Jena ist untrennbar mit dem Namen Friedrich Schiller verbunden. Der Dichter, Historiker und Philosoph verbrachte einige seiner kreativsten Jahre in der Saalestadt, die nicht nur seine wissenschaftliche Karriere prägte, sondern auch als Inspirationsquelle für seine literarischen Werke diente. Noch heute zeugen zahlreiche Gedenkstätten und die Friedrich-Schiller-Universität von diesem Erbe.
Schillers Zeit in Jena
1789 erhielt Schiller einen Ruf als Professor für Geschichte an der Universität Jena – eine Anstellung, die seine finanzielle Situation entscheidend verbesserte. In Jena fand Schiller eine intellektuell belebende Umgebung, in der er bedeutende Werke verfasste. Besonders sein Gartenhaus vor den Toren der Stadt, das er 1797 erwarb, wurde zum kreativen Rückzugsort, in dem er Balladen, wesentliche Teile des „Wallenstein“ und den Beginn von „Maria Stuart“ schrieb.
In einem Brief an seinen Schwager Johann Friedrich Reinwald schwärmte Schiller 1798 von seinem Besitz: „Wir können uns in drei Stockwerke verteilen, und ich bewohne die Mansarde. Auch habe ich einen Pavillon am Ende des Gartens bauen lassen, von zwei Stockwerken, woraus man eine recht hübsche Ansicht hat.“
Goethe und Schillers Erinnerungsort
Die enge Freundschaft zwischen Schiller und Goethe zeigte sich nicht nur in ihrer Korrespondenz, sondern auch in ihrer gemeinsamen Wertschätzung für Erinnerungsorte. Während Goethe auf einer Reise nach Frankfurt das Haus seiner Großeltern besuchte, schrieb er Schiller über die Bedeutung solcher Orte. Schiller antwortete darauf mit der Erkenntnis, dass letztlich das persönliche Empfinden darüber entscheidet, welchen Wert ein Ort für den Einzelnen hat.
Schillers Besitz in Jena blieb auch nach seinem Umzug nach Weimar von Bedeutung. Sein Gartenhaus wurde später in ein Observatorium umgewandelt, als das Gelände in den herzoglich-weimarschen Staatsbesitz überging. Goethe, der Schiller stets in Erinnerung hielt, plante, eine Büste des Freundes dort aufzustellen, was jedoch nie realisiert wurde.
Die Universität ehrt ihren Dichter
Lange blieb das Gedenken an Schillers Zeit in Jena eher fragmentarisch. Erst 1889, zum 100-jährigen akademischen Jubiläum Schillers, wurde ihm ein Denkmal an der Universität gesetzt. Auch das Gartenhaus, das zeitweise als Wohnung des Hausmeisters der Sternwarte diente, blieb erhalten und wurde 1924 zur ersten Schiller-Gedenkstätte in Jena.
1934 erfolgte schließlich die offizielle Namensgebung der Universität. Die thüringische Regierung entschied, dass die Jenaer Hochschule künftig als „Friedrich-Schiller-Universität“ bekannt sein sollte. Doch in der Zeit des Nationalsozialismus wurde Schiller ideologisch vereinnahmt – ein Erbe, das erst nach dem Zweiten Weltkrieg kritisch hinterfragt wurde.
Schillers Erbe in Jena heute
Während die Innenstadt Jenas im Zweiten Weltkrieg schwer zerstört wurde, blieb Schillers Gartenhaus erhalten. Heute ist es eine der zentralen Erinnerungsstätten an den Dichter. Auch die Universität pflegt weiterhin das Andenken an ihren berühmten Namensgeber.
Anlässlich seines 150. Todestages im Jahr 1955 verlieh die Universität Thomas Mann die Ehrendoktorwürde – eine Geste, die Schillers universelle Bedeutung als Dichter und Denker unterstrich. Bis heute entfaltet das Jenaer Gartengrundstück eine besondere Aura, die Wissenschaftler, Studierende und Besucher gleichermaßen inspiriert.
Schillers Einfluss auf die Stadt Jena und ihre Universität bleibt ungebrochen. Die zahlreichen Gedächtnismale an verschiedenen Orten der Stadt zeigen, dass sein Geist hier lebendig geblieben ist. Die Friedrich-Schiller-Universität trägt seinen Namen mit Stolz – als Symbol für die Verbindung von Freiheit, Bildung und humanistischer Tradition.