Ein Dokumentarfilm aus Mecklenburg-Vorpommern sorgt für Aufsehen und Diskussionen: „Wem gehört mein Dorf?“. Der Film von Regisseur und Autor Christoph Eder ist mehr als nur eine lokale Geschichte; er ist ein „Lehrstück für die Demokratie“ und ein „Zeitdokument aus einem Dorf“, das zeigt, wie Menschen sich aufmachen, um mitzugestalten.
Der Film begleitet den tiefgreifenden Wandel des Dorfes Göhren auf der Insel Rügen über einen Zeitraum von fünf Jahren. Ursprünglich ein abgelegenes DDR-Dörfchen und Urlaubsgeheimtipp, hat sich Göhren in den dreißig Jahren seit der Wende zu einem „touristischen Hotspot“ entwickelt. Ein maßgeblich prägender Faktor für diese Entwicklung war ein Investor aus den alten Bundesländern. Während der Nachwende-Boom für viele Einwohner zunächst Arbeitsplätze und Wohlstand brachte, führte er für die Gemeinde Göhren auch zu finanziellen Engpässen und einem Interessenkonflikt.
Der zentrale Konflikt des Films dreht sich um die Frage, wie die wesentlichen Entwicklungen der Gesellschaft verhandelt werden und in welche Richtung es gehen soll, insbesondere im Bereich des Tourismus. In Göhren formierte sich Widerstand gegen die „Maßlosigkeit“ weiterer Investitionen und Bebauungspläne. Eine Bürgerinitiative wurde gegründet.
Eine der wichtigsten Mitstreiterinnen dieser Initiative ist Nadine Förster. Sie ist nach einer „Odyssee rund um die Welt“ in ihr Heimatdorf zurückgekehrt, um mitzugestalten. Ihre persönliche Geschichte und ihr beruflicher Hintergrund im Tourismus prägen ihre Perspektive. Sie hat selbst Tourismus studiert und in diesem Bereich gearbeitet. Ein schockierendes Erlebnis in Mexiko, wo sie Anfang der 2000er Jahre ein „Paradies auf Erden“ fand, von dem zwanzig Jahre später „nichts mehr davon übrig“ war, zeigte ihr drastisch, was passiert, „wenn Tourismus sich einfach entfaltet“. Diese Erfahrung machte ihr klar, dass man eingreifen muss, um andere Perspektiven aufzuzeigen, wenn Wachstum unkoordiniert „weiter wuchert“.
Der Film „Wem gehört mein Dorf?“ ist eine „Langzeitstudie über einen Veränderungsprozess“. Seine Stärke bezieht die Dokumentation aus der „Nähe des Filmteams zu Akteuren vor Ort“. Dabei werden beide Seiten ausgewogen präsentiert: sowohl die Bürgerinitiative als auch die sogenannten „vier von der Stange“, die im Gemeinderat die Interessen des Investors unterstützen.
Die Reaktionen im Ort auf den Film waren größtenteils positiv, aber er löste natürlich auch Diskussionen aus. Der Film legt offen, wie politische Abläufe waren, wovon viele Einwohner nichts wussten oder womit sie sich nicht intensiv beschäftigt hatten. Regisseur Christoph Eder bot allen Protagonisten an, den Film vor der Veröffentlichung zu sehen und darüber zu sprechen, was auch fast alle wahrnahmen. Über die eine oder andere Sache wurde zwar diskutiert, doch der Wunsch nach Erfolg für den Film war einhellig. Bei der Vorpremiere in Göhren stellten sich Protagonisten von allen Seiten dem Publikum.
Der Film läuft erfolgreich auf Festivals in Europa und „bewegt die Menschen nicht nur in Mecklenburg-Vorpommern“. Eine zentrale Frage, die nach dem Film diskutiert wurde, ist, was das Wichtige an ihm ist.
Die Botschaft des Films ist universell: Er kann auf jeden Fall einen Impuls setzen, sich zu engagieren. Denn, wie in den Quellen betont wird, Demokratie funktioniert am besten, je mehr Menschen sich beteiligen. Wenn der Film mehr Menschen dazu anregen kann, das Gefühl zu bekommen, dass sie etwas bewegen können, dass sie selbstwirksam in ihrer Kommune, in ihrem Gemeinwesen werden können, dann wurde viel erreicht.
„Wem gehört mein Dorf?“ ist ein Film, der zeigt, dass man „Berge versetzen kann, wenn man zusammen etwas auf die Beine stellt“, und damit den Grundgedanken von Organisationen wie der Gewerkschaft ver.di aufgreift, die die Premiere in Schwerin organisierte. Politiker vieler Parteien sahen sich das „Lehrstück in Sachen Demokratisierung“ ebenfalls an. Finanzstaatssekretär Heiko Miraß, der die Situation auf Rügen aus eigenem Erleben kennt, betonte, dass der Film große Dinge verhandelt: die Frage, wie wir gesellschaftliche Entwicklungen verhandeln und miteinander umgehen.
Der Film ist somit nicht nur die Geschichte eines Dorfes, sondern eine Aufforderung zur Teilhabe und ein Beweis dafür, dass bürgerschaftliches Engagement die Demokratie stärken kann.