Die „Modschützen“ der NVA: Pioniere im modernen Gefecht

Die motorisierten Schützen, kurz „Modschützen“, der Nationalen Volksarmee (NVA) stellten eine Speerspitze der Landstreitkräfte dar. Ausgestattet mit modernsten Gefechtsfahrzeugen sowjetischer Konstruktion, verkörperten sie die Infanterie der sozialistischen Armeen und waren entscheidend für die Beweglichkeit und Feuerkraft im modernen Gefecht.

Die Bezeichnung „Modschützen“ mag heute ungewöhnlich klingen, doch sie stand für eine hochmoderne Truppengattung, die über Fahrzeuge verfügte, die Transport- und Kampfmittel zugleich waren. Die NVA setzte dabei auf bewährte sowjetische Technik wie den Schützenpanzerwagen (SPW) 60 PB, den SPW 70 sowie den Schützenpanzer (BMP). Diese Fahrzeuge, das „Endglied einer langen Entwicklungskette“, waren darauf ausgelegt, die Anforderungen des modernen Gefechts umfassend zu erfüllen.

Technische Überlegenheit und Feuerkraft
Die „Modschützen“ der NVA profitierten von der überlegenen technischen Ausstattung ihrer Gefechtsfahrzeuge. Der SPW 70, ein achtradgetriebener Schützenpanzerwagen, und der auf Gleisketten rollende BMP (die Abkürzung steht für „Boyevaya Mashina Pekhoty“, zu Deutsch „Gefechtsfahrzeug der Infanterie“) vereinten die Vorzüge eines mittleren Panzers und eines SPW in sich. Beide Fahrzeugtypen konnten im Gelände Spitzengeschwindigkeiten von bis zu 40 km/h erreichen und so dem Angriffstempo mittlerer Panzer jederzeit folgen.

Besonders beeindruckend war die Bewaffnung. Während der SPW 70 und der SPW 60 PB über ein mittleres und ein schweres MG verfügten, war der BMP deutlich vielseitiger ausgestattet. Er besaß ein MG, konnte Panzerabwehrlenkraketen verschießen und verfügte über eine 73-mm-Kanone für panzerbrechende Geschosse. Diese automatisch geladene Kanone bot eine größere Reichweite als herkömmliche Modelle. Für spezielle Aufgaben wurde sogar eine Variante, der BMP-2, entwickelt, der äußerlich an einer vollstabilisierten 30-mm-Schnellfeuerkanone zu erkennen war. Diese war nicht nur weitreichender und treffsicherer als die des BMP-1, sondern auch effektiv gegen Luftziele.

Ein taktischer Vorteil gegenüber vergleichbaren NATO-Fahrzeugen wie dem deutschen Schützenpanzer Marder war die geringere Bauhöhe. Mit 2,7 Metern (BMP) bzw. 2,32 Metern (SPW) waren die Fahrzeuge der NVA fast einen Meter niedriger, ohne dabei an Leistung einzubüßen.

Mensch und Maschine – Das Herz der Kampfkraft
Trotz aller technischer Raffinesse war klar: Die modernste Gefechtstechnik entfaltet ihren vollen Kampfwert erst in den Händen des Menschen. Jedes Fahrzeug wurde von einer Dreimann-Besatzung – Kommandant, Fahrer und Richtschütze (bzw. Richtlenkschütze beim BMP) – beherrscht. Die Kommandanten und die Fahrer des BMP waren Unteroffiziere, da die „Kampfmaschine“, wie die sowjetischen Genossen den BMP nannten, nicht von heute auf morgen zu beherrschen war.

Besonders die Handhabung der Panzerabwehrlenkraketen erforderte höchste Präzision und intensives Training. Tausende von Trainingsstarts am Simulator waren notwendig, um die Perfektion für das Führen der Rakete zu erwerben und zu erhalten.

Die Modschützen saßen im SPW 70 und im BMP gefechtsgünstig. Über beheizbare Winkelspiegel konnten sie das Gelände beobachten und aus Kampfluken heraus Feuer auf den Gegner führen. Die Waffen wurden dabei in Kugelblenden geführt und die Pulvergase abgesaugt. Der Panzerbüchsenschütze konnte seine Ziele bekämpfen, ohne abzusitzen, besonders Geübte sogar während der Fahrt. Bei Sturmangriffen oder anderen Situationen, die Handlungen zu Fuß erforderten, bot der BMP beim Absitzen weitreichenden Schutz vor gegnerischem Feuer.

Unaufhaltsam im Gelände und im Wasser
Die Vielseitigkeit der SPW und BMP zeigte sich auch in ihrer Fähigkeit, unterschiedlichstes Gelände zu meistern. Ob beim Vordringen in die gegnerische Verteidigung oder bei überraschenden Schlägen – sie bewältigten Steigungen von 30 bis 32 Grad. Ein entscheidender Vorteil war auch die Schwimmfähigkeit aller SPW und SPZ der Streitkräfte des Warschauer Vertrages. Der BMP erreichte dabei bis zu 7 km/h, angetrieben durch seine Gleisketten. Der SPW 70, angetrieben von zwei kräftigen Wasserstrahlturbinen, schaffte sogar 10 km/h und bewährte sich besonders bei Seeanlandungen. Bei widrigem Gelände konnte zudem der Reifendruck gesenkt werden, um die greifende Reifenoberfläche zu vergrößern – eine weitere Überlegenheit gegenüber analoger NATO-Technik.

Zusätzlich konnte sich der BMP mit einer Nebelanlage gegnerischer Sicht entziehen, was seine Überlebensfähigkeit im Gefecht weiter erhöhte.

Die SPW 60 PB und 70 sowie die BMP waren Gefechtsfahrzeuge, die den Modschützen der NVA ihre volle Beweglichkeit unter allen Gefechtsbedingungen garantierten. Sie schützten die Soldaten weitgehend vor gegnerischen Einwirkungen und ermöglichten ihnen die umfassende Erfüllung ihrer Gefechtsaufgaben zusammen mit anderen Waffengattungen. Mit diesen Fahrzeugen waren die Modschützen wahrhaftig „motorisierte Schützen“, die den Anforderungen eines modernen Konflikts voll entsprachen.