Versteckt im Wald am Berliner Wannsee liegt ein beeindruckendes Relikt der Geschichte: die ehemalige Lungenklinik Heckeshorn mit ihrem gewaltigen Hochbunker. Das Areal, das heute als Lost Place gilt, blickt auf eine bewegte Vergangenheit zurück – von der Nutzung durch die NS-Luftwaffe über den Kalten Krieg bis hin zur medizinischen Versorgung von Tuberkulose-Patienten.
Von der Reichsluftschutzschule zum Luftwaffen-Bunker
1939 eröffneten die Nationalsozialisten die Reichsluftschutzschule in Heckeshorn. Die Anlage mit ihren Klinkerbauten und Baracken diente der Ausbildung von Luftschutzwarten und war so getarnt, dass sie wie eine Wohnsiedlung wirkte. Bereits wenige Jahre später entschied die Wehrmacht, die zentrale Luftabwehr Berlins dorthin zu verlegen. Dafür wurde ein gewaltiger Hochbunker errichtet, der ab 1943 als Kommandozentrale der Luftwaffe diente. In dem Betonkoloss wurden Luftangriffe koordiniert, Jagdflieger gesteuert und der gesamte Luftraum über Berlin überwacht.
Vom Militärstützpunkt zur Lungenklinik
Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahmen die Amerikaner das Gelände. Da die Tuberkulose in Berlin weiterhin ein großes Problem darstellte, wurde beschlossen, die ehemaligen Militärgebäude in eine Lungenklinik umzuwandeln. In den 1950er Jahren entwickelte sich die Klinik zu einer der führenden Einrichtungen für Tuberkulose-Behandlungen in West-Berlin. Die alten Holzbaracken wurden durch neue, moderne Klinikgebäude ersetzt, die mit Liegeterrassen ausgestattet waren, um den Patienten frische Luft und Sonnenlicht zu ermöglichen.
Der Hochbunker als Notkrankenhaus
Während der Berlin-Blockade 1948 wurde der Bunker zunächst als Funkstation genutzt, um die Kommunikation mit Westdeutschland aufrechtzuerhalten. Später diente er als Leichenhalle für die Klinik, bis er schließlich in ein Notkrankenhaus umgewandelt wurde. Der Bunker war so ausgestattet, dass er 700 Patienten und medizinisches Personal für bis zu 50 Tage autark versorgen konnte. Selbst heute noch sind die Lüftungsanlage, die Wasser- und Wärmeversorgung sowie zwei Schiffs-Dieselgeneratoren voll funktionstüchtig.
Verfall und Zukunftsperspektiven
Die Lungenklinik wurde 2007 geschlossen, und das weitläufige Gelände ist seitdem dem Verfall preisgegeben. Während einige ehemalige Offiziershäuser noch bewohnt sind, stehen viele Gebäude leer oder sind stark beschädigt. Dennoch gibt es Hoffnung auf eine Wiederbelebung des Areals – sei es durch eine medizinische Nutzung oder durch Wohnprojekte. Die besondere Architektur und die einzigartige Geschichte des Ortes machen ihn zu einem bedeutenden Denkmal, das nicht in Vergessenheit geraten sollte.
Für Urban Explorer und Geschichtsinteressierte bleibt die „Bunkerklinik am Wannsee“ ein faszinierender Lost Place, der tiefe Einblicke in die wechselhafte Vergangenheit Berlins gewährt.