Unbekanntes von der Insel Rügen aus dem Jahr 1939

Die Ostseeküste wird majestätisch von Rügen, Deutschlands größter Insel, umrahmt. Diese Insel stellt eine bedeutende Brücke zu den nordischen Staaten Norwegen, Schweden und Dänemark dar. Um den Nordlandverkehr zu fördern, wurde der Rügendamm erbaut, der Stralsund mit der Insel verbindet. In Sassnitz übernehmen Eisenbahn-Fährschiffe die Reisenden und transportieren sie über das Meer nach Trälleborg. So erreichen Urlauber bequem ohne Umsteigen die reizvollen Städte Oslo, Stockholm und Kopenhagen.

Rügen ist berühmt für seine malerischen Ostseebäder, die durch ihre Schönheit und Vielfalt bestechend sind. Doch auch die Einsamkeit hat ihren Reiz. Von Lauterbach aus kann man mit dem Motorboot zur kleinen, vorgelagerten Insel Vilm fahren, die von einem unberührten Eichen- und Buchenwald geprägt ist. Hier findet man Ruhe und Stille, und die jahrtausendealte Vergangenheit der Insel wird in den tiefen Schatten der uralten Bäume spürbar.

In der sonnenüberfluteten Landschaft sind die Spuren einer längst vergangenen Zeit sichtbar. Altgermanische Hünengräber weisen auf die Stätten hin, wo kühne Helden ihre letzte Ruhe fanden. In der Nähe von Lauterbach liegt eines der ältesten Steingräber, geschätzt auf sieben- bis achttausend Jahre alt. Ein Baum hat die Steine gesprengt, was die Jahrhunderte überdauernde Geschichte lebendig macht.

Das Königsgrab bei Dwasieden, ein Sippengrab, ist ein weiteres beeindruckendes Relikt der Steinzeit. Diese Totenhügel, die von der Bronzezeit stammen und oft bis heute unberührt geblieben sind, prägen die Landschaft und verstärken ihren geheimnisvollen Reiz. Der Dubberworth bei Sagard ist der größte dieser Hügel und stellt eine eindrucksvolle Erinnerung an die damalige Zeit dar.

Besonders auffällig sind die altgermanischen Burgwälle, die auf Rügen zu finden sind. Der Wall am Herthasee ist berühmt und wurde bereits von Tacitus erwähnt. Hier befand sich der Kult der germanischen Göttin Nerthus, und in der Nähe steht der Opferstein, der von einer alten Sage umwoben ist.

In der Nähe der Jaromarsburg, dem nördlichsten Punkt Deutschlands, lag einst das Hauptheiligtum des mächtigen Heidengottes Svantevit. Die Ruinen der Jaromarsburg sind karg und unfruchtbar, doch die legendenumwobene Vergangenheit bleibt präsent. In der nahegelegenen Kirche von Altenkirchen wird ein steinernes Abbild des Götzen gezeigt, das bei der Christianisierung unschädlich gemacht wurde.

Der Alltag in Rügen wird auch durch die Traditionen geprägt. Im Fischerdorf Vitt haben sich seit Generationen die heimischen Fischerfamilien in einer Reusengemeinschaft zusammengeschlossen. Diese Organisationsform erfordert eine enge Zusammenarbeit und verdeutlicht die Verbundenheit mit dem Meer.

Gleichzeitig erlebt Rügen einen Wandel. An der Prorer Wiek, einer malerischen Bucht an der Ostküste, entsteht das große „Kraft durch Freude“-Seebad, das Platz für 20.000 Erholungssuchende bieten soll. In unmittelbarer Nähe liegt das beeindruckende Naturschutzgebiet der Feuersteinfelder von Prora, das durch seine weißen Steine besticht.

Die Kreidefelsen an Rügens Küste sind das Ergebnis von Millionen Jahren geologischer Geschichte. Diese majestätischen Klippen sind aus den Überresten von Urzeittieren entstanden und liefern das wertvolle Rohmaterial Kreide, das in zahlreichen Industrien Verwendung findet.

Die raue Schönheit der Rügener Landschaft hat auch die Gesichter der Menschen geprägt. Selbst der traditionelle Schüttelbüxtanz zeugt von der Bodenständigkeit und Schwere, die die Geschichte und Kultur dieser einzigartigen Insel widerspiegeln. Rügen bleibt ein Ort, an dem die Vergangenheit lebendig bleibt und die enge Verbindung zur Natur und den alten Traditionen ungebrochen ist.

Redakteur/Blogger/Journalist: Arne Petrich

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