Die Bevölkerung Jenas ist zunehmend auf Zuwanderung angewiesen: Mittlerweile leben über 19.600 Einwohnerinnen und Einwohner mit Migrationshintergrund in der Stadt. Ihr Anteil an der Gesamtbevölkerung stieg von 8,3 Prozent im Jahr 2011 auf 18,2 Prozent im Jahr 2024. Ohne diesen Zuwachs wäre die Bevölkerung Jenas in den letzten Jahren deutlich geschrumpft.
Die Migration nach Jena verläuft kontinuierlich, jedoch mit Phasen unterschiedlicher Dynamik. Besonders starke Anstiege gab es in den Jahren 2014 bis 2018 sowie 2022, hauptsächlich bedingt durch den Zuzug von Geflüchteten. Der russische Überfall auf die Ukraine führte 2022 zu einem besonders hohen Wanderungssaldo von 1.160 Personen, da 7.637 Personen zuzogen und nur 6.477 wegzogen. Mehr als 4.000 der Zugezogenen waren Ausländerinnen und Ausländer, darunter fast 1.800 Ukrainerinnen und Ukrainer. Die Zahl ukrainischer Staatsangehöriger stieg von rund 400 Ende 2013 auf fast 2.000 Ende 2024, womit sie 13,4 Prozent der Ausländer in Jena ausmachen. Die zweitgrößte Gruppe bilden Syrer mit knapp 1.800 Personen (12,3 Prozent).
Obwohl die Anzahl ausländischer sozialversicherungspflichtig Beschäftigter kontinuierlich steigt, sind ausländische Staatsangehörige in Jena deutlich stärker von Arbeitslosigkeit betroffen als Deutsche. Im Dezember 2024 waren 1.061 Ausländerinnen und Ausländer arbeitslos gemeldet. Dies entspricht einem Anteil von 22,4 Prozent an allen Arbeitslosen im Rechtskreis SGB II und III.
Dieser Anteil liegt nicht nur über dem Vorjahreswert (plus 4,7 Prozent gegenüber 2022), sondern auch deutlich über dem bundesweiten Durchschnitt von 15,4 Prozent. Im Gegensatz dazu hat sich die Arbeitslosenquote bei Deutschen in den letzten 15 Jahren halbiert, während sie bei Ausländern unverändert geblieben ist.
Der technologie- und wissenschaftsorientierte Jenaer Arbeitsmarkt stellt hohe Zugangshürden dar. Als Gründe für die hohe Arbeitslosenquote werden fehlende Deutschkenntnisse, langwierige Anerkennungsprozesse von Qualifikationsnachweisen sowie notwendige Nachqualifikationen genannt. Der jüngste Anstieg der Quote ist insbesondere auf den Abschluss beziehungsweise das Auslaufen von sprachlichen und/oder beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen für ukrainische Geflüchtete zurückzuführen.
Bildungsmigration spielt ebenfalls eine zentrale Rolle: Rund 27 Prozent der 2020 Befragten gaben an, zum Zweck der Bildung nach Jena gekommen zu sein. Obwohl die Gesamtzahl der Studierenden in Jena seit dem Wintersemester 2014/2015 stagniert oder sogar leicht zurückgeht (seit WS 2021/2022), ist der Anteil ausländischer Studierender von 12 auf 17 Prozent aller Studierenden gestiegen.
Besonders hoch ist der Anteil an der Ernst-Abbe-Hochschule (EAH) mit 24 Prozent, gegenüber 15 Prozent an der Friedrich-Schiller-Universität (FSU). Die meisten ausländischen Studierenden stammen aus asiatischen Staaten (70 Prozent an der EAH, 58 Prozent an der FSU).
Räumlich konzentriert sich der Anteil von Schülern mit nicht-deutscher Familiensprache im Planungsraum Lobeda. Dort gehen 50 Prozent dieser Schüler (755 Schüler) zur Schule, und der relative Anteil an der Gesamtschülerschaft ist mit 21 Prozent am höchsten.
Hinweis: Die vorliegenden Daten stammen aus dem Migrationsbericht der Stadtverwaltung Jena, der alle zwei Jahre erstellt wird, unter Federführung des Dezernats für Soziales, Gesundheit, Zuwanderung und Klima, in Zusammenarbeit mit dem Fachdienst Finanzen und Timourou Wohn- und Stadtraumkonzepte.