In der Deutschen Demokratischen Republik war der Wohnungsbau eine der zentralen Aufgaben der sozialistischen Planwirtschaft. Ein Beruf, der dabei eine Schlüsselrolle spielte, war der des Betonwerkers. Die Nachfrage nach Betonfertigteilen war enorm, da sie den Bau von Wohnhäusern, Brücken und Industrieanlagen erheblich beschleunigten. Doch was bedeutete es, 1978 in der DDR als Betonwerker zu arbeiten?
Ein vielseitiger Beruf
Betonwerker waren für die Herstellung von Betonfertigteilen verantwortlich, die auf Baustellen nur noch montiert werden mussten. Dabei gab es zwei Spezialisierungen: Zementbeton und Silikatbeton. Während aus Zementbeton Bauelemente für den Hoch- und Tiefbau entstanden – wie Wände, Decken oder Brückenträger –, wurden aus Silikatbeton vor allem Steine für den Hausbau gefertigt. Trotz der unterschiedlichen Materialien waren beide Spezialisierungen in der Bauindustrie unentbehrlich.
Moderne Technik und harte Arbeit
Die Arbeit als Betonwerker war geprägt von maschineller Unterstützung. Große Mischanlagen sorgten dafür, dass Beton aus Kies, Zement, Splitt und Wasser nach festgelegten Rezepturen hergestellt wurde. Automatisierte Prozesse übernahmen viele schwere Aufgaben – vom Formen über das Verdichten bis hin zur Härtung der Betonteile. Doch trotz technischer Fortschritte blieb die Arbeit körperlich anspruchsvoll. Lärmbelastung und schwere Maschinen bestimmten den Arbeitsalltag, wenngleich Schutzmaßnahmen, wie Lärmschutzhauben, nach und nach für bessere Bedingungen sorgten.
Ausbildung und Anforderungen
Um Betonwerker zu werden, war ein erfolgreicher Abschluss der 10. Klasse erforderlich. Die zweijährige Ausbildung umfasste sowohl theoretische als auch praktische Inhalte. Neben dem eigentlichen Betonieren gehörte auch das Schweißen von Stahlmatten zur täglichen Arbeit, da viele Fertigteile mit Stahlbewehrungen versehen wurden, um ihre Stabilität zu erhöhen. Selbstständiges Arbeiten war eine Grundvoraussetzung, da Betonwerker oft in kleinen Teams oder auch allein arbeiteten.
Ein Beruf mit Verantwortung
Betonwerker kannten nicht nur die Produktionsprozesse, sondern auch den späteren Verwendungszweck der Bauteile. Fehler konnten schwerwiegende Folgen für Bauprojekte haben, weshalb Präzision und Sorgfalt entscheidend waren. Darüber hinaus war Schichtarbeit erforderlich, um den hohen Bedarf an Betonfertigteilen kontinuierlich zu decken.
Bedeutung für die DDR-Wirtschaft
Die Bauindustrie war einer der wichtigsten Sektoren der DDR-Wirtschaft, und Betonfertigteile waren unverzichtbar für die Umsetzung der ambitionierten Wohnungsbauprogramme. Die Rationalisierung der Bauprozesse durch Fertigteile ermöglichte es, innerhalb kurzer Zeit große Neubaugebiete zu errichten.
Auch wenn der Beruf des Betonwerkers mit harter körperlicher Arbeit verbunden war, bot er vielen Menschen eine stabile Beschäftigung mit gesichertem Einkommen. Heute erinnert dieser Beruf an eine Zeit, in der industrielles Bauen als Lösung für Wohnraummangel galt – ein Konzept, das in modernisierter Form noch immer eine Rolle spielt.