Ein Fahrzeug, das einst die DDR-Führung bei der Jagd in der Schorfheide bei Berlin begleitete, dreht heute seine Runden in der Nähe von Leipzig. Es ist kein gewöhnlicher Wagen, sondern ein Land Rover Spezialumbau, der nun in der Sammlung von Gerrit Krummenal ein zweites Leben gefunden hat. Dieser Wagen ist in vielerlei Hinsicht besonders, nicht zuletzt, weil hier kein „sozialistischer Feldarbeiter“ ackert, sondern „britischer Landadel“ durchs Revier schnurrt.
Eine kostspielige Spezialanfertigung
Der Land Rover wurde 1977 als langer Kombi beschafft und anschließend bei der Firma Rometsch in Westberlin aufwendig umgebaut. Er wurde verkürzt, erhielt hinten ein Wildgitter und wurde 1980 in Dienst gestellt. Bis 1989 war er im Wildfang, dem Jagdhaus von Erich Honecker, stationiert. Der Spaß hatte seinen Preis: Allein der Grundpreis lag bei 40.000 Mark Westgeld, der Umbau kostete nochmals 150.000 D-Mark.
Diese Investition ermöglichte einige Spezialitäten: Der Wagen war durchsetzungsstark, nicht zuletzt dank einer Halterung für eine Kalaschnikow in der Fahrertür. Für Probleme anderer Art gab es eine Seilwinde. Ein maßgeschneidertes Faltverdeck, das Kenner als Abwandlung des Trabant Kübels erkennen, war ebenfalls vorhanden. Dieses Verdeck war durchaus sinnvoll, da offenbar gern direkt aus dem Auto heraus, bequem von der Hinterbank aus und durchs Seitenfenster anlegend, gejagt wurde.
Spuren der Geschichte und der Beweis der Echtheit
Die Authentizität des Fahrzeugs war lange Zeit eine Herausforderung, da sämtliche Fahrzeuge des Politbüros damals keine Fahrzeugbriefe besaßen und auch nicht zugelassen wurden, was Geheimhaltungsgründe hatte. Die Zulassung erfolgte oft erst nach der Wende beim Verkauf. Doch „Blech ist geduldig“, und so birgt der Land Rover selbst die entscheidenden Beweise.
Eine Beule an der Beifahrerseite ist ein wichtiges Indiz: In einem Filmbericht über Berthold Beitz, einen Jagdgast Honeckers, ist das Fahrzeug beim Vorfahren am Hubertusstock zu sehen, und die Beule am rechten Kotflügel unten am Rad ist bereits vorhanden – diese Beule hat der Wagen heute noch. Eine weitere Beule auf der Fahrerseite soll sogar von Erich Honecker persönlich verursacht worden sein, der bekanntlich keinen Führerschein besaß.
Odyssee nach der Wende und die Rückkehr in Sammlerhand
Nach der Wende ging das Auto an das Forstwirtschaftsamt Dessau, das es für zwei bis drei Jahre nutzte. Anschließend wurde es an eine Frau in Hamburg verkauft, die es Mitte oder Ende der 90er Jahre bei einem Land Rover Autohaus in Zahlung gab. Dort stand es, bis Gerrit Krummenal, der sich hervorragend mit westlichen Autos auskennt, die im Osten fuhren, auf ihn aufmerksam wurde. Krummenal, dessen Fuhrpark bereits den goldenen Mercedes des DDR-Unterhändlers Wolfgang Vogel und den VW Golf von Katharina Witt umfasst, kannte die Gerüchte um Honeckers Jagdauto schon seit Jahren. Nachdem er zweimal kontaktiert wurde, schlug er schließlich zu, als die Gelegenheit sich ein drittes Mal bot.
Obwohl der Land Rover im Gelände wie ein „störrischer Esel“ bockt, ist er auf geteerten Straßen „relativ flott unterwegs und auch relativ komfortabel“. Für Gerrit Krummenal ist dieses einzigartige Stück Geschichte unbezahlbar und selbstverständlich auch unverkäuflich. Es ist ein rollendes Denkmal der DDR-Führung, das nun für die Nachwelt erhalten bleibt.