Boxlegende Henry Maske ehrt Max Schmeling und fördert den Nachwuchs in Sewekow

Sewekow bei Wittstock – Großer Andrang herrschte am 9. August in der kleinen Ortschaft Sewekow, als die deutsche Boxlegende Henry Maske die „Max-Schmeling-Halle“ besuchte. Anlässlich des 30-jährigen Bestehens des Heimatvereins Sewekow erfüllte sich ein langgehegter Wunsch vieler Anwesender: Maske, bekannt als „Gentleman-Boxer“ und Darsteller Max Schmelings im Film „Max Schmeling – eine deutsche Legende“, gab sich die Ehre. Der Besuch war eine Hommage an Schmeling und bot Maske die Gelegenheit, tiefe Einblicke in seine Karriere, seine Rolle im Film und seine Verbundenheit zum Boxsport zu geben, gekrönt von einer bemerkenswerten Spende an die lokale Jugendarbeit.

Die Max-Schmeling-Halle, deren Grundsteinlegung 2005 erfolgte und die 2007 offiziell in Betrieb ging, trägt den Namen der Boxikone mit dessen Zustimmung aus dem Jahr 2003. Max Schmeling verstarb leider im selben Jahr, noch vor der Grundsteinlegung, im Alter von 99 Jahren. Großformatige Schwarz-Weiß-Fotos in der Halle zeigen Max Schmeling, darunter auch eines im freundschaftlichen Gespräch mit Henry Maske, was die enge Verbindung der beiden Boxer unterstreicht.

Max Schmeling als Filmfigur und Vermächtnis
Der Höhepunkt der Veranstaltung war die Vorführung des Films „Max Schmeling – eine deutsche Legende“, in dem Henry Maske die Hauptrolle spielte. Die Entscheidung, Maske als Schmeling zu besetzen, ging auf einen persönlichen Wunsch Max Schmelings selbst zurück, der bereits 2002 geäußert hatte: „Wenn mich einer spielt, dann spielt mich der Henry“. Diese Empfehlung empfand Maske als Vermächtnis und lehnte die Rolle trotz anfänglicher Zweifel an seinen schauspielerischen Fähigkeiten nicht ab.

Maske bereitete sich acht Monate intensiv auf die Rolle vor, auch wenn er zugab, nicht annähernd die schauspielerische Begabung eines Profis zu besitzen. Für ihn war es entscheidend, den Menschen Max Schmeling authentisch darzustellen und dessen Ernsthaftigkeit zu vermitteln.

Besonders herausfordernd war für den Linkshänder Maske die Darstellung des rechtshändigen Schmeling, doch mit professionellen Boxern als Partner im Ring und angepassten Kampfstilen der 30er Jahre gelang es, die Kämpfe überzeugend darzustellen. Maske gestand jedoch auch, dass die Darstellung der innigen Beziehung Schmelings zu seiner Frau Anni Ondra für ihn der schwierigste Teil des Films war, obwohl es nur einen Kuss gab.

Henry Maskes Blick auf den Boxsport
Im Gespräch mit Heidi Schäfer teilte Maske auch seine persönlichen Erfahrungen und Ansichten zum Boxsport. Er erläuterte, dass ein Boxer vor einem Wettkampf nicht die Angst im herkömmlichen Sinne empfindet, sondern „großen Respekt vor dem, worauf man sich eingelassen hat“. Er beschrieb den Weg vom Umkleideraum zum Ring als einen „Weg zum Schafott“, der jedoch mit dem Gongschlag alle Zweifel vergessen lässt. Die wichtigste Aufgabe eines Boxers sei es, sich selbst zu verteidigen und sicher zu sein.

Maske, der bereits mit sechs Jahren zum Boxen kam, obwohl er mit neun Jahren aufhören wollte, hatte das Glück, stets hervorragende Trainer zu haben, darunter Hans Hörnlein. Diese Trainer erkannten sein Potenzial, obwohl er sich selbst nicht als Naturtalent beschrieb und weder über den idealen Körperbau noch über perfekte Koordination verfügte. Sein Stil, der weniger auf harte Schläge als auf Technik und Verteidigungsbereitschaft setzte, polarisierte anfangs, wurde aber durch seinen Erfolg und die hohe Zuschauerquote bei seinen Profikämpfen schließlich akzeptiert und respektiert.

Überraschend für viele war Maskes Entscheidung, zehn Jahre nach seinem Rücktritt, 2007, erneut gegen seinen einstigen Rivalen Virgil Hill anzutreten. Maske erklärte, dass Hills erneuter Weltmeistertitel im Cruisergewicht 2006 ihn motivierte, da er die Chance sah, einen amtierenden Weltmeister zu schlagen und so die Ernsthaftigkeit seines Comebacks zu untermauern. Seine Frau erkannte dabei seine besonderen „Boxeraugen“, die eine tiefe Entschlossenheit signalisierten. Trotz der Herausforderung und der langen Vorbereitung von 45 Wochen und 6 Tagen vertraute ihm seine Familie voll und ganz, was für Maske entscheidend war. Der schwierigste Kampf seiner Karriere sei der erste gegen Graciano Rocchigiani gewesen, der ihn körperlich und mental an seine Grenzen brachte.

Engagement für den Nachwuchs und die Zukunft des Boxens
Henry Maske setzt sich seit 1999 mit seiner Stiftung „Ein Platz für Kinder“ für benachteiligte Kinder und Jugendliche ein. Im Rahmen seines Besuchs in Sewekow verzichtete er auf sein Honorar und spendete die Einnahmen dem Projekt „Kampfsport ohne Grenzen – Inklusion und Integration“ der SG Einheit Wittstock. Das Projekt, das Jiu-Jitsu in Wittstock und Pritzwald anbietet, wird von Trainer Frank Kallis geleitet. Maske betonte die Bedeutung von Sportangeboten für Kinder und Jugendliche, insbesondere in Kampfsportarten, die Verteidigungsbereitschaft und Selbstkontrolle lehren.

Auf die Frage nach dem aktuellen Zustand des deutschen Profiboxens zeigte sich Maske kritisch. Er bedauerte, dass vieles in der Vergangenheit nicht optimal gelaufen sei, um international an der Spitze zu bleiben. Er schloss jedoch eine Tätigkeit als Trainer für sich selbst aus, da er es nicht verkraften könnte, talentierte Nachwuchsboxer an andere abgeben zu müssen. Dennoch lobte er die Fairness und den Charakter der Boxer und die positiven Resonanzen des Sports in den letzten Jahren.

Henry Maskes Besuch in Sewekow war mehr als nur eine Stippvisite; es war ein bewegendes Zeugnis der Verbundenheit zweier Boxlegenden und ein inspirierender Appell an die Bedeutung von Sport und Engagement für die nächste Generation. Die Veranstaltung endete mit herzlichem Dank an Maske für seine Großzügigkeit und an das Publikum für seine Teilnahme.