Der Neujahrsempfang der Stadt Cottbus zählt zu den wichtigsten gesellschaftlichen Ereignissen des Jahres. Auch diesmal zog er zahlreiche Persönlichkeiten aus Politik, Kultur und Wirtschaft in die Stadthalle, um gemeinsam auf das vergangene Jahr zurückzublicken und den Start in das neue Jahr feierlich zu begehen. Mit einer gelungenen Mischung aus politischer Debatte, kulturellen Beiträgen und gesellschaftlichem Austausch setzte die Veranstaltung einmal mehr ein Zeichen für die Bedeutung von Gemeinschaft und Dialog in einer sich wandelnden Zeit.
Die festliche Atmosphäre wurde bereits beim Einlass spürbar. Die Big Band des Konservatoriums sorgte für eine stimmungsvolle musikalische Untermalung und ließ Late-Night-Atmosphäre aufkommen, die sich durch den gesamten Abend zog. Als charmante und humorvolle Moderatorin führte Ulrike Fink durch das abwechslungsreiche Programm. Gleich zu Beginn lockerte sie die Stimmung mit einem kleinen Sorbischkurs, der das richtige Aussprechen des Wortes „Regibus“ zum Thema hatte. Die Popsorben, eine sorbische Popgruppe, knüpften musikalisch an dieses Thema an und setzten einen der kulturellen Höhepunkte des Abends.
Doch der Empfang war nicht nur Bühne für Kunst und Traditionen, sondern auch für klare politische Worte. Oberbürgermeister Tobias Schick rückte in seiner Neujahrsansprache das Thema Investitionen in den Mittelpunkt. Er stellte eindringlich dar, wie dringend Cottbus auf finanzielle Unterstützung von Land und Bund angewiesen ist, um die Herausforderungen des Strukturwandels und der kommunalen Aufgaben zu bewältigen. „Wer an der Schuldenbremse komme, was wolle, festhält, manifestiert damit die Investitionsbremse in der Bundesrepublik Deutschland“, erklärte Schick. Er verdeutlichte, dass ohne eine ausreichende Finanzausstattung nicht nur große Leuchtturmprojekte, sondern auch grundlegende Aufgaben wie der Straßen- und Schulbau gefährdet seien. Sein Appell an die Politik war unmissverständlich: „Lösen wir endlich diese Bremse, damit wir den Spagat bewältigen können, der uns sonst zerreißt.“
Auch Brandenburgs neuer Wirtschaftsminister Daniel Keller ergriff das Wort und betonte die bisherigen Erfolge im Strukturwandel. Er lenkte den Fokus auf ein altbekanntes, aber weiterhin dringliches Thema: die Entbürokratisierung. Keller hob hervor, wie wichtig die Mitwirkung von Expertinnen und Experten aus verschiedenen Bereichen sei, um bürokratische Hürden abzubauen und die Arbeitsfähigkeit von Unternehmen, Vereinen und ehrenamtlichen Initiativen zu stärken. Seine Einladung zur aktiven Mitgestaltung des neuen Landtagsausschusses zur Entbürokratisierung fand großen Anklang bei den Anwesenden.
Neben den politischen Reden standen auch Ehrungen im Mittelpunkt. In diesem Jahr wurde Reinhard Trokler, Gründer des Piccolo-Theaters und langjähriger Vorsitzender der Stadtverordnetenversammlung, die Ehre zuteil, sich ins Goldene Buch der Stadt einzutragen. Trokler, dessen Engagement die kulturelle Landschaft von Cottbus über Jahrzehnte geprägt hat, zeigte sich sichtlich gerührt. Mit seinem humorvollen Kommentar, dass er „niemals aufhören“ werde, brachte er die Gäste zum Schmunzeln.
Auch der Musiker Alexander Knappe wurde für seine Verdienste ausgezeichnet. Er engagiert sich seit Jahren nicht nur für den FC Energie Cottbus, sondern vor allem für krebskranke Kinder. Seine persönliche Geschichte, geprägt durch den Verlust naher Angehöriger an die Krankheit, motivierte ihn, Spenden zu sammeln und auf die Missstände in der Finanzierung von Therapien aufmerksam zu machen. Während seines emotionalen Auftritts präsentierte Knappe seinen letzten Song, bevor er sich musikalisch verabschiedete, was für viele ein besonderer Moment des Abends war.
Das Kulturprogramm rundete den Abend auf eindrucksvolle Weise ab. Die Ballettschule Wehrhund zeigte mit ihrer Darbietung tänzerische Perfektion, die Popsorben brachten sorbische Kultur auf die Bühne, und die Big Band sorgte immer wieder für musikalische Höhepunkte. Der Übergang zum geselligen Teil des Abends wurde mit dem Fall des Vorhangs eingeleitet, der den Blick auf ein reichhaltiges Buffet freigab.
Bei leckeren Speisen und kühlen Getränken bot sich die Gelegenheit zu angeregten Gesprächen, Netzwerken und dem Schmieden neuer Pläne für das Jahr 2025. Der Neujahrsempfang zeigte eindrucksvoll, wie stark die Verbindung zwischen Politik, Kultur und gesellschaftlichem Engagement in Cottbus ist. Die Veranstaltung bot nicht nur einen feierlichen Start ins neue Jahr, sondern auch eine Plattform für wichtige Diskussionen, ehrende Anerkennung und inspirierende Begegnungen.