„Wem gehört mein Dorf“ – Das Ringen um Göhrens Zukunft

Der Dokumentarfilm „Wem gehört mein Dorf“ von Christoph Eder beleuchtet die teils leidenschaftlich geführten Auseinandersetzungen um die Entwicklung seines Heimatortes Göhren auf Rügen. Der Film, der aus persönlichem Antrieb des Regisseurs entstand, weil ihn die Veränderungen im Ort beschäftigten – wie etwa der Bau vieler Hotels und das Verschwinden von Orten seiner Kindheit –, nutzt Göhren als Beispiel, um eine größere Geschichte über Demokratie zu erzählen.

Lokalpolitik im Fokus: Komplexität und Engagement
Im Kern des Films steht die lokale Politik, die in Göhren stark vom Gemeinderat geprägt ist, der über die zukünftige Entwicklung des Ortes entscheidet. Eder hat durch den Film gelernt, dass Lokalpolitik extrem komplex und manchmal anstrengend ist, aber auch von entscheidender Bedeutung. Sie sei die wohl direkteste Form der Demokratie, da sie beeinflusst, was direkt vor der Haustür passiert – ob ein Spielplatz oder ein Parkhaus gebaut wird.

Ein wichtiges Thema ist die Notwendigkeit, sich zu informieren und zu beteiligen. Der Film zeigt ein Beispiel von 13-14-Jährigen, die einen Skatepark wollten und lernten, dass sie einen Verein gründen mussten, um im Gemeinderat ernst genommen zu werden. Obwohl der Prozess lange dauerte und Geduld erforderte, war er am Ende erfolgreich – ein „Erfolgsmoment in der Partizipation der Demokratie“. Frühzeitige Einbeziehung junger Menschen in demokratische Prozesse und das Aufzeigen von Erfolgserlebnissen können laut Eder dem Gefühl der Ohnmacht entgegenwirken und zum Engagement motivieren.

Kultur des Austauschs und verhärtete Fronten
Ein zentraler Aspekt, den der Film beleuchtet, ist die Kultur des Austauschs und der Meinungsbildung. Im Film agiert Eder als Vermittler, was in Göhren nicht immer einfach war. Die Gespräche über die Richtung, in die sich die Gesellschaft entwickeln soll, waren teilweise nicht sehr respektvoll, gingen am Thema vorbei oder es kamen gar keine wirklichen Diskussionen zustande. Dieses Fehlen einer guten Diskussionskultur sei ein wichtiger Faktor gewesen. Eine im Film gezeigte Szene, in der jemand aus einer Gruppe „rausgemobbt“ wird, beschämte den Regisseur. Dennoch gab es auch Momente, in denen Leute erkannten, dass ein respektvoller Umgang nötig ist, um etwas für den Ort zu bewegen und nicht nur Egoismus im Vordergrund stehen sollte.

Das Filmteam wollte mit allen Beteiligten sprechen – eine Herausforderung, die viel Geduld erforderte, insbesondere wenn es um politische Themen ging. Es war wichtig zu kommunizieren, was das Team vorhatte und warum es nötig war, alle Stimmen einzubeziehen.

Wirtschaftliche Interessen versus Gemeinwohl
Der Film thematisiert konkrete Konflikte rund um Bauprojekte, wie etwa ein Parkhaus oder einen Vertrag über eine Klinik. Besonders fragwürdig erscheinen dem Regisseur Verträge, bei denen man sich frage, wie sie abgeschlossen werden konnten. Ein Beispiel ist ein Gewinnabführungsvertrag nach der Eröffnung einer Klinik, bei dem die Gewinne nicht im Ort Göhren bleiben, sondern nach München abgeführt und dort versteuert werden. Dies mache das Projekt in puncto Nachhaltigkeit sehr fragwürdig, da unklar sei, was dem Ort letztlich bleibe. Aus Sicht des Regisseurs kann jeder mit gesundem Menschenverstand nachvollziehen, dass solche Dinge zumindest hinterfragt werden müssen, da wirtschaftliche Interessen manchmal über dem Gemeinwohl zu stehen scheinen.

Die Entwicklung in Göhren sei nicht nur schwarz und weiß zu sehen; es sei nicht immer alles schlecht gewesen, und gute Dinge seien passiert, wie der Bau von Straßen. Ein Kipppunkt schien jedoch erreicht, als in Außenbereichen weitergebaut werden sollte, da Göhren bereits zugebaut war, was zu Problemen wie dem Parkhaus oder dem Klinik-Vertrag führte.

Parallelen und Wirkung über Göhren hinaus
Christoph Eder zieht Parallelen zwischen den Geschehnissen in Göhren und der nationalen Politik. Er sieht Ähnlichkeiten in der Art der Kommunikation, wenn etwa Aussagen getroffen werden, die sich später als widersprüchlich herausstellen. Eine weitere Parallele sei der Konflikt zwischen stetigem Wachstum der Wirtschaft und Fragen der nachhaltigen Entwicklung, des Klimaschutzes und der Flächenversiegelung. Das starke Wachstum und der Bau vieler Häuser oder Hotels belaste auch die Infrastruktur auf Rügen, die mittlerweile überlastet sei.

Die Reaktionen auf den Film waren emotional. Nach Vorführungen und Diskussionen, auch mit den Hauptprotagonisten vor der Veröffentlichung, bei der Kritikpunkte besprochen wurden. Bei der Vorpremiere in Göhren gab es sogar Applaus während des Abspanns. Kurzzeitig schien ein Zusammenkommen möglich, doch leider haben sich die Fronten in Göhren aktuell wieder verhärtet. Dies liege unter anderem an neuen Bauvorhaben wie einer geplanten weiteren Klinik.

Über Göhren hinaus sorgt der Film in Mecklenburg-Vorpommern für Aufsehen. Aufgrund des Films hat sich auf Rügen eine bürgerinitiativen gebildet, die sich für nachhaltigen Tourismus und die Interessen der Einheimischen einsetzt. Dies sei etwas sehr Direktes, das man sich als Filmemacher wünschen könne. Besonders erfreulich sei, dass Zuschauer in ganz Deutschland, von Berlin bis zu anderen Dörfern, die im Film gezeigten Probleme auf ihre eigenen Orte projizieren – sei es Gentrifizierung, Logistikzentren oder Hotels. Der Film scheint Menschen zu motivieren, sich selbst zu engagieren.

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Der Riss durch die Erinnerung: Wenn Ostalgie auf Trauma trifft

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Suchttransformation in den neuen Bundesländern nach 1990

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Der hohe Preis des Protests: Ein Kassensturz für Ostdeutschland

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Generation Gleichschritt: Ein Ostdeutscher rechnet mit der westlichen Moral-Elite ab

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1. Überschrift Katarina Witts Weg vom Eistalent zum Aushängeschild der DDR 2. Hook / Hug In der Eishalle von Karl-Marx-Stadt gab es nur einen trockenen Fleck inmitten der nassen Fläche, auf dem ein Mädchen erste Schritte wagte. Jahre später saß sie auf einer Bank an der Bande und hörte, dass ihre Kindheit nun vorbei sei, weil die strenge Jutta Müller sie ausgewählt hatte. 3. Journalistischer Text - kurz Katarina Witt war das glamouröse Aushängeschild des DDR-Sports, gefördert und gefordert von einem Staat, der nichts dem Zufall überließ. Doch hinter den goldenen Medaillen verbarg sich ein System aus härtester Disziplin und lückenloser Überwachung, das bereits im Kindesalter begann. Ihre Geschichte zeigt die Ambivalenz einer privilegierten Karriere im Sozialismus, die zwischen persönlichem Ehrgeiz, staatlicher Förderung und totaler Kontrolle stattfand.

Der Riss durch die Erinnerung: Wenn Ostalgie auf Trauma trifft

Als ich in einem Beitrag auf die dunkle Seite der DDR-Erziehung hinwies und die Willkür der Einweisungen in Jugendwerkhöfe thematisierte – oft wegen Nichtigkeiten wie Westkleidung oder politischem Widerspruch –, brach ein Sturm der Entrüstung los. Hunderte Kommentare unter meinem Post offenbarten einen tiefen Riss in der deutschen Erinnerungskultur, der auch 30 Jahre nach der Wende nicht verheilt ist. Die Debatte zeigte mir erschreckend deutlich: Für viele ehemalige DDR-Bürger ist Kritik am System noch immer ein persönlicher Angriff. Mit dem Argument der eigenen, unbeschadeten Biografie ("Mir hat es nicht geschadet") wird das Leid Tausender weggewischt. Opfer, die von Drill und Gewalt berichten, werden als Lügner diffamiert oder gar selbst für ihr Schicksal verantwortlich gemacht. Doch am verstörendsten ist für mich der Blick nach vorn: Inmitten der Leugnung wächst die laute Sehnsucht nach autoritärer Härte und der Wiedereinführung von Umerziehungsmaßnahmen. Dies ist eine Analyse über verdrängte Traumata, aggressive Ostalgie und die Unfähigkeit zum Dialog.

Sahra Wagenknecht: Die Rückkehr geglaubter Vergangenheiten

Journalistischer Text - Profil Sahra Wagenknecht über das Déjà-vu der Unfreiheit Ein Gefühl der Beklemmung macht sich breit, wenn man beobachtet, wie schnell abweichende Haltungen heute nicht mehr diskutiert, sondern sanktioniert werden. Es ist, als ob ein alter Film erneut abgespielt wird, dessen Handlung man eigentlich im Archiv der Geschichte wähnte. Manche erleben diese Tage mit einem bitteren Gefühl der Wiedererkennung, das tief im kollektiven Gedächtnis verankert ist. Es sind jene, die wissen, wie es sich anfühlt, wenn der Staat definiert, was Wahrheit ist, und wenn Kritik an der Regierung als Angriff auf das Staatswohl uminterpretiert wird. Die Rede ist von einer schleichenden Rückkehr autoritärer Muster, bei denen Hausdurchsuchungen wegen Online-Postings und die soziale Ächtung von Andersdenkenden wieder zum Repertoire gehören. Die Sorge ist groß, dass der liberale Diskurs, in dem auch die unbequeme Meinung ihren Platz hat, einer neuen Konformität weicht. Wenn politische Gegner nicht mehr inhaltlich gestellt, sondern moralisch delegitimiert oder juristisch behindert werden, verliert die Demokratie ihre Substanz. Es entsteht eine Gesellschaft, in der die Angst vor dem falschen Wort wieder das Handeln bestimmt. Journalistischer Text - Seite Sahra Wagenknecht sieht Schatten über dem Diskurs Die Mechanismen der Ausgrenzung funktionieren oft lautlos, bis sie einen selbst treffen und die Grenzen des Sagbaren verschieben. Es beginnt nicht mit Verboten, sondern mit einer Atmosphäre, in der der Preis für die eigene Meinung plötzlich zu hoch erscheint. Viele blicken mit Sorge auf eine Entwicklung, in der staatliche Stellen und mediale Öffentlichkeit Hand in Hand zu gehen scheinen, um einen engen Meinungskorridor zu zementieren. Die historische Sensibilität für solche Prozesse ist gerade dort hoch, wo man Erfahrung mit Systembrüchen hat. Wenn der Schutz der Demokratie als Argument dient, um demokratische Rechte wie die Meinungsfreiheit einzuschränken, befindet sich das Gemeinwesen auf einer abschüssigen Bahn.

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Teaser: Wer heute durch seine Timeline scrollt, blickt oft in einen Abgrund aus unversöhnlichem Hass. Auf der einen Seite fliegt die „Nazi-Keule“, auf der anderen wird alles als „links-grün versifft“ beschimpft. Doch diese Verrohung ist kein Zufall. Eine soziologische Tiefenbohrung zeigt, wie psychologische Ekel-Reflexe und algorithmische Belohnungssysteme unsere Debattenkultur gezielt zerstören.

Der Entwurf für ein freies Mediengesetz im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil Zehn Thesen für eine neue Medienordnung der DDR Am 21. Dezember 1989 wird ein Text öffentlich, in dem Journalisten und Künstler gemeinsam formulieren, wie eine freie Presse in Zukunft rechtlich abgesichert werden soll. Wenn ich heute diesen Entwurf lese, sehe ich darin den Versuch jener Generation, die Deutungshoheit über die eigene Wirklichkeit zurückzugewinnen. Man spürt beim Betrachten der Punkte, dass es einigen Akteuren nicht nur um Reformen ging, sondern um eine fundamentale Neudefinition des Verhältnisses zwischen Staat und Öffentlichkeit, getragen von der Erfahrung jahrelanger Gängelung. Es scheint, als hätten viele Beteiligte in diesen Wochen die seltene historische Lücke erkannt, in der man Strukturen schaffen wollte, die immun gegen Machtmissbrauch sind. Für den heutigen Betrachter wirkt der Text wie ein Dokument des Übergangs, in dem die Hoffnung auf eine selbstbestimmte, demokratische DDR-Gesellschaft noch greifbar ist. Journalistischer Text - Seite 1 Das Ende der staatlichen Informationskontrolle Der Gesetzentwurf postuliert eine gerichtliche Einklagbarkeit von behördlichen Informationen und verbietet jegliche staatliche Einmischung in die redaktionelle Arbeit der Medien. Ich stelle mir vor, wie befreiend diese Forderung für jene gewirkt haben muss, die jahrelang gegen Wände aus Schweigen und Propaganda angelaufen sind. Es wirkt in der Rückschau so, als wollte man mit diesen Paragrafen ein für alle Mal verhindern, dass Informationen jemals wieder als Herrschaftswissen missbraucht werden können. Journalistischer Text - Seite 2 Mitbestimmung in den Redaktionen Die Thesen verlangen, dass Chefredakteure und Intendanten nur durch eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mitarbeiter und nur auf Zeit in ihr Amt berufen werden dürfen. Beim Lesen dieses Abschnitts denke ich an die tiefgreifende Skepsis gegenüber Autoritäten, die viele Medienschaffende in jener Zeit geprägt haben muss. Dieser Passus zeugt von dem Wunsch einiger, die Demokratisierung nicht an der Pforte des Betriebes enden zu lassen, sondern sie direkt in die Hierarchien der Redaktionen hineinzutragen. Weitere Überschriften Verfassungsrang für die Informationsfreiheit Quellenschutz und Gewissensfreiheit für Autoren Öffentliche Kontrolle statt staatlicher Zensur Der Weg zum öffentlich-rechtlichen Rundfunk Medienvielfalt als Spiegel der Gesellschaft Unabhängiger Medienrat als Kontrollinstanz

Der Aufruf der Widerstandskämpfer im Dezember 1989

Journalistischer Text - Profil (Teaser Seite 1) Warnung vor Neonazis in der Wendezeit In einer Zeit des politischen Vakuums veröffentlicht die Junge Welt am 21. Dezember 1989 einen Text, der explizit vor zunehmenden neonazistischen Umtrieben in Stadt und Land warnt und diese als Gefahr für die humanistischen Werte bezeichnet. Ich betrachte dieses Dokument heute als ein spätes Eingeständnis einer Realität, die viele Menschen in ihrem Alltag längst wahrgenommen hatten, die aber staatlich ignoriert wurde. Es scheint, als ob die Thematisierung der rechten Gefahr in diesem Moment für manche auch den Zweck erfüllte, die Existenzberechtigung der DDR als antifaschistisches Bollwerk neu zu begründen. Für den heutigen Betrachter offenbart sich hier die Zerrissenheit jener Tage. Während die einen die Wiedervereinigung herbeisehnten, sahen andere in der Bewahrung der DDR-Eigenstaatlichkeit den einzigen Schutz vor historischen Fehlentwicklungen. Dieser Text markiert den Versuch, in der Unübersichtlichkeit der Wendezeit einen moralischen Halt zu bieten. Journalistischer Text - Seite (Teaser Seite 2) Ein Programm der Hoffnung im Dezember 89 Kurz vor dem Jahreswechsel 1989 bezeichnet ein Aufruf des Komitees der Widerstandskämpfer den Antifaschismus als das entscheidende Programm der Hoffnung für den Erhalt und die Erneuerung des Staates. Mir erscheint dieser Appell rückblickend wie der Versuch einiger Akteure, die drohende Auflösung ihres Staates durch die Rückkehr zu den ideellen Wurzeln aufzuhalten. Es war eine Perspektive, die sicherlich von jenen geteilt wurde, die eine reformierte DDR wollten, auch wenn die politische Realität bereits eine andere Sprache sprach.