereignete sich am 17. Januar 1817, als ein heftiger Sturm den ursprünglichen Turm vollständig zerstörte. Dieser Verlust symbolisierte nicht nur den physischen Schlag für die Gemeinde, sondern auch das Ringen mit den Naturgewalten, die die Küstenregion Usedom immer wieder herausforderten. Doch anstatt in Trauer zu versinken, entschied man sich für einen Neubeginn: Bereits zwischen 1827 und 1828 wurde das Fachwerkoberteil des Turms neu errichtet. Diese Phase des Wiederaufbaus zeugt von der bemerkenswerten Resilienz der lokalen Bevölkerung und ihrem unerschütterlichen Glauben an die Zukunft.

Architektonischer Dialog der Epochen
Was die Kirche in Mönchow besonders einzigartig macht, ist die architektonische Schichtung, die sich im Laufe der Jahrhunderte entwickelt hat. Während die gotischen Elemente aus dem 15. Jahrhundert den Grundstein legten, wurde der Fachwerkbau durch einen durchmauerten Backsteinbau umschlossen. Diese Kombination zweier unterschiedlicher Baustile – das flexible, traditionelle Fachwerk und das beständige Backsteingemäuer – spricht Bände über die pragmatische Anpassungsfähigkeit und den fortlaufenden Dialog zwischen Tradition und Innovation. Jedes Bauelement, ob alt oder neu, wird so zu einem Teil eines größeren Puzzles, das das kulturelle Selbstverständnis der Region widerspiegelt.

Ein lebendiges Monument des kulturellen Erbes
Heute steht die Mönchower Kirche nicht nur als Ort des Gebets und der Andacht, sondern auch als lebendiges Monument der regionalen Identität. Touristen und Einheimische gleichermaßen bewundern die harmonische Verbindung von mittelalterlicher Baukunst und den Spuren des Wiederaufbaus – ein Zeugnis, das weit über die rein bauliche Geschichte hinausgeht. Die Kirche erzählt von Generationen, die in den Hallen dieses ehrwürdigen Gebäudes ihre Feste, Kulte und auch ihre Trauerfeiern begangen haben. Dabei spiegelt sich der fortwährende Wandel der Zeit wider, der die Gemeinschaft stets zu neuen Wegen der Erinnerung und des Zusammenhalts geführt hat.

Die Kirche von Mönchow auf Usedom ist mehr als ein architektonisches Relikt vergangener Zeiten. Sie ist ein Symbol der Kontinuität in einer sich ständig verändernden Welt – ein Ort, an dem Geschichte, Naturgewalten und menschlicher Erfindungsgeist aufeinander treffen. Für Besucher wird sie zum Fenster in eine längst vergangene Epoche, das zugleich die Widerstandskraft und den kreativen Geist der Menschen feiert, die sie über Jahrhunderte hinweg am Leben erhalten haben.

Weltsensation im Vogtland: Original-Fluchtwagen der Olsenbande aufgetaucht

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Rodewisch/Vogtland – Es ist ein Fund, der Fans skandinavischer Filmgeschichte ins Schwärmen bringt: Der originale Fluchtwagen der legendären „Olsenbande“ ist nach jahrzehntelangem Verschwinden wieder aufgetaucht – ausgerechnet im sächsischen Vogtland. Präsentiert wurde das geschichtsträchtige Fahrzeug erstmals auf dem Bikeschmiede-Festival in Zilly im Harz, wo es als Star der Ausstellung für Begeisterung sorgte.

Der hellblaue 1959er Chevrolet Impala war in mehreren Filmen der dänischen Kultreihe im Einsatz. Jahrzehntelang galt das Fahrzeug als verschollen – bis ein Oldtimer-Liebhaber aus Rodewisch es quasi durch Zufall entdeckte, rettete und konservierte. „Ein Freund wollte ihn eigentlich haben“, erzählt Danny, der heute stolze Besitzer des Wagens ist. „Der Chevy stand komplett zugeschneit auf einem Hof in Borsdorf.“ Erst im Nachgang wurde klar: Es handelt sich um ein originales Filmauto, das einst tatsächlich bei Dreharbeiten verwendet wurde.

Was wie ein cineastischer Schatz wirkt, ist in seinem jetzigen Zustand weit entfernt von jeder Straßenzulassung: Der Motor fehlt, Getriebe und Sitze ebenso, die Heckscheibe ist zerstört. Doch gerade diese Patina ist es, die für viele Fans den Charme des Fundstücks ausmacht. „Würde man ihn restaurieren, wäre das wie Geschichtsfälschung“, meint Danny. „Das Auto erzählt seine Geschichte durch jede Beule.“

Ein ganz besonderer Moment: Auf der Motorhaube prangt die Unterschrift von Jes Holtsø, dem letzten noch lebenden Schauspieler des Olsenbande-Trios, der einst den „Børge“ spielte. Bei einem Konzert auf der Schlossinsel in Rodewisch signierte er das Fahrzeug persönlich – ein weiterer Beweis für die Echtheit des Fundes.

Wie der Wagen überhaupt ins Vogtland kam, liest sich wie ein Drehbuch der Olsenbande selbst. Das Fahrzeug wurde einst von einem ehemaligen Mitarbeiter einer Filmfirma vor dem Schrott gerettet, dann Jahre später privat weiterverkauft – ohne das Wissen um seine eigentliche Bedeutung. Erst bei der Suche nach Ersatzteilen kam durch Zufall die Geschichte ans Licht.

Die mediale Resonanz war entsprechend groß. „Das war wirklich eine Weltsensation“, sagt Veranstalter Andreas von der Harzer Bikeschmiede. „So ein Highlight in unserer Sammlung zu haben, ist für uns als Fans der Serie ein echtes Geschenk.“

Noch ist unklar, wo der Chevrolet dauerhaft untergebracht wird. Im Raum stehen Optionen wie eine Kneipe, ein Museum oder ein Schaufenster. Klar ist: Der Fluchtwagen der Olsenbande hat seinen Platz in der Filmgeschichte – und im Herzen vieler Fans.

Mächtig gewaltig, Egon – dieser Fund schreibt seine ganz eigene Fortsetzung.