Start Blog Seite 114

Ein neues Kapitel für die Sendehalle Weimar, der „Campus des Lebens“

0

Im Nationalsozialismus wurde das Projekt der „Nietzsche-Gedächtnishalle“ als Ausdruck einer menschenverachtenden Ideologie umgesetzt. Friedrich Nietzsches Konzept des „Übermenschen“ wurde von den Nationalsozialisten gezielt und grotesk in einen „Herrenmenschen“ umgedeutet. Adolf Hitler selbst stellte dafür einen Grundstock von 50.000 Reichsmark zur Verfügung. Die Planung übernahm der völkisch-antisemitische Publizist und Architekt Paul Schultze-Naumburg, damals Direktor der Hochschule für Baukunst und bildende Künste in Weimar.

Bereits im Juni 1937 unterzeichneten Hitler und Albert Speer den Bauauftrag, womit Schultze-Naumburg die Errichtung der Nietzsche-Gedächtnishalle übertragen wurde. Symbolisch aufgeladen begann der Bau der Halle am 15. Juli 1937, unmittelbar südwestlich des Nietzsche-Archivs. An genau diesem Tag traf der erste Transport von Häftlingen im Konzentrationslager Buchenwald auf dem Ettersberg ein. Auf dem einen Berg – südlich von Weimar – entstand die als „Nietzsche-Walhalla“ geplante Halle, eine Weihestätte für die vermeintlichen „Herrenmenschen“. Auf dem gegenüberliegenden Berg – im Norden der Stadt – begann zeitgleich das Leid derer, die von den Nationalsozialisten als „Untermenschen“ deklariert wurden.

Diese duale Realität der NS-Rassenideologie spiegelt sich in Weimar auf beklemmende Weise wider: Während das KZ Buchenwald zum Inbegriff menschlichen Leids wurde, manifestierte sich mit der „Nietzsche-Gedächtnishalle“ der selbstherrliche Mythos einer rassistischen Überlegenheit. Der Bau war ein architektonisches und ideologisches Monument des Nationalsozialismus, das die rassistische Umgestaltung der Gesellschaft in Beton goss.

Die Transformation eines belasteten Ortes
Die Stiftung „Sendehalle Weimar“ hat sich der Aufgabe verschrieben, diesen historisch belasteten Ort in einen Ort des Lebens, des Gedenkens und der Bildung zu transformieren. Nach zwei Jahrzehnten des Leerstands soll das Gebäude nicht länger Zeugnis von Unterdrückung und Missbrauch sein, sondern ein Raum, der sich den Werten des Dialogs, der Erinnerung und der Aufklärung verschreibt. Ziel ist es, die Sendehalle zu einem lebendigen Erinnerungs-, Lern- und Begegnungsort zu entwickeln.

Angesichts der zunehmenden antisemitischen und rassistischen Strömungen in der heutigen Gesellschaft ist die Arbeit an solchen Orten essenziell. Die Überlebenden der Shoah und ihre Nachfahren sind lebendige Zeugen der Geschichte, die uns mahnen, die Fehler der Vergangenheit nicht zu wiederholen. Die Stiftung unterstreicht, dass nur eine konsequente Auseinandersetzung mit dieser dunklen Epoche der Geschichte – vor allem mit jungen Menschen – die notwendige Sensibilität und das Bewusstsein schaffen kann, um Antisemitismus und Rassismus wirksam entgegenzutreten.

Erinnerungsarbeit im Dialog mit Überlebenden
Eine zentrale Rolle bei dieser Aufgabe spielen die ACHAVA Festspiele Thüringen. Jährlich erreichen sie mit ihren Programmen über 3.500 Jugendliche, die in Gesprächsrunden mit Überlebenden wie Éva Fahidi-Pusztai, Naftali Fürst und Pavel Taussig eintauchen. Diese Veranstaltungen sind keine abstrakten Vorträge – sie bringen persönliche Geschichten und die individuelle Kraft der Erinnerung in den Mittelpunkt. Dank moderner Digitaltechnik können Zeitzeugen weltweit live in die Diskussionen eingebunden werden. Diese direkte Verbindung schafft eine emotionale Tiefe, die kein Lehrbuch vermitteln kann.

Die Sendehalle Weimar bietet den idealen Rahmen für solche Begegnungen. Die Räumlichkeiten sollen nicht nur für regelmäßige Bildungsveranstaltungen mit Schüler
genutzt werden, sondern auch Lehrer und Polizist zu Themen wie Shoah und den Folgen des Holocausts weiterbilden. So entsteht ein multiperspektivischer Ansatz, der Menschen aus unterschiedlichen Kontexten zusammenführt.

Ein Ort der Geschichte und der Zukunft
Neben Bildungsprojekten soll eine öffentlich zugängliche Dauerausstellung die wechselvolle Geschichte der Sendehalle beleuchten. Ergänzt wird diese durch eine studentische Galerie, die künstlerische Perspektiven auf Erinnerung und Verantwortung ermöglicht. Damit wird die Vergangenheit nicht nur als abgeschlossenes Kapitel präsentiert, sondern als Grundlage für eine gemeinsame und bessere Zukunft.

Die Sendehalle soll ein Ort des Nachdenkens, der Kreativität und der Handlungsmotivation werden. Hier stehen die Überlebensgeschichten der Shoah-Überlebenden im Zentrum – nicht nur als Mahnung, sondern als Fundament für eine bessere Gesellschaft.

Der „Campus des Lebens“
Die Stiftung Sendehalle Weimar sieht in diesem Projekt nicht nur eine lokale Initiative, sondern ein starkes Signal gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form von Diskriminierung. Die Vision eines „Campus des Lebens“ verbindet die Erinnerung an die Shoah mit der Förderung einer offenen, dialogbereiten Gesellschaft.

Gemeinsam mit Partnern wie der Stiftung Gedenkstätte Buchenwald und Mittelbau-Dora sowie den ACHAVA Festspielen Thüringen und weiteren Unterstützern wird ein Ort entstehen, der nicht nur den Schrecken der Vergangenheit erinnert, sondern Hoffnung für die Zukunft gibt. Die Sendehalle soll eine Plattform sein, auf der Menschen unterschiedlicher Generationen, Kulturen und Perspektiven ins Gespräch kommen und voneinander lernen können.

Die Mahnung der Shoah-Überlebenden ist dabei klar: Erinnern ist kein Selbstzweck. Es ist eine Aufgabe, die uns alle betrifft – heute und in Zukunft. Die Transformation der Sendehalle Weimar ist ein Schritt in diese Richtung. Indem wir den von den Nationalsozialisten geplanten Wallfahrtsort neu denken, schaffen wir Raum für Dialog, Respekt und eine menschenwürdige Zukunft.

Eine Botschaft für kommende Generationen
Die Stiftung „Sendehalle Weimar“ setzt ein Zeichen: Gegen das Vergessen, für das Erinnern und vor allem für eine Welt, die aus ihrer Geschichte lernt. Der „Campus des Lebens“ wird nicht nur ein Ort der Begegnung sein, sondern ein Ort, der zum Handeln auffordert – gegen Antisemitismus, Rassismus und jede Form der Ausgrenzung.

So wird aus einem Gebäude, das einst die Ideologie des Hasses verkörperte, ein Symbol für die Werte des Lebens und der Menschlichkeit. Es bleibt die Hoffnung, dass zukünftige Generationen diesen Ort als Quelle von Erkenntnis und Inspiration begreifen, um eine gerechtere und friedlichere Welt zu schaffen.

FDJ marschiert in Jena – Provokation oder Spiegelbild ungelöster Wunden?

0

Im Juli 2020, knapp 30 Jahre nach dem Fall der Mauer, zog die „Freie Deutsche Jugend“ (FDJ) – einst das allgegenwärtige Symbol staatlicher Indoktrination in der DDR – erneut durch die Straßen von Jena. Die Veranstaltung sorgte für hitzige Debatten und weckte alte, schmerzliche Erinnerungen. Damals wie heute stehen Fragen nach Identität, Erinnerung und politischer Radikalisierung im Raum. Dabei ist vor allem erstaunlich, dass die heutige FDJ, im Gegensatz zu ihrer Vergangenheit, überwiegend von Westdeutschen – nicht selten sogar aus Regionen wie Bayern – unterstützt wird.

Ein Blick in die Vergangenheit – und in die Gegenwart
Die FDJ, deren Mitglieder in der DDR in blauen Hemden fast obligatorisch zur ideologischen Schulung herangezogen wurden, wird heute als eine Art ideologischer Provokateur wieder sichtbar. Einst gehörte die Organisation zur allumfassenden Kontrolle der Jugend, während heute nur noch wenige hundert Menschen – meist junge und unkonventionelle Kritiker des etablierten Systems – unter diesem Banner auftreten. In Jena, einer Stadt, die ihre eigene Geschichte zwischen Ost und West nicht ganz ablegen konnte, wurde die Rückkehr der FDJ als surreal und beunruhigend empfunden. Während einige Demonstranten lautstark Parolen wie „Sturz der Regierung in Berlin“ skandierten und die Errichtung eines sozialistischen „Sowjetstaates“ forderten, reagierten Einheimische mit Schock und Ablehnung.

Zwischen Nostalgie und politischer Radikalisierung
Ein zentrales Element der aktuellen FDJ-Demonstration ist der Versuch, die DDR als eine vermeintlich bessere Alternative zum heutigen kapitalistischen System darzustellen. Die Marschierenden rufen Parolen, die an frühere Zeiten erinnern, in denen – so die retorische Behauptung – der Staat angeblich stärker den Bedürfnissen seiner Bürger verpflichtet gewesen sei als an wirtschaftlichen Interessen. Dabei werden systemkritische Forderungen laut, die eine radikale gesellschaftspolitische Umwälzung fordern. Ein Pressesprecher, Jan Haas, der selbst nicht in der DDR aufgewachsen ist, erklärte, dass es darum gehe, den Willen der Menschen wieder in den Mittelpunkt zu stellen und gegen eine als repressiv empfundene Regierung zu protestieren. Diese Paradoxie – die Verklärung eines repressiven Systems – sorgt nicht nur für Unverständnis, sondern auch für ernste Bedenken innerhalb der Jenaer Bürgerschaft.

Gespaltene Erinnerungen und die Last der Vergangenheit
Viele Jenaer, die die Schreie und das Dröhnen der Trommeln hörten, reagierten mit einer Mischung aus Faszination und Entsetzen. Für diejenigen, die in der DDR aufgewachsen sind oder deren Familien unter dem autoritären Regime litten, rief der erneute Auftritt der FDJ schmerzhafte Erinnerungen wach. Stimmen aus der Bürgergesellschaft erinnerten daran, dass in der DDR Andersdenkende inhaftiert wurden – oft ohne Gnade. Ehemalige Stasi-Experten wie Jürgen Haschke, der selbst unter dem Druck des Regimes gelitten hat, verurteilten die Inszenierung als eine gefährliche Relativierung der historischen Realität. Sie warnen davor, dass nostalgische Rückblicke auf eine Zeit, in der Freiheit und Menschenrechte systematisch eingeschränkt wurden, die demokratischen Errungenschaften von heute untergraben könnten.

Ein politisches Spektakel oder ein Ausdruck tiefer Unzufriedenheit?
Die Wiederauferstehung der FDJ in Jena kann nicht nur als isoliertes Spektakel verstanden werden. Sie steht sinnbildlich für einen gesellschaftlichen Zwiespalt, der auch in anderen Teilen Deutschlands und Europas immer wieder sichtbar wird. Auf der einen Seite steht der Wunsch nach einem sozialen Modell, das die Bedürfnisse der Menschen in den Vordergrund stellt, auf der anderen Seite aber auch die Erinnerung an ein System, das Freiheit und Individualität massiv einschränkte. Einige Beobachter sehen in der Aktion einen Versuch, die Demokratie zu untergraben und radikale Alternativen zu legitimieren. Andere argumentieren, dass es sich um einen verzweifelten Ruf nach politischem Neuanfang handelt, der aus einer tiefen Unzufriedenheit mit den bestehenden Verhältnissen erwächst.

Die Inszenierung in Jena wirft damit auch die Frage auf, inwiefern das gesellschaftliche Gedächtnis aufgearbeitet wird und ob es gelingt, die Lehren aus der Vergangenheit in eine konstruktive politische Debatte einzubinden. Kritiker monieren, dass eine selektive Verklärung der DDR dazu führen könnte, dass verheerende Aspekte der Geschichte – wie der allgegenwärtige Überwachungsstaat und die Unterdrückung von Meinungsfreiheit – in den Hintergrund geraten. Gleichzeitig fragen sich viele, ob es nicht auch in der heutigen Zeit Zustände gibt, in denen demokratische Grundwerte aufs Spiel gesetzt werden, und ob die FDJ-Aktion damit nicht ein Spiegelbild breiterer gesellschaftlicher Krisen sei.

Die symbolische Macht der blauen Hemden
Das wiederholte Auftauchen der blauen Hemden, einst Symbol für staatliche Kontrolle, wirkt in der aktuellen Inszenierung wie ein zweischneidiges Schwert. Für einige mag es ein humorvoll-ironischer Blick auf die eigene Vergangenheit sein, für andere aber ein alarmierendes Zeichen, dass politische Radikalität wieder Einzug in den öffentlichen Raum hält. Die Kritik aus der linksautonomen Szene in Jena, die sich vehement gegen den FDJ-Aufmarsch stellte, verdeutlicht, wie emotional und politisch aufgeladen das Thema ist. Es ist dabei nicht nur ein nostalgischer Rückblick, sondern eine klare Positionierung im Kampf um die Deutungshoheit über die eigene Geschichte.

Eine Mahnung an die Demokratie
Der Aufmarsch der FDJ im Juli 2020 erinnert uns daran, dass die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte niemals abgeschlossen ist. Die Ereignisse in Jena sind mehr als ein kurioses Spektakel – sie sind ein Mahnmal dafür, dass radikale Ideologien, egal in welcher Form sie auftreten, das Potenzial haben, die demokratische Kultur zu destabilisieren. Es liegt an der Gesellschaft, wachsam zu bleiben und differenziert zwischen berechtigter Kritik an aktuellen politischen Entwicklungen und einer Verklärung der autoritären Vergangenheit zu unterscheiden.

Die wiederkehrenden Bilder der blauen Hemden und die Parolen, die an längst vergangene Zeiten erinnern, sind zugleich Warnung und Aufruf: Die Lehren der Geschichte dürfen nicht in den Hintergrund rücken. Gerade in Zeiten globaler Krisen und wachsender politischer Unsicherheiten muss die demokratische Gesellschaft klar positionieren, dass Freiheit, Menschenrechte und die offene Auseinandersetzung mit der Vergangenheit die Grundlagen für eine lebenswerte Zukunft sind.

Mit dem FDJ-Aufmarsch in Jena wurde ein politisches Statement gesetzt, das weiterhin für hitzige Debatten sorgen wird. Ob als provokative Inszenierung oder als Ausdruck tief sitzender Unzufriedenheit – die Ereignisse im Juli 2020 fordern uns alle dazu auf, kritisch über unsere Geschichte, unsere Identität und die Zukunft unserer Demokratie nachzudenken.

Rostock – Eine Stadt zwischen Geschichte und Moderne

0

Rostock, eine Hanse-, Hafen- und Universitätsstadt, präsentiert sich heute als faszinierendes Zusammenspiel von Geschichte, kulturellem Erbe und modernem Lebensstil. Diese Stadt, deren Ursprung rund um die Kirche St. Petri liegt, blickt auf ein bewegtes Schicksal zurück – geprägt von Generationen, architektonischen Höhepunkten, Zerstörung und beharrlichem Wiederaufbau.

Der Ursprung und die ersten Jahrhunderte
Die Geburtsstunde Rostocks datiert auf das Jahr 1218, als der alte Markt rund um die Petrikirche, benannt nach St. Peter – dem Schutzpatron aller Seeleute – entstand. Bereits damals legte sich der Grundstein für eine Stadt, die durch ihre strategische Lage am Meer und ihren wachsenden Handel bald in den Fokus der Hanse geriet. Die Kirche St. Petri, deren nautische Höhe von 125,5 Metern sie zu einem unschlagbaren Wahrzeichen zwischen Elbe und Oder macht, prägte das Stadtbild und verlieh Rostock seinen charakteristischen historischen Reiz.

Architektur als lebendige Chronik
Die Stadtgeschichte manifestiert sich in der architektonischen Vielfalt Rostocks: So erinnern Überreste des mittelalterlichen Stadtkerns, wie der alte Markt, verschiedene Stadttore und Kirchen, an längst vergangene Zeiten. Die St. Petri Kirche, die in den Wirren des Zweiten Weltkriegs im April 1942 nahezu vollständig zerstört wurde, erlebte einen beeindruckenden Wiederaufbau. Mit der Montage der Turmspitze im Jahr 1994 wurde der symbolträchtige Wiederaufstieg der Stadt eindrucksvoll besiegelt. Heutige Bürger und Besucher können an Plätzen wie dem neu gestalteten Markt in Rostock nicht nur moderne Akzente, sondern auch Spiegel historischer Epochen entdecken.

Früher prägten enge Gassen und mittelalterliche Fassaden das Bild der Hansestadt. So dokumentieren Bilder aus den Jahren zwischen 1925 und 1935 ein Stadtbild, in dem das Ambiente der alten Märkte und die Klänge aus den Ratskellern – wo man sich bei einem Bier über historische Lieder, unter anderem von Hoffmann von Fallersleben, erfreute – lebendig wurden. Mit der Zerstörung und anschließenden Neugestaltung einiger Stadtquartiere, wie dem neuen Markt und der verbreiterten Steinstraße, fand eine Synthese von Tradition und Moderne statt.

Kultur und das Erbe der Hansestadt
Rostocks kulturelle Identität wird nicht zuletzt durch die Gründung der ältesten Universität Nordeuropas im Jahr 1419 unterstrichen – eine Einrichtung, die der Stadt den Beinamen „Leuchte des Nordens“ einbrachte. Die Universität bildet noch heute das pulsierende Herz der Stadt, in dem über 10.000 Studierende aus 67 Ländern zu Gast sind. Ihre historischen Bauten, wie der Hauptbau, der 1870 vollendet wurde, erzählen von einer bewegten akademischen Tradition, die sich im Laufe der Jahrhunderte an den Bedürfnissen der Zeit orientiert hat.

Weitere bedeutende Bauwerke und Denkmäler wie das Kerkhofhaus, heute Sitz des Standesamtes und Stadtarchivs, sowie Gedenkstätten für bekannte Persönlichkeiten wie Feldmarschall Blücher und Dichter wie John Brinkmann, tragen zur kulturellen Vielfalt bei. Diese Erinnerungsorte laden nicht nur Touristen ein, sondern bieten den Rostockern auch einen Ankerpunkt in der wechselvollen Stadtgeschichte.

Zwischen Zerstörung und Wiederaufbau
Die Narben vergangener Kriegszeiten – namentlich jene aus der Luftangriffskrise des Zweiten Weltkriegs – sind zwar noch sichtbar, doch sie zeugen von der Entschlossenheit der Rostocker, ihre Stadt aus der Asche zu neuem Leben zu erwecken. Stadtteile, die in den Kriegswirren zerstört wurden, wie der alte Markt und angrenzende Straßen, erstrahlen heute in neuem Glanz. Das Stadtbild verbindet somit nicht nur alte Traditionen mit der modernen Infrastruktur, sondern auch die Erinnerung an vergangene Tragödien mit dem Optimismus einer zukunftsgerichteten Gemeinschaft.

Rostock im Wandel der Zeit
Der Wandel der Stadtlandschaft in Rostock ist ein Spiegelbild der historischen Dynamik. Während ehemals enge und verkehrsberuhigte Gassen heutigen Verkehrsstraßen weichen, bleibt der Geist der Stadt unverändert. Es ist ein ständiger Dialog zwischen dem Erbe der Vergangenheit und den Herausforderungen der Moderne – sichtbar in jedem restaurierten Bau, jeder Denkmalstelle und in den lebendigen Gesprächen der Menschen, die hier seit Jahrhunderten leben.

Abschließend lässt sich sagen: Rostock ist weit mehr als ein Zeugnis vergangener Epochen. Es ist eine Stadt, die sich ständig neu erfindet und dabei stets ihre Wurzeln bewahrt. Der Dialog zwischen Geschichte und Gegenwart macht Rostock zu einem faszinierenden Ort, der sowohl von Einheimischen als auch von Besuchern als lebendiger Erlebnisraum wahrgenommen wird.

Der außergewöhnlich strenge Winter 1979 in Warnemünde

0

Der Winter 1978/1979 war in der DDR und auch in Warnemünde ein außergewöhnlich strenger Winter, der durch starke Schneefälle und extreme Kälte gekennzeichnet war. Der sogenannte „Schneewinter“ brachte große Herausforderungen für die Region, insbesondere im Transport- und Versorgungssektor.

Warnemünde, ein Stadtteil von Rostock an der Ostsee, war stark betroffen. Die Ostsee fror teilweise zu, und der starke Schneefall führte zu erheblichen Einschränkungen im öffentlichen Leben. Straßen und Schienenwege waren oft unpassierbar, was die Versorgung der Bevölkerung erschwerte. Der Wind türmte den Schnee zu meterhohen Verwehungen auf, und die Temperaturen sanken weit unter den Gefrierpunkt.

Die Behörden und die Bevölkerung mussten sich auf außergewöhnliche Maßnahmen einstellen. Es wurden Hilfstruppen mobilisiert, um Straßen und Bahnstrecken freizuräumen. Die Marine war im Einsatz, um wichtige Versorgungswege offen zu halten und Menschen zu helfen, die in abgelegenen Gegenden abgeschnitten waren.

Ein weiteres Problem war die Energieversorgung. Durch den hohen Energiebedarf und die Störungen im Verkehrsnetz kam es zu Engpässen bei der Kohlelieferung. Viele Haushalte und Betriebe mussten zeitweise ohne Heizung auskommen, und Stromausfälle waren keine Seltenheit.

Trotz der schwierigen Bedingungen zeigte sich die Bevölkerung solidarisch. Nachbarschaftshilfe und gegenseitige Unterstützung waren an der Tagesordnung. Menschen halfen einander beim Freiräumen von Wegen, teilten Brennstoffe und Lebensmittel und sorgten dafür, dass insbesondere ältere und kranke Menschen versorgt wurden.

Der Winter 1978/1979 bleibt in der Erinnerung vieler Menschen als eine Zeit großer Herausforderungen, aber auch großer Solidarität und Gemeinschaft. In Warnemünde und anderen Teilen der DDR wird dieser Winter noch heute als ein Beispiel für die Widerstandskraft und den Zusammenhalt der Menschen in Zeiten der Not angesehen.

Löpten in Brandenburg: Ein unscheinbarer Ort mit verborgenen Geschichten

0

Löpten, ein kleiner Ortsteil der Gemeinde Groß Köris im Landkreis Dahme-Spreewald, mag auf den ersten Blick ruhig und verschlafen wirken. Mit seinen knapp 350 Einwohnern könnte man meinen, hier sei nicht viel los – ein Eindruck, der jedoch täuscht, wie ein Besuch des „Landschleichers“ Frank Oberhoff zeigt, der für das Fernsehen unterwegs ist, um Orte abseits der Hauptstraßen Brandenburgs zu erkunden.

Von der Autobahn 13 aus oft nur ein schneller Blick auf das Schild, hält der Weg für die meisten Reisenden hier nicht an. Dennoch gibt es einiges zu entdecken. Oberhoff fährt in Löpten ab, um die Geschichten und Menschen zu finden, die diesen Ort ausmachen. Mit der Kamera im Gepäck wird schnell klar: Diese Stille hat ihren eigenen Reiz. Winterlich still ist es bei Oberhoffs Ankunft, doch er trifft bald auf einige Winterfreunde – und ja, auch auf Eisschwimmer. Ein Bewohner berichtet von dem Gefühl, sich bei nur wenigen Grad Celsius ins eisige Wasser zu stürzen. Ihn und andere zieht es regelmäßig in die winterlichen Fluten, besonders nach einem Saunabesuch.

Im Dorf selbst ist es ruhig, fast menschenleer. Einer der wenigen Einheimischen, die Oberhoff trifft, lebt erst seit vier Jahrzehnten in Löpten, für ihn ein Wimpernschlag im Vergleich zur langen Geschichte des Ortes. Die Umstrukturierungen nach der Wende, wie die Auflösung der Feuerwehr und die Zusammenlegung der Bahnstrecke, haben dem Dorfleben einen Wandel beschert. In früheren Jahren sorgte die Feuerwehr für Zusammenhalt und Aktivitäten. Heute ist die große Veränderung im Dorf der neue Kindergarten, der mehreren Gemeinden dient. Die einheimischen Geschichten und Erinnerungen sind noch da, auch wenn sie in der stillen Winterlandschaft eher versteckt wirken.

Ein Gespräch mit einem der jüngeren Bewohner, Chris, bringt Oberhoff zu einer der ältesten Familien des Ortes. Seit Generationen lebt die Familie hier, und Chris schickt den Reporter zu seiner Oma, die ein Notizblatt mit Informationen über die Dorfgeschichte bereithält. Die Ursprünge von Löpten reichen bis ins 16. Jahrhundert zurück. Früher schrieb man den Namen „Lubten“ – ein Hinweis auf die lange Historie des Ortes.

Doch Löpten hat noch eine weitere, überraschende Facette: einen verlassenen NVA-Flugplatz mitten im Wald. Hier wurden nicht nur Werbespots, sondern auch große Filmproduktionen gedreht. Sogar Tom Cruise war für Dreharbeiten zu Operation Valkyrie in Löpten. Ein Ort, der im Alltagsbild ruhig und unscheinbar wirkt, erwacht manchmal für kurze Momente zum Leben – und bringt ein Stück Hollywood nach Brandenburg.

Löpten zeigt sich als typisches Beispiel dafür, wie selbst kleinste Orte voller Geschichten und Überraschungen stecken können. Von der jahrhundertealten Familiengeschichte bis hin zu prominenten Filmaufnahmen, die im Dorf und dessen Umgebung stattfinden, vermittelt Oberhoffs Besuch, dass auch abseits der Autobahn 13 etwas los sein kann.

Ausschnitte der „Schönen von Adlershof“ über die Programmsprecherinnen des DFF

0

In dieser faszinierenden Doku werden eindrucksvolle Ausschnitte präsentiert, die das Wirken und die Ausstrahlung der Programmsprecherinnen des DFF in den Vordergrund rücken. Bei 0:00 eröffnet Margot Ebert den Beitrag mit einer ruhigen, einladenden Stimme, die den Beginn einer besonderen Ära markiert. Bereits um 0:12 folgt Gerlind Ahnert, deren warme Tonalität das Publikum in ihren Bann zieht, gefolgt von Margit Schaumäker um 0:15, deren charmante Präsenz die Zuschauer neugierig auf das Kommende macht.

Bei 0:26 tritt Käthe Zilles auf – ihre Ausstrahlung und authentische Darstellung spiegeln das Wesen einer vergangenen Zeit wider. Erika Radtke, die um 0:31 zu hören ist, überzeugt durch sachliche Klarheit und eine Stimme, die Vertrauen erweckt. Annemarie Brodhagen erscheint erstmals um 0:39 und prägt den Beitrag mit ihrer markanten Klangfarbe, die zugleich Stärke und Herzlichkeit vermittelt.

Die Erzählung setzt sich fort: Bei 1:01 führt Christel Kern in eine neue Generation ein, während Renate Hubig ab 1:08 mit ihrer sympathischen Ansprache das Bild des DFF abrundet. Monika Unterferth, zu sehen um 1:15, strahlt Dynamik und Anpassungsfähigkeit aus. Doris Weikow, die bei 1:37 erscheint, steht für die ruhige Kontinuität einer Epoche, während Maria Moese um 1:43 als verbindendes Element zwischen Tradition und Innovation wirkt.

Annemarie Brodhagen kehrt um 1:50 zurück, was ihre zentrale Rolle im Rundfunk unterstreicht. Besonders interessant und berührend ist der Auftritt von Edda Schönherz ab 1:58: Nur weil sie sich während eines Ungarn-Urlaubs in der bundesdeutschen Botschaft in Budapest nach Ausreisemöglichkeiten aus der DDR informierte, wurde sie in der DDR verhaftet und war von 1974 bis 1977 in Haft, unter anderem im berüchtigten Frauengefängnis Hohenschönhausen. 1979 verließ sie die DDR und war ab 1980 dann für viele Jahre als Fernsehansagerin im Bayerischen Rundfunk und der ARD tätig. Diese bewegende Lebensgeschichte unterstreicht nicht nur ihren Mut und ihre Standhaftigkeit, sondern auch die wechselvolle Geschichte der Medienlandschaft.

Die Doku führt uns weiter bei 2:14 zu Antje Garden, und um 2:21 betritt Carmen Nebel die Bühne – beide symbolisieren die Brücke zwischen Vergangenheit und Zukunft. Bei 2:44 überzeugt Petra Kusch-Lück mit einer lebendigen, zukunftsorientierten Ausstrahlung, während Ricarda Kaellander (2:59) und Fanny Damaschke (3:05) den Geist der Moderne verkörpern. Renate Krawielicki (3:08) und Jutta Pawlowsky (3:12) verleihen dem Beitrag mit ihrer individuellen Stimmmodulation zusätzliche Tiefe. Zum krönenden Abschluss tritt bei 3:28 Andrea Horn auf, gefolgt von Heike Lebe um 3:34 – beide tragen maßgeblich zum facettenreichen Gesamtbild bei.

Diese Ausschnitte aus der MDR-Doku „Die Schönen von Adlershof“ bieten einen lebendigen Rückblick auf das goldene Zeitalter des DFF. Sie zeigen, wie die einzigartigen Stimmen dieser Frauen nicht nur Informationen vermittelten, sondern auch Emotionen weckten und das Publikum nachhaltig prägten. Besonders die bewegende Geschichte von Edda Schönherz hebt die Bedeutung individueller Schicksale hervor und macht deutlich, dass hinter den professionellen Fassaden oft bewegende Lebenswege stehen. Mit viel Feingefühl rückt der Beitrag die Stimmen und Persönlichkeiten in den Mittelpunkt, die den Charakter des DFF prägten und in der Mediengeschichte unvergessen bleiben.

Schweißtechnik in der DDR: Ein Lehrfilm als Zeitdokument

0

Schweißen war in der DDR nicht nur eine handwerkliche Fertigkeit, sondern ein essenzielles technologisches Verfahren mit großer wirtschaftlicher Bedeutung. Dies verdeutlicht ein Lehrfilm aus dem Jahr 1979, der verschiedene Schweißtechniken detailliert darstellt und die Relevanz dieser Methode für Industrie, Bauwesen und Infrastruktur betont.

Der Film beginnt mit einer allgemeinen Einführung in die Schweißtechnik und illustriert deren vielseitigen Einsatz: von der Fertigung von Chemieanlagen über den Schiffbau bis hin zur Reparatur von Bussen. Dabei wird erklärt, wie Schweißverbindungen durch den Einsatz von Zusatzwerkstoffen untrennbare Verbindungen schaffen. Besonders hervorgehoben wird die Notwendigkeit von Sorgfalt und Fachwissen, um die Qualität der Schweißnähte zu gewährleisten.

Die unterschiedlichen Schweißverfahren werden in didaktischer Manier präsentiert. Neben dem Gasschweißen, bei dem Acetylen und Sauerstoff eine tragende Rolle spielen, zeigt der Film das Lichtbogenschweißen mit Elektrode. Hierbei wird betont, dass ungeschütztes Augekontakt mit dem Lichtbogen zu schweren Augenschäden führen kann. Dies unterstreicht die Gefahren und die Notwendigkeit von Schutzmaßnahmen in diesem Berufsfeld.

Ein besonderer Fokus liegt auf der zunehmenden Mechanisierung und Automatisierung der Schweißtechnik. Große Bauprojekte, wie der Schiffbau oder der Brückenbau, profitierten von neuen Verfahren wie dem Schutzgasschweißen oder dem Einsatz von Schweißautomaten. Diese Entwicklungen sollten nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch den Facharbeitern eine wirtschaftlichere und sicherere Arbeitsweise ermöglichen.

Ein weiteres Beispiel für die Bedeutung der Schweißtechnik in der DDR ist die Verlegung von Erdgasleitungen aus Sibirien. Der Film rückt dabei junge Facharbeiter in den Mittelpunkt, die mit ihrer Arbeit die Energieversorgung des Landes sicherten. Dies spiegelt die sozialistische Ideologie wider, in der Technik und Arbeit eng mit dem Fortschritt der gesamten Volkswirtschaft verbunden waren.

Heute dient der Film als historisches Dokument, das nicht nur die technologische Entwicklung der DDR, sondern auch die gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen jener Zeit aufzeigt. Die Betonung der Zusammenarbeit zwischen Arbeitern, Ingenieuren und Wissenschaftlern sowie die propagandistische Darstellung der industriellen Leistung machen ihn zu einem Beispiel für die didaktische Vermittlung von Fachwissen im Sozialismus.

In Zeiten, in denen Schweißtechnik weiterhin eine tragende Rolle in der Industrie spielt, bleibt die Auseinandersetzung mit solchen Lehrfilmen ein spannender Blick auf die Geschichte der technischen Ausbildung und den wirtschaftlichen Selbstanspruch der DDR.

Vom Ort der Teilung zum Symbol der Freiheit – Das Grenzdenkmal Hötensleben

0

Engagement am Grünen Band und das Grenzdenkmal Hötensleben spielen eine zentrale Rolle in der Erinnerungskultur des wiedervereinten Deutschlands. Als ein Teil des „Grünen Bandes“ erstreckt sich das Grenzdenkmal Hötensleben entlang der ehemaligen innerdeutschen Grenze und bewahrt ein einzigartiges Stück deutscher Geschichte. Das Grüne Band, das sich über 1.400 Kilometer zieht, verbindet heute Natur- und Denkmalschutz, indem es sowohl an die Teilung Deutschlands als auch an die unberührte Flora und Fauna erinnert, die sich entlang der Grenze entwickeln konnte. In Hötensleben ist dieser besondere Zusammenhang aus Geschichte und Natur besonders eindrücklich, da das Grenzdenkmal ein Stück der originalen Grenzanlage mitsamt der ungewöhnlichen „Sichtmauer“ erhalten hat.

Das Engagement, das der Grenzdenkmalverein Hötensleben zeigt, ist ein wesentlicher Beitrag zur Aufarbeitung der DDR-Geschichte und zur Pflege der Erinnerungskultur. Durch den Erhalt dieser Anlage wird die Erinnerung an das DDR-Regime und die Teilung wachgehalten, insbesondere für junge Generationen, die diese Zeit nicht miterlebt haben. In den Bildungsprojekten des Vereins wird der Wert der Demokratie anschaulich vermittelt. Hier können Besucher und besonders junge Menschen erfahren, was es bedeutet, in einer Diktatur zu leben, und welche Opfer für die Freiheit erbracht wurden.

Im Zuge der Vereinigung Deutschlands im Jahr 1989 war die Euphorie groß, als sich die Menschen beiderseits der Grenze in den Armen lagen und die Mauer fiel. Die Freude über die Freiheit und die überwundene Teilung prägt auch heute noch die Erinnerungskultur. Es ist wichtig, dass sich diese Kultur nicht nur auf die Erfahrungen einer Seite stützt, sondern dass sie das Leid und die Hoffnungen beider Seiten anerkennt und würdigt.

Gerade das Grenzdenkmal Hötensleben steht beispielhaft für diese gesamtdeutsche Erinnerung, denn es zeigt die Originalität und den Schrecken der Grenze, die das Land und Familien trennte. Durch die Arbeit des Vereins werden Schulcamps und Workcamps organisiert, in denen Schüler und internationale Gäste gemeinsam die Geschichte des Grenzregimes und des Lebens in der DDR kennenlernen. Solche Projekte regen zur Auseinandersetzung mit den Themen Freiheit und Demokratie an und fördern das Verständnis für die Auswirkungen von Diktaturen. Gerade für die internationale Jugend, die oftmals großes Interesse an der deutschen Geschichte zeigt, ist das Grenzdenkmal ein bedeutender Ort des Lernens.

Das breite Veranstaltungsangebot des Vereins umfasst Führungen, Lesungen, Theateraufführungen und Filmvorführungen, die eine breite Öffentlichkeit anziehen und die Erfahrungen der deutschen Teilung zugänglich machen. Solche vielfältigen Angebote tragen dazu bei, das Bewusstsein für die deutsche Geschichte lebendig zu halten.

Das Grüne Band selbst ist ein besonderes Symbol, das nicht nur die Erinnerung an die deutsche Teilung wachhält, sondern auch als einzigartiges Naturreservat dient. Die Pflanzen- und Tierwelt konnte sich in den Jahrzehnten der Abgeschiedenheit ungestört entfalten, und so ist das Grüne Band heute ein wertvolles Naturerbe. Dieses Zusammenspiel von historischer Bedeutung und Naturschutz verleiht dem Grünen Band eine einzigartige Stellung und unterstreicht die Botschaft, dass selbst aus der dunkelsten Geschichte neues Leben und positive Symbole für die Zukunft entstehen können.

Das Engagement des Grenzdenkmalvereins Hötensleben zeigt, dass die Geschichte der deutschen Teilung nicht in Vergessenheit geraten darf. Durch die Arbeit dieser und anderer Einrichtungen bleibt die Erinnerung lebendig und wird weitergegeben. In einer Zeit, in der die Generation der Zeitzeugen langsam weniger wird, ist es von unschätzbarem Wert, dass Initiativen wie der Grenzdenkmalverein Hötensleben dazu beitragen, die Bedeutung der Freiheit und die Schrecken der Teilung auch den nachfolgenden Generationen zu vermitteln.

Bauplatz der Jugend – Wie junge Menschen die DDR-Hauptstadt formten

0

Eine DEFA-Dokumentation aus dem Jahr 1982 gewährt Einblicke in den massiven Wohnungsbau und den jugendlichen Pioniergeist in Ost-Berlin

Im frühen Jahrzehnt der 1980er Jahre stand Ost-Berlin im Zeichen des Wandels. Die DDR-Regierung hatte beschlossen, die Hauptstadt systematisch auszubauen – vor allem im Wohnungsbau. In der DEFA-Dokumentation „Ost Berlin – Bauplatz der Jugend“ aus dem Jahr 1982 wird dieser ambitionierte Plan eindrucksvoll dokumentiert. Dabei rückte vor allem der Beitrag der Jugend in den Mittelpunkt.

Eine Jugend im Einsatz für den Staat
Rund 15.000 junge Menschen aus allen Teilen der DDR zogen in die Hauptstadt, um an einem der größten Wohnungsbauprojekte – in Marzahn – mitzuwirken. Diese Jugendlichen, oft für zwei Jahre engagiert, waren nicht nur Arbeiter, sondern auch Träger eines kollektiven Zukunftsversprechens. Mit Begeisterung und Abenteuerlust packten sie an: Ob als Tiefbauer, Montagearbeiter oder bei der Koordination der einzelnen Gewerke – die Verantwortung für den Fortschritt lag in ihren Händen.

Strukturierte Zusammenarbeit und innovative Ansätze
Die Dokumentation zeigt, wie die jungen Arbeiter nicht nur handwerklich ihr Können unter Beweis stellten, sondern auch organisatorische Neuerungen einführten. Durch regelmäßige Treffen und eine enge Abstimmung unter den einzelnen Berufsgruppen konnten sie Baustellen effizienter gestalten. Ihre Ideen und Eigeninitiative sorgten dafür, dass nicht nur die Fertigstellung der Wohnungen, sondern auch die Qualität der Bauwerke in den Vordergrund rückte. Dieses Zusammenspiel von Tradition und Innovation prägte den Arbeitsalltag und war ein Symbol für den optimistischen Geist jener Zeit.

Persönliche Geschichten, große Taten
Im Mittelpunkt stehen auch die persönlichen Motive einzelner Arbeiter: Gerald Hake aus Merseburg, Olaf Weber aus Johann-Georgen-Stadt und Holger Wieselmann aus Waren – jeder von ihnen brachte seine eigenen Erfahrungen, Hoffnungen und Träume mit. Ihre Berichte vermitteln nicht nur einen Einblick in den Baualltag, sondern auch in das Lebensgefühl einer ganzen Generation, die stolz darauf war, an einem historischen Projekt mitzuwirken und damit die Zukunft der DDR aktiv mitzugestalten.

Ein bleibendes Erbe
Die in Marzahn entstandenen Wohnanlagen sollten mehr als nur neue Heime sein. Sie verkörperten den Fortschritt und die Modernisierung einer ganzen Gesellschaft. Unterirdische Versorgungssysteme, Schulen, Kindergärten und Einkaufsmöglichkeiten wurden Teil eines umfassenden Lebensraums, der den Bewohnern noch Jahrzehnte später als Fundament diente. Die Bauwerke und Infrastrukturen stehen heute als Zeugen einer Zeit, in der Jugendengagement und staatliche Planung Hand in Hand gingen.

Die DEFA-Dokumentation „Ost Berlin – Bauplatz der Jugend“ bietet nicht nur einen historischen Rückblick auf den massiven Wohnungsbau in der DDR, sondern auch auf den unerschütterlichen Pioniergeist einer Generation. Sie zeigt, wie jugendlicher Tatendrang und gemeinschaftliche Verantwortung den Wandel einer Stadt und letztlich eines ganzen Staates mitgestalteten – ein Erbe, das weit über die Errichtung neuer Wohnräume hinausreicht.

Deutschlands Bauwerke der Superlative – Wie elf Konstruktionen das Land bis heute prägen

0

Ob schief, hoch, lang oder einfach nur spektakulär – quer durch die Bundesrepublik stehen Bauwerke, die nicht nur durch ihre Rekorde beeindrucken, sondern auch Zeugnisse deutscher Ingenieurskunst, Geschichte und kultureller Identität sind. Elf dieser Bauwerke zeigen, wie Vielfalt in Architektur und Funktion unser Land bis heute prägt – und Besucher wie Einheimische gleichermaßen in ihren Bann zieht.

1. Der schiefste Turm der Welt steht nicht in Pisa
Überraschung in Ostfriesland: Der unscheinbare Kirchturm von Suurhusen im Landkreis Leer übertrifft mit einer Neigung von 5,19° sogar den berühmten Turm von Pisa. Das Bauwerk aus dem 13. Jahrhundert steht heute unter Denkmalschutz und trotzt dem Verfall – ein beliebtes Ziel für Technikinteressierte und Touristen gleichermaßen.

2. Der Kölner Dom – ein ewiges Symbol
Deutschlands größte Kirche ragte einst vier Jahre lang als höchstes Gebäude der Welt in den Himmel. Trotz massiver Bombenschäden im Zweiten Weltkrieg blieb der gotische Bau erhalten und wurde 1996 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt. Der Kölner Dom ist mit 157 Metern Höhe noch heute eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des Landes.

3. Die Drachenfelsbahn – steil nach oben seit 1883
Die älteste noch betriebene Zahnradbahn Deutschlands bringt Besucher seit über 140 Jahren auf den Drachenfels im Siebengebirge. Die 22-prozentige Steigung macht sie zur steilsten Bahn ihrer Art im Land. Zwischenstopp am Schloss Drachenburg inklusive – eine Zeitreise in ein Märchenschloss des 19. Jahrhunderts.

4. Schiffshebewerke in Nidafino – Schwergewichte in Bewegung
Das historische Schiffshebewerk am Oder-Havel-Kanal in Brandenburg, 1934 eröffnet, wurde durch das 2022 eingeweihte Nachfolgebauwerk „Nidafino Nord“ ergänzt – das größte Deutschlands. Hier werden Höhenunterschiede von bis zu 36 Metern in wenigen Minuten überwunden – eine Leistung moderner Wasserbautechnik.

5. Unterirdischer Rekord in Köln
Die Tiefgarage unter dem Rheinauhafen ist mit 1,6 Kilometern die längste in Europa. Wo einst Schiffe entladen wurden, parken heute 1.380 Autos – hochwassersicher und technisch auf dem neuesten Stand. Ein gelungenes Beispiel für urbane Transformation.

6. Der Berliner Fernsehturm – ein Prestigeprojekt mit Weitblick
Mit 368 Metern ist der Berliner Fernsehturm am Alexanderplatz das höchste Bauwerk Deutschlands. In den 1960er-Jahren als sozialistisches Prestigeprojekt errichtet, ist er heute ein Touristenmagnet mit Drehrestaurant und Rundumblick über die Hauptstadt – und ein Denkmal deutsch-deutscher Geschichte.

7. Schwebefähren in Osten und Rendsburg – Technik im Schwebezustand
Nur noch acht Schwebefähren weltweit sind in Betrieb – zwei davon in Deutschland. Die Konstruktionen von 1909 und 1913 befördern Personen und Fahrzeuge über Wasser – getragen von historischen Stahlkonstruktionen, die bis heute Nostalgiker und Technikfreunde anziehen.

8. Die Müngstener Brücke – Abenteuer über der Wupper
107 Meter über dem Tal der Wupper verbindet Deutschlands höchste Eisenbahnbrücke Remscheid und Solingen. Die 1897 fertiggestellte Konstruktion gilt als Meisterwerk der Ingenieurskunst und ist heute auch Ziel für schwindelfreie Klettertouren entlang der Nieten und Stahlträger.

9. Der Koloss von Prora – NS-Architektur im Wandel
Ursprünglich als KdF-Seebad für 20.000 Urlauber geplant, ist das 4,5 Kilometer lange Bauwerk auf Rügen heute Symbol für Umnutzung und Erinnerungskultur. Teile des einstigen NS-Großprojekts wurden zu Hotels, Museen und Eigentumswohnungen umgestaltet – ein Spagat zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

10. Der Elbtower – Zukunftsvision in Hamburg
Zwar noch im Bau, aber schon jetzt umstritten und spektakulär: Mit 245 Metern soll der Elbtower ab 2026 das neue Wahrzeichen der Hansestadt werden. Kritiker monieren Kosten und Stadtbild, Befürworter sehen ein starkes architektonisches Statement an der Elbe.

11. Das Völkerschlachtdenkmal in Leipzig – kolossales Gedenken
Erbaut 1913 zur Erinnerung an die Völkerschlacht von 1813, ist das 91 Meter hohe Monument eines der größten Denkmäler Europas. Die Monumentalarchitektur zieht jährlich Hunderttausende an – ein stiller Gigant, der an Krieg und Versöhnung erinnert.

Ob Technikdenkmal, Mahnmal oder Touristenmagnet – Deutschlands Bauwerke erzählen Geschichten, die weit über ihre beeindruckenden Maße hinausgehen. Sie sind Ausdruck von Visionen, politischen Systemen und gesellschaftlichen Umbrüchen. Ihre Präsenz prägt Landschaften – und unser kollektives Gedächtnis.