Weihnachten in der DDR: Gerd Christian und sein besonderer Auftritt 1984

Am 25. Dezember 1984 trat der DDR-Schlagersänger Gerd Christian in der beliebten Weihnachtssendung „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ auf – jedoch nicht in gewöhnlicher Bühnenkleidung, sondern in Militäruniform. Der Auftritt des Musikers, der auch den Dienstgrad eines NVA-Gefreiten innehatte, ist ein bemerkenswertes Beispiel für die enge Verbindung von Unterhaltung und Militär in der DDR.

Die Sendung „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ wurde erstmals am 25. Dezember 1957 ausgestrahlt und hatte eine besondere Entstehungsgeschichte: Sie begann als Programm für Soldaten der Nationalen Volksarmee (NVA), das in einer Kaserne produziert wurde. Ziel war es, den in den Kasernen stationierten Soldaten eine Möglichkeit zu geben, ihre Familien über das Fernsehen zu grüßen. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Sendung zu einer der populärsten Weihnachtstraditionen im DDR-Fernsehen, moderiert von Heinz Quermann, der viele Jahre durch das Programm führte.

Der Bezug zum Militär blieb auch in den 1980er-Jahren bestehen, was sich in der 28. Ausgabe der Sendung 1984 deutlich zeigte. Heinz Quermann erinnerte an die erste Übertragung aus einem Militärobjekt, bevor Gerd Christian, in Uniform gekleidet, auf die Bühne trat. Der Sänger, der mit seinem Hit „Sag ihr auch“ (1979) große Erfolge gefeiert hatte, war nicht nur als Musiker bekannt, sondern auch als Angehöriger der NVA. Sein Auftritt unterstrich die ideologische Verbindung von Unterhaltung und staatlicher Repräsentation in der DDR.

Die Inszenierung solcher Auftritte diente nicht zuletzt dazu, die Verbundenheit zwischen Armee und Gesellschaft zu betonen. Besonders zur Weihnachtszeit sollte das Bild einer volksnahen und familiären Armee vermittelt werden. Für viele Zuschauer war „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ ein fester Bestandteil des Feiertagsprogramms, das festliche Stimmung mit politischer Symbolik verband.

Auch Jahrzehnte nach der letzten Sendung bleibt „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ ein Stück DDR-Fernsehgeschichte, das sowohl nostalgische Erinnerungen als auch kritische Diskussionen über die Inszenierung staatlicher Narrative im Fernsehen hervorruft. Gerd Christians Auftritt 1984 steht sinnbildlich für diese Epoche – eine Zeit, in der Musik, Fernsehen und Politik oft untrennbar miteinander verwoben waren.

Autor/Redakteur/IT-Chronist: Arne Petrich
Kontakt per Mail: coolisono@gmail.com

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