Die Massermühle in Katzhütte in Thüringen: Vom Stolz des VEB Robotron zur Ruine

Die Massermühle in Katzhütte: Ein Ort, der einst von Lebensfreude, Urlaubserinnerungen und Gastfreundschaft geprägt war, zeigt sich heute als ein erschütterndes Zeugnis von Verfall und Verwahrlosung. Der Zustand des ehemaligen Ferienheims und der dazugehörigen Gebäude offenbart, wie schnell ein Ort des Zusammenkommens durch äußere Umstände und menschliches Versagen zur Ruine werden kann. Diese Geschichte beginnt mit einem ehemaligen Ferienobjekt des VEB Robotron Sömmerda, das jahrzehntelang als Urlaubsziel für Werktätige und ihre Familien diente, und endet in einem Lost Place, der nur noch Schatten seiner selbst ist.

Ein Blick in die Gegenwart
Bilder aus der Massermühle, die ein Filmemacher von „Wühlmäuse TV“ vor Kurzem in einem YouTube-Video veröffentlichte, zeigen das traurige Schicksal des ehemaligen Ferienheims. Der Boden ist übersät mit Müll, Heizkörper wurden aus den Wänden gerissen, und Holzverkleidungen liegen in Trümmern. Zwischen Überbleibseln des früheren Alltags – wie Wintersportkarten, Küchenutensilien und sogar Formularen für das Finanzamt – zeugen Schimmelflecken und tropfendes Wasser im Dachgeschoss von jahrelanger Vernachlässigung. Besonders bedrückend ist der Zustand des Schwimmbeckens, das mit Möbeln und anderem Unrat gefüllt ist, sowie das Bettenhaus, das nur noch mit Atemmaske betreten werden kann. Der Schimmel hat dort bereits weite Teile der Wände und Decken erobert.

Der Filmer berichtet, dass er vor zwei Jahren bereits vor Ort war. Damals, so seine Einschätzung, hätte die Anlage mit etwas Aufwand wieder in Betrieb genommen werden können. „Einfach durchkehren, das Poolwasser wechseln, und es wäre wieder nutzbar gewesen“, erinnert er sich. Heute jedoch sei das Gebäude so zerstört, dass kaum noch eine andere Option bleibe, als es abzureißen.

Ein geschichtsträchtiges Gebäude
Die Geschichte der Massermühle reicht bis ins Jahr 1898 zurück. Unter DDR-Verwaltung wurde das Gebäude zum Ferienheim für Werktätige des VEB Robotron Sömmerda, das ab 1969 Teil des größten Industriekombinats der DDR war. Viele Menschen, die hier einst ihre Ferien verbrachten, teilen heute nostalgische Erinnerungen in sozialen Netzwerken. In einer Facebook-Gruppe namens „DDR-Ferienlager“ wird häufig von glücklichen Sommerferien erzählt, von Wanderungen durch das Massertal und der herzlichen Betreuung durch die Betreiberfamilie Müller.

Nach der Wende schien das Objekt den Sprung in die Marktwirtschaft zu schaffen: Herbert und Sylvia Mattig verwandelten die Massermühle in ein erfolgreiches Familienunternehmen mit Hotelbetrieb, Restaurant und Wohnmobilstellplatz. Besonders in den schneesicheren Wintern 2014 und 2015 wurde die Massermühle sogar überregional bekannt, als der Sohn der Familie, Tim Mattig, mit einem gigantischen Schneemann für Aufmerksamkeit sorgte.

Der Anfang vom Ende
Die Erfolgsgeschichte der Massermühle nahm jedoch ein abruptes Ende, als jahrelange Straßenbauarbeiten die Region von der Außenwelt abschnitten. Mit Vollsperrungen sowohl vom Schwalbenhaupt als auch von Oelze aus konnte die Ausflugsgaststätte ihre Gäste nicht mehr erreichen. Der wirtschaftliche Schaden war enorm, und die Massermühle musste schließlich schließen.

Ein niederländisches Ehepaar kaufte das Objekt, mit der Idee, hier einen Alterssitz zu errichten, der zugleich als Beherbergungsbetrieb genutzt werden könnte. Doch die Beziehung zwischen den neuen Eigentümern und der Dorfgemeinschaft verlief alles andere als harmonisch. Konflikte und behördliche Kontrollen, insbesondere im Zusammenhang mit der Tierhaltung des Paares, führten zu einem angespannten Verhältnis. Schließlich suchten die Eigentümer in Südfrankreich ein neues Zuhause und ließen die Massermühle 2021 endgültig zurück.

Vom Verfall zum Lost Place
Die Abwesenheit der Eigentümer machte das Gebäude zu einem Magneten für Einbrecher und Vandalen. Teile der Inneneinrichtung wurden gestohlen, Wände und Böden zerstört, und das einst stolze Ferienheim verwandelte sich in eine Ruine. Ermittlungen zu den wiederholten Einbrüchen verliefen im Sande, und auch die Gemeinde Katzhütte konnte keine Rückzahlungen der offenen Grundsteuerforderungen von den Eigentümern einfordern.

Die Situation eskalierte, als die offenen Forderungen im Dezember 2023 bereits auf über 23.000 Euro angewachsen waren. Bürgermeisterin Ramona Geyer erklärte, dass die Gemeinde daraufhin einen Antrag auf Zwangsversteigerung stellte. Am 7. Januar 2024 soll das ehemalige Ferienheim am Amtsgericht Rudolstadt zwangsversteigert werden, gefolgt vom Bettenhaus am 18. Februar. Die Schätzungen für die Objekte belaufen sich auf gerade einmal 8000 Euro für die ehemalige Gaststätte mit Nebengebäuden und 2000 Euro für das Bettenhaus.

Ein unwürdiges Ende für einen historischen Ort
Die Massermühle ist heute ein Sinnbild für sinnlosen Verfall und die Folgen von Vernachlässigung. Ein Ort, der einst voller Leben und Freude war, steht nun leer und wird von Schimmel, Vandalismus und Verfall beherrscht. Die bevorstehende Zwangsversteigerung wird vermutlich keine Rettung mehr bringen – die Schäden sind zu groß, die Investitionen, die erforderlich wären, um den ursprünglichen Glanz wiederherzustellen, kaum realisierbar.

Für die Menschen, die hier einst glückliche Ferien verbrachten oder als Ausflügler einkehrten, bleibt die Massermühle in Erinnerung. Doch ihre gegenwärtige Realität ist ein mahnendes Beispiel dafür, wie schnell der Wert und die Bedeutung eines Ortes durch äußere Umstände und menschliches Versagen verloren gehen können.

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