Abschied vom Palast der Republik – Ingenieurskunst trifft Geschichtsdenkmalschutz

Im Herzen Berlins, zwischen Dom, Museumsinsel und Nikolai-Viertel, stand einst der Palast der Republik – Symbol und Bühne der DDR-Politik sowie ein Ort kultureller Vielfalt. Seit dem Beschluss des Bundestags im Jahr 2002 sollte das prächtige Bauwerk weichen, um Platz für das Humboldt-Forum und den Wiederaufbau des historischen Berliner Stadtschlosses zu schaffen. Doch anstatt des herkömmlichen Abrisses entschied man sich für einen selektiven Rückbau, der sowohl technisches Know-how als auch ein feines Gespür für Denkmalschutz erforderte.

Ein Rückbau in umgekehrter Bauweise
Die Demontage des Palastes begann im Januar 2006 – ein Rückbau, der in umgekehrter Reihenfolge der ursprünglichen Bauabläufe erfolgte. „Was zuletzt gebaut wurde, wird als erstes entfernt“, lautet das Credo der Arbeitsgemeinschaft, die unter dem Namen „Arge Selektiver Rückbau Palast der Republik“ agierte. Zunächst wurde das einst prunkvolle Foyer abgebaut, bevor die beiden seitlichen Gebäudeteile – der ehemalige Volkskammersaal und der Große Saal – in Angriff genommen wurden. Schwerlastkräne hoben massive Binder und andere Tragselemente an, die dann im Boden demontiert wurden. Dabei blieb stets die Herausforderung bestehen, nicht nur den Abriss effizient durchzuführen, sondern auch kritische Bauelemente zu bewahren.

Die Stahlbetonwanne – Herzstück und Balanceakt
Besondere Bedeutung kam der unterirdischen Stahlbetonwanne zu, die nicht nur als Fundament diente, sondern auch die Statik der benachbarten Bauwerke sicherte. Der Rückbau reduzierte das Gesamtgewicht des Gebäudes beträchtlich, sodass die Gefahr bestand, dass das Grundwasser die Wanne anheben und Risse sowie Undichtigkeiten verursachen könnte. Die Lösung: ein ausgeklügeltes Verfahren, bei dem exakt das durch den Abriss verlorene Gewicht durch ein pumpfähiges Sand-Wasser-Gemisch ersetzt wurde. Über den Spreeweg wurde Sand angeliefert, der in einem eigens installierten Rohrleitungssystem in die Kellergeschosse eingebracht wurde – eine logistische Meisterleistung mitten im urbanen Raum Berlins.

Herausforderungen: Unerwartete Asbestfunde und Krisenmanagement
Obwohl in den 90er Jahren bereits bekannte Asbestvorkommen – etwa in Dachplatten, Fugenkitten der Fassade und auf Stützköpfen – entfernt worden waren, zutage traten während des Rückbaus weitere belastende Fundstellen. Diese zusätzlichen Asbestquellen führten zu notwendigen Unterbrechungen im Bauablauf und forderten eine erneute, umfangreiche Sanierung. Dank eines proaktiven Krisenmanagements und enger Abstimmung mit der Gewerbeaufsicht konnte trotz der Verzögerungen eine Zeit- und Kostenexplosion vermieden werden. Die Beteiligten blieben dem anspruchsvollen Projekt bis zuletzt gewachsen – ein Beleg für die Expertise und Flexibilität der beteiligten Firmen.

Ein gelungenes Projekt im Zeichen der Moderne und Geschichte
Mit dem erfolgreichen Rückbau des Palastes der Republik wurde ein Denkmal der DDR-Architektur auf respektvolle Weise abgetragen, während gleichzeitig essentielle Bestandteile – wie die Stahlbetonwanne – erhalten blieben, um zukünftigen Bauprojekten eine stabile Basis zu bieten. Die Arbeitsgemeinschaft, bestehend aus renommierten Partnern wie Spech, Kallea und Partner, GSU und Conbis Baumanagement, hat damit nicht nur eine technische Meisterleistung vollbracht, sondern auch gezeigt, wie wichtig eine sorgfältige Planung und interdisziplinäre Zusammenarbeit in solch sensiblen Bauvorhaben ist.

Die Geschichte des Palastes der Republik endet somit nicht abrupt, sondern geht in ein neues Kapitel über: Als Fundament für das Humboldt-Forum und den Wiederaufbau des Berliner Stadtschlosses wird das Erbe der DDR in einem modernen Kontext fortgeführt – ein Balanceakt zwischen dem Bewahren der Vergangenheit und dem Gestalten der Zukunft.