Das Nazi-Kraftwerk an der Oder nördlich von Eisenhüttenstadt

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Nördlich von Eisenhüttenstadt erheben sich zwei rund 100 Meter hohe Schornsteine in den Himmel. Sie sind das Wahrzeichen des Kraftwerkbaus Vogelsang – das letzte seiner Art. Die Nationalsozialisten planten ursprünglich, hier Energie für den ‚Totalen Krieg‘ zu erzeugen. Doch bevor das Kraftwerk fertiggestellt werden konnte, tobte dort wochenlang eine heftige Schlacht. Die Spuren dieser Kämpfe sind noch immer sichtbar. Die Schornsteine stehen heute als stumme Zeugen einer Vergangenheit, die sowohl von ehrgeizigen industriellen Projekten als auch von den Verwüstungen des Krieges geprägt ist.

Das Kraftwerkbau Vogelsang bezieht sich auf das Kernkraftwerk Greifswald (auch bekannt als KKW Lubmin oder Kernkraftwerk Nord), das in der Nähe von Lubmin bei Greifswald in der DDR errichtet wurde. Es war eines der größten Kernkraftwerke in der DDR und spielte eine wichtige Rolle in der Energieversorgung des Landes.

Geschichte und Bau
Der Bau des Kernkraftwerks Greifswald begann 1967. Es bestand aus insgesamt fünf Reaktorblöcken vom Typ WWER (Wasser-Wasser-Energie-Reaktor), die zwischen 1973 und 1989 in Betrieb gingen. Ursprünglich waren acht Blöcke geplant, jedoch wurden die Bauarbeiten nach der politischen Wende 1989 und der Wiedervereinigung Deutschlands eingestellt.

Betrieb und Stilllegung
Das Kraftwerk wurde in den 1970er und 1980er Jahren kontinuierlich erweitert und modernisiert, um den steigenden Energiebedarf der DDR zu decken. Nach der deutschen Wiedervereinigung 1990 wurde jedoch entschieden, die Reaktoren aus Sicherheitsgründen nach und nach stillzulegen. Dies geschah in den Jahren 1990 bis 1995. Die Stilllegung und der Rückbau des Kernkraftwerks sind komplexe und langwierige Prozesse, die noch andauern.

Umweltauswirkungen und Sicherheitsbedenken
Während seiner Betriebszeit und insbesondere nach der Katastrophe von Tschernobyl 1986 standen die Sicherheitsstandards und die Umweltverträglichkeit des Kernkraftwerks Greifswald immer wieder in der Kritik. Die Sorge um die Sicherheit der Reaktoren und die möglichen Auswirkungen auf die Umwelt und die Bevölkerung trugen maßgeblich zur Entscheidung bei, das Kraftwerk nach der Wiedervereinigung stillzulegen.

Nachnutzung
Nach der Stilllegung des Kraftwerks wurden verschiedene Konzepte zur Nachnutzung des Geländes entwickelt. Ein Teil der Anlagen wird heute als Zwischenlager für radioaktive Abfälle genutzt. Zudem gibt es Pläne, Teile des Geländes für industrielle und wissenschaftliche Zwecke zu nutzen.

Das Kernkraftwerk Greifswald ist ein bedeutendes Beispiel für die Kernenergienutzung in der ehemaligen DDR und symbolisiert zugleich die Herausforderungen und Risiken, die mit der Kernenergie verbunden sind. Die Geschichte des Kraftwerks ist eng mit der Energiepolitik der DDR und den politischen Veränderungen nach der Wiedervereinigung Deutschlands verknüpft.

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