Der Hauptfeldwebel der NVA – Eine zentrale Figur im militärischen Alltag der DDR

Im Jahr 1988 gibt ein Lehrfilm der Nationalen Volksarmee (NVA) einen tiefen Einblick in das Leben eines der wichtigsten militärischen Vorgesetzten der DDR: des Hauptfeldwebels. Diese Dienststellung, die in der NVA einen zentralen Stellenwert einnahm, war mehr als nur eine hierarchische Position – sie repräsentierte die Verbindung zwischen den Soldaten und der Führungsebene, eine Rolle, die sowohl Disziplin als auch Fürsorge erforderte.

Der Film stellt Stabsfähnrich Strelau in den Mittelpunkt, der nach 15 Jahren Dienstzeit wieder in die Uniform schlüpft und erneut als Hauptfeldwebel in der Kaserne Eggesin tätig wird. Strelau ist kein gewöhnlicher Soldat – er ist die „Mutter der Kompanie“, wie der Hauptfeldwebel in der NVA häufig genannt wurde. Diese Bezeichnung spiegelt das familiäre und fürsorgliche Verhältnis wider, das er zu seinen Untergebenen pflegt. Der Hauptfeldwebel ist nicht nur für die Einhaltung der Dienstvorschriften und den ordnungsgemäßen Ablauf des Dienstes verantwortlich, sondern auch für das Wohl der Soldaten.

Im Lehrfilm wird deutlich, wie der Hauptfeldwebel eine zentrale soziale Rolle übernimmt. Er ist für viele Soldaten nicht nur ein disziplinarischer Vorgesetzter, sondern auch ein Ansprechpartner bei persönlichen Problemen. Diese menschliche Seite eines Militärs, das vor allem für seine Strenge bekannt ist, wird im Film durch Szenen unterstrichen, in denen Strelau bei der Weihnachtsfeier mit den Soldaten zusammen ist, Geschenke verteilt und für die richtige Stimmung sorgt. Dies zeigt, dass der Hauptfeldwebel eine vielseitige Rolle einnimmt – er führt mit Autorität, aber auch mit Empathie.

Die Aufgaben des Hauptfeldwebels sind vielfältig. Er organisiert den Alltag der Soldaten, sorgt für Ordnung und disziplinierte Abläufe und ist gleichzeitig ein Bindeglied zwischen den Soldaten und den höheren Dienstgraden. Dies erfordert sowohl Führungsstärke als auch die Fähigkeit, ein Gefühl der Gemeinschaft zu schaffen. Strelau erklärt im Film, dass seine Freude an der Arbeit mit den Menschen, sei es mit den Soldaten oder den Unteroffizieren, ihm ermöglicht, in dieser Position erfolgreich zu sein. Es geht ihm nicht nur um die Durchsetzung von Regeln, sondern auch darum, Stimmungen zu beeinflussen und eine Atmosphäre zu schaffen, in der sich die Soldaten wohlfühlen und respektiert werden.

Besonders bemerkenswert ist die Betonung auf der praktischen Seite der militärischen Aufgaben. Der Hauptfeldwebel ist nicht nur ein bürokratischer Vorgesetzter, sondern auch ein Mann der Tat. Ob es um den Umgang mit der Bohrmaschine zur Verschönerung der Unterkunft oder das Kochen von warmen Mahlzeiten in der Kälte geht – der Hauptfeldwebel ist immer bereit, die Ärmel hochzukrempeln und zu helfen, wo es nötig ist.

Was der Film außerdem verdeutlicht, ist die enge Verzahnung von militärischer Disziplin und sozialer Verantwortung, die der Hauptfeldwebel übernimmt. In einem System, das von der ständigen Bereitschaft und Disziplin der Soldaten geprägt ist, kommt es entscheidend auf die Menschenführung an. Der Hauptfeldwebel übernimmt hier eine Schlüsselrolle, indem er nicht nur als Vorgesetzter fungiert, sondern auch als eine Art sozialer Katalysator. Durch seinen respektvollen Umgang und seine Kommunikationsfähigkeiten schafft er ein Umfeld, das sowohl den militärischen als auch den menschlichen Bedürfnissen gerecht wird.

Der Lehrfilm „Der militärische Vorgesetzte“ bietet einen faszinierenden Einblick in die Struktur und das Leben der NVA und zeichnet ein differenziertes Bild des Hauptfeldwebels. Er ist mehr als nur ein traditioneller Unteroffizier – er ist der Dreh- und Angelpunkt der militärischen Einheit, der durch seine Führungskraft und menschliche Wärme die Soldaten motiviert und zusammenhält. In diesem Kontext wird der Hauptfeldwebel zu einer der wichtigsten Figuren innerhalb der NVA, die das Bild des Militärs der DDR prägen.

Tips, Hinweise oder Anregungen an Arne Petrich

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