DDR Sommerfrische in Lichtenhain a. d. Bergbahn

Sommerfrische in Lichtenhain

In den sanften Hügeln des Schwarzatals, umgeben von dichten Wäldern und glitzernden Bächen, liegt der kleine Ort Lichtenhain a. d. Bergbahn. Während der DDR-Zeit war dieser Ort ein beliebtes Ziel für Sommerfrischler, die der Hektik des Stadtlebens entfliehen und die Ruhe der Natur genießen wollten. Zeitzeugen erzählen im Video von ihren Erinnerungen an die Sommerfrische in Lichtenhain und wie diese Erlebnisse ihre Kindheit und Jugend prägten.

Die Anreise in die idyllische Region begann oft mit einer langen Zugfahrt. Die Urlauber kamen mit der Reichsbahn, vollgepackt mit Koffern und Vorfreude auf die bevorstehenden Tage. „Die Bahnfahrt war ein Abenteuer für sich“, erinnert sich eine Zeitzeugin. „Wir saßen eng gedrängt in den Abteilen, die Gerüche von belegten Broten und dem Parfüm der Mitreisenden mischten sich. Die Vorfreude war greifbar.“ Die letzte Etappe der Reise führte mit der Bergbahn hinauf in die Höhe, wo sich der Ort Lichtenhain malerisch ausbreitete.

Ein prägendes Erlebnis war das Frühstück, das die Familie, die die Ferienwohnungen vermietete, für ihre Gäste zubereitete. „Jeden Morgen duftete es nach frischen Brötchen und selbstgemachter Marmelade“, erzählt ein anderer Zeitzeuge. „Die ganze Familie half mit – die Kinder beim Tischdecken, die Erwachsenen in der Küche. Es war ein gemeinsames Erlebnis, das uns alle näher zusammenbrachte.“ In den rustikalen Küchen, die oft mit Kacheln verziert waren, wurden nicht nur Speisen zubereitet, sondern auch Geschichten und Lachen ausgetauscht. Das Frühstück war nicht nur eine Mahlzeit, sondern ein Fest der Gemeinschaft.

Die Gäste lebten mit der Familie im Haus, und das Miteinander war von großer Bedeutung. Oft fanden sich mehrere Familien zusammen, und die Kinder wurden schnell zu Freunden. „Wir haben in den Wäldern gespielt, sind an Bächen herumgetollt und haben die Umgebung erkundet“, erinnert sich ein ehemaliger Sommerfrischler. „Die Freiheit, die wir dort fühlten, war unvergleichlich.“ Diese Erlebnisse waren nicht nur wichtig für die Kinder, sondern schufen auch ein starkes Band zwischen den Erwachsenen. Die Gespräche am Frühstückstisch und die gemeinsamen Ausflüge prägten die Urlaubszeit.

Die Hauptattraktion in Lichtenhain war die Bergbahn, die die Gäste in die umliegenden Wälder und Berge brachte. „Die Bergbahn war unser Transportmittel, unser Abenteuer“, erzählt ein Zeitzeuge. „Mit der alten Bahn fuhren wir zu den schönsten Aussichtspunkten. Es war ein Gefühl von Freiheit, wenn wir mit dem Wind in den Haaren die Landschaft erblickten.“ Diese Ausflüge ermöglichten es den Urlaubern, die beeindruckende Natur des Thüringer Waldes zu erleben, von schattigen Wanderwegen bis hin zu atemberaubenden Ausblicken auf die umliegenden Täler.

In den warmen Sommermonaten wurde die Region von vielen Touristen besucht, insbesondere aus den Städten wie Leipzig oder Dresden. „Die Gäste kamen nicht nur zur Erholung, sondern auch, um die frische Luft und die Thüringer Spezialitäten zu genießen“, berichtet eine Zeitzeugin. „Es war eine Zeit des Schenkens und Teilens – man brachte selbstgebackenes Brot mit, und die Einheimischen luden zum gemeinsamen Grillen ein.“ Die Abende waren erfüllt von Lichtern, Musik und dem fröhlichen Lachen der Gäste und Gastgeber.

Ein weiterer wichtiger Aspekt der Sommerfrische war die Selbstversorgung. „Wir hatten einen kleinen Garten, in dem wir Obst und Gemüse anbauten“, erzählt eine ehemalige Bewohnerin. „Die Gäste halfen oft bei der Ernte. Es gab nichts Besseres als die frischen Erdbeeren oder Himbeeren, die wir direkt vom Strauch naschten.“ Dieses Prinzip der Selbstversorgung war nicht nur nachhaltig, sondern förderte auch ein Gefühl der Verbundenheit zur Natur und zur Region.

Die kulinarischen Höhepunkte waren oft die Thüringer Spezialitäten, die die Gäste während ihres Aufenthalts genießen konnten. „Es gab immer Thüringer Klöße und Braten“, schwärmt ein Zeitzeuge. „Und zum Nachtisch hatten wir die leckersten selbstgemachten Kuchen. Jeder brachte sein Lieblingsrezept mit, und so probierten wir uns durch die köstlichen Gerichte.“ Diese Traditionen trugen zur Atmosphäre der Gastfreundschaft und Gemeinschaft bei.

Die Bedeutung des FDGB-Tourismus, der für viele Menschen die Möglichkeit eröffnete, Urlaub in der Heimat zu machen, war ebenfalls nicht zu unterschätzen. „Der FDGB organisierte Reisen und stellte Unterkünfte bereit. Das brachte viele Menschen in unsere Region“, erklärt eine Zeitzeugin. „Es war eine gute Gelegenheit für uns, neue Bekanntschaften zu schließen und Geschichten auszutauschen.“ Dieser Austausch zwischen den Einheimischen und den Gästen schuf ein starkes Band und bereicherte die Gemeinschaft.

Mit der Zeit erlebte Lichtenhain einen Wandel. Die Wohnungen wurden umgebaut und modernisiert, um den Bedürfnissen der Gäste gerecht zu werden. „Wir hatten immer das Gefühl, dass wir uns weiterentwickeln mussten, um den Urlauberwünschen gerecht zu werden“, sagt eine frühere Vermieterin. „Es war wichtig, dass sich die Gäste wohlfühlten und wiederkommen wollten.“ Die Gastgeber investierten viel in ihre Unterkünfte und schufen einladende und komfortable Räume.

Die Erinnerungen an die Sommerfrische in Lichtenhain bleiben für viele Zeitzeugen lebendig. „Es war eine Zeit der Unbeschwertheit und des Zusammenkommens“, sagt ein Zeitzeuge mit einem Lächeln. „Die Sommer in Lichtenhain waren für uns wie ein zweites Zuhause, ein Ort, an dem wir uns frei fühlen konnten und das Leben in vollen Zügen genießen durften.“

Die Geschichten und Erfahrungen aus dieser Zeit zeigen nicht nur die Bedeutung der Sommerfrische für die Menschen in der DDR, sondern auch die Wertschätzung für die Gemeinschaft, die Natur und die Gastfreundschaft. Lichtenhain a. d. Bergbahn bleibt im Herzen vieler ein Ort voller Erinnerungen, an dem die Sommer voller Abenteuer, Freundschaften und kulinarischer Genüsse lebendig werden.

Redakteur/Autor/Chronist: Arne Petrich

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