Planwirtschaft statt Wohlstand: Der schwierige Alltag in der DDR-Ökonomie

Die Deutsche Demokratische Republik, ein Staat, der auf der Idee der sozialistischen Planwirtschaft aufgebaut war. Doch das Leben vieler Bürgerinnen und Bürger war geprägt von einem ständigen Kampf um alltägliche Güter – ein Phlagel, das mit dem bekannten Witz über die krumme Banane begann: Warum ist die Banane krumm? Weil sie einen großen Bogen um die DDR macht. Obwohl die Einfuhr von Bananen in Rekordjahren wie 1978 immerhin 120.000 Tonnen betrug, rund 7 kg pro Kopf, war die Realität oft eine andere: Bananen und viele andere Produkte gab es nicht überall und nicht immer.

Die DDR-Wirtschaft verlangte ihren Bürgern viel ab. „Nur gucken, nicht anfassen“, „Schlange stehen, tauschen statt kaufen, reparieren statt wegwerfen, selber machen“ – diese Phrasen beschreiben den Alltag treffend. Im Kern des Systems stand die sozialistische Planwirtschaft: Der Staat gab Preise vor und legte wirtschaftliche Ziele fest, die von den Betrieben zu erfüllen waren. Der Gedanke dahinter: Niemand sollte persönlichen Profit aus Handel und Produktion ziehen.

Dieser Grundsatz führte zu tiefgreifenden Umwälzungen. Schon in den 1950er Jahren mussten Bauern ihr Land an die landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften (LPG) abgeben. Anfang der 1970er Jahre traf es dann auch Familienbetriebe. Private Unternehmen wurden abgeschafft und in sogenannte volkseigene Betriebe (VEB) umgewandelt. Allein im Jahr 1972 betraf dies 11.000 Privatbetriebe, die oft Produkte herstellten, die aus dem Alltag nicht wegzudenken waren. Für Unternehmer wie Günther Steiner, dessen Plüschtierfirma in Sonneberg zum VEB plüti wurde, bedeutete das die Aufgabe des eigenen Lebenswerks. Man fragte sich, was nun mit einem geschehen würde, wo man arbeiten und die Familie ernähren könnte. Steiner passte sich an, beugte sich der Partei und durfte immerhin Direktor des nun volkseigenen Betriebs bleiben – ein Prozess, den er als „verrückt“ beschrieb, da man sein „eigenes Grab schaufeln“ musste.

Diese Umstellung führte zu einem gravierenden Problem: Nicht Angebot und Nachfrage bestimmten das Sortiment in den Läden, sondern die Partei. Aus der inflexiblen Planwirtschaft wurde die Mangelwirtschaft. Kunden hätten „alles alles“ gekauft, was es gab.

Die Staatspartei SED versuchte gegenzusteuern. Das Zauberwort hieß „Konsumgüterproduktion“. Alle VEBs sollten sich daran beteiligen, unabhängig von ihrem eigentlichen Profil. So produzierte das Braunkohlekombinat Kaffee, das petrolchemische Kombinat Kunststoffmöbel und das Walzwerk Regenschirme. Doch auch das deckte den steigenden Bedarf der Bevölkerung nicht. Knappe Waren wurden unter der Hand getauscht, „geschoben“ und auf dem Schwarzmarkt gekauft, beispielsweise Autoteile. In dieser Mangelgesellschaft kauften die Menschen verfügbare Artikel in großen Stückzahlen, nicht nur das, was sie gerade brauchten.

Besonders deutlich wurde der Mangel bei langlebigen Konsumgütern: Auf ein eigenes Telefon warteten manche 10, 12 Jahre. Und wer ein Auto haben wollte, musste im Schnitt 12 Jahre warten. Gleichzeitig lief Werbung für den Trabant, ein Produkt, das praktisch nicht zu kaufen war, dessen Wendigkeit, Ausdauer und „Anzugsfreude“ aber gepriesen wurden.

Auch Grundnahrungsmittel und Wohnen waren eine Herausforderung, wenn auch anders gelagert. Seit den 1950er Jahren waren die Preise staatlich gestützt und fast unverändert niedrig. Ein Brötchen kostete auch in den 1980ern nur fünf Pfennige. Bei Grundnahrungsmitteln wurden bis zu 80 Mark pro 100 Mark Warenwert subventioniert. Diese Subventionen belasteten den Staatshaushalt „unheimlich“ und fraßen Mittel auf, die eigentlich für Investitionen und neue Technik benötigt worden wären. Finanziert wurden sie unter anderem durch den Verkauf eigener Waren ins Ausland. Ostdeutsche Möbel und Textilien tauchten oft in den Schaufenstern und Katalogen westdeutscher Versandhäuser auf, auch wenn sie überwiegend „mit schlechten Ergebnissen“ verkauft wurden. Bis 1982 häufte der Staat Schulden von über 25 Milliarden D-Mark beim westlichen Ausland an.

Der tägliche Kampf um Güter wirkte sich direkt auf den Arbeitsalltag aus. Arbeiter fehlten im Durchschnitt 6 Stunden pro Woche unentschuldigt – Zeit, die sie benötigten, um Alltägliches zu organisieren. Viele Bürger machten ihrem Ärger Luft, indem sie sich direkt an Staatschef Erich Honecker oder die SED-Führung wandten. Diese sogenannten Eingaben, wie die verzweifelte Suche nach einer Schreibmaschine, schwollen Ende der 1980er Jahre drastisch an. Sie landeten schließlich wieder bei einfachen Parteiarbeitern, die sich vor Ort kümmern sollten und Sprechtage abhielten. Doch die Probleme blieben: Kurz vor dem Mauerfall fehlte es an allen Ecken und Enden. Das absurde „Dächer dichtprogramm“ in Dresden, bei dem 1000 Dächer pro Monat „dicht geredet“ wurden, während es weiterhin hineinregnete, symbolisierte die Diskrepanz zwischen Propaganda und Realität.

Die DDR-Wirtschaft drehte sich bis zur Wende in einer Abwärtsspirale. Das Ansehen der Staatsführung war ruiniert. Sympathie für die Partei gab es nicht. Die Planwirtschaft konnte den steigenden Bedarf und die Erwartungen der Bevölkerung nicht erfüllen und trug so maßgeblich zum Ende des Staates bei.