Neundorfer Wasserturm: Ein grünes Wahrzeichen hoch über Plauen

Neundorf, Plauen. Malerisch erhoben sich die sanften Hügel des Vogtlands, doch ein Bauwerk sticht hier seit 1940 besonders ins Auge: der Wasserturm Neundorf. Mit seinem unverwechselbaren grünen Anstrich wacht er seit Generationen über den Plauener Stadtteil – heute nicht mehr als technisches Bauwerk, sondern als gelebtes Kulturdenkmal und beliebter Aussichtspunkt.

Vom Nutzbau zum Aussichtsturm
Errichtet in einer Zeit, als die Wasserversorgung im wachsenden Neundorf an ihre Grenzen stieß, diente der Turm ursprünglich vorrangig der Druckstabilisierung. Der zylindrische Betonschaft mit dem viel­eckigen Aufbau avancierte schnell zu einem markanten Monument im Landschaftsbild. Schon der damalige Gemeinderat stimmte seinem Bau nur zögerlich zu – aus Sorge, das Bauwerk könnte gegnerischen Luftstreitkräften als Orientierungspunkt dienen. Erst die Zusage, ihn mit Tarnfarbe zu versehen, ebnete den Weg für die Genehmigung.

Mit 19 Metern Höhe und rund 200 Kubikmeter Fassungsvermögen im Wasserbehälter versorgte der Turm mehrere Jahrzehnte lang Haushalte und Betriebe rund um Neundorf. Doch in den frühen 1970er Jahren wurde er technisch obsolet und ließ den Betrieb ruhen. 1989 schließlich begann die Verwandlung: Aus dem stillgelegten Wasserturm wurde ein öffentlich zugänglicher Aussichtspavillon.

360°-Panorama über Vogtland und Oberschiefergebirge
Heute führen 61 Treppenstufen hinauf auf die verglaste Plattform in 14 Metern Höhe. Bei klarem Wetter versprechen Einheimische Fernblicke bis zu 50 Kilometer – von den Höhenzügen des Erzgebirges bis zum Thüringer Wald. „Ich liebe den Blick hier oben, vor allem bei Sonnenuntergang“, schwärmt Hobbyfotografin Lena Müller. „Man spürt förmlich, wie weit das Vogtland seine Arme ausbreitet.“

Auch Wanderer schätzen den Turm als imposanten Höhepunkt auf dem Vogtland Panorama Weg. Familien mit Kindern legen hier gern eine Rast ein, picknicken auf der Wiese, während die Jüngsten neugierig die Turmtechnik von gestern inspizieren. Besucherbücher zeugen von Gästen aus aller Welt, die den Wasserturm längst auf ihre Ausflugslisten gesetzt haben.

Kulturfest unter grünem Dach
Ein besonderes Ereignis in Neundorf ist das jährlich stattfindende Wasserturmfest. Zahlreiche Stände locken mit regionalen Spezialitäten und vogtländischer Handwerkskunst, während lokale Musiker und Chöre auf der Freiluftbühne auftreten. Ortsbürgermeister Jens Richter betont: „Das Fest stärkt den Gemeinschaftssinn und macht unseren Turm für Jung und Alt erlebbar.“ Der Eintritt bleibt frei, Spenden sichern die laufende Sanierung des historischen Bauwerks.

Erhalt mit Ehrenamt und Engagement
Hinter den Kulissen sorgt der Förderverein „Freunde des Neundorfer Wasserturms“ unermüdlich dafür, dass das grüne Monument in Schuss bleibt. Ehrenamtliche Mitglieder führen jährlich Holz- und Putzarbeiten durch, streichen Balkone und kümmern sich um die Beleuchtung. Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Bauer erklärt: „Unser Ziel ist, den Turm auch für kommende Generationen zu bewahren. Jeder Euro und jede freiwillige Stunde helfen dabei.“

Blick in die Zukunft
Trotz seiner stolzen 85 Jahre wirkt der Turm keineswegs in die Jahre gekommen. Pläne für einen barrierefreien Zugang sind in der Vorplanung, und digitale Infotafeln sollen künftig die Geschichte des Turms multimedial aufbereiten. Auch über weiteres Kulturprogramm wird nachgedacht – Lesungen, Fotoausstellungen und Vogelstimmenführungen schwirren bereits in den Köpfen der Organisatoren.

So bleibt der Wasserturm Neundorf nicht nur ein stummer Zeitzeuge der Wasserversorgungstechnik, sondern ein lebendiger Treffpunkt für Begegnung und Naturgenuss. Hoch über Plauen grüßt er weiter – Symbol für Beständigkeit, Engagement und die Schönheit des Vogtlandes.



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