Eine kurze Geschichte der Betriebskantinen in der DDR

Betriebskantinen in der DDR, 1981 | Qualität beim Mittagessen

1981 fordert die Berliner Delegiertenkonferenz der SED, dass die Qualität von DDR-Betriebsessen sowie die Anzahl der Essensteilnehmenden erhöht werden soll. In einem Fernsehbericht (siehe oben) des DDR-Fernsehens aus dem Jahr 1981 wird die Situation in den Betriebskantinen der DDR beleuchtet und gezeigt, wie es um die Qualität des Essens steht und wie zufrieden die Kantinenbesucher damit sind. In Interviews mit Verantwortlichen aus Verwaltung und Küche wird klar, dass der Geschmack der Gerichte – von Blutwurst mit Sauerkraut bis hin zu gebackener Flunder – stark vom Können der Köche beeinflusst waren.

Die Betriebskantinen spielten in der DDR eine wichtige Rolle im Arbeitsalltag und hatten weit mehr als nur eine funktionale Bedeutung. Sie waren nicht nur Orte der Verpflegung, sondern auch Zentren der sozialen Interaktion, des kollektiven Erlebens und sogar der politischen Erziehung.

In der DDR war das Prinzip der Vollbeschäftigung vorherrschend, und so gehörte es zum Alltag der Werktätigen, dass sie ihre Mahlzeiten in der Betriebskantine einnahmen. Die Kantinen boten dabei nicht nur günstiges Essen, sondern dienten auch dazu, den sozialistischen Gemeinschaftssinn zu fördern. Hier trafen sich die Arbeiter und Angestellten in ihrer Mittagspause, tauschten sich aus und diskutierten, was das Kantinenessen zu einem integralen Bestandteil der Betriebsstruktur machte.

Das Angebot in den Kantinen war vielfältig, jedoch stark von den wirtschaftlichen Bedingungen der DDR geprägt. Es gab meist einfache, nahrhafte Gerichte, die auf das Sättigungsbedürfnis der Arbeiter ausgelegt waren. Typische Speisen waren Kartoffelsuppe, Eintöpfe, Gulasch und Klopse, oft begleitet von Beilagen wie Kartoffeln, Sauerkraut oder Nudeln. Fleisch war in der DDR relativ knapp, daher gab es oft auch vegetarische oder fleischlose Alternativen wie Quark mit Leinöl oder Pfannkuchen.

Besonderes Augenmerk wurde auf die Preisgestaltung gelegt, um sicherzustellen, dass sich jeder Werktätige das Kantinenessen leisten konnte. Die Preise waren staatlich subventioniert, was die Mahlzeiten sehr erschwinglich machte. So kostete ein Mittagessen oft nur wenige Mark, was in starkem Kontrast zu den Lebensmittelpreisen im privaten Handel stand. Diese Subventionierung war ein Ausdruck des sozialistischen Fürsorgeprinzips, das die staatliche Versorgung der Arbeiterklasse sicherstellen sollte.

Die Kantinen waren zudem Orte der politischen Bildung. Es kam vor, dass politische Parolen oder Reden über Lautsprecher in den Kantinen verbreitet wurden, um die Arbeiter im Sinne des sozialistischen Staates zu motivieren und zu schulen. Auch wurden in den Kantinen gelegentlich Versammlungen abgehalten oder Informationsmaterialien verteilt, die die ideologische Ausrichtung der Bevölkerung unterstützen sollten.

Die Betriebskantinen spiegelten somit das Ideal der sozialistischen Gemeinschaft wider: Die Versorgung der Arbeiter, das gemeinsame Erleben und der Austausch in einer kollektivistischen Gesellschaft standen im Mittelpunkt. Auch nach der Wende, als viele dieser Kantinen privatisiert oder geschlossen wurden, erinnern sich viele ehemalige DDR-Bürger mit einer gewissen Nostalgie an diese Orte des Alltags, die weit mehr als nur eine Kantine waren. Sie waren Symbole eines Systems, das auf Gemeinschaft und kollektiver Erfahrung basierte, und gleichzeitig Zeugen einer Zeit, die lange vergangen ist.

Weitere aktuelle Beiträge