Fast Food im Osten – das war weit mehr als nur ein schneller Happen. Es war eine Kultur für sich, eine Antwort auf den Alltag, ein Stück Heimat, das man auf die Hand bekam. Vergessen Sie Burger mit drei Saucen; in der DDR war Fast Food deftig, schnell und manchmal das Beste am ganzen Tag. Es roch nach Alltag und schmeckte nach Zuhause. Hier sind einige der unvergesslichen Klassiker, die bis heute Erinnerungen wecken:
• Der Broiler: König der Fast-Food-Kultur Keiner nannte ihn Brathähnchen. Der Broiler war der unangefochtene König der ostdeutschen Fast-Food-Kultur. Außen knusprig mit einer würzigen Kruste und goldener Haut, innen dampfend, würzig und zart. Man aß ihn mit den Händen, die Finger wurden fettig, und das Lächeln war groß. Es gab ihn in speziellen Broilerbars, am Imbiss oder bei Großveranstaltungen. Dazu gab es Kartoffelsalat oder einfach eine Semmel und einen Klecks Bautz’ner Senf. Der Broiler war „greifbarer Luxus“ und ein „Feiertag im Alltag“.
• Die Ketwurst: Eine ostdeutsche Innovation Länglich, heiß und saftig, tief im Brötchen steckend und manchmal auf die Finger tropfend – das war die Ketwurst. Sie war eine Eigenentwicklung, schnell, praktisch und anders. Erfunden in Berlin, wurde das Brötchen vorgebohrt, damit die Wurst genau hineinpasste. Dazu kam eine kräftige Sauce aus Tomate, Paprika und Senf, süßlich-würzig und manchmal leicht scharf. Die Ketwurst war keine billige Kopie des Hotdogs, sondern „etwas eigenes, etwas Ostdeutsches, etwas das blieb“.
• Die Grilletta: Der DDR-Burger vor seiner Zeit 1982 erfunden, um der Jugend etwas auf die Hand zu geben: Die Grilletta. Ein Sauerteigbrötchen, rund und einseitig kross, gefüllt mit einer dicken Bulette aus Schweinefleisch. Manchmal kam Ketchup, Senf oder Chutneysauce dazu. Verkauft an Bahnhöfen, in Konsumimbissen und auf Festen, war sie warm, fettig und sättigend. Obwohl das Brötchen oft auseinanderbrach und die Sauce lief, war sie ein Genuss – das ostdeutsche Streetfood, bevor es den Begriff gab.
• Die Kruster: Pizza auf Ostdeutsch Die Kruster war Ostdeutschlands Antwort auf Pizza. Eckig, rustikal und voller Ideen, bestand sie aus einem Hefeteig, oft mit Roggenmehl. Belegt wurde sie mit dem, was da war: Jagdwurst, Zwiebeln, Letscho, Schmelzkäse, vielleicht Paprika oder manchmal auch ein Ei. Ihre Besonderheit lag nicht in der Exotik, sondern in der Fantasie und der Fähigkeit, satt zu machen. In den Siebzigern gab es sogar eigene Krusterstuben.
• DDR Currywurst: Wurst und Sauce ohne Firlefanz Manchmal süß, manchmal scharf, rot und dickflüssig – die DDR Currywurst klebte an allem: Wurst, Fingern, Erinnerungen. Oft wurde sie ohne Darm serviert, in Scheiben geschnitten und mit einer kräftigen Tomatensauce übergossen. Diese Sauce, mit Tomatenmark, Zucker, Senf, Curry und Paprika, hatte es in sich, und jede Bude hatte ihr eigenes Geheimnis. Sie war das Feierabendessen für viele und ein Imbissstand-Klassiker, der nach Straße, Alltag und Leben schmeckte.
• Die Thüringer Roster: Ein Grill-Ritual Sie zischte, duftete und machte alles besser: Die Thüringer Roster. Eine Wurst aus Schweinefleisch, gewürzt mit Majoran, Knoblauch und Kümmel, die „richtig“ auf Holzkohle gegrillt wurde, nicht im Elektrogrill. Serviert im Brötchen oder auf dem Teller, aber immer mit Senf. Die Roster war kein Snack, sondern ein Ritual, das zu Fußballplätzen, Gartenfesten und Maifeiern gehörte. Ein deftiger Biss und für einen Moment war alles gut.
• Bockwurst im Brötchen: Der verlässliche Alltagsbegleiter An der Kaufhalle, am Bahnhof, vorm Kulturhaus – die Bockwurst im Brötchen war überall. Warm, schnell, verlässlich. Man bekam sie auf die Hand, manchmal dampfend, oft mit einem Tropfen Senf, natürlich aus Bautzen. Das Brötchen war nicht immer frisch, aber die Wurst war es und sie machte satt. Sie war nicht spektakulär, aber ein Stück Alltag, das man nicht vergisst.
• Pfannkuchen: Das süße Fest im Alltag Flauschig, süß und zuckerumhüllt – der Pfannkuchen, den im Osten niemand Berliner nannte. Ein Klassiker bis heute. Rund, goldgelb frittiert, gefüllt, meist mit Himbeer- oder Erdbeermarmelade, manchmal Pflaume. Namen waren regional unterschiedlich: In Berlin Pfannkuchen, in Sachsen Kreppel, in Thüringen Ballen. Sie gehörten zu Feiertagen, Geburtstagen und Silvester.
• Die Gulaschkanone: Zusammenhalt in dampfender Form Wenn der Duft von Kassler und Majoran über die Festwiese zog, war die Gulaschkanone nicht weit. Dieser riesige, mobile Kochtopf auf Rädern servierte ehrliche Hausmannskost. Klassiker waren die Linsen- und Erbsensuppe: herzhaft, dick, mit Kartoffelstücken, salzigen Kasslerwürfeln und einem Schuss Essig. Sie war ein Zeichen der Versorgung und ein Symbol dafür, dass für alle gesorgt wurde – „Zusammenhalt in dampfender Form“.
• Mutzbraten: Gemeinschaft am Spieß Rauch in den Haaren, Fett auf dem Teller, Wärme im Bauch – der Mutzbraten. Durchzogen von Fett und Pfeffer, außen knusprig, innen zart, gewürzt mit Majoran, Kümmel, Knoblauch und stundenlang über offenem Feuer gedreht. Er kam aus Thüringen, war aber in der ganzen DDR beliebt. Er war ein Festessen für draußen, für Volksfeste, und bedeutete vor allem Zeit und Gemeinschaft.
• Karlsbaderschnitte: Schnell, gut, sättigend Eine Scheibe Weißbrot, mit Butter bestrichen, Tomatenmark für die, die es mochten, belegt mit Schinken oder Jagdwurst und oben drauf Käse – das war die Karlsbaderschnitte. Überbacken im Ofen, verfeinert mit einem Klecks Dresdner Worcestersoße, war sie außen knusprig, innen cremig und nie kompliziert. Ein Abendbrot, wenn es schnell gehen musste, aber gut werden sollte.
• Arme Ritter: Süßes Abendbrot mit Gefühl Aus übrig gebliebenen Weißbrotscheiben, Milch, Ei und Zucker entstand etwas Süßes, Warmes, Tröstliches: Arme Ritter. Das Brot wurde in Butter getränkt, gebraten und mit Zimt und Zucker bestreut. Dazu gab es Apfelmus oder einfach „einen Löffel Liebe“. Sie waren nie spektakulär, aber immer „genau richtig“ und schmeckten nach Kindheit.
• Würzfleisch: Feierlichkeit auf dem Teller Klein geschnittenes, gekochtes, gezupftes Fleisch, gebettet in einer hellen, würzigen Soße in kleinen Porzellanschälchen, mit geriebenem Käse im Ofen goldbraun überbacken. Dazu ein Spritzer Dresdner Worcestersoße und ein Zitronenschnitz. Das Würzfleisch war die volkstümliche Variante aus dem Osten, oft aus Hähnchen oder Schwein, eben aus allem, was verfügbar war. Mit Toast serviert, war der Geschmack cremig und kräftig – „ein bisschen Feierlichkeit auf ostdeutschen Tellern“.
• Gebackener Blumenkohl: Vegetarischer Klassiker Der gekochte Kohlkopf wurde zerteilt, in geschlagenem Ei gewendet und paniert, dann in heißem Fett goldgelb gebraten. Gebackener Blumenkohl war das vegetarische Hauptgericht der DDR, noch bevor das Wort vegetarisch Alltag wurde. Serviert mit Salzkartoffeln oder pur, war er außen knusprig, innen zart, und niemand war enttäuscht, obwohl kein Fleisch dabei war.
• Strammer Max: Deftig und verlässlich Ein Stück Brot, dick mit Butter bestrichen, darauf eine Scheibe Schinken und oben drauf ein Spiegelei, gelb wie die Sonne – der Stramme Max. Schnell gemacht, immer da. Man aß ihn mit Messer und Gabel oder einfach mit der Hand; jeder Bissen war knusprig, weich und deftig zugleich. Wer nichts im Haus hatte, machte einen Strammen Max und hatte plötzlich alles.
• Speckfettbäemme: Pure DDR-Küche Einfaches Brot, bestrichen mit warmem Speckfett, oben drauf Salz, Pfeffer, vielleicht Zwiebeln und eine Gewürzgurke aus dem Spreewald – die Speckfettbemme. Sie war das Gegenteil von Diätkost, aber ehrlich. Sie machte satt, gab Kraft und schmeckte nach Ofenwärme und Heimat – „pure DDR-Küche“, die man nicht vergisst.
• Quarkkeulchen: Das süße Finale Ein Rest gekochter, gepresster Kartoffeln, etwas Quark, Mehl, Ei und Zucker – daraus wurden Quarkkeulchen. Kleine, deftige Küchlein, in der Pfanne goldbraun gebraten und innen weich. Dazu gab es Apfelmus oder Heidelbeerkompott oder einfach nur Zucker und Zimt. Kinder liebten sie, Erwachsene auch; sie waren das süße Finale eines Tages und manchmal auch der Anfang einer schönen Erinnerung.
• Schokoladensuppe: Wärme auf dem Löffel Aus Milch und Kakao entstand keine heiße Schokolade, sondern Schokoladensuppe. Flüssige Wärme, süß und tiefbraun, mit Zwieback, der darin wie kleine Inseln schwamm. Sie war kein Dessert, sondern Hauptgericht an grauen Tagen. Schnell, günstig, gut – wie so vieles im Osten. Wer den Teller ausleckte, wusste: „das ist keine Nachspeise, das ist Erinnerung in Esslöffelgröße“.
Diese 20 Gerichte waren einfach gemacht, aber nie vergessen. Sie rochen nach Alltag, schmeckten nach Zuhause und bewiesen eines: Schnelles Essen kann trotzdem voller Gefühl sein.