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Der Betonwerker in der DDR – Ein Beruf zwischen Tradition und Moderne

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In der Deutschen Demokratischen Republik war der Wohnungsbau eine der zentralen Aufgaben der sozialistischen Planwirtschaft. Ein Beruf, der dabei eine Schlüsselrolle spielte, war der des Betonwerkers. Die Nachfrage nach Betonfertigteilen war enorm, da sie den Bau von Wohnhäusern, Brücken und Industrieanlagen erheblich beschleunigten. Doch was bedeutete es, 1978 in der DDR als Betonwerker zu arbeiten?

Ein vielseitiger Beruf
Betonwerker waren für die Herstellung von Betonfertigteilen verantwortlich, die auf Baustellen nur noch montiert werden mussten. Dabei gab es zwei Spezialisierungen: Zementbeton und Silikatbeton. Während aus Zementbeton Bauelemente für den Hoch- und Tiefbau entstanden – wie Wände, Decken oder Brückenträger –, wurden aus Silikatbeton vor allem Steine für den Hausbau gefertigt. Trotz der unterschiedlichen Materialien waren beide Spezialisierungen in der Bauindustrie unentbehrlich.

Moderne Technik und harte Arbeit
Die Arbeit als Betonwerker war geprägt von maschineller Unterstützung. Große Mischanlagen sorgten dafür, dass Beton aus Kies, Zement, Splitt und Wasser nach festgelegten Rezepturen hergestellt wurde. Automatisierte Prozesse übernahmen viele schwere Aufgaben – vom Formen über das Verdichten bis hin zur Härtung der Betonteile. Doch trotz technischer Fortschritte blieb die Arbeit körperlich anspruchsvoll. Lärmbelastung und schwere Maschinen bestimmten den Arbeitsalltag, wenngleich Schutzmaßnahmen, wie Lärmschutzhauben, nach und nach für bessere Bedingungen sorgten.

Ausbildung und Anforderungen
Um Betonwerker zu werden, war ein erfolgreicher Abschluss der 10. Klasse erforderlich. Die zweijährige Ausbildung umfasste sowohl theoretische als auch praktische Inhalte. Neben dem eigentlichen Betonieren gehörte auch das Schweißen von Stahlmatten zur täglichen Arbeit, da viele Fertigteile mit Stahlbewehrungen versehen wurden, um ihre Stabilität zu erhöhen. Selbstständiges Arbeiten war eine Grundvoraussetzung, da Betonwerker oft in kleinen Teams oder auch allein arbeiteten.

Ein Beruf mit Verantwortung
Betonwerker kannten nicht nur die Produktionsprozesse, sondern auch den späteren Verwendungszweck der Bauteile. Fehler konnten schwerwiegende Folgen für Bauprojekte haben, weshalb Präzision und Sorgfalt entscheidend waren. Darüber hinaus war Schichtarbeit erforderlich, um den hohen Bedarf an Betonfertigteilen kontinuierlich zu decken.

Bedeutung für die DDR-Wirtschaft
Die Bauindustrie war einer der wichtigsten Sektoren der DDR-Wirtschaft, und Betonfertigteile waren unverzichtbar für die Umsetzung der ambitionierten Wohnungsbauprogramme. Die Rationalisierung der Bauprozesse durch Fertigteile ermöglichte es, innerhalb kurzer Zeit große Neubaugebiete zu errichten.

Auch wenn der Beruf des Betonwerkers mit harter körperlicher Arbeit verbunden war, bot er vielen Menschen eine stabile Beschäftigung mit gesichertem Einkommen. Heute erinnert dieser Beruf an eine Zeit, in der industrielles Bauen als Lösung für Wohnraummangel galt – ein Konzept, das in modernisierter Form noch immer eine Rolle spielt.

40 Jahre Thälmann-Film: Ein Rückblick mit Regisseur Georg Schiemann

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Vor 40 Jahren erschien der zweiteilige Film „Ernst Thälmann“, der das Leben des KPD-Politikers nachzeichnete. Der Filmemacher und Drehbuchautor Georg Schiemann spricht über seine Erfahrungen bei der Produktion des Films „Ernst Thälmann“ (Teil 2) aus dem Jahr 1986. Er spricht über die Herausforderungen, die historische Figur Thälmann menschlich und facettenreich darzustellen, sowie die Bedeutung der politischen Botschaft des Films – insbesondere im Hinblick auf die Aktionseinheit von KPD und SPD.

Schiemann betont, dass der Film heute nichts an Aktualität verloren hat und sieht Parallelen zu den aktuellen politischen Entwicklungen in Deutschland. Er blickt gespannt auf die Veranstaltung am 30.03.2025 im Theater Ost, bei der er gemeinsam mit dem Moderator Dietmar Ringel den Film und seine Relevanz für die Gegenwart diskutieren wird.

Herausforderung und historische Verantwortung
Als Schiemann in den 1980er Jahren das Angebot bekam, am Drehbuch des Films mitzuwirken, stand er vor einer großen Herausforderung. „Ich kannte den Film mit Günther Simon aus der Schulzeit und wusste, dass es keine leichte Aufgabe sein würde“, erinnert sich der Regisseur. Zusammen mit Otto Bonhoff und Erich Selbmann entwickelte er das Drehbuch, wobei Selbmann sich vor allem mit den industriellen und historischen Aspekten der NS-Zeit befasste, während Schiemann und Bonhoff fiktive Protagonisten sowie Thälmanns Charakter gestalteten.

Besonders wichtig war es Schiemann, Thälmann nicht nur als politische Symbolfigur zu zeigen, sondern auch als Menschen mit Emotionen, Zweifeln und persönlichen Bindungen. Szenen, die seine private Seite beleuchten, wurden bewusst in die Handlung integriert.

Dreharbeiten zwischen Berlin, Hamburg und Paris
Die Dreharbeiten führten das Team an zahlreiche Schauplätze, darunter Hamburg, Wuppertal und Paris. „Ich wusste, wenn wir Szenen über Thälmanns geheime Aufenthalte in Paris schreiben, werden wir auch dort drehen“, so Schiemann. Eine besondere Szene entstand am Théâtre Montmartre, wo Thälmanns Exilzeit inszeniert wurde.

Neben historischen Fakten wurden fiktive Charaktere eingefügt, um emotionale Zugänge zum Thema zu schaffen. Besonders die Geschichte von Hannelore und ihrem Ehemann, Mitglieder des kommunistischen Jugendverbands, sollte das Publikum emotional mitnehmen. Die Besetzung mit Peer Uwe Tesker, Janina Hartwig und Helmut Scheller trug dazu bei, die Figuren authentisch darzustellen.

Parallelen zur Gegenwart
40 Jahre nach der Veröffentlichung sieht Schiemann in seinem Film nicht nur ein historisches Dokument, sondern auch eine Mahnung für die Gegenwart. Die Frage nach der „Aktionseinheit der Arbeiter“, die im Film thematisiert wird – also das Zusammengehen von KPD und SPD gegen den Nationalsozialismus – sei heute aktueller denn je. „Wenn ich die Wahlergebnisse sehe, frage ich mich, warum nicht ein breites Bündnis gegen rechts geformt wurde,“ so Schiemann.

Obwohl er sich nicht mehr aktiv in die Politik einmischt, sieht er in der heutigen Parteienlandschaft Parallelen zu den 1930er Jahren. Ein gemeinsamer Nenner zwischen linken Parteien hätte seiner Meinung nach eine politische Chance sein können.

Der letzte Abflug: Russische Kampfhubschrauber verlassen Weimar-Nohra

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Am 12.August 1992 verließen die letzten russischen Kampfhubschrauber des Typs Mi-8 und Mi-24 den Flugplatz Weimar-Nohra. Dieses Ereignis markierte das endgültige Ende der über vier Jahrzehnte andauernden Präsenz sowjetischer und später russischer Streitkräfte in Thüringen.

Der Flugplatz Weimar-Nohra, einst einer der wichtigsten Militärflugplätze der sowjetischen Streitkräfte in der DDR, war über Jahrzehnte ein bedeutender Standort für Kampfhubschrauberverbände. Die schweren Mi-24-Kampfhubschrauber, auch als „fliegende Panzer“ bekannt, sowie die vielseitig einsetzbaren Mi-8-Transporthubschrauber waren dort stationiert und spielten eine zentrale Rolle in den taktischen Planungen des Warschauer Paktes. Auch nach dem Ende des Kalten Krieges blieben sie noch einige Jahre in Deutschland stationiert, bevor die Truppen schließlich abgezogen wurden.

Mit dem Abzug der letzten Hubschrauber im Jahr 1994 schloss sich ein weiteres Kapitel der deutschen Nachkriegsgeschichte. Die Maschinen starteten in geordneter Formation und verließen deutschen Luftraum mit Kurs auf Russland. Der Abflug erfolgte unter den Augen zahlreicher Beobachter, darunter ehemalige Militärangehörige, Historiker und interessierte Bürger, die diesen historischen Moment miterleben wollten. Der Himmel über Weimar-Nohra, einst regelmäßig durch das Dröhnen der Rotoren erfüllt, wurde an diesem Tag ein letztes Mal von den mächtigen Maschinen durchzogen.

Viele der zurückgelassenen Infrastrukturen des Flugplatzes wurden in den folgenden Jahren zurückgebaut oder einer zivilen Nutzung zugeführt. Dennoch erinnern noch heute Überreste der alten Landebahnen und Gebäude an die jahrzehntelange militärische Nutzung des Geländes. Einige Bereiche wurden als Gedenkstätten oder Museen umfunktioniert, um die Erinnerung an die Zeit der sowjetischen Militärpräsenz wachzuhalten.

Der Abzug der Mi-8 und Mi-24 aus Weimar-Nohra war nicht nur ein technischer Vorgang, sondern auch ein symbolischer Schritt in der Geschichte der Wiedervereinigung und des Abbaus ehemaliger militärischer Strukturen in Ostdeutschland. Damit ging eine Ära zu Ende, die viele Menschen vor Ort direkt oder indirekt beeinflusst hatte. Zeitzeugen berichten noch heute von Begegnungen mit den sowjetischen Soldaten, den gemeinsamen Erlebnissen sowie den Veränderungen, die der Abzug mit sich brachte. Der Flugplatz, einst ein strategischer Stützpunkt, wandelte sich mit der Zeit und wurde zu einem Ort der Erinnerung an eine bewegte Vergangenheit.

Berliner Fernsehturm – Ein Symbol des ehrgeizigen Sozialismus und moderner Ingenieurskunst

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Am Alexanderplatz Berlins erhebt sich seit Jahrzehnten ein stählerner Gigant, der nicht nur die Skyline prägt, sondern auch von einer bewegten Geschichte erzählt: der Fernsehturm. Vor genau vierzig Jahren wurde er eingeweiht, und der Film „Rund um den Fernsehturm“ wirft nun einen detaillierten Blick zurück auf seine Entstehung in einer Zeit, in der die DDR noch an den Möglichkeiten des sozialistischen Städtebaus und technischen Fortschritts glaubte.

Ein Projekt mit politischem Rückhalt
Ende der 1950er Jahre stand die DDR vor der Frage, wie sie ihr städtebauliches Erbe und ihre technologische Kompetenz demonstrieren könnte. Die Standortentscheidung – zuletzt vom damaligen Staatschef Walter Ulbricht getroffen – sollte nicht nur den geografischen Mittelpunkt der neuen Hauptstadt markieren, sondern auch das Selbstverständnis einer ganzen Generation verkörpern. Mit dem Bau des Fernsehturms sollte ein Symbol entstehen, das weit über die Grenzen Ost-Berlins hinausstrahlt.

Technik, Takt und Teamwork
Am 4. August 1965 begann in einem der ambitioniertesten Projekte der DDR-Geschichte der Bau des Fernsehturms. Innerhalb von nur vier Jahren sollte das Bauwerk mit einer Höhe von 250 Metern fertiggestellt werden – ein Maßstab, der den Turm als zweithöchstes Bauwerk Europas auszeichnete. Unter der technischen Leitung von Lothar Pieler, der als Oberbauleiter maßgeblich für das Hochziehen des Betonschaftes verantwortlich war, wurde das Vorhaben mit beispielloser Präzision und Organisation umgesetzt. Rund 300 Betriebe und hunderte Arbeiter aus der gesamten DDR trugen in Tag- und Nachtschichten ihren Teil dazu bei, während logistische Herausforderungen – wie die 200 Kilometer lange Anfahrt des qualitativ hochwertigen Zements aus Nienburg an der Saale – gemeistert werden mussten.

Herausforderungen und Anreize
Trotz des enormen technischen Know-hows und der Erfahrung beim Bau von Schornsteinen, die als unauffällige Fassade für den Turm dienten, brachte das Projekt auch seine Tücken mit sich. So sorgten Wind und Sturm immer wieder für eine spürbare Schwankung des Bauwerks, die bis zu 1,72 Meter betragen konnte. Um die Arbeiter zu motivieren, wurden leistungsbezogene Prämien eingeführt: Für jeden zusätzlichen Meter, der über das Jahresziel hinaus erreicht wurde, winkte eine Prämie von 1.000 Mark – ein Ansporn, der den Ehrgeiz aller Beteiligten zusätzlich anfachte.

Ein bleibendes Denkmal
Heute, vierzig Jahre nach der Einweihung, erinnert der Fernsehturm am Alexanderplatz nicht nur an die bautechnischen Errungenschaften einer vergangenen Ära, sondern steht auch sinnbildlich für den Geist des sozialistischen Modernisierungsstrebens. Der Film „Rund um den Fernsehturm“ verleiht den historischen Aufnahmen aus den 60er Jahren eine neue Dimension und lässt das beeindruckende Zusammenspiel aus politischem Willen, technischer Innovation und menschlichem Einsatz noch einmal lebendig werden.

So blickt Berlin nicht nur auf ein architektonisches Meisterwerk, sondern auch auf ein Kapitel, das von großen Visionen, unermüdlichem Einsatz und der Fähigkeit, auch unter schwierigen Bedingungen Großes zu vollbringen, zeugt – ein Denkmal, das bis heute den Puls der Stadt bestimmt.

Die Hitlerjugend in Rudolstadt 1940: Eine Zeitreise durch Thüringen

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Im Sommer 1940 wurde in Rudolstadt, einer Stadt in Thüringen, eine Szene eingefangen, die das Bild der damaligen Zeit widerspiegelt. Ein Amateurfilmer aus Bonn dokumentierte, wie die Hitlerjugend (HJ) auf dem Marktplatz der Stadt aufgestellt wurde. Dieser Moment, festgehalten in einem privaten Film, gibt uns heute wertvolle Einblicke in die politischen und sozialen Strukturen des Nationalsozialismus.

Die Hitlerjugend, seit 1933 der einzige staatlich anerkannte Jugendverband, war ein zentraler Bestandteil der nationalsozialistischen Jugendpolitik. Ab 1939 wurde der Beitritt zur HJ für alle Kinder und Jugendlichen im Alter von 10 bis 18 Jahren verpflichtend. Die Mitgliedschaft war nicht nur eine ideologische Notwendigkeit, sondern auch eine Voraussetzung für das Erlangen von Lehrstellen und anderen beruflichen Chancen. Die Regierung zwang die Jugend, sich in den Dienst des Staates zu stellen, und so waren die wöchentlichen Dienste der HJ, in der Regel samstags, ein fester Bestandteil des Alltags.

Der Marktplatz in Rudolstadt, ein zentraler Ort der Stadt, wurde im Sommer 1940 zur Bühne für eine der vielen Aufstellungen der Hitlerjugend. Der Film zeigt, wie sich die Jugendlichen, in Uniformen gekleidet, zu größeren Formationen versammeln. Die Bilder vermitteln einen Eindruck von Disziplin und Gehorsam – Werte, die das Regime durch die HJ in der Jugend verankern wollte. Die Kameraführung, geprägt von der Perspektive eines Außenstehenden, macht deutlich, wie stark die ideologische Ausrichtung des Nationalsozialismus in den Alltag integriert war.

Diese Dokumentation aus dem Jahr 1940 ist mehr als nur ein historisches Relikt. Sie verdeutlicht die Machtausübung des NS-Regimes über die Jugend und die Mechanismen der sozialen Kontrolle. Die HJ war nicht nur eine Jugendorganisation, sondern ein Werkzeug der politischen Indoktrination. In einer Zeit, in der das Regime alles durchdrang, von der Erziehung bis hin zur Freizeitgestaltung, war die HJ ein fundamentales Instrument, um den Nachwuchs in den Dienst der nationalsozialistischen Ideologie zu stellen.

Die Szene aus Rudolstadt lässt uns auch über die Wirkung dieser Zwangsvereinigung nachdenken. Wie stark war die individuelle Freiheit der Jugendlichen in einer Zeit, in der Widerstand kaum möglich war? Und wie sehr prägte der Zwang zur Mitgliedschaft in der Hitlerjugend die Persönlichkeiten und Lebenswege der jungen Menschen dieser Generation?

Heute, fast 85 Jahre später, erinnert uns diese Aufnahme daran, wie sehr die politische Landschaft des Nationalsozialismus das Leben in Deutschland und auch in kleinen Städten wie Rudolstadt prägte. Es ist ein Mahnmal für die Opfer des Regimes und ein Beleg dafür, wie die Jugend zur Marionette einer Ideologie wurde.

Der Hauptfeldwebel der NVA – Eine zentrale Figur im militärischen Alltag der DDR

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Im Jahr 1988 gibt ein Lehrfilm der Nationalen Volksarmee (NVA) einen tiefen Einblick in das Leben eines der wichtigsten militärischen Vorgesetzten der DDR: des Hauptfeldwebels. Diese Dienststellung, die in der NVA einen zentralen Stellenwert einnahm, war mehr als nur eine hierarchische Position – sie repräsentierte die Verbindung zwischen den Soldaten und der Führungsebene, eine Rolle, die sowohl Disziplin als auch Fürsorge erforderte.

Der Film stellt Stabsfähnrich Strelau in den Mittelpunkt, der nach 15 Jahren Dienstzeit wieder in die Uniform schlüpft und erneut als Hauptfeldwebel in der Kaserne Eggesin tätig wird. Strelau ist kein gewöhnlicher Soldat – er ist die „Mutter der Kompanie“, wie der Hauptfeldwebel in der NVA häufig genannt wurde. Diese Bezeichnung spiegelt das familiäre und fürsorgliche Verhältnis wider, das er zu seinen Untergebenen pflegt. Der Hauptfeldwebel ist nicht nur für die Einhaltung der Dienstvorschriften und den ordnungsgemäßen Ablauf des Dienstes verantwortlich, sondern auch für das Wohl der Soldaten.

Im Lehrfilm wird deutlich, wie der Hauptfeldwebel eine zentrale soziale Rolle übernimmt. Er ist für viele Soldaten nicht nur ein disziplinarischer Vorgesetzter, sondern auch ein Ansprechpartner bei persönlichen Problemen. Diese menschliche Seite eines Militärs, das vor allem für seine Strenge bekannt ist, wird im Film durch Szenen unterstrichen, in denen Strelau bei der Weihnachtsfeier mit den Soldaten zusammen ist, Geschenke verteilt und für die richtige Stimmung sorgt. Dies zeigt, dass der Hauptfeldwebel eine vielseitige Rolle einnimmt – er führt mit Autorität, aber auch mit Empathie.

Die Aufgaben des Hauptfeldwebels sind vielfältig. Er organisiert den Alltag der Soldaten, sorgt für Ordnung und disziplinierte Abläufe und ist gleichzeitig ein Bindeglied zwischen den Soldaten und den höheren Dienstgraden. Dies erfordert sowohl Führungsstärke als auch die Fähigkeit, ein Gefühl der Gemeinschaft zu schaffen. Strelau erklärt im Film, dass seine Freude an der Arbeit mit den Menschen, sei es mit den Soldaten oder den Unteroffizieren, ihm ermöglicht, in dieser Position erfolgreich zu sein. Es geht ihm nicht nur um die Durchsetzung von Regeln, sondern auch darum, Stimmungen zu beeinflussen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Soldaten wohlfühlen und respektiert werden.

Besonders bemerkenswert ist die Betonung auf der praktischen Seite der militärischen Aufgaben. Der Hauptfeldwebel ist nicht nur ein bürokratischer Vorgesetzter, sondern auch ein Mann der Tat. Ob es um den Umgang mit der Bohrmaschine zur Verschönerung der Unterkunft oder das Kochen von warmen Mahlzeiten in der Kälte geht – der Hauptfeldwebel ist immer bereit, die Ärmel hochzukrempeln und zu helfen, wo es nötig ist.

Was der Film außerdem verdeutlicht, ist die enge Verzahnung von militärischer Disziplin und sozialer Verantwortung, die der Hauptfeldwebel übernimmt. In einem System, das von der ständigen Bereitschaft und Disziplin der Soldaten geprägt ist, kommt es entscheidend auf die Menschenführung an. Der Hauptfeldwebel übernimmt hier eine Schlüsselrolle, indem er nicht nur als Vorgesetzter fungiert, sondern auch als eine Art sozialer Katalysator. Durch seinen respektvollen Umgang und seine Kommunikationsfähigkeiten schafft er ein Umfeld, das sowohl den militärischen als auch den menschlichen Bedürfnissen gerecht wird.

Der Lehrfilm „Der militärische Vorgesetzte“ bietet einen faszinierenden Einblick in die Struktur und das Leben der NVA und zeichnet ein differenziertes Bild des Hauptfeldwebels. Er ist mehr als nur ein traditioneller Unteroffizier – er ist der Dreh- und Angelpunkt der militärischen Einheit, der durch seine Führungskraft und menschliche Wärme die Soldaten motiviert und zusammenhält. In diesem Kontext wird der Hauptfeldwebel zu einer der wichtigsten Figuren innerhalb der NVA, die das Bild des Militärs der DDR prägen.

Wolfgang Welsch: Flucht, Verrat und die mörderische Rache der Stasi

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Wolfgang Welsch war einer der bekanntesten DDR-Flüchtlinge – ein Mann, der dem repressiven SED-Regime entkam, nur um dann zur Zielscheibe des Ministeriums für Staatssicherheit (MfS) zu werden. Seine Geschichte ist ein Lehrstück darüber, wie weit die Stasi ging, um ihre Gegner zu verfolgen – bis hin zum Mordversuch.

Der Fluchtversuch und die Haft
Welsch wurde 1944 in die DDR hineingeboren. Als junger Mann lehnte er sich gegen das kommunistische Regime auf und versuchte mehrfach, in den Westen zu fliehen. Seine Versuche scheiterten, und er wurde 1964 wegen „Republikflucht“ zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. In den berüchtigten Gefängnissen der DDR wurde er misshandelt, doch sein Widerstand blieb ungebrochen.

Freikauf durch die Bundesrepublik
Wie viele politische Gefangene hatte Welsch das „Glück“, von der Bundesrepublik freigekauft zu werden. Ab 1971 lebte er in Westdeutschland und setzte sich öffentlich gegen das DDR-Regime ein. Doch die Stasi betrachtete ihn weiterhin als Feind.

Der perfide Mordanschlag
Die Stasi hatte eine brutale Strategie gegen Dissidenten: Sie ließ sie nicht nur bespitzeln, sondern plante gezielte Mordanschläge. 1981 wurde Welsch von einem eingeschleusten Stasi-Agenten vergiftet. Ein angeblicher Freund mischte ihm eine tödliche Dosis Gift ins Essen – ein raffinierter Anschlag, der ihn beinahe das Leben kostete. Nur durch schnelles medizinisches Eingreifen konnte er gerettet werden.

Späte Gerechtigkeit
Nach dem Fall der Mauer 1989 und der Auflösung der Stasi wurden viele Akten offengelegt. Dadurch konnte Welsch die Täter identifizieren. Einer der Hauptverantwortlichen, der Stasi-Agent Karl-Heinz Kurras, wurde später verhaftet, doch viele Täter entkamen einer juristischen Verurteilung.

Ein Symbol für den Widerstand
Heute ist Wolfgang Welsch ein Symbol für den Widerstand gegen die Diktatur in der DDR. Seine Geschichte zeigt, wie skrupellos das MfS vorging – aber auch, dass Mut und Überzeugung letztendlich stärker sind als Unterdrückung.

Seine Erlebnisse sind Mahnung und Erinnerung zugleich: Die Geschichte der DDR-Diktatur darf nicht in Vergessenheit geraten.

Die Deutsche Reichsbahn in den 1970er Jahren: Ein Jahrzehnt des Wandels

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Die 1970er Jahre markieren für die Deutsche Reichsbahn (DR) der DDR eine Phase des tiefgreifenden Umbruchs. Die Ablösung der Dampflok-Ära durch moderne Diesel- und Elektrolokomotiven wird vorangetrieben, um Effizienz und Wirtschaftlichkeit im Bahnverkehr zu steigern.

Ein bedeutender Schritt in dieser Entwicklung ist die Einführung der Baureihe 118, die als sechsachsige Großdiesellokomotive seit den 1960er Jahren im Einsatz ist. Die letzten Exemplare dieser Baureihe werden 1970 ausgeliefert. Mit insgesamt 206 sechsachsigen und 169 vierachsigen Exemplaren erweist sie sich als zuverlässiges Arbeitstier sowohl im Personen- als auch im Güterverkehr. Die letzte dieser Loks verlässt 1970 das traditionsreiche Lokomotivbau Karl Marx (LKM) Werk in Potsdam-Babelsberg – ein symbolisches Ende einer bedeutenden Produktionslinie.

Parallel zur Eigenproduktion setzt die DDR verstärkt auf Importlokomotiven aus der Sowjetunion. Mit der Einführung der Baureihe 130 kommen erstmals leistungsstarke diesel-elektrische Maschinen mit 3.000 PS auf die Schienen. Diese Loks sind für den schweren Güterzugdienst prädestiniert, allerdings fehlen ihnen zunächst Einrichtungen zur Beheizung von Reisezugwagen, was einen Einsatz im Personenverkehr einschränkt.

Auch im Bereich der Elektrolokomotiven gibt es entscheidende Veränderungen. Ab 1971 erhalten Neubau-E-Loks eine neue Farbgebung: Das klassische Weinrot mit elfenbeinfarbenem Zierstreifen und grauen Drehgestellen wird Standard, unter anderem bei der Baureihe 242. Diese optische Modernisierung spiegelt den allgemeinen technischen Fortschritt wider.

Während die Dampfloktechnik langsam ausläuft, wird ein letzter Modernisierungsversuch unternommen. 72 Maschinen der Baureihe 5035 werden auf Ölhauptfeuerung umgerüstet, was ihre Effizienz steigert. Diese sogenannten „Öl-50“ sind hauptsächlich in Norddeutschland stationiert und leisten noch einige Jahre wertvolle Dienste.

Die 1970er Jahre stehen somit für eine Phase des technologischen Wandels bei der Deutschen Reichsbahn. Die Weichen sind gestellt für eine Zukunft, in der Diesel- und Elektroloks den Bahnbetrieb dominieren und die Dampflok endgültig aus dem regulären Einsatz verschwindet.

Vergessenes Erbe des Kalten Krieges: Das Sonderwaffenlager Neuthymen

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In den tiefen Wäldern Brandenburgs, verborgen vor der Öffentlichkeit, befand sich einst eine der geheimsten militärischen Anlagen der Sowjetunion in der DDR: das Sonderwaffenlager Neuthymen. Während viele mit den großen sowjetischen Militärstandorten wie Wünsdorf, Jüterbog oder Krampnitz vertraut sind, bleibt die Geschichte dieses nuklearen Waffenlagers bis heute weitgehend unbekannt.

Ein strategischer Standort der Supermacht
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm die Rote Armee zahlreiche ehemalige Wehrmachtseinrichtungen. Doch in Neuthymen gab es keine vormalige militärische Infrastruktur, weshalb die Sowjets in den 1950er Jahren eine völlig neue Basis errichteten. Zunächst war Neuthymen Standort des 204. Garde-Mot.-Schützenregiments. Spätestens ab 1959 entwickelte sich das Areal zu einem Hochsicherheitsbereich für nukleare Sprengköpfe und Raketenstellungen.

Die Anlage war von strategischer Bedeutung. In den 1960er Jahren übernahm die 152. Raketenbrigade die Kontrolle über das Gelände, und es wurde ein AU-11-Typ-Bunker errichtet, ein speziell gesicherter Lagerort für Atomwaffen. Neuthymen war fortan Teil der sowjetischen Erstschlagskapazität im Falle eines militärischen Konflikts mit der NATO.

Spuren der Geschichte – und ihr Verschwinden
Mit dem Ende der DDR und dem Abzug der Sowjetarmee wurde das Sonderwaffenlager Neuthymen 1994 an die deutschen Behörden übergeben. Doch wie bei vielen militärischen Hinterlassenschaften war unklar, was mit dem Gelände geschehen sollte. Abriss und Renaturierung wären teuer, sodass die Anlage lange Zeit sich selbst überlassen blieb. Erst 2008 begann der schrittweise Rückbau.

Heute sind weite Teile der einstigen Militärstadt verschwunden. Nur noch einige Ruinen erinnern an die Vergangenheit, und selbst diese werden zunehmend von der Natur zurückerobert. Die einst massiv gesicherten Bunkereingänge wurden mittlerweile mit Schutt versiegelt. Während in anderen früheren Standorten wie Lychen Informationstafeln an die Geschichte erinnern, gibt es in Neuthymen bisher keine öffentliche Gedenkstätte.

Mahnmal oder Vergessenheit?
Das Schicksal von Neuthymen steht beispielhaft für viele ehemalige Militärstandorte in Ostdeutschland. Während einige zu Gedenkstätten oder Museen umgewandelt wurden, verschwinden andere nahezu spurlos. Gerade in einer Zeit, in der geopolitische Spannungen wieder zunehmen, wäre es wichtig, an die Gefahren der nuklearen Abschreckung zu erinnern.

Ob Neuthymen eines Tages offiziell als historischer Ort gewürdigt wird oder weiter in Vergessenheit gerät, bleibt abzuwarten. Sicher ist nur: Das Gelände war einst ein zentraler Bestandteil der militärischen Planungen des Kalten Krieges – und könnte ein wertvolles Zeugnis für kommende Generationen sein.

Die Massermühle in Katzhütte in Thüringen: Vom Stolz des VEB Robotron zur Ruine

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Die Massermühle in Katzhütte: Ein Ort, der einst von Lebensfreude, Urlaubserinnerungen und Gastfreundschaft geprägt war, zeigt sich heute als ein erschütterndes Zeugnis von Verfall und Verwahrlosung. Der Zustand des ehemaligen Ferienheims und der dazugehörigen Gebäude offenbart, wie schnell ein Ort des Zusammenkommens durch äußere Umstände und menschliches Versagen zur Ruine werden kann. Diese Geschichte beginnt mit einem ehemaligen Ferienobjekt des VEB Robotron Sömmerda, das jahrzehntelang als Urlaubsziel für Werktätige und ihre Familien diente, und endet in einem Lost Place, der nur noch Schatten seiner selbst ist.

Ein Blick in die Gegenwart
Bilder aus der Massermühle, die ein Filmemacher von „Wühlmäuse TV“ vor Kurzem in einem YouTube-Video veröffentlichte, zeigen das traurige Schicksal des ehemaligen Ferienheims. Der Boden ist übersät mit Müll, Heizkörper wurden aus den Wänden gerissen, und Holzverkleidungen liegen in Trümmern. Zwischen Überbleibseln des früheren Alltags – wie Wintersportkarten, Küchenutensilien und sogar Formularen für das Finanzamt – zeugen Schimmelflecken und tropfendes Wasser im Dachgeschoss von jahrelanger Vernachlässigung. Besonders bedrückend ist der Zustand des Schwimmbeckens, das mit Möbeln und anderem Unrat gefüllt ist, sowie das Bettenhaus, das nur noch mit Atemmaske betreten werden kann. Der Schimmel hat dort bereits weite Teile der Wände und Decken erobert.

Der Filmer berichtet, dass er vor zwei Jahren bereits vor Ort war. Damals, so seine Einschätzung, hätte die Anlage mit etwas Aufwand wieder in Betrieb genommen werden können. „Einfach durchkehren, das Poolwasser wechseln, und es wäre wieder nutzbar gewesen“, erinnert er sich. Heute jedoch sei das Gebäude so zerstört, dass kaum noch eine andere Option bleibe, als es abzureißen.

Ein geschichtsträchtiges Gebäude
Die Geschichte der Massermühle reicht bis ins Jahr 1898 zurück. Unter DDR-Verwaltung wurde das Gebäude zum Ferienheim für Werktätige des VEB Robotron Sömmerda, das ab 1969 Teil des größten Industriekombinats der DDR war. Viele Menschen, die hier einst ihre Ferien verbrachten, teilen heute nostalgische Erinnerungen in sozialen Netzwerken. In einer Facebook-Gruppe namens „DDR-Ferienlager“ wird häufig von glücklichen Sommerferien erzählt, von Wanderungen durch das Massertal und der herzlichen Betreuung durch die Betreiberfamilie Müller.

Nach der Wende schien das Objekt den Sprung in die Marktwirtschaft zu schaffen: Herbert und Sylvia Mattig verwandelten die Massermühle in ein erfolgreiches Familienunternehmen mit Hotelbetrieb, Restaurant und Wohnmobilstellplatz. Besonders in den schneesicheren Wintern 2014 und 2015 wurde die Massermühle sogar überregional bekannt, als der Sohn der Familie, Tim Mattig, mit einem gigantischen Schneemann für Aufmerksamkeit sorgte.

Der Anfang vom Ende
Die Erfolgsgeschichte der Massermühle nahm jedoch ein abruptes Ende, als jahrelange Straßenbauarbeiten die Region von der Außenwelt abschnitten. Mit Vollsperrungen sowohl vom Schwalbenhaupt als auch von Oelze aus konnte die Ausflugsgaststätte ihre Gäste nicht mehr erreichen. Der wirtschaftliche Schaden war enorm, und die Massermühle musste schließlich schließen.

Ein niederländisches Ehepaar kaufte das Objekt, mit der Idee, hier einen Alterssitz zu errichten, der zugleich als Beherbergungsbetrieb genutzt werden könnte. Doch die Beziehung zwischen den neuen Eigentümern und der Dorfgemeinschaft verlief alles andere als harmonisch. Konflikte und behördliche Kontrollen, insbesondere im Zusammenhang mit der Tierhaltung des Paares, führten zu einem angespannten Verhältnis. Schließlich suchten die Eigentümer in Südfrankreich ein neues Zuhause und ließen die Massermühle 2021 endgültig zurück.

Vom Verfall zum Lost Place
Die Abwesenheit der Eigentümer machte das Gebäude zu einem Magneten für Einbrecher und Vandalen. Teile der Inneneinrichtung wurden gestohlen, Wände und Böden zerstört, und das einst stolze Ferienheim verwandelte sich in eine Ruine. Ermittlungen zu den wiederholten Einbrüchen verliefen im Sande, und auch die Gemeinde Katzhütte konnte keine Rückzahlungen der offenen Grundsteuerforderungen von den Eigentümern einfordern.

Die Situation eskalierte, als die offenen Forderungen im Dezember 2023 bereits auf über 23.000 Euro angewachsen waren. Bürgermeisterin Ramona Geyer erklärte, dass die Gemeinde daraufhin einen Antrag auf Zwangsversteigerung stellte. Am 7. Januar 2024 soll das ehemalige Ferienheim am Amtsgericht Rudolstadt zwangsversteigert werden, gefolgt vom Bettenhaus am 18. Februar. Die Schätzungen für die Objekte belaufen sich auf gerade einmal 8000 Euro für die ehemalige Gaststätte mit Nebengebäuden und 2000 Euro für das Bettenhaus.

Ein unwürdiges Ende für einen historischen Ort
Die Massermühle ist heute ein Sinnbild für sinnlosen Verfall und die Folgen von Vernachlässigung. Ein Ort, der einst voller Leben und Freude war, steht nun leer und wird von Schimmel, Vandalismus und Verfall beherrscht. Die bevorstehende Zwangsversteigerung wird vermutlich keine Rettung mehr bringen – die Schäden sind zu groß, die Investitionen, die erforderlich wären, um den ursprünglichen Glanz wiederherzustellen, kaum realisierbar.

Für die Menschen, die hier einst glückliche Ferien verbrachten oder als Ausflügler einkehrten, bleibt die Massermühle in Erinnerung. Doch ihre gegenwärtige Realität ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie schnell der Wert und die Bedeutung eines Ortes durch äußere Umstände und menschliches Versagen verloren gehen können.